Institut Deutsche Adelsforschung
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Adel und Adelsfiguren in den Werken Thomas Manns (1875-1955)

Neue Publikation zum Adelsverständnis und zur Adelsdarstellung im Werk des Nobelpreisträgers

In den 1930er Jahren hielt der Erfinder der Buddenbrocks und des Zauberbergs Thomas Mann in Paris einen Vortrag; hierzu notierte eine österreichische Zeitung: „Paris, 8. Mai. Als Gast des Foyer de la Nouvelle Europe hielt Thomas Mann gestern abend im großen Festsaale des Völkerbundinstituts für geistige Zusammenarbeit in Paris in französischer Sprache einen Vortrag über ‚Freiheit und Adel‘, dem ein auserlesenes Publikum mit gespannter Aufmerksamkeit folgte. Thomas Mann setzte die verschiedenen Auffassungen von Freiheit, Natur und Geist bei Goethe und Schiller aus­einander, wobei er eine Parallele zwischen Goethe und Tolstoi auf der einen, zwischen Schiller und Dostojewski, auf der andern Seite aufzustellen suchte. Reicher und herzlicher Beifall dankte Thomas Mann, der sich seit vielen Jahren zum erstenmal wieder in Paris aufhält. Jules Romains richtete an Thomas Mann einige Worte des Willkommens, in denen er ihn als Vorkämpfer für den Gedanken der Völkerverständigung feierte, der in dem heutigen, von gefährlichen Leidenschaften durchwühlten Deutschland die Stimme der aufgeklärten und maßvollen Vernunft vernehmen lasse. Thomas Mann gab seiner Ueberzeugung Ausdruck, daß trotz der gegenwärtigen schwierigen Phase in den deutsch-französischen Beziehungen die Annäherung der beiden Länder und Völker mehr denn je eine Notwendigkeit bleibe, wenn man den Frieden erhalten und die abendländische Kultur vor dem Unter­gang bewahren wolle. An dem Tage, da es gelungen sein werde, die Diktatur der Dummheit durch die Dik­tatur der Vernunft zu ersetzen, werde die Geburts­stunde Europas geschlagen haben.“ [1]

Weshalb der Vortrag sich in seinem Titel mit dem Adel befaßte, hatte die zu diesem Fall ermittelbare Presse indes leider nicht geschildert. Dabei gab es im Werk des Schriftstellers viele Anklänge an den Adel, zu denken ist nur an „Königliche Hoheit“, in der eine amerikanisch-deutsche Geldehe verhandelt worden war. [2] Entsprechend ist Thomas Manns literarische Darstellungskunst auch für den Bereich des Adels und der Aristokratie schon literaturwissenschaftlich untersucht worden. [3] Der indes nicht gerade reich vorhandenen Literatur zu diesem Spezialaspekt gesellt sich nun eine Dissertation bei, die als zeitlicher Spätausläufer aus der ehemals in der Adelsforschung aktiven, jetzt weitgehend erloschenen „Marburger Schule“ [4] stammt, die sich einst die seinerzeit, vor etwas mehr als einem Jahrzehnt, noch neue produktive Zusammenarbeit zwischen Germanistik und Historiographie als Motto auserkoren hatte. Dieser hybridisierte Ansatz einer interdisziplinären Analyse besieht Adel als etikettenhafte Sozialgruppenbildung sinnvollerweise zugleich als Gegenstand der Geschichte, aber auch als Narrativ. [5] In diesem Blickwinkel ist nun auch die erwähnte neue Dissertation mit dem Titel „Adel in Thomas Manns Texten bis 1918“ erschienen. [6] Der Verfasser derselben widmet sich darin den vielfältigen Verflechtungen und Erscheinungsformen des Adels, die Manns Texten inne wohnten. Eine Aufklärung über den Paris-Vortrag und seine Adelsbezüge findet man in dem Werk zwar ebenfalls nicht, doch umfaßt es zunächst in einem wichtigen Einleitungsteil die Offenlegung der Problemstellung, die Begriffsklärungen von „Adel, Adeligkeit und Aristokratismus“, einen Forschungsüberblick [7] und Darlegungen zur gewählten Methodik (Seite 11-42). Der verwendete Adelsbegriff erweist sich indes leider als veraltet, so nimmt der Verfasser an, es handele sich beim Adel um einen Erbstand, so die reproduzierte und weitgehend unkritisch übernommene Auffassung vom Beginn der 1970er Jahre. Conzes lange überholte Grundbegriffe werden daher als Grundlage zitiert, [8] dann wird übergeleitet zu Bourdieus Habitusbegriff, es wird kurz auch Distinktion erwähnt.

