Institut Deutsche Adelsforschung
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Kleines ABC zum deutschen Adel

Namen, Verbände, Daten, Fakten aus fünf Jahrhunderten

Die vorliegende Webseite ist Teil eines kleinen virtuellen Lexikons betreffend herausragende Persönlichkeiten des deutschen Adels der Neuzeit sowie adelseigene Begriffe und Institutionen. Neben einer thematischen Einleitung zum Gesamtwerk finden Sie hier auch Register aller Artikel im Lexikon auf der Verzweigungsseite.

Owstien, Joachim-Friedrich v.

Jurist, Senatspräsident, * Fürstenwalde 5.Dezember 1881, gest. 1970.

Stammte aus vorpommerschem, Anfang des 14.Jahrhunderts erstmalig urkundlich erwähnten Uradel mit gleichnamigem Stammhause unweit von Gützkow im Kreis Greifswald. O. wurde am 5.Dezember 1881 im Kreis Lebus, in Fürstenwalde, geboren. Sein Vater Georg (1849-1914) stand wie die meisten seiner weiteren Vorfahren in Militärdiensten, er war zuletzt Kgl. Preuß. Oberstleutnant und verheiratet mit Vally v.Leipziger (1855-1922), O. schlug nach der Matura die Juristenlaufbahn ein und trat nach erfolgreichem Jurastudium am 23.Juni 1908 als Gerichts-Assessor in den Justizdienst ein.

Am 1.Januar 1914 jedoch schied er aus und arbeitete bis zum 31.Mai 1920 als Regierungs-Assessor im Preußischen Heroldsamt (1855-1920), bevor er am 1.Juni diesen Jahres infolge der Auflösung der Behörde durch die neue republikanische Regierung zum Landgerichtsrat am Landgericht Berlin II ernannt wurde und wieder in den Justizdienst zurückkehrte. Zum 1.Dezember 1924 zum Kammergerichtsrat befördert, war er bis 1945 in dieser Branche tätig und übernahm außerdem während des Dritten Reiches - selbst auch Mitglied der NSDAP - den Vorsitz des neu errichteten Erbgesundheitsobergerichts Berlin.

Zuletzt Senatspräsident des Berliner Kammergerichts, nach dem ersten Weltkrieg bis 1945 auch Gründer und Leiter der Abteilung für adelsrechtliche Fragen innerhalb des Ehrenschutzbundes des Deutschen Adels (1926-1934) Deutschen Adelsgenossenschaft. Nach 1920 und der Übernahme der Akten des Heroldsamtes durch das preußische Justizministerium versuchte er gemeinsam mit seinem Arbeitskollegen aus dem Heroldsamt, Albrecht Freiherr v.Houwald (1866-1958), die Überleitung der Heroldsamtsaufgaben in private Hände zu organisieren. Beide kannten sich auch privat gut und wohnten in Potsdam nicht weit voneinander entfernt, O. in der Potsdamer Großen Weinmeisterstraße 41 mit der Rufnummer 1099, unmittelbar in der Nähe des Wohnsitzes von Prinz Oskar v.Preußen.

O.`s Ziel war jetzt die Schaffung einer Adelsmatrikel, in der alle deutschen Edelleute verzeichnet sein sollten, etwas, was jedoch schon das Heroldsamt aufgrund der Fülle der Familien nicht erreichen konnte. Selbst Mitglied der Deutschen Adelsgenossenschaft, gehörte er 1920 zu den Mitgründern und ersten Mitgliedern der aus fünf Mitgliedern bestehenden Hauptbuchungsstelle der Deutsche Adelsgenossenschaft, die sich die Aufgabe der Matrikelführung gestellt hatte. Daneben war er weiterhin in adelsrechtlichen Fragen tätig, u.a. gemeinsam mit Hans-Friedrich v.Ehrenkrook (1880-1968) sowie Bernhard Koerner (1875-1952) im Adelsgerichtshof (1934-1936).

Heftige Diskussionen entbrannten zwischen den Mitgliedern um die Zulassung von jüdischen Edelleuten zur Matrikel, O. gehörte dabei zu denjenigen, die eine Aufnahme dieser Personengruppe befürworteten und ein reines "Rasseauswahlbuch" ablehnten, wie es später im Eisernen Buch Deutschen Adels Deutscher Art (1925-1942) verwirklicht wurde. Da der Justizminister jedoch die Zusammenarbeit verweigerte, weil er der Auffassung war, der deutsche Adel sei als Stand abgeschafft und dessen Namen bedürften nicht mehr des Schutzes, konnten O. und seine Mitstreiter nicht auf die Akten ihrer ehemaligen Adelsbehörde zurückgreifen. Daher gab man 1924 das Ziel der Erstellung einer umfassenden Matrikel auf und bestimmte die Gothaisch Genealogischen Taschenbücher zur Matrikel. Dies blieben sie bis zu ihrem letzten Erscheinen im Jahre 1942.

