Adel in der Zeitschrift "Blut und Boden" 1929-1934
Register zu den Vorkommen Adeliger in dem völkischen Periodikum
der Weimarer Republik
Der Siebenbürger Sachse Georg A. Kenstler gab in den Jahren
1929 bis 1934 eine Zeitschrift heraus, die dem völkischen politischen
Lager entstammte und stark an der Verbindung der Landwirtschaft mit
Rassefragen orientiert war, auch wenn sie nicht sehr deutlich an die völkischen
Adelsreformideen (1911) des Philosophen Gudo List anlehnte.
Zusätzlich bekannte sie sich wie ihr Herausgeber zur norddeutschen
Landvolkbewegung und gegen die Maßnahmen des Staates von Weimar.
Es ist daher bezeichnend, daß seine Zeitschrift genau zu der Zeit
auftrat, als auch die landwirtschaftlichen Krisen weite Teile Deutschlands
bedrohten und die Landvolkbewegung in Schleswig-Holstein, Hannover,
Mecklenburg, Pommern, Ostpreußen und Schlesien ihren Höhepunkt
fand. Angefacht durch landwirtschaftliche Zwangsversteigerungen und sinkende
Preise, Weltwirtschaftskrise und überhaupt wirtschaftlichen Tiefstand
suchte die Landvolkbewegung wie auch die Zeitschrift "Blut und Boden" nicht
nur eine neue wirtschaftliche Politik zu fördern, sondern forderte
darüber hinaus auch eine weltanschauliche Neuorientierung zugunsten
des Bauerntums und der Rassenfrage. Noch bevor Richard W. Darré
1930 sein "Blut-und-Boden"-Buch veröffentlichte, prägte also
Kenstler bereits den gleichnamigen Mythos, der später in der NS-Programmatik
so großes Gewicht erhalten sollte.
Doch die "Erbverbundenheit" von Mensch und Erde war bei weitem nicht
die einzige Motivation der Herausgeber. Der Schaffung von "Erbgesundheitsämtern"
und der Zwangssterilisation "rassisch Minderwertiger" stand man deutlich
positiv gegenüber. Geistige Erneuerung, Führerprinzip, Schaffung
einer Herrenschicht, völkische Siedlung im Osten, Wehrhaftigkeit und
Kampfbereitschaft und die Schaffung eines Bauernadels, der zum Blutadel
werden sollte, waren weitere gesellschaftspolitische Ziele der Verfasser.
Die strikte Ablehnung des als Knechtschaftsinstument empfundenen Versailler
Vertrages, eine Gegnerschaft zum Marxismus, Bolschewismus, Pazifismus,
Sozialismus, Kapitalismus, Judentum, Jesuitismus, zur Freimaurerei und
Demokratie machte die Zeitschrift auch für Teile des jungkonservativen
Adels interessant.
Weitere Charakteristika des Periodikums waren Großstadtgegnerschaft,
Landbevorzugung, Ostlandbewegung, die Zurückdrängung polnischer
Wanderarbeiter und eine Los-von-Rom-Bewegung. Auch dies war für manche
Edelleute der Zeit nicht unsympathisch, so daß sich einige von ihnen
als Autoren von Artikeln für "Blut und Boden" zur Verfügung stellten.
Es blieben aber nur relativ wenige völkische Adelige, da andererseits
die Angriffe gegen den Großgrundbesitz abstoßend wirkten, dem
Kenstler ein Versagen in der Siedlungspolitik vorwarf. Auch Ausfälle
gegenüber der Deutschnationalen Volkspartei ("Ein Horst Wessel ist
uns lieber als 10.000 Mitglieder aus der Deutschen Volkspartei"), dem man
trägen und lethargischen Reaktionismus bescheinigte, hielten mache
altkonservative Edelleute von einem näheren Kontakt zur Zeitschrift
ab.
Auch die distanzierte Haltung zum Nationalsozialismus, die viele
Adelige vor 1933 kennzeichnete, war den Herstellern von "Blut und Boden"
ein Dorn im Auge. Sie bemängelten auch hier fehlende Entscheidungskraft
und ein klares Bekenntnis zu Adolf Hitler.
Die Zeitschrift "Blut und Boden", die mit dem Untertitel "Monatsschrift
für wurzelstarkes Bauerntum und deutsche Wesensart und nationale Freiheit"
bereits programmatische Züge aufwies und in Weimar erschien, arbeitete
eng zusammen mit einigen völkischen Institutionen, die zum Teil in
Personalunion vom Herausgeber und dessen Freundeskreis besetzt waren. So
wurde das erste Werbeheft 1929 von Kenstler im Auftrag des "Arbeits- und
Freundeskreises Bildungsstätte Deutscher Volkheit" herausgegeben.
