Institut Deutsche Adelsforschung
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Pädagogik bei Reichsgrafensöhnen um 1600

Alltag in der Adelserziehung zu Hause und auf Reisen

Im Jahre 1598 erließ Philipp Ludwig Pfalzgraf bei Rhein (1547-1614), frühneuzeitlicher Herrscher über ein süddeutsches Kleinstfürstentum, unter anderem für seinen Sohn August (1582-1632), der 16 Jahre alt war und bisher durch Hauslehrer erzogen worden war, Erziehungsempfehlungen als „Instruktion für den Hofmeister“ zur weiteren Ausbildung. Sie sind ein recht gutes Beispiel für die Strategie, mit der der Adel versuchte, durch eine „longue durée“ der Sozialisation Kulturtechniken und Habitus zu vermitteln und diese Praktiken den Körpern der jungen Nachfolger im wahrsten Sinne des Wortes zu „inkorporieren“. Als Zweck verfolgte der Vater ferner die Absicht,

„die jungen Fürſten dermaſſen in ihrer Jugend aufzu­ziehen und zu unterweiſen, damit ſie künftig Land und Leuten deſto beſſer und nüßlicher vorſtehen und dieſelben alſo regieren mögen, damit Gottes Ehr gefördert und die Unterthanen heilsamlich regiert, und alle Zucht und Ehrbarkeit aufgepflanzt und erhalten werde. Dieweil wir dann bisanhero vermeldte unſere zwen Söhne, ſo viel an uns geweſen, als ein getreuer Herr und Vater mit einem Zucht- und Lehrmeiſter nothwendiglich, verſorget, und aber dieſelben nunmehr und inſonderheit unſer kindergeborner Sohn, Pfalzgraf Auguſtus, ein mehrers Alter erreichet, auch mit der Zeit fremde Höfe und anders, so zu nothwendiger Erfahrung dienſtlich iſt, erſuchen möchten, ſo haben wir ihnen, wie es auch bei Fürſten und in unſerm Haus bisanhero herkommen, unſern Lieben Getreuen Wolf Philippſen vom Brandt zu einem Hofmeiſter nachfolgender Geſtalt beſtellt und angenommen, beſtellen und nehmen ihme auch hiemit auf und an in Kraft dies Briefes, wie unterſchiedlich, hernach folgt:

Nemblich ſoll er Hofmeiſter vor allen Dingen sondern Fleiß fürwenden, daß gedachte unſere Söhne in dieſer ihrer Jugend in der wahren chriſtlichen und alleinseeligmachenden Religion, ſo wir und andere der Augſpurgiſchen Confeſſion verwandte Stände, und wir inſonderheit in unſer ſelbſt aus­gangenen und publicirten Kirchenordtnung bekennen, aufwachſen und zunehmen, derſelbigen allein anhangen, und mit seinen andern Opinionen, Seiten oder Irrthumen, ſie heißen Schwenkfeldiſch, Zwingliſch, Calvinisch, oder wie ſie wollen, be­fleckt werden, oder ſich in fürwitzige, gefährliche disputationes, so nit zu chriſtlicher Erbauung dienen, einlaſſen, oder anders von den hohen Artikuln unſers chriſtlichen Glaubens reden oder diſputirn, wie weder die Augsburgiſche Confeſſion, ſo sich die heilige, göttliche, prophetiſche und apoſtolische Schrift gegründet, und derſelben Erklärung und gleichförmige in unſern Kirchen approbirten Schriften mit sich bringen […]

