Institut Deutsche Adelsforschung
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Deutsche Brüder Freimaurer aus dem Jahre 1800

Personalnachweise zu 1780 Mitgliedern deutscher Logen in Gesamtdeutschland

Nachweise historischer Art auf deutsche Freimaurer sind in aller Regel korporativ nur sehr selten zu finden und daher sind vielfach Evidenzen als Bruder Freimaurer der Königlichen Kunst unter dem Schutze des Allerhöchsten Baumeisters der Welt unbekannt geblieben.

Zum Einen wurden die Mitgliedslisten der Logen geheimgehalten und waren keinem außenstehenden Profanen zugänglich, Zum Anderen sind im Dritten Reich sowie in den Wirren des Zweiten Weltkrieges etliche Akten verloren gegangen, so daß sich Mitgliedschaften teils schwer, teils gar nicht mehr ermitteln lassen. Umso wertvoller sind daher für die historische Forschung solche Evidenzen, die einen größeren Personalbestand an Brüdern Freimaurern zusammenfassen. Eine jener Zusammenstellungen soll hier vorgestellt werden, da sie vielfach als Ersatzüberlieferung oder einzige Nachweisquelle herangezogen werden können.

Zum Dritten waren Freimaurer oftmals Mitglied in einem Orient (einer Loge), an der sie nicht ihren Wohnsitz hatten und sind insofern ebenfalls schwer zu ermitteln. Und zum Vierten schließlich waren maurerische Mitgliedschaften - namentlich die des Adels - um 1801 nicht anerkannt standesgemäß und wurden daher oft nicht publiziert.

Entsprechend wenige Angaben finden sich dann auch in den familiären Sammelbiographien des deutschen Adels.
So fehlt beispielsweise die Angabe zur Mitgliedschaft in der Familiengeschichte der v.Puttkamers bei dem Vertreter Friedrich Eugen v.Puttkamer (1752-1816).[1]

Dieser, Sohn eines preußischen Obristleutnants und einer wohlhabenden Offizierstochter aus Pommern, war zunächst Kürassierleutnant und hätte wohl eine militärische Karriere auch über diesen Rang hinaus vollziehen können. Allerdings wurde er schon bald am Beginn seiner Laufbahn aus dem Dienst entlassen, weil er sich zu den Zitterern oder (in der Eigenbezeichnung) der "Christlichen Gesellschaft der Freunde" bekannte. Da Zitterer oder Quäker in Deutschland keinen Eid leisten durften und keine Kriegsdiente ausüben wollten, [2] auch an Vergnügungen nicht teilnahmen, fiel der junge Leutnant schon bald aus dem gesellschaftlichen und soziokulturell normierten Rahmen des Adels, der in Kriegsdiensten und leitenden Verwaltungsfunktionen des Landesherrn sowie in der Landwirtschaft seine standesgemäßen Hauptbetätigungsfelder sah.

Schließlich hatte Friedrich Ludwig v.Puttkamer, möglicherweise aus Gewissensgründen, seinen Abschied vom Militär genommen, um in einer zweiten Subalternlaufbahn als Salzkassenrendant in Küstrin zu leben. Da er glücklicherweise auch noch über einen Erbgang Gutsherr wurde, widmete er sich ferner zusätzlich der Verwaltung seines Erbsitzes Glowitz in Pommern, wurde dadurch reintegriert in die formierten und erwünschten Tätigkeiten des Adels.

Trotzdem wurde er im mauererischen Jahre 5801 (1801) als 47jähriger Gutbesitzer im dritten Grad im Orient von Küstrin als Bruder Freimaurer in der Sankt Johannisloge Wilhelm zum gold´nen Szepter aktiv. Auch dies war ungewöhnlich für einen Adeligen seiner Zeit und paßte sich nahtlos in seine Vorliebe für die Zitterer und seine philantrophischen sowie pazifistischen Neigungen ein.

Der Nachweis als Freimaurer rundet daher das Bild des Portraitierten wirkungsvoll ab und eröffnet neue Perspektiven auf dessen Lebenswirklichkeit, so daß auch für die übrigen rund 1780 Zeitgenossen des hier exemplarisch Erwähnten der Nachweis der Freimaurermitgliedschaft von großer Bedeutung für die historisch-soziokulturelle Biographiearbeit sein kann. In der Registerübersicht finden Sie für die Buchstabengruppen der Nachnamen A-H, H-R sowie R-Z alle von uns ermittelten rund 1780 Namen erfaßter historischer Personen, die im Jahre 1800 als Maurer lebten und wirkten.

Verfasser des vorliegenden Textes ist Claus Heinrich Bill.

Anmerkungen =
[1] = Deutsches Familienarchiv, Band 83/84/85, Neustadt an der Aisch 1984, Seite 544-545
[2] = Bilder-Conversations-Lexikon, Band III., Leipzig 1839, Seite 604-605


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