Institut Deutsche Adelsforschung
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Resilienter Adel bei Eichendorff, Fontane und Droste-Hülshoff

Gentilhommeske Elastizität in der Schwellenzeit der Formierung der Moderne

Im Jahre 1923 blickte in einer Rückschau der sowohl adelige als auch Adelsschriftstellende Fedor v.Zobeltitz (1857-1934) auf Fontanes dichterisches Wirken zurück, insbesondere mit Bezug auf die Gentilhommerie und seinen speziellen Bezug zu ihr: „Bei Fontane trat noch etwas hinzu [...]: Stimmungen taten unendlich viel bei ihm. Nicht Launen, sondern impulsive Stimmungen. Wenn der letzte Kaiser im aufgetuschten Glanze seiner Majestät Unter den Linden ritt, so konnte ihm dies helle Farbenbild einmal imponieren, ein andermal abgeschmackt und lächerlich erscheinen. Stimmungen gehören zu den Dichterrechten. Und gewiß sprachen beherrschende Stimmungen mit, wenn er auf seinen Wanderungen durch die brandenburgische Mark die Adelshäuser besuchte und sich von den aller unbequemen Stachelrüstung entkleideten Insassen am Kaminfeuer Dinge vorplaudern ließ mit Urteilen von einer Fortgeschrittenheit, `als flösse nicht die Nieplitz oder die Notte, sondern der Hudson oder Potomac an ihrem alten Feldsteinturm vorüber´. Er hat den märkischen Junker `entdeckt´ [...]. Und es war der Gegenwartswert dieser viel angefeindeten Kreise, was ihn an ihnen anzog, nicht das antiquarische Gerümpel der Historie. Schlechter kam der dem `Götzen der Bequemlichkeit´ erlegene Bürger bei ihm weg. Die Eigenschaften des Junkertums befähigten es zu zähem, meinetwegen ganz einseitigem Eintreten für politische Ideale und Interessen. Seine Aktionskraft war der des Bürgertumns überlegen und wurde nur noch von der des vierten Standes erreicht, wo sie auf ähnlichen Voraussetzungen beruhte. Daher war für Fontane in seinen späteren Jahren neben dem immer noch geliebten Adel die Arbeiterklasse mit ihrer kühn voranschreitenden Bewegung ein Gegenstand des Anteils und der Bewunderung. Diesen neuen Faktor auf der Weltbühne betrachtete er aber auch mehr mit dem Auge des Dichters als aus dem politischen Sehwinkel. Sein angebor[e]ner Sinn für gefestete Ordnungen und stabilierte Autorität stieß sich vielfach an dem radikalen Vorgehen der Sozialdemokraten. Er war [...] ein `loyaler und pietätvoller Mensch´, dessen historischer Objektivität eine oft maßlose Verwerfung alles Bestehenden nicht zusagen, ihn im Gegenteil dazu bewegen konnte, wie in seinem Roman `Stechlin´, den Wert der alten Lebensformen in helles Licht zu rücken.“ [1]

Fontantes (partielle) Verklärung des Adels und der Adelswelt, die hier noch, abweichend vom heutigen Forschungsstand, absolut gesetzt wird, bekam schließlich nach 1918 und insbesondere nach 1945 eine tiefe Bedeutung, auch für den Adel selbst. Einst wurde nur vom Adel berichtet, während er noch weiter auf den ostelbischen Herrensitzen lebte, später dann, als die Herrensitze enteignet und die Besitzenden geflüchtet oder vertrieben waren, wurde die Beschreibung zum bedeutenden Erinnerungsort auch für die Nobilität, schriftliches Zeugnis einer verlorenen Welt, [2] ja, auch ein Identitätsort. [3] Das einstige Abbild des Realen wurde daher durch Fontane, als das Reale (vorläufig) untergegangen war, [4] zum Surrogat, zum Repräsentierten, zum fast realen Ersatz. Aber nicht nur Fontane war ein beliebter Adelschriftstellender, auch Eichendorff und Droste-Hülshoff hatten je eigene Adelsliteraturen mit Streuwirkung in der adelsinternen wie öffentlichen Wahrnehmung erschaffen. Diese drei bedeutenden Autor*innen wurden nun im Zusammenhang mit den von ihnen verwendeten Adelsemantiken Gegenstand der 2017 erfolgten und 2019 publizierten Habilitation der derzeit an der Universität Stuttgart lehrenden Germanistin Urte Stobbe (*1975), [5] welche sich bemerkenswerterweise auch bereits in ihrer Dissertation von 2009 mit dem Adel beschäftigt hat. [6]

Stobbe möchte in ihrer neuen größeren Studie die semantischen Kämpfe nachzeichnen und die Bedeutung des Begriffes „Adel“ in der literarischen Re/Präsentation der drei Autor*innen ermitteln (Seite 33). Sie entfaltet dabei – in interdisziplinärer Manier – eine lesenswerte und detaillierte Interpretationsarbeit, die sie theoretisch auf den soziologischen Modellen von Reckwitz zur Subjektsoziologie und auf Bourdieus Genese des literarischen Feldes aufbaut. Damit und auch mit Rekurs auf Ergebnisse der Adelsforschung aus den „benachbarten“ Geschichtswissenschaften ist die Arbeit daher weit mehr als eine rein literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung um Wortbedeutungen.