O.`s reiches publizistisches Werk schöpfte aus seinen Erfahrungen im Heroldsamt und fand im Deutschen Adelsblatt (1883-1944) des Verlergers Graf Wilhelm v.Schlieffen (1882-1947) einen dankbaren Abnehmer. Bekannt ist seine 17teilige Serie "Adelsrechtliche Fragen" aus den Jahren 1931 bis 1936, in der er einzelne juristische Fragen an Beispielen aus der Praxis erörterte.

Um seine große private adelskundliche Sammlung - darunter über 300 Gothaische Genealogische Taschenbücher, Hofkalender und Almanache - auch über seinen Tod hinaus geschlossen zu erhalten, begründete er 1968 die O.-Stiftung, die er dem Deutschen Adelarchiv e.V. zum Eigentum übergab. Nach seiner Maßgabe sollten diese Bestände Damen und Herren unentgeltlich ausgeliehen werden, die genealogisch zum deutschen Adel forschten. Die Stiftung fand dann aber nicht in Marburg, sondern in Schloß Kunreuth in Oberfranken eine Heimat und wurde von der gräflichen Familie v. und zu Egloffstein betreut. O. starb kurz nach der Stiftungserrichtung 1970 als letztes noch lebendes Mitglied des früheren Preußischen Heroldsamtes und als letzter seines Namens 88jährig.