Nachdem unſere Söhne etwan an fremder Potentaten Höfe verſchickt werden möchten und denſelben auf den Dienſt warten müſten, ſo soll Hofmeiſter gut Achtung geben, damit solches alles mit sonderm Fleiß zu rechter Zeit, wie gebräuchlich, geſchehe, damit im ſelben nichts verſäumt werde, und sich unfere Söhne in deme alles gebührenden Gehorſams, dienſthaft, züchtig, wohlgebährdig und freundlich erzeigen. Was ſie dann neben dem Aufwarten für übrige Zeit haben, und ſoviel die Gelegenheit immer geben mag, die wird Hofmeiſter mit Rath und Zuthun ihres præceptoris Heuchelii zu Continuierung ihrer unſerer Söhne Studien und Lehr, auch Uebung in Sprachen wohl wissen auszutheilen. Ferner ſoll obbemeldter Hofmeiſter befördern, daß unſere Söhne der lateiniſchen, franzöſiſchen und italiäniſchen Sprach nit vergeſſen, sich mit denen Dienern und Andern, ſo gemeldte Sprachen können, durch dieſelbe beſprechen und unterreden und je länger je mehr darinnen üben und zunehmen. Wie ſie dann darbei sich auch, der teutſchen Sprach befleißen und darin gewöhnen ſollen, daß ſie fürſtlich, tapfer, mannlich und mit guten, lautern, verſtändiglichen Worten, allen Ueberfluß hintangesetzt, da es von Nöthen, nothwendige Sach reden und fürbringen mögen. Darinnen ſie dann auf andere verſtändige Fürſten und geſchickte Perſonen ein fleißig Aufmerken haben sollen. Gleichergeſtalt follen unſere Söhne dahin angehalten wer­den, daß ſie fein deutlich und verſtändiglich, schreiben und con­cipiren lernen, damit ſie mit der Zeit in Händen deſto beſſer zu gebrauchen und nit allwegen im Fall der fürſtehenden Noth auf andere sehen und warten dürfen.

In welchem Allem sie auch Fleiß ankehren ſollen, wohl wahrzunehmen, was andere verſtändige und erfahrne Fürſten, wann die mit eignen Handen schreiben, für einen Stylum halten, und was ſich gegen höhere, gleiche und niedere Perſonen diesfalls gebühre, gewöhnlich und üblich seie. Und dieweil die Erfahrung fremder Lande, Leute, Ge­wohnheit und Sitten inſonderheit fürſtlichen Perſonen in viel Weg nützlich und dienſtlich iſt, so soll Hofmeiſter daran ſein, daß unſere Söhne an allen Orten, dahin ſie vielleicht kommen möchten, dasjenig hören, sehen und erfahren, so zur Beſſerung, aucha mehrer Information in weltlichen Händeln fürträglich, und nit dasjenig annehmen, ſo bei frembden Nationen oder ſonſten mehr zu ſtrafen dann zu loben, als Unzucht, Pracht, frembde und ungewöhnliche Kleidung und Gebährden und was der gleichen Leichtfertigkeit mehr iſt. Und dieweil ſie unſere Söhne geborne Teutſchen, ſollen ſie auch billig bei dem löblichen teutschen Gebrauch bleiben.

Und nachdem Wahrheit, Aufrichtigkeit aller Tugenden, Zier und ein ſonder hohes Kleinod iſt, ſonderlich bei fürſtlichen Perſonen, welche vor Andern ſich ſolcher Tugend billig befleißen ſollen, wie dann fürnehmlich die teutſche Fürſten von Alters deßwegen für andern Nationen hoch gerühmet u.[nd] gepreiſet ſein, ſo soll oft benannter Hofmeiſter unſere Söhne jederzeit fleißig warnen, derjenigen nit nachzufolgen, welche in ihrem Reden und Thun unbeſtändig, unwahrhaftig, leichtfertig ſein, deren dann Viel zu dieſen Zeiten an allen Orten gefunden werden, ſondern daß ſie, wie ſie von der erſten Jugend auferzogen, in all ihren Reden, Thun u.[nd] Wesen wahrhaftig, tapfer u.[nd] beſtändig ſeien, ſich bei fremden Leuten ſelbſt nit viel rühmen, ſondern vielmehr aller Tugend und Tapferkeit befleißen, damit der Ruhm bei Andern folge, auch in allen Reden und Handlungen wohl befleißen, was iederzeit [sic!] zu reden, zu thun oder zu laſſen seie, damit ſie fich nir etwa ſelbſt übereilen, etwas reden oder Andern zuſagen, welche ihnen hernach ſchimpflich, nachtheilig und verkleinerlich ſein möchte, auch, wann ſie mit andern hohen oder niedern Standsperſonen von allerhand wichtigen Sachen u.[nd] Händeln zu Rede kommen, jedesmals fleißig merken und in Gedächtniß behalten, was, wo, wann und von wem ein Jedes geredt worden ſeie, ob es je zuweilen deſſen einen rechtn [sic!] Grund und Gewißheit zu haben von Nöthen thun möchte. Es sollen auch unſere Söhne ſich mit Niemands in einige Disputation einlaſſen, ſonderlich in Religion- und Kriegssſachen, indemne ſie allein zu hören, oder, da es die Gelegenheit füglich geben will, gar abtreten, wo aber nicht, gleichwohl alſo vernünftig u.[nd] beſcheidenlich davon Red u.[nd] Antwort geben, daß nit etwa den Affecten nach daraus präſumirt werden möge, als gedächten ſie einem oder dem andern Theil, ſoviel die politiſche Händel betrifft, dadurch mehr oder weniger zu favorisirn, ab oder zuzulegen.