Stobbe hat nun, obschon die drei von ihr behandelten kanonischen Verfassenden schon vielfach beforscht wurden, erstmals die Forschungen daraufhin befragt, inwieweit die nicht/adelige Autor*innenherkunft dabei beachtet worden ist und welches Adelsverständnis aus den Texten hervortritt, ohne daß sie mit zuvor festgelegten Definitionen dessen arbeitet, was denn „der Adel“ sei; die je eigenen und differenzierten Deutungsperspektiven werden so (fast) allein text- und autor*innenimmanent erschlossen. Ein anderer Vorteil der Studie ist es, daß Stobbe moderne Methoden der „Digital Humanities“ für Wortauszählungen von Volltexten benützt hat (siehe die Annotation bei Stobbe auf Seite 29, mit praktischem Beispiel auf Seite 401-403); auch dies kann richtungsweisend für eine neue germanistische Literaturwissenschaft im Adelskontext gelten. Ferner finden sich in ihrem Werk nicht nur Interpretationen der drei Höhenkammautor*innen, sondern auch solche von Werken mit Adelskontext bei anderen Schriftstellenden, so bei Chamisso, Arnim, Immermann, Tieck, Goethe, Mann; zur Erschließung dieser Vorkommen ist in dem voluminösen Band das kombinierte – und sehr hilfreiche – Werk- und Personenverzeichnis auf den Seiten 493-496 beigegeben worden.

Stobbe vertritt die These, daß der Adel in der Formierungsphase der Moderne resilient gewesen sei, sich mithin durch Anpassung eine elitäre Stellung gesichert habe. Sie vermutet weiters, daß die entsprechenden Werke der Autor*innen „Suchbewegungen“ waren, bei Eichendorff hin auf eine politisch-gesellschaftliche Adelserneuerung vor dem Hintergrund alter und nun angesichts der Formierung der Moderne gefährdeter nobilitärer Werte, er verstünde sich zudem als ein „Ritter der Feder“, sei nicht der resignativ Passive, für den ihn die Forschung bisher überwiegend gehalten habe, sondern ein aktiver Kämpfer für eine Adelszukunft auch in stark gewandelten Zeitläuften gewesen; so habe er beispielsweise Lieder als modern-populäre Form zur konservativen Ideenverbreitung genützt (Seite 190-192). Ähnlich resilient und mit einem „Handlungshorizont auf lange Dauer“ versehen habe auch Droste-Hülshoff agiert. Sie sei zudem nicht mehr als klassische Biedermeierautorin einzuordnen, sondern stünde vielmehr zwischen Romantik und Realismus, sei aber auch Protagonistin einer Fortexistenz des Adels, die sie über das Mittel der schön-schaurigen Literatur erreichen wollte (Seite 307-310).

Anders als bei Eichendorff und Droste-Hülshoff, bei denen Stobbe mehrere Werke (sowohl Romane als auch Lyrik) untersuchte, konzentrierte sie sich bei Fontane allein auf dessen Altersroman „Der Stechlin“ aus dem Jahre 1898. Dieser Adelsroman sei ein Schwellenzeitroman, eine Erzählung der nobilitären Übergänge, gewesen, habe Unsicherheiten über das Neue beschrieben, stimmungsbezüglich eingefangen. Auch hier findet Stobbe, wenig verwunderlich bei ihrem Vorhaben, das Motiv der Resilienz (vor allem in der Figur des Woldemar) und die Hoffnung ausgedrückt, in künftigen Herausforderungen zu bestehen, neuen Entwicklungen aktiv-gestaltend statt passiv-erleidend gegenüberzutreten, auch wenn die Mehrzahl der fiktiven Adelsfiguren des Romans der neuen Zeit hilflos oder resignativ gegenüberstünden (Seite 455-458).

Insgesamt beobachtet sie an den Figuren und Erzählweisen einen „zukunftsorientierten Konservatismus“, was bei einem Perspektivenwechsel durchaus folgerichtig erscheint. Denn Zukunft wurde in Kürze, im Anbetracht der vergehenden Gegenwart, stets Vergangenheit, und die für den Adel typische Vergangenheitsanreicherung, [7] die ihm eine „dauernde Wertsubstanz“ und „ästhetische Attraktion“ [8] verlieh, konnte eben nur dann wirksam sein, wenn sie auf eine zeitübergreifende Dauer gerichtet war, wenn sie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verknüpfte zu einem Zeitkontinuum. Ein Konservatismus, der in alten Formen erstarrte, hätte keine Zeit anreichern können. Insofern können die Werke durchaus originell als Resilienzwerke – oder auch als solche der Nachhaltigkeit [9] – gelesen werden, die es dem Adel ermöglichten, zu überleben, nicht mit den rechtlichen Privilegien, aber subtil sozial als kulturelle und „Erinnerungsgemeinschaft“, [10] auch jenseits von Ständegesellschaft und Monarchie.

Stobbes geisteswissenschaftliche Studie ist nun an einigen Stellen innovativ und befruchtend für die Adelsforschung, wenngleich an wenigen Stellen wiederum als eher konventionell-rückschrittlich zu klassifizieren. Die Innovationen liegen einerseits in der von ihr leider nicht hinreichend legitimierten Einführung des psychologischen Resilienzkonzeptes [11] in die Adelsforschung, das sie als differenzierte Ausgestaltung des „Obenbleiben“-Paradigmas ansieht und das künftig in der Adelsforschung unter Umständen verstärkt Verwendung finden könnte. Stobbe hatte dieses Konzept in flüchtiger Arbeitsweise kurzerhand aus dem Internet übernommen; einzige Quelle war ihr ein nicht bibliographisch ordnungsgemäß zitierbares Papier (ohne Ort, ohne Zeitschriftentitel, ohne Jahr). [12] In jenem kleinen virtuellen Aufsatz wird von neun Merkmalen von Resilienz oder psychischer Widerstandskraft (engl. „resilience“, besser jedoch stehend für „Spannkraft“ oder „Elastzität“) gesprochen.