Werke (Auswahl): Adel und Reichsverfassung in Preußen, in: Jg.XXXVII, Berlin 1919, 390-392 --- Nichtigkeit von Namensübertragungen durch Adoption, in: Deutsches Adelsblatt Nr.19 v.1.7.1927, 426 --- Ist der Adel abgeschafft?, in: Deutsches Adelsblatt Nr.33 v.21.11.1926, 679 --- Die Adelstitel der Frauen, in: Deutsches Adelsblatt Nr.14 v.11.5.1926, 284 --- Rechtsverhältnisse des persönl. Adels nach d. Reichsverfassung, in: Zeitschrift für Standesamtswesen, Jg.XIII, Berlin 1933, 92 --- Namensbezeichnungen der Mitglieder früherer Adelsfamilien, in: Zeitschrift für Standesamtswesen, Jg.VIII, Berlin 1928, 361 und Jg.IX ebd. (1929), 257 --- Die "Einbenennung" und ihre Bedeutung im adelsrechtlichen Sinne, in: Deutsches Adelsblatt Nr.3 v.12.1.1929, 35f --- Der adelige Name inder kaufmännischen Firma  (Adelsrechtliche Fragen 1), in: Deutsches Adelsblatt Nr.7 v.14.2.1931, 99 --- Über die Rechtsverhältnisse der Kinder aus morganatischen Ehen  (Adelsrechtliche Fragen 2), in: Deutsches Adelsblatt Nr. 16 v. 18.4.1931, 250f --- Erstreckt sich die Adelsverleihung auch auf die Töchter, die vorher durch Heirat aus der Familie ausgeschieden sind?  (Adelsrechtliche Fragen 3), in: Deutsches Adelsblatt Nr.25 v.6.1931, 425 --- Zur Frage der Wiederannahme des adligen Geburtsnamens durch die geschiedene Frau  (Adelsrechtliche Fragen 4), in: Deutsches Adelsblatt Nr.38  v.19.9.1931, 615f  --- Suspension des Adels nach § 21 des Bayerischen Adelsediktes und Reichsverfassung  (Adelsrechtliche Fragen 5), in: Deutsches Adelsblatt Nr.44  v. 31.10.1931, 700f --- Rechtsstellung verdunkelten Adels nach der Reichsverfassung  (Adelsrechtliche Fragen 6), in: Deutsches Adelsblatt Nr.2 v.9.1.1932, 28f --- Welche Wirkung hat die neue Reichsverfassung und haben die neuen Länderverfassungen auf die Rechtsverhältnisse unebenbürtiger Ehen?  (Adelsrechtliche Fragen 7), in: Deutsches Adelsblatt Nr.22 v.28.5.1932, 303f --- Was bedeutet die Genehmigung zur Fortführung eines Titels?  (Adelsrechtliche Fragen 8), in: Deutsches Adelsblatt Nr.24 v.11.6.1932, 335f  --- Adelsverzicht  (Adelsrechtliche Fragen 9), in: Deutsches Adelsblatt Nr.43 v.22.10.1932, 595 --- Aberkennung und Suspension des Adels (Adelsrechtliche Fragen 10), in: Deutsches Adelsblatt Nr.49 v.3.12.1932, 692 --- Persönlicher Adel  (Adelsrechtliche Fragen 11), in: Deutsches Adelsblatt Nr.49 v.3.12.1932, 692f --- Wannn geht der Adel durch Nichtgebrauch unter?  (Adelsrechtliche Fragen 12), in: Deutsches Adelsblatt Nr.19 v.6.5.1933, 305 --- Wirkungen der Vaterschaftsanerkennung durch einen adeligen natürlichen Vater (Adelsrechtliche Fragen 13), in: Deutsches Adelsblatt Nr.32 v.5.8.1933, 554  --- Die Adelstitel der Frauen im geltenden Recht (Adelsrechtliche Fragen 14), in: Deutsches Adelsblatt Nr.48 v.25.11.1933, 853f --- --- Adelsadoptionen nach bayerischem Adelsrecht  (Adelsrechtliche Fragen 15), in: Deutsches Adelsblatt Nr.14 v.31.3.1934, 240-241 --- Zugehörigkeit zum polnischen Adel und deutsches Adelszeichen (Adelsrechtliche Fragen 16 ), in: Deutsches Adelsblatt Nr.51 v.15.12.1934, 963f ---  Wann ist unbefugter Gebrauch des Adels strafbar? (Adelsrechtliche Fragen 17), in: Deutsches Adelsblatt Nr.25 v. 13.6.1936, 847 --- Das Reichsgesetz gegen Mißbräuche bei der Eheschließung und der Annahme an Kindes Statt, in: Deutsches Adelsblatt Nr.49 v.2.12.1933, 871f --- Hierzu Berichtigung vom gleichen Verf. in: Deutsches Adelsblatt Nr.51 v.16.11.1933, 933 --- Legitimation und Adel, in: Deutsches Adelsblatt Nr.40 v.4.10.1930, 552 --- Das Gothaische Jahrbuch, in: Deutsches Adelsblatt Nr.24 v.21.8.1926, 507 --- Die Gothaisch Genealog. Taschenbücher 1934, in: Deutsches Adelsblatt Nr.49 v.2.12.1933, 879 --- Die Gothaisch Genealogischen Taschenbücher 1935, in: Deutsches Adelsblatt Nr.49 v.1.12.1934, 903 sowie Deutsches Adelsblatt Nr.50 v.8.12.1934, 639 --- Die Gothaischen Genealogischen Taschenbücher 1938, in: Deutsches Adelsblatt Nr.49 v.4.12.1937, 1588 --- Die Gothaisch Genealogischen Taschenbücher 1939, in: Deutsches Adelsblatt Nr.49 v.3.12.1938, 1664 --- Die Gothaisch Genealogischen Taschenbücher 1940, in: Deutsches Adelsblatt Nr.49 v.21.12.1939, 1487 --- Die Gothaisch Genealogischen Taschenbücher 1941, in: Deutsches Adelsblatt Nr.35 v.11.12.1940, 754f  --- Der EDDA dritter Band, in: Deutsches Adelsblatt Nr.31 v.30.7.1932, 446 sowie in: Deutsches Adelsblatt Nr.47 v.17.11.1934, 866  --- Die Ehrentafel der Kriegsopfer des reichsdeutschen Adels, in: Deutsches Adelsblatt Nr.13 v.1.5.1926, 267 --- Wiederannahme des titulierten Mädchennamens durch die geschiedene Frau, in: Deutsches Adelsblatt, Jg.45, Berlin 1927, 343 --- Adelstitel der Frauen, in: Deutsches Adelsblatt Jg.44, Berlin 1926, 284 --- Vom Ehrenschutzbund zum Adelsgerichtshof, in: Deutsches Adelsblatt Nr.19 v.5.5.1934, 325-326 --- Der Ehrenschutzbund, in: Deutsches Adelsblatt Nr.7 v.1.3.1927, 122-123

Quellen und Schrifttum: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A, Bd.III (1957), S.337-339 --- Thomas Freiherr v.Fritsch-Seerhausen: Owstien-Stiftung, in: Deutsches Adelsblatt, Jg.XX (1981), S.202 --- Traueranzeige, in Deutsches Adelsblatt, Jg.IX (1970), S.242 und 266 --- Kalm, Harald v.: Das Preußische Heroldsamt 1855-1920, Adelsbehörde und Adelsrecht in der preußischen Verfassungsentwicklung, Berlin 1994, S.244-245 --- NN: Owstien-Stiftung, in: Deutsches Adelsblatt, Jg.VII (1968), S.267 --- Claus Heinrich Bill: Edelleute im höheren Justizdienst des Deutschen Reiches 1938, in: Deutscher Adelsalmanach, Lieferung 9, Sonderburg 2000, S.453 --- Portrait in: Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der uradeligen Häuser, Jg.XXXVIII, Gotha 1939 (vor dem Titelblatt)


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