Wann unſere Söhne zu fremden anſehnlichen Leuten, oder Jemandes zu ihnen geſchickt würde, ſoll er, Hofmeiſter, daran ſein, daß sie sich mit tapferer Ehrerbietung, Empfahung, Geſpräch und Anderm und Geſtalt der Sachen freundlich und gütig erzeigen, in Betrachtung, je höher die Perſon ihrem Stand nach iſt, je mehr ſie ſich nit allein gegen Ihresgleichen, fondern auch gegen andern ehrlichen und ehrbaren Perſonen, ſondern gegen denen, so etwa fremd oder ſonſt in einem Ansehen ſind, ehrerbietig erzeigen sollen, damit ſie bei Männiglich durch Solches Lob und Ruhm empfahen. Doch ſoll er, Hof­meiſter, aufſehen, daß ſich, unſere Söhne dannoch nit zugemein machen und ſich, dardurch, verkleinern. Hofmeiſter soll auch daran sein, daß ſich unſere Söhne aller unziemlichen leichtfertigen Reden, Gebärden und Thaten enthalten, und ſich inſonderheit, wo ehrliche Frauenzimmer vorhanden, dermaßen befleißen, damit man ſie als wohlgezogene Fürſten zu allen Ehren, Ehrbarkeit, Tapferkeit und Tugend geneigt ſpüre. Und nachdem leider das übermäßig Freſſen und Saufen in teutſcher Nation und auch an etlichen Höfen vielfältiglich eingeriſſen, so iſt unſer Will und Meinung, daß oftbemeldter Hofmeiſter unſern Söhnen die Uebermaß in dieſem Fall keineswegs geſtatte, oder für ſich ſelbſt gebrauche, auch ihren Kammer's und Hofjunkern, da wir ihnen deren einen oder mehr hielten, noch andern Dienern nit zugebe, ſondern daran ſeie, daß sie unfere Söhne gute ordentliche Temperanz halten, auf Maß und Weis, wie ſie adhie bei uns gewohnt geweſen, daß ſie ſich auch durch Andere, sie seien hohen oder niedern Stands, in dies gräulich Laſter nit einführen oder treiben lassent, in Betrachtung, daß weder Gott noch der Welt damit gedienet, ſondern die göttlich Mayeſtät dardurch mit Zorn gereizt, auch allerlei Unfall an Leib, Seel und aller Wohlfahrt daraus entſtehen kann, wie ſolches die Exempel und tägliche Erfahrung augenſcheinlich und gnugſam erweiſen.

Zuvorderſt und bei dieſem allem ſoll er auf unſerer Söhne Perſonen und Leib auch gute Achtung haben, und da denſelben einige Gefahr, Leibskrankheit und was dergleichen [Seite 16] mehr ist, zustehen wollte oder sich sonsten was Wichtigs zutragen würde, ſo Uns zu wiſſen von Nöthen, solchem allem nit allein mit zeitlichem Rath der fürnehmsten medicorum u.[nd] Leibärzt, so er gehaben mag, n.[ach] möglicher Abwendung begegnen, sondern auch dasselb alsbalden und unverzüglich an Uns oder unsere geliebte Gemahlin, oder in unser beider Abwesen an unsere Statthalter, Hofmeister, Kanzler und fürnehmste Räthe gelangen, inmittels aber ohne der medicorum Vorwiſſen und Gutheißen ihnen nichts eingeben lassen. Darunter er doch fürnehmlich gut Aufsehen haben soll, daß zu Abwendung solcher Schwachheit nit gar zu starke und kräftige Arznei gebraucht, ſondern derselben ſonſten soviel als möglich mit gelinder Arznei und guter diäta fürkommen werde. Er soll auch unserer Söhne halben ein fleißiges Aufsehen haben, daß sie sich mit Obſteſſen, Waſſertrinken und dergleichen nit überladen, daraus zufallende Krankheiten, Schwachheit und Abgang natürlicher Kräften gemeiniglich verursacht und zu entspringen pflegen.“ [1]