Gabriel (2015) notierte dazu, es handele sich bei der Resilienz um die Fähigkeit, belastende Lebensumstände auf gelingende Weise zu bewältigen. Erarbeitet und beschrieben werden innerhalb des Resilienzkonzeptes protektive Strategien, die dabei helfen könnten, biographisches „Scheitern“ eines menschlichen Individuums anhand von individuell herausfordernden Lebenssituationen zu verhindern. [13] Stobbe (siehe dort Seite 37) hat nun dieses in der Sozialarbeit, in der positiven und Gesundheitspsychologie verbreitete Konzept in die literaturwissenschaftliche und historiographische Forschung eingeführt, was durchaus als originelle Adaption bezeichnet werden kann. Zwar macht Stobbe zum Konzept einige oberflächliche Bemerkungen (Seite 35; Kapitel 2.1. mit dem Titel „Adel und Resilienz – Widerstandskraft in Zeiten des Umbruchs“), begründet ihren eigenwilligen Theorietransfer aber keineswegs, zitiert auch keine Quelle für Ihre einleitenden klärenden Ausführungen zum Konzept. Dies ist umso bedauerlicher, als Resilienz das Kernkonzept des Stobbe-Buches darstellt, das auch immer wieder handlungsleitend in ihrer Untersuchung auftaucht, aber bedauerlicherweise nicht hinreichend theoretisch hinterfüttert worden ist. Nur unter dieser Voraussetzung war es daher möglich, das Konzept psychischer Abwehrfaktoren – oder auch das Bild des populären Begriffes des „Stehaufmännchens“ – in die Adelsforschung zu überführen. Wie ein Grashalm im Wind [14] wäre „der Adel“ demnach in der Formierungsphase der Moderne in der Lage gewesen, Stürmen zu trotzen, lautet – sinngemäß – ihr Credo.

Hier wären jedoch einige Einschränkungen zu vermerken. Das Konzept ist zunächst nur für Einzelpersonen ersonnen worden, [15] umfaßt daher keine kollektiven Verhaltensweisen einer Gruppenbildung, wie sie der Adel war, obschon mittlerweile auch Forschungen vorliegen, die sich mit der Resilienz von Kollektiven oder Institutionen befassen. [16] Stobbe macht sich jedoch bedauerlicherweise nicht einmal die Mühe, auf derlei Studien zu verweisen. Ferner ist zu bemerken, daß bisher auch noch keine Studien zur Resilienz im Adel ermittelbar gewesen sind. Hier wäre erst noch zu untersuchen, inwieweit denn Merkmale von erlernbarer Resilienz in der historischen Adelserziehung oder -sozialisation Spuren hinterlassen haben. Erkennbar ist bislang nur, daß neben der Betonung von Distinktion durch ostentativen Konsum einerseits, [17] auch, je nach sozialer Umwelt und Mode, demonstrative Kargheit andererseits, [18] im Adel verbreitet waren und als verschiedene Reaktionsweisen auf neue Herausforderungen gelten können.

Eine weitere ungeklärte Frage besteht darin, wie Resilienz genau definiert wird und welche Merkmale zum Konzept zu zählen wären. Verwirrend ist es, daß Stobbe die von ihr herangezogenen neun Merkmale von Resilienz [19] ohne erkennbare Gründe auf sieben Merkmale speziell zum Adel reduziert hat; sie hat zwei Merkmale fortfallen lassen (Stobbe, Seite 37-39). [20] Da zu zählt auch die Religiosität; zumindest sie aber hätte man als vielfach relevant für die Nobilität durchaus noch in den Katalog mit aufnehmen können. Bei Bengel (2012) werden dagegen elf Merkmale von Resilienz genannt. [21] Allerdings heißt es dort, wiederum lediglich bezogen nur auf Einzelpersonen, daß von etlichen Merkmalen nicht nachgewiesen sei, ob sie wirklich zur Resilienz einer Person in Krisensituationen beitragen würden oder nicht. [22]

Trotz dieser Einschränkungen hat Stobbe aber durchaus einen bedenkenswerten Beitrag zur Adelsforschung geleistet, der sich zudem nahtlos in die ältere Auffassung wie auch die aktuelle wissenschaftliche Diskussion vom adeligen „Auf- und Abstieg“ der Gentilhommerie als sozialem Gebilde, [23] vom „Niedergang“ des Adels, [24] einem möglichen „gebremsten Niedergang“, [25] dessen „Obenbleiben“ [26] oder auch, wie es an anderer Stelle formuliert wurde, dessen „Zusammenbleiben“ [27] einfügt. Allerdings fragt es sich auch, wie sinnvoll eigentlich (noch) diese Konstatierung einer kollektiven sozialen Mobilitätsentwicklung überhaupt ist. [28] Denn je nach Perspektive kann sowohl Niedergang als auch Aufstieg eine opportune Sichtweise sein, ja nachdem, ob Forschende rechtliche Diskontinuitäten oder soziologische Kontinuitäten betonen möchten, ganz abgesehen davon, daß auch andere Bevölkerungsklassen – beispielsweise „die Arbeiterklasse“ – ähnlichen Entwicklungen von Auf- und Abstieg ihrer gesellschaftlichen Bedeutung(en) unterlagen, [29] mithin das Bewegen „des Adels“ im sozialen Raum kein genuin gentilhommeskes Spezifikum darstellt und zu vermuten steht, daß über längere Zeit jede soziale Gruppenbildung einem Wandel unterliegt.

Stobbe hat aber zweifellos das „Obenbleiben“ mit dem Resilienzkonzept weiter spezifiziert. Demnach habe „der Adel“ geeignete Strategien zum Bewältigen von Krisen besessen (aktives Coping), soziale Kohäsion als gegenseitige solidarische Unterstützung praktiziert, [30] sei im Bewußtsein seiner Gedächtnispolitik und Memoria der Überzeugung gewesen, flexibel auf (gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche) Veränderungen reagieren zu können, habe mithin einen hohen Selbstwirksamkeitsglauben und ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl besessen, sei kognitiv zu Anpassungsleistungen fähig gewesen und habe, zuletzt, Hardiness inkorporiert, d.h. eine Mischung aus Sinnfindung, Kontrollüberzeugung und einer Herausforderungs- statt Problemorientierung [31] sein eigen nennen können. [32]

