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Einführungen in die LiteraturwissenschaftRezension zu zwei Neuerscheinungen aus Berlin und PaderbornWann immer Erstsemester Einführungen in die Literaturwissenschaft zur Hand nehmen, sollten sie, um ihr Interesse am Studienfach zu wecken, mit inhaltlich präzisen, methodisch zuverlässigen, aber auch mit geistreichen Bemerkungen versehen werden. Derlei Einführungen markieren und bearbeiten den Schwellenraum zwischen dem Abitur oder einer erfolgten Berufsausbildung oder einem anderen Studium und dem Raum der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Literatur. Und da dieses wissenschaftliche Nachdenken über Literatur nachvollziehbar ist und sein muß, muß es klassifiziert und benannt werden. Um dies zu bewerkstelligen, haben sich verschiedenste Hinführungen ins Studienfach bewährt und diesen Schwellenraum besetzt. Eine der ersten modernen Werke dieser Art war Ernst Elsters Buch „Prinzipien der Litteraturwissenschaft“, noch damals vor der ersten deutschen Rechtschreibreform mit zwei „t“ geschrieben, das 1897 beim Verlag Niemeyer in Halle an der Saale publiziert worden war. Seitdem sind eine ungezählte Menge von Nachfolgern erschienen, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben, mit den aktualisierten Fragestellungen und Methoden der Literaturwissenschaft vertraut zu machen. Zwei dieser Werke sollen hier vorgestellt werden. Es handelt sich um das Buch von Jochen Vogt mit dem Titel „Einladung zur Literaturwissenschaft“ von 2008 [1] sowie das Werk von Ralf Klausnitzer mit dem Titel „Literaturwissenschaft. Begriffe, Verfahren, Arbeitstechniken“. [2] Vogts Werk erscheint indes nicht umsonst bereits in der 6.Auflage. Er beschreibt die Literaturwissenschaft als eine Welt, die entdeckt werden will, bringt viele Marginalien, viele Abbildungen aus unterschiedlichen Kontexten und schneidet kurz alle möglichen Thematiken an, die er teils salopp-humorvoll, teils aber auch ernsthaft-gründlich (soweit dies in der natürlich platzbeziehentlich sehr gedrängten Lage möglich ist), ausbreitet. Dabei tritt er in einen Dialog mit den Lesenden, die er direkt anspricht („Lassen Sie sich nicht einschüchtern“, Seite 223) und mit denen er sich solidarisiert („Nun haben wir uns allerhand Gedanken über die Auslegung von Texten gemacht“, Seite 72). Seine Formulierungen sind oft wie eine Rede konzipiert, scheinen eher assoziativ zu wirken, wobei sie jedoch durchdacht sind und von lange Hand geplant. Der lockere, ja bisweilen amüsante Plauderton Vogts, der die fachwissenschaftlichen Termini quasi nebenbei erläutert, ist daher eine treffende Einführung für Erstsemester oder Studieninteressierte, die sich mit der Romanistik, Anglistik oder Slavistik anfreunden möchten, wenngleich hier eine gewisse germanozentrische Sichtweise vorherrscht, die vor allem die Germanistik im Blick hat. Vogt erläutert die Grundlagen des Textverstehens, der Interpretation, der Methoden, der Gattungen und Teststrukturen, spricht aber auch über die Literatur im Medienwandel des Kommunikationszeitalters. Abgesetzte Formate für Haupttexte, Abbildungsbeschreibungen, Zwischentexte, prägnante Zitate machen das kleine Werk auch visuell zu einem Leckerbissen, der abwechslungsreich gestaltet ist und keine Textwüsten offeriert, sondern Auge und Gehirn zum Lesen und Schauen anregt. Vogts Werk ist ein lebendiges Buch, da es viele Sinne anspricht und humorvoll und zielgruppengerecht daherkommt. Es ist - insgesamt besehen - eine leichte und gefällige Lektüre zum kleinen Preis, welche sehr gut dabei helfen kann, sich ein Bild über die Wissenschaft der Literaturanalyse zu machen. Klausnitzers Buch ist dahin gegen umfangreicher und textbetonter, beinhaltet dafür aber auch mehr Informationen, die tiefer gehen. Zwar widmet auch er sich dem Verstehen und Interpretieren von literarischen, narrativen, dramatischen und sachlichen Texten, Textsorten und -ordnungen, aber interessanterweise referiert er auch über einige Orchideendisziplinen wie die Vermessung von „Orten und Räumen“ sowie von Emotionen in der Literatur, was in die philosophische und psychologische Richtung geht und andernorts tatsächlich so gut wie nicht zu finden ist. Außerdem referiert Klausnitzer recht akademisch über Literaturepochen allgemein (ohne aber, bis auf die Ausnahme der Romantik, die Charakteristika einzelner Epochen zu benennen), über literarische Kommunikation sowie die Kontexte zwischen Literatur, Wissen, Gesellschaft und Medien. Wir haben es also bei seinem Buch mit einem Werk zu tun, welches von sehr persönlich geleiteten Erkenntnisinteressen herstammt, deren Ergebnisse sich durchaus von klassischen vergleichbaren Einführungen unterscheidet und daher an Profil gewinnt. Klausnitzer bringt gute begriffliche Definitionen, stellt Methodeninventar zur Verfügung und ermöglicht ungewöhnliche Blicke auf die Literatur. Dabei gibt er viele praktische Beispiele, vor allem aus Goetheschen Werken. Im Gegensatz zu Vogt ist Klausnitzer ausführlicher und mehr reflektierend, eine Lektüre ist also eher für bereits Studierende und weniger für Studieninteressierte geeignet. Dafür aber bietet Klausnitzer interessante und nicht ganz alltägliche Zugänge zum Stoff. Diese Rezenison stammt von Claus Heinrich Bill (2012). Annotationen:
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