Jene Instruktionen können als die Sozialisation und Anerziehung des Adels und seiner Rollenerwartungen interpretiert werden, als langjährige Möglichkeit, sich im Adeligsein einzuüben, das, was Geburt nicht schenkte – Verhalten – zu erlernen. Insofern läßt sich an jenen Instruktionen schon sehr gut erkennen, daß Adel nicht vererbt werden konnte, sondern sozial re/konstruiert werden mußte, um überhaupt existieren zu können. In dieser Hinsicht, unter dem Blickwinkel der neuen Adelstheorie „un/doing nobility“, sind daher derlei Instruktionen, wie sie hier in einem Beispiel vorgestellt worden sind, äußerst eindrücklich. Auch eine neue Studie von Tobias Binkert (2022) widmet sich diesem Thema, [2] freilich außerhalb der neuen Adelstheorie, für die sie aber doch einen bedeutenden Baustein zu liefern imstande wäre. [3] Binkert analysiert die Adelspädagogik und Erziehung in drei Grafen- und Freiherrengeschlechtern, widmet sich mithin speziell dem oberen Ende des Nieder- und dem unteren Ende des Hochadels, indem er Vertreter:innen der drei Familien der reformierten Grafen v.Hanau-Münzenberg, der lutherischen Grafen von Löwenstein-Wertheim und der katholischen Truchsessen von Waldburg-Wolfegg heranzieht; [4] es sind dies drei Familien, über die genügend archivalisches Material zum Thema ermittelt werden konnte. Die also pragmatisch gewählte süddeutsche Auswahl (man hätte freilich auch auf Gutsarchive in Norddeutschland zurückgreifen können) erweist sich aber durchaus nicht als Nachteil, da die Überlieferung in den  hessischen, süddeutschen und schweizerischen Archiven reichhaltig war. Dabei konzentriert sich der Autor der Studie auf die vier späthumanistischen Jahrzehnte zwischen 1580 und 1620.

Solche humanistischen Bildungsinhalte wurden vom Adel aufgenommen, der sich in einer Konkurrenzsituation zum Bürgertum befand; ähnlich wie später im 19. Jahrhundert, in dem es zu einer Professionalisierung der Berufsbildung beim Adel und einer Angleichung an bürgerliches Leistungsdenken kam. Der Verfasser gliedert dabei das Material der drei erwählten Beispielfamilien jeweils in die Aspekte Wissensorte, Bildungswirklichkeit und Erfahrungsräume. Darunter versteht er erstens nicht nur physische Räume, sondern auch beispielsweise die Grand Tour oder Peregrination, auf der durch soziale, tierische und artefaktliche Interaktion Bildung entstand, zweitens die Devianzen zwischen Anspruch und Realität in der Adelsbildung, also mögliche Abweichungen vom Ideal der Fürstenspiegelliteratur [5] und fürstlichen Instruktionen sowie der tatsächlichen Bildung, drittens schließlich Alltag, [6] Erlebnisse, soziale Netzwerke [7] und subjektive Wahrnehmungen von Ereignissen an den Studienorten. Binkert gelingt nun mit seiner Studie eine aufwendige und dichte Beschreibung des Bildungs- und Studienalltags, der sich zwischen konfessionellen und standesbeziehentlichen Anforderungen, Idealen und Machbarkeiten bewegte.

Hierbei bemerklich ist unter anderem, daß die für Adelige bestimmten Bildungsinhalte von mehreren Erziehenden vermittelt wurden, so bürgerlich Gebildeten für die humanistischen Inhalte, Privatlehrenden für die typisch nobilitären Exerzitien. Dennoch bleibt auch hier das Paradox bestehen, daß die vermittelten Lerninhalte für die Adeligen ausgerechnet durch nichtadelige Pädagogen (oft „bürgerliche“ Pfarrer, Studenten, akademisch Graduierte) vermittelt wurden. Wie hier eine spezifische adelige Bildung entstehen konnte, dürfte daher Gegenstand weiterer Forschungen sein. Vermutlich war es, neben der Herkunft und langjährigen Sozialisation, die spezifische Kombination von Lerninhalten aus der humanistischen und Standesbildung, die schließlich Adel ausmachte und erzeugte, wobei dann die Herkunft der Lehrenden zweitrangig war.