Eher konventionell dagegen erweist sich Stobbes Analyse in Bezug auf das ihrer Arbeit zugrundeliegende Lexem und den Terminus „Adel“, denn hier spricht sie indes leider immer wieder vom Adel als einer „Sozialformation“, [33] erweckt den Eindruck einer sozial „geschlossenen“ Gruppe, ignoriert damit die sich perpetuierende Gruppenbildung [34] „Adel“ und den stetigen De/Konstruktionsprozeß der Gentilhommerie, [35] übernimmt damit unreflektiert eine weitgehend konventionelle Selbstsicht der Nobilität, die überhaupt vom Großteil der geisteswissenschaftlichen Forschung übernommen worden ist. Dabei arbeitet Stobbe eigentlich gerade an denjenigen gentilhommesken Semantiken, die Adel re/präsentiert haben und sowohl Bilder des Adels aufgreifen als sie zugleich auch produzieren, d.h. sie bewegt sich mit ihrer Analyse an der Basis der Wahrnehmungen und Erwartungen breiter Bevölkerungskreise, aufgegriffen durch verschiedene produktive Schriftstellende des 19. Jahrhunderts. [36]

Fernerhin wäre zu bemerken, daß Stobbes Aussagen – wenn auch wohl nur in einigen wenigen Fällen – nicht immer den Forschungsstand widerspiegeln, so beispielsweise bei der Frage nach adeligen Stereotypisierungen, von denen sie behauptet, daß hier empirische Untersuchungen fehlen würden. [37] Einiges an älterer Literatur, mit denen sich Stobbe sonst grundlegend auseinandersetzt, fehlt zudem in ihrer Studie. [38] Stobbe positioniert sich indes auch noch in anderen Bereichen eindeutig: Adelige Künstler*innen seien keine Dilettanten gewesen (Seite 53-54), wie es oft in der Forschung gesehen werde, und auch das Reden von einer „Adelskrise“ im langen 19. Jahrhundert sei gänzlich inopportun (Seite 36), [39] außerdem meint sie, Devianzstudien zum Adel wären interessant (Seite 435). [40] Diese pointierten Thesen sollten von der (Adels-) Forschung in der Tat unbedingt weiter verfolgt werden. So kann man Stobbes akademische Qualifikationssschrift zur Erreichung der Venia Legendi in der Literaturwissenschaft insgesamt als anregende und innovative Studie bezeichnen, die zu weiterer Auseinandersetzung aufruft – und nebenbei zu einer lohnenden Relektüre der Werke der drei Autor*innen ebenso wie der folgenden germanistischen Forschungsergebnisse einlädt.

Diese Besprechung stammt von Dr. phil. Claus Heinrich Bill, M.A., M.A., B.A. und erschien zuerst in der Zeitschrift Nobilitas für deutsche Adelsforschung.

Annotationen:

