Institut Deutsche Adelsforschung
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Das lange 19. Jahrhundert als Umbruchszeit auch für den Adel

Neuauflage eines Klassikers aus dem Ditzinger Philipp-Reclam-Junior-Verlag

Der Schriftsteller Curt Soma stellte am Silvesterabend des Jahres 1900 einige Überlegungen und Reflektionen zum endenden XIX. Jahrhundert an, die der seine „Säcular-Betrachtungen“ nannte. Hierzu notierte er: „An der Schwelle des Jahrhunderts! Wenn der morgige Neujahrstag herangebrochen ist, sind wir keine ‚fin de siécle‘- Menschen mehr; sondern – ob Greise oder Säuglinge, ob Jungfrau oder Matrone – Kinder einer unbekannten Zeit. Was unsere und unserer Urgroßväter Generationen verband, die Ideale und Bestrebungen, die wir unsern Kindern vererben, sie werden sich nicht von heute auf morgen ändern; aber des einen müssen wir gewärtig sein, daß unsere Urenkel eines andern Geistes sind, wie wir, und daß die Epigonen in über hundert Jahren mitleidig die Achsel zucken und sagen: Es war ein schwaches, kleines Geschlecht, das am Ausgange des vorigen Jahrhunderts gelebt hat!

Man mißverstehe uns nicht; vom großen Korsen bis zum Philosophen des Uebermenschlichen ist ein weiter Weg und bedeutende Geister sind ihn gewandelt, Geister, die auch in kommenden Aeonen mit Ehrfurcht genannt, mit Aufrichtigkeit bewundert werden müssen. Goethe und Bismarck, die zwei Gewaltigen, welche dem endenden Jahrhundert seine Bahn gewiesen haben, George Stephenson, der Erfinder der Eisenbahnen, und Edison, der geniale Amerikaner, welche für uns den Begriff des Modernen verkörpern, Schiller und Gerhart Hauptmann, die geistigen Führer des deutschen Volkes, jener der Bannerträger des Idealismus, dieser der Schöpfer eines gesunden Realismus auf der Bühne, sie werden auch in das neue Jahrhundert hineinragen als starre Säulen nationaler Cultur.

Aber welche Geister diese Säulen stürzen und dem kommenden Centennium [sic!] ihre Signatur aufdrücken werden, das liegt noch im Schoß der Zeiten. Das Jahrhundert des Dampfes und der Elektricität hat man das unsere genannt, und deutlich sichtbar war seit den letzten 20 Jahren die Niederlage der humanistischen Bestrebungen, über welche Physik und Naturwissenschaft einem glänzenden Sieg errungen haben. Und doch, zahllos ist die Reihe jener Fragen, welche die Größten unserer Zeitgenossen nicht zu enträthseln vermochten, und die das kommende Jahrhundert ungelöst von seinem Vorgänger übernimmt. Wenn der Zeitenzeiger wiederum um hundert Jahre vorgerückt sein wird, ob unsere Epigonen wohl dann auf jede einzelne derselben die rechte, die treffende Antwort gefunden haben? Ein Triumph, dessen Erringung fast schon sicher war, blieb dem scheidenden Säculum vorenthalten.

Das Problem der Luftschiffahrt, auf dessen Lösung das gesammte deutsche Volk seit Jahr und Tag mit umso größerem Interesse wartete, da es ein Stammesgenosse ist, der es sich zum Ziele gesetzt hat, sie zu finden, muß vom zwanzigsten Jahrhundert übernommen werden […] Wie in jedem Uebergangszeitalter gährt und brodelt es auch an der Jahrhundertwende allerorten. Sociale Probleme von weittragender Bedeutung sind in unser[e]n Tagen aufgetaucht, wirthschaftliche Fragen schwerwiegendster Natur harren der Erledigung. Ein Umschwung der Geister auf künstlerischem und literarischem Gebiete macht sich seit langem bemerkbar, dir Ordnung der menschlichen Gesellschaft steht vor neuen, ungeahnten Perspectiven, Einrichtungen, welche unsere Großväter noch als undurchführbar abgewiesen hätten, sind heute schon im Keime vorhanden, fassen Wurzel und werden nach uns mit Allgewalt erblühen. In dieses Chaos nationaler und gesellschaftlicher, socialer und wirthschaftlicher, künstlerischer und wissenschaftlicher, idealer und realistischer Verhältnisse soll der Zeitraum von 1900 bis 2000 Ordnung und Klärung bringen.

