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Selbsterforschung als Quelle postmoderner LebenspraxisDie Intrapersonal-Analyse als Aufgabe persönlicher FreiheitI. Vorwegwort Der postmoderne Mensch des kapitalistischen Westens ist ein Mensch, der in den Megatrends der Urbanisierung, des demographischen Wandels, der Individualisierung und der Globalisierung leben muß und diese Herausforderungen als gegebenen Rahmen seiner Lebensbedingungen anzunehmen hat; er kann ihnen nicht entfliehen. [1] Die Art und Weise aber, wie er mit diesen Phänomen umgeht, prägen ihn und seinen Lebensstil. Dabei steht der Mensch grundsätzlich immer wieder neu vor der Entscheidung der Freiheit, der Entscheidung zwischen Alternativen, die ihm die Gesellschaft und seine Kultur anbieten. Er kann diese Alternativen prüfen und annehmen oder verwerfen, um zu einem glückerfüllten und eudämonistischen Leben zu gelangen. Dieses von jedem Menschen ersehnte eigentliche Lebensziel - ein erfülltes Dasein mit größtmöglicher Lustförderung und größtmöglicher Unlustvermeidung - kann indes nur individuell gesteuert werden. Inwieweit Angebote zum „gelingenden Leben“ [2] wahrgenommen werden, hängt in erster Linie von dem Maß an sozialen und emotionalen Selbstkompetenzen zwischen Sozialisation und Individuation ab. Für manche Menschen mag beispielsweise die „organisierte Disziplinlosigkeit“ in Kneipen und Diskotheken glückerfüllend sein. Dort finden hauptsächlich Arbeiter und Angestellte, Schüler und Studenten, im Allgemeinen also in abhängigen Beschäftigungs- oder Ausbildungsverhältnissen stehende Menschen, die in ihrer beruflichen Laufbahn strenger Disziplin unterworfen sind, einen Ausgleich in ihrer „Freizeit“, [3] bei dem sie Glück empfinden: Das im Beruf, in der Schule oder im Studium erforderliche Maß an Konzentration, Geduld und Disziplin, das in den wenigsten Fällen freigewählt sondern als notwendige Begleiterscheinung des Lebens begriffen wird, [4] wird in der Freizeit bewußt überschritten: Laute Musik und die Einnahme von Drogen (vor allem von Zigaretten und Alkohol) zur Erweiterung des Bewußtseins gehören zum Standardrepertoire abhängig Beschäftigter, mit denen sie Freiheit und Glück erlangen möchten. Die Faszination von lautstarker Musik in der Kombination mit gesellschaftlich weitgehend anerkannten „weichen“ Drogen beruht vor allem auf der Zelebrierung der Abwesenheit jeder Form von Disziplin, Geduld und Konzentration. Drogenexzesse und Lautstärke werden vor der Folie eine sonst fremdbestimmten Lebens als Symptome von Glück und Freiheit empfunden, [5] ohne daß die gesundheitlichen und geistig-seelischen Folgen dabei bedacht werden. [6] II. Lebenskunst Eine andere und nachhaltigere Form der Lebenskunst, die sich nicht nur im Pendelschlag zwischen beruflicher Disziplin und einem freizeitlichen Sensus farciminitatis bewegt, erfordert jedoch Disziplin, Geduld und Konzentration, [7] wobei diese drei Eigenschaften, wenn sie freigewählt und nicht aufgezwungen sind, eine Gestaltungskraft entfalten können, die ungleich positivere Auswirkungen als die Überforderung des Gehörs und des menschlichen Körpers durch abhängig machende Substanzen zeitigt. Lebenskunst heißt: Selbstvergessenheit durch freigewählte Disziplin, Konzentration und Geduld zu finden. Selbstvergessenheit heißt hier: Zugleich durch eine bestimmte Tätigkeit in sich selbst aufzugehen und doch man selbst zu bleiben. Dieses Paradox wird in vielen Situationen und unter bestimmten Bedingungen erzeugt, beispielsweise bei vielen sportlichen oder künstlerischen