  • [1] = Fedor von Zobeltitz: Fontane als Politiker, in: Neues Wiener Journal (Wien), Ausgabe Nr. 10701 vom 2. September 1923, Seite 8 (Buchbesprechung).
  • [2] = Eher eine Betonung des Interesses Fontanes am Arbeiterstand und eine Abwertung der Adelssicht von Fontane betrieb dagegen ein Anonymus (Dr. A.H.): Gegen das „Scheusal Äußerlichkeit“ – Zum 40. Todestag Theodor Fontanes, in: Innsbrucker Nachrichten (Innsbruck), Ausgabe Nr. 213 vom 20. September 1938, Seite 2.
  • [3] = Ein Beispiel dafür ist a) Käthe v. Keiser: Theodor Fontane, in: Deutsches Adelsblatt, Jahrgang XLVI, Berlin 1928, Seite 655-656, sowie b) Johannes Vogel: Theodor Fontane, in: Deutsches Adelsblatt, Jahrgang LVI, Berlin 1938, Seite 1717-1720.
  • [4] = Zur Gegenbewegung nach 1990 und dem „Untergang“ der DDR siehe a) Christian Baetge / Gert G. von Harling: Aus alten Wurzeln – Wiedereinrichter zwischen Ostsee und Thüringer Wald – Dokumentation zur wechselvollen Geschichte der Landwirtschaft in Ostdeutschland, Hannover 2010, 216 Seiten, b) Joyce E. Bromley / Daniel W. Bromley: Anknüpfen an das Erbe – Wiedereinrichter in der ehemaligen DDR, in: Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (Iamo, deutsche Ausgabe), Halle an der Saale 2012, Seite 69-75, c) Sophia von Kuenheim: Regionale Verortung adliger Wiedereinrichter als Projektionsfläche von Adel, in: Silke Marburg / Sophia von Kuenheim (Hg.): Projektionsflächen von Adel, Berlin 2016, Seite 195-207.
  • [5] = Urte Stobbe: Adel (in) der Literatur – Semantiken des „Adligen“ bei Eichendorff, Droste und Fontane, Hannover 2019, erschienen am 23. September 2019 im Wehrhahn-Verlag mit 496 Seiten, zugleich Habilitationsschrift an der Universität Vechta, Hardcover-Bindung mit Lesebändchen, ISBN: 978-3-86525-690-4, Preis: 38,00 Euro.
  • [6] = Urte Stobbe: Kassel-Wilhelmshöhe – Ein hochadeliger Lustgarten im 18. Jahrhundert, Berlin / München 2009, 277 Seiten (Band 161 der Reihe „Kunstwissenschaftliche Studien“, zugleich Dissertation an der Georgia-Augusta in Göttingen 2008).
  • [7] = Dazu siehe Luc Boltanski / Arnaud Esquerre: Bereicherung – Eine Kritik der Ware, Frankfurt am Main 2018, 730 Seiten (zum Adel speziell siehe ibidem, Seite 127-131).
  • [8] = Beide Zitate aus Georg Simmel: Soziologie, München 2. Auflage 1922, Seite 549 („Wertsubstanz“) und 550 („Attraktion“).
  • [9] = Schütz (1841) behauptete beispielsweise, daß es „die Hauptaufgabe der englischen Aristokratie“ gewesen sei, „mit Argusaugen die Sicherung der Nachhaltigkeit zu bewachen“. Siehe dazu Wilhelm von Schütz: Über die mannigfachen Einwirkungsweisen des Grundadels auf das geistige und physische Wohl der Gesellschaft, in: Zeitung für den Deutschen Adel, Jahrgang 2, Leipzig 1841, Seite 191. In der deutschsprachigen wissenschaftlichen Adelsforschung konnte bisher allerdings kein entsprechender Ansatz zu einem Konzept von „Adelsnachhaltigkeit“ oder einer „sustainable nobility“ ermittelt werden. Nachhaltigkeit geht allgemein auf Hans Carl v.Carlowitz zu Anfang des 18. Jahrhunderts zurück, zuerst in der Forstwirtschaft gefordert (dazu siehe Reinhold Reith: Nachhaltigkeit, in: Friedrich Jaeger [Hg.]: Enzyklopädie der Neuzeit, Band VIII., Stuttgart 2008, Spalte 1009-1012). Eine Anregung zu einem möglichen künftigen Konzept für die Adelsforschung liefert indes Keith M. Brown: Noble society in Scotland – Wealth, family, and culture from reformation to revolution, Edinburgh 2000, X und 369 Seiten; dort heißt es: „The wadset was crucial to the long-term sustainability of the nobility, allowing flexibility in the use of capital assets while preventing irresponsible heads of houses from permanently alienating land.“ – Auch der deutschsprachige Adel wurde bisweilen bereits als nachhaltig bezeichnet; so schrieb ein Anonymus (1876) in einer Rezension (des Werkes „Geschichte Krains von der ältesten Zeit bis auf das Jahr 1813“): „Manche Adelsfamilie Oesterreichs wird das Buch mit Befriedigung in ihre Bibliothek aufnehmen können, da auch diese Geschichtsblätter es der Nachwelt bewahren, wie Oesterreichs Adel immer zu allen Zeiten und unter allen Verhältnissen seiner hohen Mission, die Cultur und Civilisation zu verbreiten, auch hier getreulich nachgekommen ist und wacker ausgehalten hat im Kampfe gegen Barbaren aus dem Orient und – aus dem Occident!“ Zitiert nach dem Wiener Salonblatt (Wien), Ausgabe Nr. 16 vom 15. April 1876, Seite 5 (titellose Buchbesprechung in der Rubrik „Bücherschau“). – Nachhaltigkeit meint aus soziologischer Perspektive nach Hillmann (2007) „das allgemein verpflichtende Prinzip, Leitbild beziehungsweise Ziel, demzufolge die Lebensgestaltung der gegenwärtig lebenden Menschen immer zugleich das Bemühen um Erhaltung der Lebensbedingungen für die künftigen Generationen einschließen sollte“; dieses Zitat nach Karl-Heinz Hillmann: Wörterbuch der Soziologie, Stuttgart 5. Auflage 2007, Seite 603.
  • [10] = Zur Defintion dieser Vokabel unter anderem Michael Seelig: Alltagsadel. Der ehemalige ostelbische Adel in der Bundesrepublik Deutschland 1945/49-1975, Köln 2015, 591 Seiten (hier Seite 433 im Abschnitt „Der ostelbische Adel als Erinnerungsgemeinschaft“).
  • [11] = Zur Einführung siehe exemplarisch Rebecca Böhme: Resilienz – Die psychische Widerstandskraft, München 2019, 124 Seiten.