Die Haltung der Marburger Schule verknüpfte zwar zwischen 2013 und 2020, der Zeit der DFG-Förderlaufzeit, [9] geschickt die Frage der Weiterführung und Transformation der Adelsidee in ursprünglich nichtaristokratische Felder, hat sich aber seitdem nicht mehr weiterentwickelt. [10] Die vorliegende Dissertation steht aber noch ganz Zeichen jener Marburger Schule, mit allen Vor- und Nachteilen, [11] ragt daher als Rudiment in die aktuelle Forschungslandschaft hinein, ohne daß erkenntlich wäre, daß das Manuskript für die Druckfassung aktualisiert worden wäre (ein Hinweis fehlt in der Danksagung auf Seite 5; ein weiteres Vorwort zum Werk gibt es nicht, ein Nachwort ebenfalls nicht).

Für das gewählte Erkenntnisinteresse war indes auch eine vollständige Neuorientierung nicht nötig, da gerade für den gewählten Ansatz, die Analyse von literarischen Gegenständen, in denen eine historische Sozialgruppenbildung verhandelt wird, der Ansatz ausreichend erscheint, auch wenn die Darstellung partiell, so hinsichtlich der Hochstapler-Thematik, keinen Anschluß an aktuelle Erkenntnisse der Forschung gefunden hat. [12] Somit ist die Arbeit zwar erst jüngst, im Sommeranfang 2025, erschienen, beruht aber auf einer Promotion aus dem Jahre 2023 und ist inhaltlich auf dem Stand von vor zehn Jahren verblieben. [13] Dennoch erweist es sich als sinnvoll, die geschichtswissenschaftlich-germanistische Hybridisierung zu exemplifizieren, da in Manns Werken mehrere Formen von „Adel“ abgehandelt werden, sowohl der traditionelle Adelsstand als auch Aristokratisierungen von ehedem nichtadeligen Entitäten zur Sprache kommen und abgebildet werden. Dies wird anhand der bekannten und weniger bekannten Mann’schen Werke verhandelt, so anhand von „Königliche Hoheit“, den „Buddenbrocks“, aber eben auch anhand von „Wälsungenblut“ und anhand der „Betrachtungen eines Unpolitischen“. Dies alles spricht für ein deutlich ambivalentes Mann’sches Verhältnis zum Adel oder, besser gesagt, zur Adelsidee. In Form einer produktiven und nicht unkritischen kulturellen Aneignung [14] gelang Mann dabei, wie die neue Dissertation überzeugend und dezidiert herausarbeitet, der Spagat zwischen Erbadelskritik und Selbstaristokratisierung; „Adel“ wurde in der Formierungsphase der Moderne damit zur „Modelliermasse der Ordnungsdebatten“ (Seite 22).

Ausgebreitet wird die Analyse in den drei gut gewählten Großabschnitten über den Altadel, den Neuadel und über die Selbstaristokratisierungspraktiken bei Thomas Mann. Hierbei ergeben sich auch interessante Blicke und Exkurse auf die Nebenbereiche des (Lübecker) Patriziats als urban-elitäre gemeinschaftliche „stadtadelige“ Lebensform (Seite 50-57), auf „den Junker“ als rurale Lebensform (Seite 91-98) und auf den Dandy als urbanen ebenso wie solitären Soziotyp (Seite 69-84). Mann nun changiert in seinen Schilderungen zwischen der Adelskritik anhand negativ gezeichneter Figuren (so „Ralf von Maiboom“ auf den Seiten 91-98) und der Begeisterung und Zündungswilligkeit für die Adelsidee an sich (Seite 294-296). Mit dieser Bandbreite an Verwendungsweisen zeigte Mann exemplarisch die vielfältigen Anschlußmöglichkeiten auf, die das Gedankenmodul „Adel“ [15] durch alte wie neue Akteur:innen finden konnte. Diese Vielfalt in seinen Verästelungen im Werk des lübeckischen Literaturnobelpreisträgers ausfindig gemacht, dargestellt und sinnreich geordnet zu haben, ist zweifelsohne das Verdient des neuen Werkes.