Tätigkeiten. Sportler und Künstler besitzen zumeist, wenn sie mit intrinsischen Motiven, das heißt um des Sportes und der Kunst selbst willen, tätig werden, eben jene Fähigkeit, Selbstvergessenheit zu erzeugen. Dazu zählen aber auch religiöse Menschen, die sich in den Künsten des Glaubens an übernatürliche Wesenheiten üben und mystische Erlebnisse durch Chanten, Singen, Meditieren und gruppale Ekstase hervorrufen. Das Mystische an sich erscheint dabei als ein Ziel der religiösen Lebenskunst, die Verschmelzung des Selbst mit der Welt, den Gottheiten und die geistige-spirituelle Aufhebung des oft als schmerzlich empfundenen Dualismus zwischen dem Menschen und seiner Umgebung. Darüber hinaus heißt aber Lebenskunst auch, sich selbst zu erkennen und sein Leben bewußt zu gestalten. Dies ist in dem Maße möglich, in dem sich der einzelne Mensch über seine Bedürfnisse und sein Verhalten bewußt wird und diese im Rahmen der ihm in seiner Freiheit und Persönlichkeitsstruktur zur Verfügung stehender Ressourcen und Möglichkeiten gestaltet. Die Phase der Pubertät beispielsweise ist geprägt von einer lebensalterspezifischen Art der Wahrnehmung und Inanspruchnahme von Freiheit, die sich vor allem in der Abgrenzung zu bisherigen Lebenskonzepten der bisher vorbildgebenden Eltern erschöpft. Sie ist aber in ihrer Verweigerungshaltung nicht nur destruktiv, sondern bietet auch durch die Entdeckung der geschlechtlichen Diametralität und das Erwachen der intrapersonalen Sexualität die Eroberung eines neuen Lebensbereiches. Wie der Einzelne damit und wie er diesen neuentdeckten Bereich seines Lebens umgeht, entscheidet über Glück und Zufriedenheit im eudomänistischen Dasein, letztlich also über ein „gelingendes Leben“. Dabei ist Glück und Zufriedenheit jedoch kein statischer Zustand,
sondern ein Zustand, der immer wieder im Bewußtsein der Chancen und
Grenzen der Freiheit ausgelotet werden muß, auch im Zusammenhang
mit den Lebensaltern gesehen werden muß, die jeweils eigene Herausforderungen
generieren. [8] Jeder postmoderne und westliche, in Demokratien und in
Staaten des offenen Pluralismus lebende Mensch hat das Recht, sich die
Freiheit zu nehmen, so zu leben wie er es vermag und für sein Glück
für erforderlich hält. Beschränkt wird er nur durch moralische
und juristische Rahmenbedingungen, geschriebene und ungeschriebene Gesetze,
in dessen Rahmen ihm aber eine größtmögliche Freiheit der
eigenen Entscheidungen zur Lebensführung überlassen wird.
Die Wahrnehmung einer positiv empfundenen Pflicht des Einzelnen zur Prüfung der in der Freiheit enthaltenen Alternativen abseits der Massenangebote führt dahingegen zu einer dauerhafteren Glückserzeugung, da sie individuell gestaltet wird. Der egalisierende liberale Grundsatz der Gleichheit des Menschen trifft eben nicht zu auf Interessen und Wege der Lebenskunst, auch wenn die Freizeitindustrie diese allgemeinverbindlichen Ziele als durch sie erfüllt propagieren möchte. Die Pflicht zur Freiheit schließt demnach auch ein, daß sich der einzelne Mensch um seine Lebensgestaltung Gedanken macht, Handlungsalternativen und sich selbst in seiner lebensweltlichen Verfassung kennenlernt sowie Strategien zur Lebensbewältigung entwickelt. Auch hier geht es dabei grundsätzlich erneut um die Gestaltung und Auffindung eines Mittelweges zwischen Individuation und Sozialisation, um eine Wahlpflicht. Die Kunst eines gelingenden Lebens besteht folglich darin, vorgefertigte Konzepte aus der persönlichen Sozialisation heraus kennenzulernen, sie zu überprüfen und in der Individuation zu eigenen