  • [12] = Sie bezieht sich dabei auf eine Art von Aufsatz namens „Resilienz und Scheitern – ein Widerspruch?“, gekennzeichnet mit dem Autor*innennamen  „Dr. Isabella Helmreich“, der ohne erkennbaren bibliographischen Zusammenhang als fünfseitige PDF-Datei im Internet auf den Webseiten des „Deutschen Resilienz-Zentrums“ der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz  (unter der virtuellen Adresse „www.drz-mainz.de“) abrufbar war (Abruf vom 23. Oktober 2019). Helmreich zitiert sich mit ihrem neunfachen Merkmalskatalog selbst als „Helmreich, I., et al., Psychological interventions for resilience enhancement in adults (Protocol). Cochrane Database of Systematic Reviews, in Vorbereitung.“ – Also ist auch dies leider keine wissenschaftlich verwertbare und zitierfähige Quelle.
  • [13] = Thomas Gabriel: Resilienz, in: Hans-Uwe Otto / Hans Thiersch (Hg.): Handbuch Soziale Arbeit – Grundlagen der Sozialarbeit und Sozialpädagogik, München 5. Auflage 2014, Seite 1342.
  • [14] = Dieses Bild (ohne Bezug zur Gentilhommerie) nach Hans Menning: Das psychische Immunsystem – Schutzschild der Seele, Göttingen / Bern / Wien 2015, Seite 24.
  • [15] = Klassische Anwendungen sind beispielsweise a) Detlef Kuhn: Resilienz am Arbeitsplatz, Frankfurt am Main 2. Auflage 2019, 157 Seiten, b) Jens-Uwe Martens: Das Geheimnis seelischer Kraft – Wie Sie durch Resilienz Schicksalsschläge und Krisen überwinden, Stuttgart 2. Auflage 2018, 207 Seiten.
  • [16] = Hierauf hätte Stobbe verweisen können, um den Transfer nicht zu abrupt zu gestalten. Exemplarisch seien genannt die Werke von a) Oliver Stoll: Vestigia Cladis – Roms Umgang mit militärischem Misserfolg. Niederlagen verdrängen, Siege betonen, Resilienz beweisen, Berlin  2019, 441 Seiten, b) Jens O. Meissner: Ein Instrument zum Management organisationaler Resilienz – Die funktionale Resonanzanalyse, in: Controlling – Zeitschrift für erfolgsorientierte Unternehmenssteuerung, Band 31, München / Frankfurt am Main 2019 (Spezialausgabe), Seite 46-50, c) Oliver Harry Gerson: Vulnerabilität und Resilienz des Rechts im Angesicht der Technisierung, in:  Dennis-Kenji Kipker / Matthias Kopp / Peter Wiersbinski / Jan-Christoph Marschelke / Falk Hamann / Martin Weichold (Hg.): Der normative Druck des Faktischen – Technologische Herausforderungen des Rechts und seine Fundierung in sozialer Praxis,  Stuttgart 2019, Seite 121-138, d) Oskar Marg: Resilienz von Haushalten gegenüber extremen Ereignissen – Schadenserfahrung, Bewältigung und Anpassung bei Hochwasserbetroffenheit, Wiesbaden 2016, 610 Seiten. Zur Verwendung des Resilienzkonzeptes in der fremdsprachigen Adelsforschung siehe indes M. Safa Saracoglu: Resilient Notables – Looking at the Transformation of the Ottoman Empire from the Local Level, in: Matthew P. Ramaniello / Charles Lipp (Hg.): Contested Spaces of Nobility in Early Modern Europe, Farnham / Burlington 2010, Seite 257-277.
  • [17] = Dazu siehe Thorstein Bundle Veblen: The theory of the leisure class – An economic study in the evolution of institutions, New York 1899, VIII und 400 Seiten.
  • [18] = Das „pagodenhafte Nicken“ der Figur „Herr von Alten-Fri(e)sack“ in Fontanes Stechlin zählt dazu; siehe dazu Stobbe, Seite 413 (auch Fußnote 319 ibidem). Zur Kargheit siehe einerseits Veblen (wie in der vorigen Fußnote), aber auch Denise Dazert: Distinktion als Lebensform – Eine qualitative Untersuchung ausgewählter Werke von Erasmus sowie Adolph v. Knigge, Wiesbaden 2017, 372 Seiten. 
  • [19] = Aktives Coping, Selbstwirksamkeitserwartung, Optimismus, soziale Unterstützung, kognitive Anpassungsfähigkeit, Religiosität und Spiritualität, positive Emotionen, Hardiness, Selbstwertgefühl; entnommen dem erwähnten Helmreich-Papier (siehe oben), Seite 2.
  • [20] = In Fortfall gerieten bei Stobbe „Religiosität“ und „positive Emotionen“.
  • [21] = Jürgen Bengel / Lisa Lyssenko: Resilienz und psychologische Schutzfaktoren im Erwachsenenalter – Stand der Forschung zu psychologischen Schutzfaktoren von Gesundheit im Erwachsenenalter, Köln 2012, 142 Seiten (Band 43 der Reihe „Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung“), hier speziell Seite 44-91; es sind dies ibidem positive Emotionen, Optimismus, Hoffnung, Selbstwirksamkeitserwartung, Selbstwertgefühl, Kontrollüberzeugungen, Kohärenzgefühl, Hardiness, Religion und Spiritualität, Coping, soziale Unterstützung.
  • [22] = Lediglich die Merkmale positive Emotionen, Optimismus, Selbstwirksamkeitserwartung, Hardiness und soziale Unterstützung wurden bis 2012 (dem Zeitpunkt der Forschungssynopse von Bengel und Lyssenko) als wirksam nachgewiesen; siehe dazu die Quelle der vorigen Fußnote und die kritische Würdigung jedes einzelnen Merkmals auf den Seiten 50-51, 53, 57-58, 61, 64-65, 68, 71-73, 77, 81-82 und 90-91.
  • [23] = Piritim Sorokin: Soziale Bewegungsvorgänge, in: Kölner Vierteljahrsshefte für Soziologie, Band 6, Berlin 1927, Seite 146-152.
  • [24] = Stephan Malinowski: Vom König zum Führer – Sozialer Niedergang und politische Radikalisierung im deutschen Adel zwischen Kaiserreich und NS-Staat, Berlin 2003, 660 Seiten. Die Niedergangsthese existierte schon längere Zeit und war einer der früh auftauchenden These zur Entwicklung und zum (beständigen) Wandel des Adels; siehe dazu exemplarisch Nomen Nescio: Niedergang des Adels, in: Deutsches Volksblatt (Wien), Ausgabe Nr. 3141 vom 29. September 1897, Seite 2; dort heißt es: „Wie aus Luck in Volhynien gemeldet wird, hat dort der Sprosse eines alten Adelsgeschlechtes, der Graf Eustach Potocki, falli[e]rt. Er war Besitzer großartiger Güter in Russisch-Polen und Volhynien. Leichtsinn, der meist dem Mangel an tüchtiger Erziehung und Bildung entspringt, an den sich dann der [...] Wucher anheftet und nicht eher ruht, bis er sein Gaunerwerk vollbracht hat, ist die bedauernswerthe Ursache des Niederganges der meisten Adelsfamilien.“ – In der wissenschaftlichen Adelsforschung gilt meist Brunner als Vater der Niedergangsthese; siehe dazu Otto Brunner: Adeliges Landleben und europäischer Geist – Leben und Werk Wolf Helmhards v.Hohberg 1612-1688, Salzburg 1949, 376 Seiten.