Binkert hat in diesem Bereich mit zahlreichen neuen Detailblicken Aufklärung geschaffen und weitere Mosaiksteine adeliger Bildungswirklichkeit geliefert, was namentlich auch durch die erfolgte Beobachtung der pädagogischen Realität die Grenzen vom rein Formalen und Normierenden in die praktische Umsetzung hin überschreitet, Alltagssituationen viel Raum gibt und damit dem spannenden Vollzug der Adelsbildung, die sich eben nicht nur in den idealtypischen Instruktionen erschöpft, beleuchtet. [8] Gleichwohl war das, was hier anfangs in der pfalz-gräflichen Instruktion detailliert erwähnt wurde, auch bei den untersuchten süddeutschen Adelssöhnen aus der Binkertstudie wichtig, insonderheit die in vielfältigen Situationen einzuübende Art der Bescheidenheit, das Zurücknehmens, des interkulturellen Lernens, der Affektkontrolle. Sie ermöglichten es dem Adel, verbunden mit der Übung des von Nietzsche so eindrücklich formulierten „Pathos‘ der Distanz“, sich dem Idealbild eines „Hofmanns“ und „Honnête homme“ anzugleichen.

Dieser Aufsatz stammt von Dr. phil. Claus Heinrich Bill, M.A., M.A., M.A., B.A., und erscheint zugleich in der Zeitschrift für deutsche Adelsforschung in gedruckter Form.

