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Kleines ABC zum deutschen Adel

Namen, Verbände, Daten, Fakten aus fünf Jahrhunderten

Die vorliegende Webseite ist Teil eines kleinen virtuellen Lexikons betreffend herausragende Persönlichkeiten des deutschen Adels der Neuzeit sowie adelseigene Begriffe und Institutionen. Neben einer thematischen Einleitung zum Gesamtwerk finden Sie hier auch Register aller Artikel im Lexikon auf der Verzweigungsseite.

Hammerstein-Retzow, Ingeborg Freifrau v.

Leiterin des Hilfswerks der Deutschen Adelsverbände, * Rudolstadt 24.Oktober 1904, † Melle 1.Juli 1998.

Geboren als Tochter des Kgl. Preußischen Generalmajors a.D.Rudolf v.der Osten und seiner Gattin Margarethe v.Fragstein und Niemsdorff, entstammte sie dem Huse Schönow des bekannten und weitverzweigten Uradelsgeschlecht v.der Osten. Vergleichbar dem Ehepaar v.Ehrenkrook teilte sie wie ihr Gatte  Freiherr Detlev v.Hammerstein-Retzow (1901-1964), den sie 1930 in Potsdam geheiratet hatte, die Liebe zur Arbeit am Adel als Korporation.

Von Köslin aus flüchtete H., die wie ihr Mann auch schon vor 1939 Mitglied der Landesabteilung Hinterpommern der Deutschen Adelsgenossenschaft war, mit ihrem Gatten nach Westdeutschland, wo sie auf Schloß Gesmold bei Melle ein neues Zuhause fand. Ihr besonderes Engagement begann 1945, als sie mit ihrem Gatten und dem Ehepaar v.Ehrenkrook sowie Jürgen v.Flotow (1902-1976) das Deutsche Adelsarchiv mitgründete und sogleich zusammen mit ihrem Mann ein soziales Werk zur Unterstützung deutscher Edelleute ins Leben rief. So wurde das Hilfswerk gegründet, später unter dem Titel Hilfswerk der Vereinigten Verbände des Deutschen Adels.

Entstanden war das Hilfswerk aus einer Paketaktion, um vor allem die Not, den Hunger und die Orientierungslosigkeit vor allem von Standesgenossen in den Besatzungszonen praktisch zu lindern. Zunächst waren die Adressaten der Hilfssendungen an Lebensmitteln, Gebrauchsgegenständen des täglichen Lebens und Kleidern vor allem Adelige in Ost- und Mitteldeutschland.

Später kamen andere Personengruppen auch in Westdeutschland hinzu. Mit ihrem Gatten führte sie zusammen das Hilfswerk bis zu seinem Tode, dann übernahm sie allein die Verantwortung. In ihrer speziellen Art vermochte sie es immer wieder, in ihren Weihnachtsaufrufen im Deutschen Adelsblatt (ab 1962) die Spendenbereitschaft wachzuhalten und auch Mithelfer beim Packen der Pakete zu finden.

Nicht zuletzt ihrem persönlichen Einsatz war es in vielen Jahren zu verdanken, daß der Adel einer sozialen Verpflichtung gegenüber Standesgenossen in solch übegreifender Weise gerecht werden konnte. Bis zu ihrem Tode blieb sie über fünf Jahrzehnte den Institutionen des deutschen Adels eng verbunden, zwanzig Jahre lang hatte sie außerdem die Geschäftsstelle des Deutschen Adelsblatts in Melle geleitet.

Mit ihrem Rückzug in den Ruhestand 1983 wurde diese Geschäftsstelle aufgelöst. Die Führung des Hilfswerks als Geschäftsführerin gab sie erst im Jahre an ihre Nachfolgern Gräfin Ursula v.Hochberg ab. In Anerkennung vor allem ihrer selbstlosen sozialen Verdienste wurde ihr vom Bundespräsidenten das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der BRD verliehen, bevor sie in ihrer Wahlheimat Melle im Alter von 94 Jahren gegen Ende des vorigen Jahrhunderts verstarb.

Quellen und Schrifttum: Neuer Wohnsitz nach Flucht (v.Hammerstein-Retzow), in: Flüchtlingslisten, Jg.II, Westerbrak 1946, H.4, S.16 --- Prinz Sieghard v.Schoenaich-Carolath: Ingeborg Freifrau v.Hammerstein-Retzow zum Neunzigsten, in: Deutsches Adelsblatt, Jg.XXXIII, Kirchbrak 1994, S.236 --- Anonymus: Freiferau Ingeborg v.Hammerstein-Retzow (betr. Ruhestand), in: Deutsches Adelsblatt, Jg.XXII, Kirchbrak 1983, S.273 (mit Portrait) --- Nachrufe des Deutschen Adelsblatts, der Vereinigung der Deutschen Adelsverbände und der Familie in: Deutsches Adelsblatt, JG.XXXVII, Kirchbrak 1998, S.197 --- Hans Wätjen: Geschichte des Geschlechts v.der Osten, Bd.II, Bremen 1977, S.119 --- Jahrbuch der Deutschen Adelsgenossenschaft, Berlin 1938, S.162 


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