In enger Verbindung stand die Zeitschrift auch mit der schleswig-holsteinischen
Landvolkbewegung, mit dem Arbeitsdienst- und Siedlungsbund der "Artamanen",
dem von Erich Ludendorff gesteuerten "Tannenbergbund", der Erziehungs-
und rassischen Kinderzuchtanstalt "Bund Kinderland", dem "Deutschen Turnerbund",
den Bauernorganisation "Bundschuh", dem philosopischen "Mittgardbund" und
dem Jugendverein "Bund Adler und Falken". Autoren wie Richard W. Darré
oder Ernst Niekisch waren schon 1929 und 1930 gern gesehener Gäste,
von A. Paul Weber wurden Karikaturen und Sinnbilder verwendet. Fleißiger
Verfasser und Inserent war auch ein Kapitän v.Müller-Berneck.
Er verkaufte nach dem ersten Weltkrieg "Herrenbekleidung aus deutschen
Stoffen" mit dem Werbespruch "Deutsche Tracht - Deutsches Wams" in Dresden.
Neben ihm traten noch einige weitere Adelige in der Zeitschrift
auf. Wenn sie sich nicht auf der Seite der angegriffenen Personen befanden,
kann davon ausgegangen werden, daß sie sich als Verfasser oder Inserenten
den Zielrichtungen des Periodikums bewußt waren und mit Teilen von
ihr sympathisierten.
Da die Artikel in dieser Zeitschrift für die Biographien der
hier genannten Edelleute einiges Material bereitstellen, andererseits aber
kein Register vorhanden ist, seien im folgenden Abschnitt die Adeligen,
die als Erwähnte oder Autoren enthalten sind, zusammen mit ihrem
Vorkommen in den Heften (mit Angaben zu den Jahrgängen und den darauffolgend
genannten Seitenzahlen des Beginnes ihrer Erwähnung) genannt (indexiert
wurden nur die Hefte. die dem Verfasser vorlagen, nämlich: Werbeheft
1929 (oohne Datum) --- Heft 1-5 und 8 von 1930 --- H.2,5,6 von 1931 ---
H.1-3 von 1932 --- H.1-2 von 1934). Reproduktionen in Form von Papierkopien
kann man bei Interesse an einem Eintrag erhalten bei der Bibliothek des
Instituts
für Zeitgeschichte, Leonrodstraße 46b in D-80636 München,
wo das Periodikum "Blut und Boden" unter der Signatur "Z 194" einsteht.
Die eMail der Institutsbibliothek lautet: bibliothek@ifz-muenchen.de.
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Beneckendorff und v.Hindenburg, Paul v., Reichspräsident,
wird als Tragödie des deutschen Volkes bezeichnet, in: H.4 (1930),
188
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Berge, v., Zeugnis der Rittergutsverwaltung Weißenborn
bei Freiberg in Sachsen für Artamaneneinsatz, in: H.2 (1930), 83
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Bronsart v.Schellendorf, Friedrich, General und Führer
des Tannenbergbundes, wendet sich an die Behörden gegen die Ausweisung
von Georg A. Kenstler aus Preußen, in: H.3 (1930), 139
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Campe, v., Landrat in Oldenstedt im Krs. Uelzen, Brief an denselben,
in: H.1 (1930), 24-27
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Dewitz, Jobst v., hielt einen Vortrag "Die Sühne des Jungadels"
in Schloß Gauernitz bei einem nordisch-völkischen Hohenmaien,
in: Werbeheft (1929), 43
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Freytagh v.Loringhoven, Prof., Verfasser von "Die Weimarer Verfassung
in Lehre und Wirklichkeit", wird als "deutsches Buch" bezeichnet, in: H.5
(1930), Rückumschlag nach 244
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Eickstedt, Claus v., Dr., Leiter der Volkswirtschaftlichen Abteilung
des Pommerschen Landbundes: "Bauernkampf der Gegenwart" (Rezension), in:
H.3 (1932), 124-126
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Faulhaber, Michael v., Kardinal, Auseinandersetzung mit seiner
Silversterpredigt von 1933, in: H.1 (1934), 18-26
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Gaertner, Franz v., Redner in Liegnitz für die Landvolkbewegung,
in: H.1 (1930), 29 --- Ders.: "Zur Ausweisung des Siebenbürger Sachsen
August Kenstler, in: H.1 (1930), 31-32 --- Ders.: als Leiter einer Führungs-Schulungswoche
des schlesischen Jungbauerntums in der oberschlesischen Grenzlandschule
Reichenbach, in: H.2 (1930), 106 --- Ders. als Entnehmer des Artikels "Ernstes
und Heiteres vom schlesischen Verwaltungsapparat", in: H.2 (1930), 108
--- Ders. als Mitkämpfer der "Völkischen Reichsschaft" in Schlesien,
in: H.2 (1931), 76