Annotationen:
  • [1] = Joseph Baader: Ein pfalz-bayerischer Prinz und sein Hofmeister. Ein culturgeschichtliches Bild aus dem Ende des XVI. Jahrhunderts nach archivalischen Akten entworfen, Neuburg: Rindfleisch 1864, Seite 8-9 (Religion), 12-13 (Reisen, Sprachen).
  • [2] = Tobias Binkert: Bildungsbiografien südwestdeutscher Reichsgrafensöhne um 1600, Ostfildern: Verlag Jan Thorbecke 2022, XXXVII und 330 Seiten, Band 232 der Schriftenreihe „Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B“, zuvor erarbeitet als Dissertation an der Universität Potsdam unter der Betreuung von Prof. Dr. Matthias Asche, unter anderem spezialisiert auf komparatistische Minoritäts- und Elitenhistoriographie in der Frühneuzeit (begonnen im Jahre 2009, beendet mit der Disputation vom 24. April 2019 unter dem Titel „Gemeinsame Bildungsideale und konfessionelle Gegensätze. Kulturerfahrung und Lebenswelt süddeutscher Reichsgrafensöhne im Zeichen des Späthumanismus“), Format von 160 x 240 mm, bestellbar im Buchhandel für 30,00 Euro unter der ISBN 978-3-7995-9586-5, hardcovergebunden, enthält fernerhin 5 Abbildungen und 3 Ausklapptafeln. Nach seiner Dissertation wurde Dr. Binkert als stellvertretender Leiter ans Stadtarchiv Freiburg im Breisgau berufen.
  • [3] = Zum Konzept siehe unter anderem Claus Heinrich Bill: Einführung in das neue konstruktivistische Adelskonzept „Un/doing nobility“ mit aktueller Forschungssynopse, in: Institut Deutsche Adelsforschung (Hg.): Zeitschrift für deutsche Adelsforschung, Jahrgang XXII., Folge Nr. 108, Sonderburg 2019, Seite 13-42 [Grundsatzaufsatz zur Begründung eines in der soziologischen Praxistheorie wurzelnden dynamischen statt statischen Adelsbegriffes] --- Hierzu Claus Heinrich Bill: Nickel Lists problematischer Aristokratismus, in: Robert Bohn / Jürgen Weber (Hg.): Wortmeldungen zur Zeit- und Regionalgeschichte. Festschrift für Uwe Danker, Husum: Druck- und Verlagsgesellschaft 2022, S. 33-40 [Anwendung des Konzeptes aus einem interaktionistischen und mikrosoziologischen Blickwinkel anhand eines hochstaplerischen Räuber-Beispiels aus dem 17. Jahrhundert].
  • [4] = Nicht herangezogen, obschon einschlägig gewesen, wurde vom Verfasser bedauerlicherweise, a) Thomas Mutschler: Adel und Erziehung. Die Erziehungsinstruktion des Grafen Wolfgang Ernst von Ysenburg-Büdingen aus dem Jahr 1604, in: Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (Hg.): Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Band 55, Marburg an der Lahn 2005, Seite 21-46, b) E. Graf v. Erbach: Eberhards des jüngeren, Grafens zu Erbach, seinem Sohn Georg, eigenhändig aufgesetzte Lebens-Regeln, vom Jahr 1604, in: Patriotisches Archiv für Deutschland, Band XII, Mannheim / Leipzig 1790, Seite 438-440.
  • [5] = Dazu siehe an hervorragender Stelle das Buch vom „Hofmann“; näheres bei Werner Busch: Sinn und Zweck von Verhaltenssteuerung in der Kunst des 18. Jahrhunderts, in: Urs Roeber / Uta Bernmeister (Hg.): Manieren. Geschichten von Anstand und Sitte aus sieben Jahrhunderten, Berlin / Heidelberg 2010, S. 10-21; Dagmar Freist: „Ich will Dir selbst ein Bild von mir entwerfen“. Praktiken der Selbst-Bildung im Spannungsfeld ständischer Normen und gesellschaftlicher Dynamik, in: Thomas Alkemeyer / Gunilla Budde / Dagmar Freist (Hg.): Selbst-Bildungen, Bielefeld 2014, Seite 151-174; Kersten Knipp: Die Erfindung der Eleganz. Europa im 17. Jahrhundert und die Kunst des geselligen Lebens, Ditzingen 2022, 266 Seiten; Peter Nusser: Deutsche Literatur von 1500 bis 1800. Lebensformen, Wertvorstellungen und literarische Entwicklungen, Stuttgart 2002, XV und 511 Seiten; John Peacock: Picturing courtiers and nobles from Castiglione to Van Dyck. Self representation by early modern elites, New York / London 2021, XVI und 208 Seiten; Gerrit Walther: Mit dem Fürsten sprechen. Adel und Absolutismus in Baldassar Castigliones „Buch vom Hofmann“, in: Dieter Hein (Hg.): Historie und Leben. Der Historiker als Wissenschaftler und Zeitgenosse (Festschrift für Lothar Gall zum 70. Geburtstag), München 2006, Seite 391-400; Edoardo Costadura: Der Edelmann am Schreibpult. Zum Selbstverständnis aristokratischer Literaten zwischen Renaissance und Revolution, Tübingen 2006, 290 Seiten; Peter Burke: Die Geschicke des Hofmann. Zur Wirkung eines Renaissance-Breviers über angemessenes Verhalten, Berlin 1996, 214 Seiten; Peter Burke: The fortunes of the Courtier. The European reception of Castigliones „Cortegiano“, Cambridge 1995, X und 210 Seiten; Monika Gussone: Standesdenken, in: Friedrich Jaeger (Hg.): Enzyklopädie der Neuzeit, Band XII, Stuttgart 2010, Spalte 894-903.
  • [6] = Leider dies (Seite 90-108, 184-210, 242-269) oft nur deskriptiv, obschon sich daraus viel erforschen ließ hinsichtlich der Aktnanten-Netzerke (siehe dazu die folgende Fußnote). Ein geringfügiger Druckfehler ist darin zudem die Jahreszahl „1992“ satt „1592“ auf Seite 189.
  • [7] = Darunter versteht der Verfasser allerdings nur Netzwerke von Personen, obschon diese allein gar nicht als verantwortlich bezeichnet werden können für „soziale Netzwerke“ neuerer Auffassung. Dazu siehe weiterführend a) Bruno Latour: Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft. Einführung in die Akteur-Netzwerk-Theorie, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2010, b) Theodore Schatzki: Materialität und soziales Leben, in: Kalthoff (Hg.): Materialität. Herausforderungen für die Sozial- und Kulturwissenschaften, Paderborn: Schöningh 2016, Seite 63-88.
  • [8] = Lobenswert ist weiters (auf Seite 319-330) das detaillierte Personenregister am Ende des Bandes, irritierend allein die Voranstellung des Quellen- und Literaturverzeichnisses (Seite XV-XXXVII), da diese Verortung als eher ungewöhnlich für geisteswissenschaftliche Dissertationen angesehen werden kann. Möglicherweise ist dieses Verfahren ein Rudiment aus der betriebswirtschaftlichen Bildung des Verfassers Tobias Binkert, der ungewöhnlicherweise vorher auch dieses Fach studiert hatte.


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