Bei Manns adelskonnotierten Erzeugnissen ließ sich zudem eine gewisse Tendenz beobachten: „Der Bezug zum erblichen Adel verliert dabei an Bedeutung. Die Semantik des Adelsbegriffs emanzipierte sich mit dem politischen Bedeutungsverlust von ihrer empirischen Referenz“, heißt es beispielsweise auf Seite 302. Dadurch kommt der Verfasser auch zu einigen Neuinterpretationen, so bezeichnet er die Buddenbrocks als Adelsroman und nicht allein, wie es bisher eher gesehen worden ist, als Bürgertumsroman. [16] Begründet wird dies damit, daß zwar nur vergleichsweise wenige Adelsfiguren in dem Roman vorkämen, aber doch in erheblichen Maße aristokratisierende Merkmale an den nichtadeligen Figuren auftreten würden (Seite 132-133). Obschon Mann also den Adel für eine überlebte Institution hielt und er in der Weimarer Zeit als „Vernunftrepublikaner“ bezeichnet worden war (Seite 303), finden sich bei ihm immer wieder reaktivierte regenerationsfreudige Reste der „Beharrungskräfte des Adels“ (Seite 308), die Simmel (1922) einmal früher als „Zähigkeit in der Konservierung seines objektiven Geistes“ bezeichnet hatte. [17] Der neu erschienenen Arbeit, einem beachtenswerten weiteren Ergebnis aus der einst innovativen „Aristokratismusschmiede“ der Marburger Schule, möge nun bald auch noch der letzte fehlende Band folgen [18].

Die vorliegend betrachtete Dissertation zu Thomas Mann jedenfalls fächert die Mannigfaltigkeit des Adels und seiner Re-Invention ebenso wie die große und beliebte Anschlußfähigkeit auf, spürt gelungen auch dem Weitertragen und Transformieren des Adels als Idee, das sich indes auch wieder materialisierte (Monokel, Literatur etc.), in allen Facetten detailliert nach. Insofern kann das Mann'sche Werk als Liminalitäts- und Schwellenliteratur verstanden werden, als Erzeugnis der Moderneformierung, in dem sich vormoderne Adels-Verständnisse mit modernen Auffassungen vermischten, verbanden, umgestalteten, modifizierten, kreativ ebenso wie produktiv verwandelt und neu erfunden wurden. [19] Vielleicht paßt hierzu der bekannte Ausspruch Heinrich Heines recht gut, wonach der Adel so lange bestehen bliebe, bis Menschen aufhören würden an ihn zu glauben; [20] Thomas Mann jedenfalls hat an ihn geglaubt.

Diese Rezension erscheint auch gedruckt in der Zeitschrift für deutsche Adelsforschung und stammt von Dr. Dr. Claus Heinrich Bill (August 2025). Zu den Annotationen:

1 = Nomen Nescio: Die Diktatur der Dummheit. Vortrag Thomas Manns in Paris, in: Neues Wiener Abendblatt (Wien), Nr. 127 vom 8. Mai 1931, Seite 1.

2 = Thomas Mann: Königliche Hoheit, Berlin 4. Auflage 1909, 475 Seiten.