Werten und Strategien zu machen, sie sich anzueignen, oder aber sie begründet zu verwerfen. III. Das Mittel der Selbstreflektion Ein Mittel dazu ist die Frage nach den eigenen Bedürfnissen in der Selbstreflektion, die sich nicht mit den Pauschalangeboten zum Glück zufrieden gibt, sondern infolge der Pflicht zur Freiheit mit den Alternativen befaßt. Bisher wird diese Selbstreflektion des Individuums jedoch nicht als allgemeine Lebenspraxis gelehrt; so fehlt beispielsweise ein entsprechendes Schulfach in den allgemeinbildenden Schulen, wobei sich allerdings in neuerer Zeit vor allem das Fach „Ethik“ ansatzweise teils mit diesen Fragen der Lebenskunst befaßt, wenn dies auch vorwiegend deskriptiv durchgeführt wird. Bislang bleibt es daher vor allem alternativen Schulformen wie der Waldorfschule überlassen, nicht nur ein namentlich zur entmenschlichten Funktion eines Lebewesens in einem kapitalistischen System von Arbeit und Konsum dienendes Wissen, sondern auch Lebenskunststrategien zu vermitteln. [10] Die Fähigkeit und der Wille zur Selbstreflektion muß daher ebenfalls zunächst erst einmal selbst erlernt werden. Ein Hilfsmittel zur Erlernung dieser Selbstreflektion ist neben der Inanspruchnahme charakterlicher psychologischer Tests und Fragebögen [13] auch der „Stern menschlicher Existenz“ nach dem Arzt und Psychologen Gerhard von der Lehr, [14] der sich bildlich symbolisiert in Leonardo da Vincis Zeichnung des „Vitruvianischen Menschen“ von 1492 widerspiegelt. Der „Vitruvianische Mensch“ ist die Darstellung eines gleich proportionierten menschlichem Körpers, dessen ausgestreckte Extremitäten den „Goldenen Schnitt“ repräsentieren, vor allem also architektonisch und ästhetisch interessant sind. In übertragendem Sinne stellt aber der „Vitruvianische Mensch“ auch einen „Stern menschlicher Existenz“ dar, wobei Arme, Beine und Kopf sinnbildlich für die Ichs stehen, deren Kenntnis und Gestaltung ein “gelingendes Leben“ ermöglichen. [15] Zu diesen Bereichen zählen die fünf Ichs nach von der Lehr, von denen vier Ichs intrapersonal und ein Ich interpersonal angelegt ist. Sie werden im folgenden Abschnitt ausführlich dargelegt, zusammen mit zugehörigen Fragen, die zur Selbstreflektion einladen. [16] III. 1. Körperliches Ich Welche Möglichkeiten zu körperlicher Fitneß nehme ich wahr? Achte ich auf ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Bewegungslosigkeit und körperlicher Bewegung? Gehe ich meinen körperlichen Bedürfnissen nach? Trinke ich nicht zu wenig und nicht zu viel? Esse ich nicht zu wenig und nicht zu viel? Benutze ich das Essen als Kompensation von Lebensmangelerscheinungen oder weil ich Hunger habe? Welche und wie viele Nahrungsmittel nehme ich zu welchen Zeiten zu mir (Obst, Gemüse, Fleisch, Fertigprodukte, Fastfood)? Nehme ich Drogen oder nicht und wenn ja, in welchem Maße und welche Art von Drogen (Alkohol, Niktoin, harte Drogen) oder Stimulationsmittel (Kaffee, Tee, Zucker) führe ich meinem Körper zu? Was kann mein Körper vertragen? Gönne ich mir genügend Schlaf- und Ruhephasen? Was tue ich für eine befriedigende Sexualität? Bin ich mir über meine sexuelle Identität (hetero-, homo-, trans-, a- oder bisexuelle Veranlagung) und meine sexuellen Vorlieben im Klaren? Wie gehe ich mit körperlichen Beeinträchtigungen um? Wie pflege ich meinen Körper (Hygiene, Massage, Zärtlichkeit)? Fordere ich meinen Körper in ausreichendem Maß? Kenne ich die Grenzen zur Überforderung meines Körpers, nach der Erschöpfungszustände oder Muskelkater einsetzen? Nehme ich meinen Körper wahr und höre