Im Völkerleben ist ein Jahrhundert eine lange Zeit. Drei Generationen füllen es aus mit ihrem Trachten und Sinnen, mit ihrem Streben und Studieren; und wäre einer in unserer Mitte, der in der Sylvesternacht des Jahres 1800 mit seinen Lieben anstieß auf ein fröhliches, glückliches neues Jahrhundert, er könnte aus eigener Anschauung die Wandlungen bestätigen, die Zeiten und Menschen in diesen hundert Jahren durchgemacht haben, und er mit ihnen, bis – es eben nicht mehr ging. Als steinalter Fremdling müßte er der heutigen Welt gegenüber stehen, die er nimmer versteht, und die für ihn längst kein Verständnis mehr besitzt.

Wir Menschen von heute sind ein kurzlebiges Geschlecht, und weder von mir, der ich diese Zeilen schreibe, noch von Dir, lieber Leser, der Du sie liest, wird in hundert Jahren ein Stäubchen mehr übrig sein; und könnten wir in jenem Augenblicke, da die Menschheit das zweite Jahrtausend der christlichen Zeitrechnung abschließt, wieder auferstehen zu den Lebenden, wir würden die Welt, unser Heimatland, unsere Vaterstadt ebenso wenig mehr erkennen, wie ein Wiener aus der Congreßzeit in der heutigen Millionenstadt sein enges, winkeliges, von Basteien umringtes Wien wieder zu erkennen vermöchte.“ [1]

Somas Mischung aus Rückblick ins Bekannte und Ausblick ins Ungewisse sprach indes einige Megatrends an, die das verflossene Jahrhundert geprägt hatte [2], so die industrielle Revolution. In der Rückschau der heute Nachgeborenen jedoch ergibt sich indes, trotz aller Modernität und allen Fortschritts, in vielerlei Hinsicht für das 19. Säkulum ein Überhang an Zeiten, die der alten Welt des „fin de siécle“ zuzuordnen wäre, dessen Ende, nach heutigem Verständnis, erst mit Ende des ersten Weltkriegs als Zäsur eingeläutet worden war. Entsprechend formuliert waren die Rückblicke nach diesem Krieg deutlicher konturiert, konnten deutlicher konturiert sein. Dazu zählte lange Zeit, seit der Erstauflage 2002, auch das auf sechs Megatrends aufbauende Werk von Franz J. Bauer über „Das ‚lange‘ 19. Jahrhundert“, das er auf einen griffigen Nenner gebracht hat.

Der seit dem Jahre 2017 im Ruhestand befindliche bayerische Historiker (zur Vita siehe Seite 147), der im Wintersemster 1988/89 mit einer Arbeit zum deutschen Bürgertum habilitiert wurde, [3] hat mit dem Werk schon seinerzeit, vor zwanzig Jahren, ein ansprechendes und konzises Werk geschrieben, das in seinen Inhalten überzeugt und von eben jenen sechs Megatrands des Zeitalters für den europäischen Raum (Seite 13) getragen wurde. Als solche identifizierte der Autor seinerzeit bereits erstens „Aufklärung, Historismus, Fortschrittsdenken“, zweitens „Säkularisierung und Rationalisierung“, drittens Emanzipation und Partizipation“, viertens Differenzierung und Integration. Nationsbildung und nationale Einigung“, fünftens „Industrielle und technische Revolution“ sowie sechstens „Bürgerliche Gesellschaft, Liberalismus und konstitutioneller Staat“.

Über die Sinnhaftigkeit der Epochenbenennung und auch deren chronologischen Begrenzung kann man streiten, doch erscheint die Erfindung des „langen“ 19. Centenariums durchaus sinnreich, auch zumindest mit dem Anfangsjahr 1789 der französischen Revolution und ihrer teils grundstürzenden weitreichenden Folgen auch für die deutschen Länder und den deutschen Adel. Das Ende des „langen“ 19. Jahrhunderts hat Bauer mit dem Jahr 1917 gewählt (Seite 14-16), eine deutlich unglücklichere Wahl als beim Anfangsjahr, da man natürlicherweise eher sagen würde, daß nicht etwa der Kriegseintritt der USA dieses Zeitalter beendigte, sondern der Abschluß einer der ersten „industriellen Kriege“ Europas, das plötzliche und eruptive Ende der deutschen Monarchien 1918 sowie 1919 die Gründung von Republiken in deutschen und österreichischen Ländern viel erheblichere Folgewirkungen besaß. 1917 ist daher nicht überzeugend, leider hält aber der Autor auch in der 6. Auflage des Werkes, die hier besprochen werden soll, [4] an dieser unpassenden Wahl fest; die sechste Chance zur Neubesinnung wurde damit verpaßt. [5]