3 = Egon Schwarz: Adel und Adelskult um die Jahrhundertwende, in: Peter Uwe Hohendahl / Paul Michael Lützeler (Hg.): Legitimationskrisen des deutschen Adels 1200-1900, Stuttgart 1979, Seite 287-307 (betrifft Adelsfiguren bei Thomas Mann in „Königliche Hoheit“ und „Buddenbrocks“, in Hedwig Courths-Mahlers Romanen, bei Georg von Omptedas Romantilogie „Deutscher Adel um 1900“); Egon Schwarz: The Nobility and the Cult of the Nobility in the German Novel around 1900, in: American Association of Teachers of German (Hg.): The German Quarterly, Band LII, Heft Nr. 2 (März), Appleton in Wisconsin 1979, Seite 171-217; Strobel, Jochen: Aristocratism in modern German literature. Portrait of an age and image of timelessness, in: David Martens / Ben De Bruyn / Aleide Vanmol (Hg.): Neohelicon. Acta comparationis litterarum universarum, Jahrgang 42, Heft Nr. 1 (Themenheft „Noble modernisms. L’imaginaire nobiliaire de la littérature moderne 1900-1950“), Dordrecht / Budapest 2015, Seite 159-172 (analysiert die vermeintlich zeitlose aristokratische Semantik in Thomas Manns Roman „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ von 1954 und Ernst Wiecherts Roman „Das einfache Leben“ von 1939); Stobbe, Urte: Der Adel am Ende. Am Ende doch Adel. Zur Adelsdarstellung in Thomas Manns „Königliche Hoheit“ und Heinrich Manns „Der Untertan“ in Gegenlektüren, in: Katrin Bedenig / Hans Wißkirchen (Hg.): Thomas-Mann-Jahrbuch, Band XXXII, Frankfurt am Main 2019, Seite 155-168; Görner, Rüdiger: Adel des Erzählens. Über Thomas Manns Interesse an Eduard von Keyserling, in: Stéphane Pesnel (Hg.): Erzählte Adelswelten. Zur Poetik Eduard von Keyserlings, Berlin 2020, Seite 159-175.

4 = Als „Marburger Schule“ soll hier ein ehemaliges von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziell befördertes Forschungscluster verstanden werden, welches in der gelungenen Kooperation der beiden Lehrstühle für Neueste Geschichte (Conze) und Neuere deutsche Literatur (Strobel) der Philipps-Universität entstanden war und einige für die Adelsforschung produktive ebenso wie bedeutende Beiträge geleitest hat, so unter anderem in Form von daraus entstandenen Dissertationen, Tagungen und Tagungsbänden. Eine andere Schule war die mittlerweile ebenfalls erloschene „Dresdener Schule“ um den Lehrstuhl für sächsische Landesgeschichte (Matzerath) der Technischen Universität und die „Berliner Schule“ des Lehrstuhl für Neuere Geschichte (Reif) der Technischen Universität. Zur Zeit, im Jahre 2025, ist keine Schule mehr aktiv, von der aus besondere Impulse der Adelsforschung ausgehen würden. Studien zum deutschen Adel verdanken sich derzeit eher Einzelinteressen von individuellen Forschenden statt drittmittelfinanzierten Forschungsclustern.

5 = Dies ist insofern sinnvoll, als Adel auch immer eine erzählende Narration ist, es sich bei Adel nicht um einen körperinnewohnende und „vererbare“, sondern nur um eine immer wieder erneuerungsbedürftige performatorisch-körperangehaftete Eigenschaft durch schrift- oder sprechaktliche Zuschreibung und Etikettierung gehandelt hat. Siehe dazu Claus Heinrich Bill: Neue Adelstheorie „Un/doing Nobility 4.0“ (Modell Bill 2024), Sonderburg: Selbstverlag des Instituts Deutsche Adelsforschung 2024, 7 Seiten.

6 = Christian Senf: Adel in Thomas Manns Texten bis 1918, Würzburg: Verlag von Königshausen & Neumann 2025, 350 Seiten, Band 980 der Schriftenreihe „Epistemata. Reihe Literaturwissenschaft“; zugleich Dissertation an der Philipps-Universität Marburg 2022, kartoniert erschienen am 26. Juni 2025 unter der internationalen Standardbuchnummer 978-3-8260-9382-1 zum Preis um 44,00 Euro; auch erhältlich als Elektronikbuch im Portable-Document-Format unter der internationalen Standardbuchnummer 978-3-8260-9383-8, ebenfalls um den Preis von 44,00 Euro.

