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Eine fotografische Reise durch Gutshäuser des Adels im BaltikumAbkonterfeiungen vom Beginn des 21. Jahrhunderts in Lettland und EstlandGutshäuser waren in der Vergangenheit Zentren des gentilhommesken Wohnens und Lebens sozialer Gemeinschaften, die sich durch bestimmte Hierarchien auszeichneten (Herrschaften, Dienendenschaften, Wirtschaftsbeamte), zugleich aber auch Inseln der architektonischen Kunst auf dem Lande, der adeligen Repräsentation und eines nobilitären Lebensstils. [1] Ergänzend dazu notierte Boltanski (2018) zum Schloß als dem Pendant des Gutshauses: „Als patrimoniales Gebäude par excellence bildet das Schloss den zentralen Gegenstand, indem sich das Gefühl der Zugehörigkeit zum Adel verkörpert,weil in ihm die Beziehung zwischen einem Namen, einem Titel und einer Geschichte eine materielle Wurzel findet.“ [2] Doch waren Gutshäuser gleichwohl mehr als sichtbare steinerne Zeichen adeliger Erinnerung und adeligen Daseins. Mecklenburg (1979) hat darauf besonders hingewiesen; er notierte, daß in jedem Gutshaus eine bestimmte unnachahmliche und einmalige Atmosphäre herrsche; sie „bezeichnet den Dunst, die Aura, den Geist, das Fluidum, die Ausstrahlung, die von einem Gegenstand, einem Gebäude, einem Zimmer, einer Landschaft, einer Stadt, einer Straße, einer Person ausgehen und diese umhüllen.“ [3] Diese Atmosphäre einzufangen ist nicht leicht, es gelingt am leichtesten vor Ort, wenn man in einem Gutshaus steht, aber auch durch Coffee-Table-Books oder Bildbände. Einen erfolgreichen Versuch, solche Atmosphären einzufangen, hat nun der Kerberverlag in Berlin unternommen. Anja Putensen hat mit eindrucksvollen und stimmungsvollen fotografischen Ablichtungen eine kleine Reise durch baltische Guts- und Herrenhäuser gewagt und das Ergebnis in einem kleinen Bildband präsentiert. [4] Die Photos, die hier abgebildet werden, könnten unter dem Motto „Ein- und Ausblicke“ stehen, denn einerseits werden Blicke in den Park, aus dem Vorhof heraus in die Landschaft präsentiert, andererseits ungewöhnliche Blicke aus dem Interieur präsentiert, auch Garten-, Wand- oder Mobiliendetails. Garniert mit Landschaftsaufnahmen und Abkonterfeiungen von Gemälden, lebendem Inventar und toten Mauern von im Verfall befindlichen steinernen Adelszeugen bietet der Band eine eher ungewöhnliche gedankliche Reise an. Denn es werden, ganz im Gegensatz zu sonst üblichen Bildbänden, nicht die architektonischen Gesamtansichten von Gutshäusern gezeigt, sondern „nur“ Details. Dies mag für manche Rezipierende enttäuschend sein, weil
sie sich unter dem Titel des Werkes etwas Anderes vorgestellt haben, für
aufmerksame Betrachtende aber eröffnet sich ausgerechnet dadurch ein
innerer Blick auf manche Details, die in der Gesamtsicht verloren gegangen
wären.
Diese Besprechung stammt von Dr. phil. Claus Heinrich Bill, M.A., M.A., B.A., und erscheint zugleich in der Zeitschrift für deutsche Adelsforschung. Annotationen:
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