  • [25] = Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt – Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts, Bonn 2010, Seite 1064.
  • [26] = Rudolf Braun: Konzeptionelle Bemerkungen zum Obenbleiben – Der Adel im 19.Jahrhundert, in: Hans-Ulrich Wehler(Hg.): Europäischer Adel 1750-1950, Göttingen 1989, Seite 87-95.
  • [27] = Silke Marburg / Josef Matzerath: Vom Obenbleiben zum Zusammenbleiben – Der Wandel des Adels in der Moderne, in: Walther Schmitz / Jens Stüben / Matthias Weber (Hg.): Adel in Schlesien, Band 3 (Adel in Schlesien und Mitteleuropa. Literatur und Kultur von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart), München 2013, Seite 299-311.
  • [28] = Zur dauerhaften Konjunktur dieser hierarchischen räumlichen Orientierungskonstatierungen siehe allgemein auch Eckart Conze: Niedergang und Obenbleiben, in: Eckart Conze (Hg.): Kleines Lexikon des Adels, München 2005, Seite 187-188.
  • [29] = Dazu siehe exemplarisch a) Gerhard A. Ritter (Hg.): Der Aufstieg der deutschen Arbeiterbewegung – Sozialdemokratie und Freie Gewerkschaften im Parteiensystem und Sozialmilieu des Kaiserreiches, München 1990, XXI und 461 Seiten, sowie b) Jörg Miehe: Vom Schwinden der Arbeiterklasse – Zur Struktur der Erwerbstätigkeit und der gesellschaftlichen Arbeitsteilung in der BRD von 1957/1970 bis 2005/2008, Berlin 2017, 461 Seiten. Kurisivierung durch den Verfasser, so nicht im Original.
  • [30] = Zur hohen diachronen wie synchronen Gruppen(bildungs)kohäsion siehe fernerhin Norbert Elias / John L. Scotson: Etablierte und Außenseiter, Frankfurt Main 2002, Seite 244-246.
  • [31] = Dazu Jürgen Bengel / Lisa Lyssenko: Resilienz und psychologische Schutzfaktoren im Erwachsenenalter, Köln 2012, Seite 69.
  • [32] = Wie auch schon bei den zahlreichen Modellen zur Resilienz überschneiden sich hier etliche Kategorien; so wird man beispielsweise Kontrollüberzeugungen als ähnlich mit der Überzeugung, Herausforderungen statt Probleme zu konstatieren, werten können. – Man könnte stattdessen auch das  salutogenetische Konzept von Antonovsky für die Adelsfrage benützen; demnach könnte der Adel ein hohes Kohärenzgefühl besessen haben, daß sich dadurch ausgezeichnet habe, daß über Generationen die Überzeugung weitergegeben wurde, daß das Leben grundsätzlich verstehbar, bewältigbar und sinnvoll wäre. Siehe dazu Jürgen Bengel / Lisa Lyssenko: Resilienz und psychologische Schutzfaktoren im Erwachsenenalter, Köln 2012,  Seite 16. Ferner könnte auch davon gesprochen werden, daß Adel über die Zeitläufte hinweg eine Fähigkeit zur „Rekonfiguration“ besessen habe; siehe dazu ibidem, Seite 25.
  • [33] = So beispielsweise Seite 22 und 39, ähnlich Seite 13, wo sie „dem Adel“ dann doch sehr konservativ und schlicht die Bedeutungen „Geschlecht“, „Geburt“ und „Stand“ zuschreiben läßt.
  • [34] = Dazu siehe Bruno Latour: Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft, Frankfurt am Main 2010, Seite 50-75.
  • [35] = Dazu siehe Claus Heinrich Bill: Konzept des Adelsbegriffs „Un/doing Nobility“, in: Institut Deutsche Adelsforschung (Hg.): Bildatlas zur deutschen Adelsgeschichte 4, Sonderburg 2018, Seite 40-41 (als Gegenentwurf zum herkömmlichen statischen Forschungsmodell „Beeing Nobility“). Stobbe hätte diesen Aufsatz indes ermitteln können, wenn sie, was auch nicht geschehen ist, die für ihre Studie maßgebliche Adelsbibliogrophie benützt hätte, die schon vor Mai 2019 im Internet im Volltext abrufbar zur Verfügung stand (Claus Heinrich Bill: Neue Adels-Bibliographie – Monographien, Sammelbände und Aufsätze des Erscheinungszeitraums Jänner 2000 bis Mai 2018 zum Adel in den deutschsprachigen Ländern, herausgegeben vom Institut Deutsche Adelsforschung, Sonderburg 1. Auflage Juli 2018).
  • [36] = Dies betont sie auch selbst mehrfach, wenn auch nur andeutungsweise (Seite 310: „ […] transportiert sich in Drostes Balladen die Überzeugung, dass [sic!] der alte landsässige Adel erhalten bleibt, solange seine Existenz von dem Glauben an den Fortbestand der alten Ordnung seitens der einfachen Bevölkerung getragen wird“ und Seite 412: „[...] deutet er die Notwendigkeit an, sich innerhalb des alten Adels nicht als losgelöst vom Rest der Welt zu betrachten, denn auch dieser müsse sich so verhalten, dass [sic!] er von der Akzeptanz der Bevölkerungsmehrheit getragen wird“), ohne indes daraus entsprechende Schlüsse einer dezidierten Adelskonstruktion durch mehrere Akteur*innen zu ziehen.