7 = Es fehlt in dem Werk auf Seite 342 zwischen „Schulz“ und „Seelig“ die Berücksichtigung des bereits erwähnten Aufsatzes von Egon Schwarz: Adel und Adelskult um die Jahrhundertwende, in: Peter Uwe Hohendahl / Paul Michael Lützeler (Hg.): Legitimationskrisen des deutschen Adels 1200-1900, Stuttgart 1979, Seite 287-307 (betrifft, wie erwähnt, unter anderem die Adelsfiguren bei Thomas Mann in „Königliche Hoheit“ und „Buddenbrocks“). Auch die Behauptung „Die Beschäftigung mit dem Adel ist in der literaturwissenschaftlichen Forschung trotz zahlreicher kanonisierter adliger Autor*innen in der deutschsprachigen Literaturgeschichte ein Nischenthema“ kann falsifiziert werden; dazu siehe allein die vielen schrifttumskundlichen Positionen in dem Abschnitt „Literatur, Theater, Foto, Film, Medien“ auf den Seiten 572-619 bei Claus Heinrich Bill: Neue Adels-Bibliographie. Monographien, Sammelbände und Aufsätze des Erscheinungszeitraums ab 1494 bis heute zum Adel in den deutschsprachigen Ländern, Sonderburg 2025, 1946 Seiten (Version vom 4. Juli 2025). Diese Bibliographie ist aber vom Verfasser nicht benützt worden, welche Bibliographie (vielleicht, so ließe sich spekulieren, die virtuell verfügbare „Bibliographie der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaften“ unter der Webseitenadresse „www.bdsl-online.de“?) er für die Herleitung seiner Aussage überhaupt benützt hat, wird zudem von ihm klandestiniert; ein heuristisches Protokoll, aus dem man diese Vorgehensweise hätte ermitteln können, fehlt bedauerlicherweise. Nicht nachvollzogen werden kann auch die unbelegte Aussage von Seite 23: „Lange blieb Ludwig Fertigs Monografie die einzige nennenswerte Publikation, die sich aus literaturwissenschaftlicher Sicht mit dem Thema Adel beschäftigte.“ Diese Sicht ist grob vereinfachend und zu wenig der wahrnehmbaren Wirklichkeit und dem sichtbaren Myrioramismus der Literaturforschungen zum Adel angepaßt. Der Verfasser proklamiert stattdessen mit seinen sehr holzschnittartigen Ausführungen lediglich einen rudimentär-marginalen Forschungsstand als dünne Traditionslinie Freitag-Hohendahl-Schuster-Strobel-Stobbe (Seite 23), läßt andere außen vor, so beispielsweise Nomen Nescio: Der deutsche Adel in der französischen Kriegsliteratur, in: Deutsches Adelsblatt, Jahrgang XI, Berlin 1893, Seite 46-47; Dose, Gerd: Adel und Gemeinwesen. Studien zur Beurteilung des Adels in spätmittelalterlicher und humanistischer englischer Literatur, Frankfurt Main / Bern / Las Vegas 1977, 234 Seiten; Manggold, Walter: Der deutsche Adelsroman im 19. Jahrhundert, Quakenbrück 1934, III und 117 Seiten; Nomen Nescio: Der deutsche Adel in der französischen Kriegslitteratur, in: Deutsches Adelsblatt, Jahrgang XII (1894), Seite 56-47 und 83-85; Nomen Nescio: Der Adel im Schrifttum der Gegenwart, in: Deutsches Adelsblatt, Nr. 1 vom 1. Jänner 1932, Seite 12; Nomen Nescio: Der Adel im Spiegel der Litteratur, in: Deutsches Adelsblatt, Jahrgang XII (1894), Seite 679-680 (betrifft das 19. Jahrhundert); Oberle, Werner: Der adelige Mensch in der Dichtung. Eichendorff, Gotthelf, Stifter, Fontane, Basel 1950, 135 Seiten; Schultze, Johanna: Die Auseinandersetzung zwischen Adel und Bürgertum in den deutschen Zeitschriften der letzten drei Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts (1773-1806), Berlin 1925, XI und 172 Seiten; Wachsmuth, Wolfgang: Adel und Literatentum, ihre Struktur und ihre gegenseitigen Beziehungen. Ein Beitrag zur baltischen Ständegeschichte, in: Baltische Monatsschrift, Band LIX, Riga 1928, Seite 101-113; Waterman, John T.: The influence of the lesser nobility on the rise of standard literary German, in: Monatshefte für deutschen Unterricht, deutsche Sprache und Literatur. Official organ of the German Section of the Modern Language Association of the Central West and South, Band XLVIII, Madison in Wisconsin 1956, Seite 25-33; und viele mehr.