ich auf seine Signale? Übernehme ich Selbstverantwortung für die Gesunderhaltung meines Körpers? Bin ich mit bei Krankheiten der Ruhebedürftigkeit des Körpers bewußt? Aktivere ich Selbstheilungskräfte oder überlasse ich die Heilung ganz der Medizin? Welche Heilmethoden wende ich an (Allopathie, Schulmedizin, Homöopathie, alternative Heilweisen)? Kann ich ohne Sozialisationsdruck frei entscheiden, was gut für meinen Körper ist? Habe ich ein Körperideal? Ist es mein eigenes oder ein aus meiner umgebenden Kultur übernommenes Körperbild? Verdamme ich meinen Körper oder nehme ich ihn an? III. 2. Geistiges Ich Gebe ich mich mit Pauschalangeboten zur Beschäftigung und Entwicklung meines Geistes, meines Verstandes und meiner Ratio zufrieden? Welche Angebote zu geistiger Betätigung nutze ich und welche verwerfe ich? Bilde ich mich fort? Suche ich mir geistige Betätigungen, die zu mir passen und mir Freude machen? Welche geistigen Herausforderungen bereite ich mir? Kenne ich die Grenzen von geistiger Unter- oder Überforderung? Welche ethischen Überlegungen mache ich mir? Welche Moral resultiert daraus? Wie und warum empfinde ich Scham, Versagen und Schuld? Wie bewältige ich Schuldgefühle? Wie bewerte ich mein Fehlverhalten? Welche Freiheiten nehme ich mir und auf welche Freiheiten verzichte ich? Nach welchen Werten richtet sich mein Lebenshandeln aus? [17] Was, wie und wie häufig rezipiere ich geistige Angebote meiner Umgebung (Literatur, Zeitschriften, Filme, Fernsehen, Internet, Kultur, Computerspiele)? In welchem Maße konsumiere ich Kultur und in welchem Maße erschaffe ich Kultur selbst? Denke ich optimistisch oder pessimistisch? III.3. Intellektuelles Ich Will ich nach Erkenntnis streben und wenn ja, auf welchem Wege? Schließe ich mich einer religiösen oder politischen Weltanschauung an oder integriere ich nur bestimmte Aspekte dieser Weltbilder in mein Leben? Wie sieht mein Bild von der Welt und vom Menschen aus? Welchen Ideale finde ich erstrebenswert? Reflektiere ich mich selbst? Denke ich über mein Handeln nach? Gehe ich selbstkritisch mit mir um? Bin ich mir selbst ein Korrektiv? Fordere und fördere ich mein Denkvermögen, meine Kreativität, mein Improvisationsvermögen bei unvorhergesehenen Herausforderungen, über welchen Werkzeugkasten von Soft Skills und Kompetenzen verfüge ich bei der Lösung von anstehenden Problemen? In welchem Maß kann ich mit unfreiwilligen Rahmenbedingungen umgehen, die von mir Geduld, Konzentration und Disziplin erfordern? In welchen Bereichen will ich selbstgewählt Geduld, Konzentration und Disziplin aufbringen? Halte ich mich intellektuell flexibel? Nehme ich neue Herausforderungen an? Ist lebenslanges Lernen für mich eine Belastung oder oder eine Freude? Schule ich meine Fähigkeiten zur Abstraktion, Reflektion, Induktion, Deduktion, Einordnung und Bewertung? Beachte ich mein schlechtes Gewissen als Möglichkeit der Korrektur für meine Handlungen? Kann ich Abwehrmechanismen meines Ichs erkennen und mit ihnen umgehen? [18] III.4. Emotionales Ich Bin ich mir über meine Emotionsressourcen im Klaren? Welche Emotionen kenne ich und fühle ich vor allem oder bevorzugt? Wie gehe ich mit mit den menschlichen Grundgefühlen Liebe, Freude, Ehrfurcht, Enttäuschung, Reue, Verachtung, Freude, Euphorie, Ekel, Trauer, Wut, Ärger, Frustration und Aggression um? [19] Welche Ängste habe ich und was kann ich dafür tun, diese Ängste zu bearbeiten, zu beherrschen oder abzubauen? Kann ich meine Emotionen zulassen und erkennen? Gestatte ich mir Emotionen? Gebe ich zu, daß ich auch