In der Neuauflage wurde indes ein siebenter Megatrend hinzugefügt: „Bürgertum und Bildung“ (Seite 96-107). Da sich die Bemerkungen dort jedoch mehrfach mit den Ausführungen in dem Kapitel des Megatrends „Bürgerliche Gesellschaft, Liberalismus und konstitutioneller Staat“ decken, [6] erscheint er kontraproduktiv und unnötig, [7] zumal die Erhebung in den gleichwertigen Rang mit anderen Megatrends nicht opportun erscheint, sondern mehr als Unterpunkt angebracht gewesen wäre. Die Unnötigkeit dieser herausgehobenen Ergänzung ist um so unverständlicher, als der Autor sich bleibende Verdienste mit der Etablierung der sechs Megatrends erworben hat; es bedürfte keines siebenten Trends. Gleichwohl bleiben, als Wunsch für eine weitere Neuauflage in einigen Jahren, die Aufhebung der seit der Erstauflage 2004 gebliebenen Unterbelichtungen von Adel, [8] Kolonialismus und Unterprivilegierten; diese Punkte sind noch unverwirklichte Ziele einer Abrundung des Themas. Dabei müßte auch der Umfang des kleinen Reclamheftchens nicht einmal zunehmen (fehlender Platz wäre mithin kein annehmbares Argument), da man die zugehörigen Bemerkungen statt des obsoleten siebenten Megatrends abdrucken könnte.

Die Unterschiede zwischen der fünften und sechsten Auflage beruhen indes nicht nur auf der Hinzufügung des siebenten Megatrends, sondern auch auf einer kleinen Reihe weiterer Modifikationen. So wurde zwar das Postscriptum unverändert aus dem Jahre 2010 (Seite 111-113) übernommen (2024: Seite 123-125), aber das Literaturverzeichnis erweitert von 2010 neunzehneinhalb auf jetzt zwanzigeinhalb Seiten.

Das lange neunzehnte Jahrhundert sieht der Autor zudem wohl nicht zu Unrecht als „Mutter der Moderne“ (Seite 124); insofern darf es immer noch unsere Aufmerksamkeit beanspruchen und dies gilt um so mehr für die Adelsforschung, in der das lange 19. Säkulum ebenfalls eine Wegscheide markiert, in der wichtige rechtliche Privilegien unter anderem durch die ostelbische Bauernbefreiung und die deutschen (regionalen wie deutschlandweiten) Revolutionen von 1848 und 1918 verloren gingen, [9] der Adel auch zwischen „Obenbleiben“ und „Zusammenbleiben“ changierte. [10]

Als Fazit der Neuausgabe bleibt ein gemischtes Resumée; begrüßenswert ist das Weiterleben der Begrifflichkeit des langen 19. Jahrhunderts als überzeugendes Konzept mit den sechs ebenfalls durchdachten Megatrends, störend dagegen sind die Dopplungen und Überbetonungen des Bürgertums, die Ausblendungen zu durchaus wichtigen Teilbereichen jener so wichtigen Epoche der deutschen Geschichte, insbesondere auch für die Adelsforschung. [11]

Diese Rezension stammt von Dr. Dr. Claus Heinrich Bill (2024) und erscheint ebenso gedruckt in der Zeitschrift für deutsche Adelsforschung. Zu den Annotationen:

1 = Curt Soma: Wiener Neueste Nachrichten (Wien), Jahrgang VII, Ausgabennummer 53 vom 31. December 1900, Seite Seite 1-2.      

2 = Der Begriff der „Megatrends“ wurde hier als passend übernommen von Matthias Horx: Das Megatrend-Prinzip. Wie die Welt von morgen entsteht, München: Deutsche Verlags-Anstalt 2011, 334 Seiten. Dort heißt es, Megatrends seien langfristige Entwicklungen, historisch verwurzelt, ubiquitär (nicht vereinzelnd wirkend), komplex, global, robust, langsam wirkend und paradox mit Gegenbewegungen und rekursiven Schleifen assoziiert; zitiert nach Horx a.a.O. Seite 72-73 und 76.

3 = Franz J. Bauer: Bürgerwege und Bürgerwelten. Familienbiographische Untersuchungen zum deutschen Bürgertum im 19. Jahrhundert, Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1991, 328 Seiten (Habilitation an der Universität Regensburg).