8 = Werner Conze: Adel, Aristokratie, in: Brunner, Otto / Conze, Werner / Koselleck, Reinhart (Hg.): Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Band I, Stuttgart 1972, Seite 1-48.

9 = Das Projekt erhielt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Jahre 2013 auf drei Jahre hinaus 315.000 Euro bereitgestellt; siehe dazu die „archivierte“ Pressemitteilung von Susanne Igler von der Pressestelle der Philipps-Universität zu Marburg mit dem Titel „Zentrum der Adels- und Elitenforschung“ vom 22. August 2013 auf der Webseite „https://idw-online.de/de/news548175“ des „Informationsdienstes Wissenschaft“ gemäß Abrufdatum vom 20. August 2025.

10 = Zur externen Weiterentwicklung siehe Claus Heinrich Bill: Aristokratismus 2.0. Weiterentwicklung eines Forschungsansatzes der Marburger Schule als Adelstheorie, in: Institut Deutsche Adelsforschung (Hg.): Zeitschrift für deutsche Adelsforschung, Jahrgang XXIV, Folge Nummer 115, Sonderburg: Selbstverlag des Instituts Deutsche Adelsforschung 2021, Seite 2-39 (Weiterentwicklung der Marburger Aristokratismustheorie von 2013 durch den interkulturellen Ansatz der Transformation von 2011 als Instrument zur Analyse mannigfaltiger Adelsbezüge, wobei die Entität „Adel“ als Referenzkultur und Projektionsquelle sowohl für Ab- als auch für Aufwertungen diverser Aufnahmekulturen fungieren könnte).

11 = Die Vorteile liegen in der interdisziplinären Verknüpfung, die Nachteile im Verbleiben und Verharren dieser Verknüpfung ohne theoretische Weiterentwicklung.

12 = Man kann nur darüber spekulieren, aus welchen Gründen, ob bewußt oder unbewußt, dies geschehen sein mag. Jedenfalls fällt die Unsicherheit bei der Einordnung des Themas „Hochstapelei“ auf, bei der behauptet wird, Hochstapelei sei eine epochenunspezifische Erscheinung (Seite 245), doch habe es eine besondere Konjunktur von Hochstapeleien in „unsicheren Zeiten“ (Seite 244) gegeben, ohne daß weiter ausgeführt worden wäre, wann denn diese Zeiten gewesen sein sollen oder keine unsicheren Zeiten geherrscht haben sollen. Mißlich ist auch, daß diese Verhältnis-Angabe nicht empirisch unterfüttert und daher gar nicht bewiesen wird. Zudem wird die eigentliche Konsequenz, daß die Adels-„Hochstapelei“ eine künstliche Adelserzeugung war, die sehr dienlich ist bei der Frage, wie überhaupt jeder Adel erzeugt wurde, nicht gezogen. Zum aktuellen Forschungsstand siehe dagegen Claus Heinrich Bill: Aristokratisierende Hochstapelei als Kulturpraktik, Sonderburg 2023, 284 Seiten (Band XXVII der Reihe „Schriftenreihe des Instituts Deutsche Adelsforschung“; betrifft aus interdisziplinärer soziologischer, historischer und germanistischer Perspektive den deutschsprachigen Raum vom 17. Jahrhundert bis zum Ende des zweiten Weltkrieges; untersucht mithilfe von Akteur-Netzwerk- und Medientheorien kollektivbiographisch rund 2000 Adelsschwindler, Adelsanmaßungen, Scheinadelige; betrifft auch Adelsimages, Adelsstereotype, Auseinandersetzung zwischen Adeligen und Hochstapelnden, Kernmerkmale des Adels, inkognito reisende Tiefstapler, Verhaltensmaßregeln Nichtadeliger gegenüber Adeligen, Hunde, Dienerschaften, Kutschen, Schmuck, Kleidung, Pferde, Schlösser, Herrenhäuser, Siegelringe, Stammbäume, Genealogien, Adelsbriefe).