manchmal einsam und traurig bin? Kann ich mir oder anderen gegenüber in einem sozial verträglichen Maß meine Emotionen zeigen? Bin ich mir im Klaren über die Bedeutung meiner Emotionen? Was kann ich tun, um Emotionen auszuhalten, zu konservieren, zu reproduzieren und zu bewältigen? Weiß ich, unter welchen Begleitumständen bestimmte Emotionen auftauchen? Kann ich diese Umstände steuern, vermeiden oder hervorrufen? Bin ich Opfer meiner Emotionen? Lasse ich mich leicht von Emotionen überwältigen? Übernehme ich von anderen Emotionen oder sind es meine eigenen? III.5. Soziales Ich Wie gehe ich mit meinen Mitmenschen und meiner nichtmenschlichen Umwelt (Natur, Tiere, Pflanzen) um? Kann ich anderen Menschen verzeihen und vergeben? Wie ist mein Menschenbild? Knüpfe ich leicht oder schwer Kontakt zu anderen Menschen? Welche Strategien benutze ich, um meinen sozialen Umkreis aktiv zu gestalten? Fühle ich mich als Opfer oder Täter meiner sozialen Netzwerke? Nutze ich diese Netzwerke aktiv oder passiv? Initiiere ich zwischenmenschliche Aktionen und Projekte oder nehme an ihnen teil? Kann ich Herausforderungen besser im Team oder alleine lösen? Kommuniziere ich offen oder verdeckt? Wann ist Smalltalk angebracht? Wann kann ich über meine Gefühle und Empfindungen offen sprechen? Wie kommuniziere ich ohne Sprache mit meinen Mitmenschen? Kann ich ein Maß zwischen Annäherung und Distanz zu anderen Menschen finden, das nicht von Ängsten gesteuert ist? Wie gestalte ich Freundschaften? Kann ich mich einer Person liebend offenbaren ohne Angst vor Zurückweisung? Welche Formen sozialer Beziehungen (Geschäftsbeziehung, Bekanntschaft, Freundschaft, Monoamorie, Polyamorie, offene Beziehung, Eremitendasein) wähle ich und pflege ich mit welchen Menschen? In welchem Maß kann ich ich andere Menschen akzeptieren oder rege mich über sie auf? Sehe ich in anderen Menschen eher das Negative oder das Positive? Bin ich aufrichtig oder welches Maß an Notlügen ist für mich vertretbar? Kann ich „Ja“ sagen und meine dann auch „ja“ und „nein“ sagen und meine dann auch „nein“? IV. Freiheit und Verantwortung Wie aus dem vorgelegten Fragenkatalog deutlich wurde, der sich sehr bewußt nicht auf eine Komplexitäts- und Kontingenzreduktion eingelassen hat, ist die Vielfalt menschlicher Ich-Bereiche äußerst vielfältig. Der Katalog schließt zudem nicht nur die Möglichkeit ein, sich besser selbst kennenzulernen und zu verstehen, um eine wichtige Grundkonstante des menschlichen Lebens, nämlich das menschliche Dasein als Konfliktwesen, zu bewältigen und intrapersonale Konflikte zu vermeiden oder leichter lösen zu können, sondern erschließt, wie erwähnt, auch die Pflicht zur Verantwortung in sich. Diese hohe Verantwortung ergibt sich daraus, sich nicht nur in einem ersten Schritt mit seinen fünf Ich´s zu befassen, sondern in einem zweiten Schritt auch zwischen den Alternativen zu wählen, die sich als Möglichkeiten und Eventualitäten aus der Beantwortung der Fragen ergeben. Dabei lassen sich mindestens zwei Alternativen feststellen (beispielsweise bei der Frage, ob ich aus Hunger oder zur Kompensation anderer unerfüllter Wünsche esse), in einigen Fällen aber auch dutzende, hunderte oder gar tausende von Alternativen ermitteln (beispielsweise bei der Frage nach dem Anschluß an einen religiösen Kult), die geprüft werden müssen. Dieser Aufsatz stammt von Claus Heinrich Bill und erschien zuerst in der Nobilitas Zeitschrift für deutsche Adelsforschung im Jahre 2011 in Folge Nummer 66. Annotationen:
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