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Gleichen v., aus der Berliner Herrengesellschaft und von der
Zeitschrift "Der Ring", Kritik an ihm, in: H.3 (1932), 127-128
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Graefe, Albrecht v.: Teilnehmer auf der Tagung der Deutschvölkischen
Freiheitsbewegung in Verden an der Aller im Jahre 1931, in: H.6 (1931),
276
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Hertzberg, v., Landrat a.D. warnte die "Volksverderber" davor,
daß der Bauer aufstehe und sie vernichte, in: H.8 (1930), 368
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Hofacker, C.v., Dr., hielt einen Vortrag über die Ursachen
der Arbeitslosigkeit vor einer völkischen Gruppe in Berlin, in: H.2
(1931), 78
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Hutten, Ulrich v.: Wenn es einen gibt (Gedicht), in: Werbeheft
(1929), 3 --- Ders: Ich kann sterben ... (Sinnspruch), in: H.1 (1932),
7 / Keyserlingk, v., sei "Seelenhirt einer kleiner Gemeinde", der "die
Zukunft schlachte", erwähnt in der Rezension zu "Mord an der Zukunft",
in: H.1 (1930), 39
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Kracht, R.v., vertrieb Sonderdrucke von dem Aufsatz Rudolf Böhmers:
"Arbeiter und Bauer", in: H.3 (1930), 156 [s.a. H.3 (1930), 110-120]
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Krupp v.Bohlen und Halbach, Vortrag vor Industriellen, in: H.1
(1932), 28
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Maltzan, Frhr. zu Wartenberg und Penzlin, W.v., Dichter eines
"Spruches zur Weihe der Landvolkfahne", in: H.5 (1930), 231
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Manteuffel, Frhr.v., hielt 1930 einen Vortrag über eine
bauernfördernde
Außenpolitik auf einer Agrarpolitischen Tagung
des Politischen Kollegs in Verbindung mit der Landvolkbewegung, in: H.4
(1930), 19
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Mechow, Karl-Benno v.: "Das ländliche Jahr" (Romanrezension),
in: H.5 (1930), 240 / Maydell, Walter Baron v.: "Wo nur Selbsthilfe helfen
kann", in: H.8 (1930), 383-385
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Müffling, W.v.: "Zehn Jahre Republik" (Sachbuchrezension),
in: H.5 (1930), 241
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Müller-Berneck, Hellmuth v., Kapitän, 1924 in der
Kanzlei der Deutschen Bauernhochschule tätig, in Werbeheft (1929),
34 --- Ders. als Rezensent des Romans "Schollentreue oder der rote Feind
im Waldhof", in: Werbeheft (1929), 53 --- Ders. als Verfasser zweier Werbeschriften
für völkische Bauernsiedlung, in: Werbeheft (1929), 56 --- Ders.
als Spender für die Zeitschrift "Blut und Boden", in: H.1 (1930),
34 --- Ders.: "Katholischer Adel gegen Rom!", in: H.1 (1930), 37-38 ---
Ders.: Werbeanzeige "Deutsche Tracht - Deutsches Wams" Herrenbekleidung
aus deutschen Stoffen jeder Art, in: H.1 (1930), Rückumschlag und
in: H.2 (1930), ebd. in anderer Ausführung --- Ders. als Vorkämpfer
der Bauernhochschulbewegung im Jahre 1924, in: H.2 (1930), 80 --- Werbung
für seine verschiedenen Schriften, in: H.8 (1930), Rückumschlag
nach 388 --- Ders.: Männer und Mächte, in: H.1 (1932),
18-20
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Münchhausen, Börries Frhr.v., Dichter, schrieb Vorwort
zu "Niederdeutsches Balladenbuch" (Rezension), in: H.1 (1932), 42
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Oertzen, K.L.v., Oberst a.D. Rezension seines Werkes "Rüstung
und Abrüstung", in: H.5 (1931), 239
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Petersdorff, Friedrich v., Unterzeichner eines nationalrevolutionären
Manifestes der Deutschen Bauernschaft, deshalb vor Gericht, in: H.2 (1932),
80-81 / Reventlow, Ernst Graf zu, Rezension über sein Buch "Kriegsschuldlüge
und Kriegsschuldlügner", in: H.3 (1930), 143-147 --- Vorwurf, er sei
nicht vorurteilsfrei, in: H.1 (1932), 48
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Rex, v., Zeugnis der Rittergutsverwaltung Weißenborn bei
Freiberg in Sachsen für Artamaneneinsatz, in: H.2 (1930), 83
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Rohr-Demmin, v., Vorsitzender des Pommerschen Landbundes: Durch