13 = Es handelt sich um einen Ausbau der Staatsexamensarbeit des Verfassers; siehe dazu Christian Senf: „Das Volk aber empfindet aristokratisch“. Aristokratismus in Thomas Manns Essays und Briefen bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, Marburg an der Lahn 2015 (Staatsexamensarbeit Universität Marburg 2015).

14 = Der Begriff stammt aus den Postkolonialstudien, kann aber auch gewinnbringend in der Adelsforschung angewendet werden; siehe dazu weiterführend das Lemma „Kulturelle Aneignung“ bei Susan Arndt / Nadja Ofuatey-Alazard (Herausgebende): Wie Rassismus aus Worten spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv der deutschen Sprache, Münster 2011, Seite 417-419. Ansonsten siehe aber auch, allgemeiner gehalten, den Artiktel über „Aneignung (ästhetische)“ bei Wolfhart Henckmann / Konrad Lotter (Herausgebende): Lexikon der Ästhetik, München 2. Auflage 2004, Seite 22-23.

15 = Angelehnt an Barbara Stollberg-Rilinger: Nur ein bloßes „Gedankending“? Der deutsche Adel in der Anpassungskrise um 1800, in: Werner Frese (Hg.): Zwischen Revolution und Reform. Der westfälische Adel um 1800, Münster 2005, Seite 59-24.

16 = Dazu siehe exemplarisch Michael Zeller: Bürger oder Bourgeois? Eine literatursoziologische Studie zu Thomas Manns „Buddenbrooks“, in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Zeitung „Das Parlament“, Band XXII, Ausgabe vom 31. Mai 1975, Seite 11-24.

17 = Georg Simmel: Soziologie, München 2. Auflage 1922, Seite 549.

18 = Erschienen ist bereits die Dissertation von Jan de Vries: Aristokratismus als Kulturkritik. Kulturelle Adelssemantiken zwischen 1890 und 1945, Köln / Weimar / Wien 2020, 348 Seiten (Dissertation Universität Marburg 2018). Es fehlt indes leider immer noch die Dissertation von Daniel Thiel, der früher einmal, vor 13 Jahren, mit der Absicht konnotiert worden war, über die Thematik der Adelssemantik im Nationalsozialismus promovieren zu wollen. Siehe dazu das inoffizielle Exposé dieses Vorhabens bei Michael Seelig: Gedanken zu Adelssemantiken zwischen 1933 und 1945. Skizze für das DFG-Projekt „Aristokratismus. Historische und literarische Semantiken von ,Adel’ zwischen Kulturkritik und Nationalsozialismus (1890-1945)“, Marburg 2012, 14 Seiten.

19 = Hier drängt sich die Parallele zur Theorie der Transformation auf; siehe dazu weiterführend Hartmut Böhme / Lutz Bergemann / Martin Dönike / Albert Schirrmeister / Georg Toepfer / Marco Walter / Julia Weitbrecht /Herausgebende): Transformation. Ein Konzept zur Erforschung kulturellen Wandels, München / Paderborn: Verlag Wilhelm Fink 2011, 242 Seiten.

20 = Nomen Nescio: Heines Reisebilder, Band III, Hamburg 1828, 411 Seiten (darin auf Seite 58-59 Heinrich Heines vielzitierter Ausspruch: „Ja, mich dünkt zuweilen, der Teufel, der Adel und die Jesuiten existiren nur so lange, als man an sie glaubt. Vom Teufel konnten wir es wohl ganz bestimmt behaupten, denn nur die Gläubigen haben ihn bisher gesehen. Auch in Betreff des Adels werden wir im Laufe einiger Zeit die Erfahrung machen, daß die bonne société aufhören wird die bonne société zu seyn, sobald der gute Bürgersmann nicht mehr die Güte hat, sie für die bonne société zu halten.“).


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