4 = Franz J. Bauer: Das „lange“ 19. Jahrhundert, Ditzingen: Reclam 2023, 147 Seiten. Im Buch selbst trägt das Werk indes, abweichend vom Außentitel, die erweiterte Bezeichnung „Das ‚lange‘ 19. Jahrhundert (1789-1917). Profil einer Epoche“. Auch wird erst innen vermerkt, daß es sich eigentlich um den Verlag Philipp Reclam junior“ handelt und es sich um eine „aktualisierte und erweiterte Ausgabe“, jedoch ohne Zählung (Seite 4), handelt. Da indes die 5. Auflage im Jahre 2021 erschienen ist, kann daraus geschlossen werden, daß die jetzige ungezählte Auflage die sechste Auflage sein dürfte. Sie ist als Band 18770 der Schriftenreihe „Reclams Universal-Bibliothek“ unter der internationalen Standardbuchnummer 978-3-15-018770-8 im analogen wie virtuellen Buchhandel um den Preis von 6,80 Euro bestellbar.

5 = Noch unpassender indes erscheint die alternative Epochenbegrenzung bei Matthias von Hellfeld: Das lange 19. Jahrhundert zwischen Revolution und Krieg 1776-1914, Bonn: Dietz 2015, 285 Seiten. Hellfelds Werk wird von Bauer gemäß dessen Literaturverzeichnis auf Seite 133 allerdings nicht bemützt; der Forschungsstand ist daher nicht vollständig aktuell zugunsten einer weitgehenden Erstarrung des Konzeptes eingearbeitet worden. Die bei Hellfeld anzutreffende angesprochene Jahres-Festlegung unter Ausschluß des Krieges beruht unter anderem auf dem wirkmächtigen Vorbild von Eric J. Hobsbawm: Das lange 19. Jahrhundert, Band III (Das imperiale Zeitalter 1875-1914); aus dem Englischen ins Deutsche von Johann Udo Rennert, Darmstadt: Wissenschafltiche Buchgesellschaft & Theiss 2. Auflage 2022, 459 Seiten. Das Original war allerdings unter dem Titel „The age of empire 1875-1914“ in London beim Verlage Abacus 1995 mit 404 Seiten publiziert worden. Für die sinnreichere Epochengrenze 1918 statt 1917 wird daher hier plädiert mit Jürgen Kocka: Das lange 19. Jahrhundert. Arbeit, Nation und bürgerliche Gesellschaft (erschienen als Band XIII der Schriftenreihe „Handbuch der deutschen Geschichte), Stuttgart: Klett-Cotta 2001, XIX und 187 Seiten. Ausgegliedert aus der Handbuchriehe erneut erschienen als Jürgen Kocka: Kampf um die Moderne. Das lange 19. Jahrhundert in Deutschland, Bonn: Bundeszentrale für Politische Bildung 2022, 237 Seiten (Band 10868 der Schriftenreihe „Bundeszentrale für Politische Bildung“), dort allerdings auch mit Ende der Epochengranze bei 1917. Lobenswerterweise weist Kocka a.a.O.  im vierten Kapitel „Ein bürgerliches Jahrhundert?“ indes, anders als Bauer, auf die „Verbürgerlichung und ihre Grenzen: der Adel, das Land, die Kirchen, das Volk“ hin. Angezweifelt wird das Epochenjahr 1917 indes auch bei Hans-Joachim Cornelißen (Herausgebender): Forum Geschichte, Band VIII (Das lange 19. Jahrhundert), Berlin: Cornelsen 2020, 208 Seiten (bayerisches Schulbuch). Für das Endjahr 1918  plädieren fernerhin Dieter Brückner / Josef Koller (Herausgebende): Band III (Das lange 19. Jahrhundert), Bamberg: C.C. Buchner 2020, 232 Seiten. Als nachahmenswert erweist sich auch Hans Ottomeyer / Hans-Jörg Czech: Das lange 19. Jahrhundert 1789-1918 in der ständigen Ausstellung des Deutschen Historischen Museums, Berlin: Selbstverlag des Deutschen Historischen Museums 2007, 88 Seiten (ebenfalls ignoriert bei Bauer a.a.O. auf Seite 139).

6 = Er befaßt sich mit der anfänglichen bürgerlichen Erhebung des Allgemeinwissens als Bildungsziel im humanistischen Sinne Humboldts, die erst später, zu Ende des langen 19. Jahrhunderts, unter dem Vorzeichen des Goethe-Ideals modifiziert worden sei.