berufsständische Ordnung der Wirtschaft zur Überwindung des Klassenkampfes,
in: H.3 (1932), 117-121
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Roth-Rösthof, Alfred v.: "Der dunkelste Teil des dunklen
Erdteils" (Rezension über dessen Erlebnisse als Jäger in Abessinien),
in: H.5 (1930), 243
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Salomon, Bruno v.: "Bomben und Republikschutzgesetz", in: H.8
(1930), 358-361 --- Ders. als Veranstalter eines roten Reichsbauerntages,
in: H.3 (1932), 123
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Salburg, Edith Gräfin v.: "Liesl und ihre Kinder" (Rezension),
in: H.2 (1931), 95 --- Dies.: "Hochfinanz" (Rezension), in: H.2 (1932),
96
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Salzmann, Erich v., Rezension seines Werkes "Zeitgenosse 50",
in: H.5 (1931), 238
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Schramm, Wilhelm v.: "Wir müssen radikal sein" (Sinnspruch),
in: H.8 (1930), 356 / Schulenburg, Sigurd Graf v.der: "Bauernritt"
(Gedicht), in: H.3 (1930), 109
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Seeger, Alexander v., Kurzrezension seines Werkes "Krisis der
Architektur", in: H.1 (1930), 45
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Selchow, Bogislaw v.: "Du glaubst nicht, was ein Mensch vermag"
(Gedicht), in: H.4 (1930), 176 --- Ders.: "Du!" (Gedicht), in: H.8 (1930),
387 --- Ders.: Glaube an die Sonne (Gedicht), in: H.2 (1934), 48
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Stackelberg, Eduard v.: Der Zusammenbruch des Deutschtums in
Rußland, in: H.1 (1931), 12-15 --- Ders.: Eine Antwort auf falsche
Wirtschaftshoffnungen, in: H.6 (1931), 263-264 --- Ders. als halbanonymer
Leserbriefschrieber "E.v.St.", in: H.2 (1934), 55-56
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Stackelberg, Mark v.: Der Niedergang der Landwirtschaft, in:
Werbeheft (1929), 18-23 / Starhemberg, Fürst v., spricht vor österreichischen
Heimatwehren (Bild), in: H.5 (1930), Umschlag vor 197
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Starschedel, Heinrich v., Auszug aus der Familiengeschichte
als Beispiel für "vorbildliches völkisches Verhalten" eines Katholiken
wider den Vatikan in der Zeit Kaiser Barbarossas, in: H.1 (1930), 37-38
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Stieglietz, v., Großkomtur des Jungdeutschen Ordens, hielt
einen Vortrag auf dem Gut Limbach über den Bund Artam, in: H.2 (1930),
80
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Teubern, Thea Freiin v. (oo Schwencke), "Kinderlandmutter" des
Bundes Kinderland und Nachrufverfasserin auf Dr. Julius Kaerst, in: H.3
(1930), Rückumschlag nach 156 --- [s.a. Bund Kinderland e.V., Vorstellung,
in: H.4 (1930), 194-195 und Rückumschlag sowie H.5 (1931), Rückumschlag
nach 240] --- Dies. als Rezensentin der Bücher "Liesl und ihre Kinder"
sowie "Hahns Kinder- und Märchenkalender 1931", in: H.2 (1931), 95-96
--- Dies. als Rezensentin von "Hahns Kinder- und Märchenkalender 1932",
in: H.1 (1932), 46 --- Dies. als Rezensentin von sieben vermischten
Jugendbüchern und einem Roman "Die letzte Königin von Atlantis",
in: H.3 (1932), 144
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Tirpitz, Alfred v., ehem. Großadmiral, wird als Tragödie
des deutschen Volkes bezeichnet, in: H.4 (1930), 187
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Tresckow, Ilse v., Stellengesuch als Sekretärin (später
verheiratete v.Donop), in: H.1 (1932), Rückumschlag nach 48
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Wallpach, Arthur v.: Ich hasse die Städte (Gedicht), Werbeheft
(1929), 11
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Wedemeyer-Pätzig, Hans v.: "Bauer, Bäcker,
Chauffeur", in: H.5 (1931), 232-233
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Wendrin-Wydrinski, Franz v., wird als "Werkzeug der überstaatlichen
Mächte" bezeichnet, in: H.6 (1931), 285
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Wilamowitz-Moellendorff, Emil v., dessen Beisetzung
im Jahre 1928 in Hinterpommern, in: H.3 (1932), 135
Wortgleicher Abdruck (ohne Fußnoten) aus Lieferung 2 der Zeitschrift
Deutscher Adelsalmanach, Jg.I, Juli 1999, S.55-59 |