Institut Deutsche Adelsforschung
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Kleines ABC zum deutschen Adel

Namen, Verbände, Daten, Fakten aus fünf Jahrhunderten

Die vorliegende Webseite ist Teil eines kleinen virtuellen Lexikons betreffend herausragende Persönlichkeiten des deutschen Adels der Neuzeit sowie adelseigene Begriffe und Institutionen. Neben einer thematischen Einleitung zum Gesamtwerk finden Sie hier auch Register aller Artikel im Lexikon auf der Verzweigungsseite.

C.i.l.a.n.e.

Eigentlich "La Commission d`information et de liaison des associations de noblesse d`Europe", frei übersetzt Kommission zur Information und Austausch europäischer Adelsverbände. Entstanden war die C. aufgrund der Erfahrungen und positiven Reaktionen auf zwei Jugendtagungen, einmal 1957 in Paris, veranstaltet von der französischen organisierten Adelsjugend der ANF (Association d`Entr`aide de la Noblesse Francaise), zum anderen in München, veranstaltet durch die Vereinigung der Deutschen Adelsverbände. War es bei der ersten internationalen Tagung um "Die Rolle des Adels in der gegenwärtigen Gesellschaft gegangen", so befaßte man sich in Bayern im kommenden Jahr mit dem Bereich "Die Bedeutung der geistigen Bildung für die Auseinandersetzung des Adeligen mit den religiösen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Problemen unserer Zeit".

In München war es wiederum die französische Adelsjunged, die eine dauernde Einrichtung zur Verbindung des europäischen Adels in Vorschlag gebracht hatte. Nach positiver Diskussion trat schließlich am 29.April 1959 die konstituierende Sitzung in Paris zusammen, ihr gehörten die Vertreter französischer, deutscher, österreichischer, italienischer und russischer Adelskorporationen an, wobei der Entschluß der VdDA vor allem durch das Engagement von S.D. Fürst Maximilian Egon zu Fürstenberg zustande kam.

Ihre Satzungsbestimmungen, die in langen Erörterungen ausgearbeitet wurden, mündeten aber nicht in der Schaffung einer europäischen Adelsföderation, sondern in einer Art Vermittlungsstelle zwischen den nationalen Verbänden, die ihre Eigenständigkeit behielten. Geschäftssprache der C. ist seither französisch (wenn auch inoffiziell oft englisch als Arbeitssprache gewählt wird), ihr Vorsitzender, Koordinator genannt, wird nach dem Roatationsprinzip gewählt. Als deutsche Vertreter waren seither folgende Koordinatoren im Amt: 1962 bis 1964 Dr.jur. Christoph Graf v.Degenfeld-Schonburg aus Schomberg in Baden und von 1987 bis 1990 Graf Theodor Finck v.Finckenstein.

Die Aufgaben der C. lassen bereits aus dem Namen ablesen, speziell war der Jugendaustausch und die Vorbereitung der jährlich stattfindenenen internationalen Jugendtagungen ein Arbeitsgebiet. Die C. arbeitet auch mit an der Organisation von Ferienlagern der europäischen Adelsjugend. Koordination und Informationsaustausch unter den Mitgliedern ist ein weiterer Aufgabenbereich. Berufliche Kontakte wurden durch die Angabe der Berufsbezeichnungen in den Mitgliederlisten der der C. angeschlossenen rund 25.000 Edelleute (1962) gefördert. Ferner ist die Beratung zur Abhaltung von internationalen Kongressen ebenfalls ein Arbeitsbereich geworden.

Der von Beginn an geplante multilaterale Jugendaustausch, der anfänglich nur als bilateral zwischen Frankreich und Deutschland durchgeführt werden konnte, erweiterte sich erst mit dem Beitritt weiterer Mitgliedsverbände. So waren bis 1987 neu beigetreten die Adelsverbände Belgiens, Spaniens, der Schweiz, Portugals, während Österreich 1987 nicht mehr vertreten war und 1990 Schweden hinzukam. In den kommenden Jahren bis 1996 einschließlich traten dann die Adelskorporationen Finnlands und der Niederlande sowie der Pontifikale Adel bei. Diese waren zunächst als Beaobachter mit Vertretern bei der C. verteten, bevor sie sich zu einem Beitritt entschlossen.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und des Warschauer Paktes spielte die Diskussion um eine Osterweiterung der C. eine nicht unbedeutende Rolle auf den Adelskongressen. 1990 wurde von der belgischen Delegation ein Ethischer Kodex des Europäischen Adels angeregt, der 1994 durch die C. als sogenannter "Code éthique de la noblesse en Europe" verabschiedet wurde. Er kann als das Ergebnis zahlreicher Überlegungen zur Schaffung eines aktuellen Adelsethos für das 21.Jahrhundert angesehen werden kann. In ihm wurden die geistige und moralische Dimension des Adelsauftrages, die familiären Werte und die Rolle des Adels in der Gesellschaft untersucht, definiert und als Empfehlungskatalog proklamiert.

Quellen und Schrifttum: Degenfeld-Schonburg, Graf Christoph v.: Die europäische Adelskommission, in: Deutsches Adelsblatt, Jg.I (1962), S.246 --- Finck v.Finckenstein, Graf Theodor: 10 Jahre Internationale Adelskommission. Bericht über die Tätigkeiten der Commission d`Information et de Liaison des Associations de Noblesse d`Europe, in: Deutsches Adelsblatt, Jg.VIII, Westerbrak 1969, S.83-84 --- NN: Strukturen und Aufgaben der Europäischen Adelskommission, in: Deutsches Adelsblatt, Jg.XXVI, Kirchbrak 1987, S.219 --- NN: Europäische Adelskommission Cilane, in: Deutsches Adelsblatt, Jg.XXIX (1990), S.78-82, 85-86 und 100-104 --- Finck v.Finckenstein, Theodor Graf: C.ilane - Die Europäische Adelskommission (Vorstellung dieser Einrichtung, Sinn und Zweck), in: Deutsches Adelsblatt, Jg.XXXI, Kirchbrak 1992, S.250 --- Commission d`Information et Liaison des Associations Nobles d`Europe: Cilane, in: Nachrichtenblatt des Verbandes Der Sächsische Adel, Jg.XXII., Nr.44 vom 15.9.1994, S.24f (darin: Code éthique de la noblesse en Europe) --- Claus Dieter v.Schumann: Sitzung der europäischen Adelskommission in Norfolk am 9.September 1995, in: Deutsches Adelsblatt, Jg.XXXV (1996), S.13 und 291 --- Claus-Dieter v.Schumann: Wesen und Wirken der Europäischen Adelskommission (mit Abdruck des vollständigen Ethischen Kodexes des europäischen Adels, in: Deutsches Adelsblatt, Jg.XXXVII (1998), S.6-10 


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