7 = Redundanzen ergeben sich beispielsweise zur inneren bürgerlichen Heterogenität (Seite 82 und 96) oder zu Bildungsinhalten (Seite 84 und 99).

8 = Die Adelserwähnungen sind beim Autor marginal, was möglicherweise auf seiner ehedem starken forscherischen Bürgertumsfixierung beruhen könnte. Die Erwähnungen umfassen jedenfalls nur wenige Erwähnungen von Adel (Seite 17, 53, 57, 84, 90) und Aristokratie (Seite 58, 85, 96, 116), manchmal auch nur als Vergleich (Seite 44, 97).

9 = Auch aus dieser Adelsperspektive macht es wesentlich mehr Sinn von 1918 (Ende der deutschen Monarchien) oder 1919 (neue Verfassungen in deutschen Ländern und in Österreich) als der Epochenschwelle zu sprechen als von 1917, da der Kriegseintritt der Vereinigten Staaten von Amerika zu keiner Veränderung des politischen oder gesellschaftlichen Adelsstatus‘ geführt hat.

10 = Dazu siehe Marburg, Silke / Matzerath, Josef: Vom Obenbleiben zum Zusammenbleiben. Der Wandel des Adels in der Moderne, in: Walther Schmitz / Jens Stüben / Matthias Weber (Hg.): Adel in Schlesien, Band III (Adel in Schlesien und Mitteleuropa. Literatur und Kultur von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart), München 2013, Seite 299-311; Florian Arnold: Niederer Adel. Machtlos, aber beständig. Der Experte Prof. Josef Matzerath gibt im Historischen Kolloquium der TU Einblicke in eine exklusive Schicht, in: Braunschweiger Zeitung (Braunschweig), Ausgabe vom 31. Jänner 2023, Seite 20 (wohlwollender Bericht über die Vortragsinhalte; betrifft unter anderem die These des „Zusammenbleibens“ anstatt dem „Obenbleibens“); Knobelsdorff, Sophie v. / Matzerath, Josef: Die Leistungen des deutschen Adels in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in: Deutsches Adelsblatt (Kirchbrak), Jahrgang 45, Nr. 7 vom 15. Juli 2006, Seite 170-174 (Darlegung des geschichtswissenschaftlichen Konfliktes zwischen der Berliner Reif-Schule und der Dresdener Matzerath-Schule der Adelsforschung über die Wirkmächtigkeit sozialer Gruppen in der Moderne, Matzerathsche Ablehnung der Quintessenz der Malinowskischen Adelsstudie „Vom König zum Führer“, Rolle des Adels im 19. Jahrhundert, Rittergüter als Kommunikationsform, Erhaltungsstrategien und Vermittlungsstrategien, Konzept des „Zusammenbleibens“); Rendle, Matthew: The Problems of „Becoming Soviet“. Former Nobles in Soviet Society 1917-41, in: European History Quarterly, Band 38, Heft Nr. 1, London 2008, Seite 7-33 (betrifft adelige Identitätsbrüche und -kontinuitäten des russischen Adels, bietet einen Beispielfall ständischer und individueller Anpassungsleistungen zum adeligen „Zusammenbleiben“ in Krisensituationen veränderter politischer Verhältnisse); Wüst, Wolfgang: Kommunikation in der Adelslandschaft – Zum Phänomen des „Unter sich Bleibens“, in: Wolfgang Wüst (Hg.): Bayerns Adel – Mikro- und Makrokosmos aristokratischer Lebensformen, Frankfurt am Main 2017, Seite 33-55 (nicht nur historische Bemerkungen zum vor allem kulturellen „Zusammenbleiben“ des Adels als Gegensatztheorie zu den älteren Konzepten von „Obenbleiben“ und „Niedergang“).

11 = Dazu siehe Heinz Reif: Adel im 19. und 20. Jahrhundert, München: Oldenbourg 2. Auflage 2012, VIII und 174 Seiten (Band LV der Schriftenreihe „Enzyklopädie deutscher Geschichte“); Schiller, René: Vom Rittergut zum Großgrundbesitz. Ökonomische und soziale Transformationsprozesse der ländlichen Eliten in Brandenburg im 19. Jahrhundert, Berlin 2003, 587 Seiten; Denzler, Alexandra: Adelige und bürgerliche Standes- und Leistungseliten im 19. Jahrhundert, in: Markus Raasch (Hg.): Adeligkeit, Katholizismus, Mythos. Neue Perspektiven auf die Adelsgeschichte der Moderne, München 2014, Seite 35-57.


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