  • [37] = Siehe dazu jedoch Claus Heinrich Bill: Gesellschaftliche Adelsvorstellungen und ihre Bedeutung für die soziale Erzeugung der Gentilhommerie im 19. Jahrhundert, in: Institut Deutsche Adelsforschung (Hg.): Zeitschrift für deutsche Adelsforschung, Jahrgang XXI., Folge Nr. 101, Sonderburg 2018, Seite 2-52. Gemäß dem Dankkapitel wurde Stobbes Buch erst im im Mai 2019 abgeschlossen (Seite 9), sie hätte den Forschungsstand daher noch berücksichtigen können. Außerdem waren weitere Untersuchungen dazu schon weitaus früher erschienen. Weiters ist die Angabe von Stobbe nicht zutreffend, daß sich die Forschung bislang nicht mit Adelsimages in der Zeitschrift der „Gartenlaube“ auseinandergesetzt habe. Siehe dazu a) Gunilla-Friederike Budde: Auf dem Weg ins Bürgerleben – Kindheit und Erziehung in deutschen und englischen Bürgerfamilien 1840-1914, Göttingen 1994, Seite 456 sowie vor allem b)   Karlheinz Wallraf: Die „bürgerliche Gesellschaft“ im Spiegel deutscher Familienzeitschriften, Köln 1939, 147 Seiten (Dissertation an der Universität Köln von 1939; siehe dazu besonders das Kapitel „Das Bürgertum als aufstrebende Sicht im Kampf gegen den Adel als alte Herrenschicht“ auf den Seiten 9-30).
  • [38] = So beispielsweise a) Friedrich A. Kautz: Der preußische Adel in Theodor Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Ottawa 1976, 148 Blatt (National Library of Canada in Ottawa, 2 Microfiches), zugleich Dissertation an der Universität Ottawa 1974, b) Walter Keitel: Fontane und der Adel – Zum 150. Geburtstag Theodor Fontanes, in: Deutsches Adelsblatt, Jahrgang IX, Kirchbrak 1970, Seite 4-6 und 27-28, c) Hans-Gerhard Wegner: Theodor Fontane und der Roman vom märkischen Junker, Leipzig 1938, Neuauflage New York / London 1970, 174 Seiten, d) Ferdinand Freiherr von Schorlemer: Annette von Droste-Hülshofff, ihre Heimat und ihre Familie, in: Deutsches Adelsblatt (Berlin), Ausgabe Nr. 33 vom 1. Dezember 1925, Seite 809-810, e) Rudolf Eckart: Der deutsche Adel in der Litteratur, II. Die moderne Litteratur , in: Deutsches Adelsblatt (Berlin), Jahrgang XII (1894), Seite 27-29 (Jeanne Marie v.Gayette-Georgens), Seite 88-89 (Gottfried Ritter v.Leitner), Seite 189-190 (Johannes Andreas Freiherr v.Wagner), Seite 208-209 (noch v.Wagner), Seite 470 (Karl Freiherr v.Fircks), Seite 490-491 (noch Fircks), Seite 507-510 (noch Fircks und Friedrich Freiherr v.Dincklage-Campe), Seite 529-530 (Elisabeth Baronin v.Droste-Hülshoff), Seite 550-551 (Valeska Gräfin v.Bethusy-Huc), Seite 571 (Clotilde v.Schwartzkoppen), Seite 589-590 (Ewald v.Zedtwitz), Seite 608 (Prinz Emil zu Schoenaich-Carolath), Seite 623-624 (Hanns v.Zobeltitz), Seite 642-643 (Nataly v.Eschstruth), Seite 676-678 (Wilhelm Johann Freiherr v.Tettau), Seite 695-696 (Louis Ferdinand Freiherr v.Eberstein), Seite 714-715 (Anton Freiherr v.Perfall), Seite 751-752 (Kurt v.Rohrscheidt), Seite 771-772 (Alexander Freiherr v.Mengden), f) Nomen Nescio: Adelige Dichter und Denker, in: Deutsches Adelsblatt (Berlin), Jahrgang XX (1902), Seite 724-725 (August Graf v.Platen-Hallermünde), Seite 755-757 (Friedrich Leopold Graf zu Stolberg), Seite 772-773 (Heinrich v.Kleist), Seite 805-806 (Max v.Schenkendorf), fortgesetzt im Adelsblatt, Jahrgang XXI, Berlin 1903, Seite 29-31 (Annette v.Droste-Hülshoff), Seite 96-98 (Adalbert v.Chamisso), Seite 113-115 (Friedrich Baron de la Motte-Fouqué), Seite 146-148 (Friedrich v.Spee), Seite 168-169 (Ewald Christian v.Kleist), Seite 184-185 (Joseph Freiherr v.Eichendorff), Seite 231-233 (Gustav Gans Edler Herr zu Putlitz), Seite 268-270 (Eligius Freiherr v.Münch-Bellinghausen), Seite 283-285 (Franz Freiherr v.Gaudy), Seite 298-300 (Ernst Freiherr v.Feuchtersleben), Seite 315-317 (Anton Alexander Graf v.Auersperg bzw. Anastasius Grün), Seite 332-334 (Friedrich Leopold v.Hardenberg bzw. Novalis), Seite 348-350 (Justus Freiherr v.Liebig), Seite 366-368 (Nikolaus Ludwig Graf v.Zinzendorf), Seite 384-386 (Karl v.Linné), Seite 400-401 (Friedrich v.Logau), Seite 415-417 (Wilhelm v.Humboldt), Seite 432-434 (Ida Gräfin v.Hahn-Hahn), Seite 464-466 (Oskar v.Redwitz), Seite 481-482 (Karl v.Rotteck), Seite 529-531 (Nikolaus Niembsch Edler v.Strehlenau), Seite 560-562 (Richard v.Volkmann respektive Leander), Seite 656-658 (Heinrich v.Treitschke).
  • [39] = Eine „Krise“ muß jedoch nicht zwangsläufig negativ sein, sondern war vielmehr auch Voraussetzung eines Wandels zum Überleben. Siehe dazu die eher positive Sicht auf Krisen bei Bijan Adl-Amini: Krise und Entwicklung, Darmstadt 2004, 356 Seiten (Band 2 der Reihe „Krisenpädagogik“).
  • [40] = Devianzstudien bestehen bereits, so beispielsweise a) Claire Chatelain: Ein adeliges Beamtenpaar vor Gericht – Der Einsatz von Kapitalsorten im Eheverfahren zur Trennung von Tisch und Bett am Ende der Regierungszeit von Ludwig XIV., in: Institut für die Erforschung der Frühen Neuzeit (Hg.): Frühneuzeit-Info, Band 26, 2015, Heft Nr. 1, Seite 95-103, b) Sonja Köntgen: Gräfin Gessler vor Gericht – Eine mikrohistorische Studie über Gewalt, Geschlecht und Gutsherrschaft im Königreich Preußen 1750, Berlin 2019, VIII und 291 Seiten, c) Werner Broer: Malwida von Meysenbug (1816-1903) – Eine „aristokratische“ Demokratin, in: Vera Leuschner (Hg.): Malwida von Meysenbug zum 100. Todestag 2003, Kassel 2003, Seite 81-101, d) Clemens Freiherr Raitz von Frentz,: Fsanny von Reventlow (1871-1918) – Die aristokratische Anarchistin, in: Christina von Flotow (Hg.): Deutsches Adelsblatt – Magazin der deutschen Adelsverbände (Kirchbrak), Jahrgang 57, Ausgabe Nr. 10 vom 15. Oktober 2018, Seite 10-14, e) Christoph Koch(Hg.): Vom Junker zum Bürger. Hellmut von Gerlach – Demokrat und Pazifist in Kaiserreich und Republik, München 2009, X und 430 Seiten, f) Michael Nadler: „Und also in der Religion einige Neuerung vorzunehmen ich wohl Fug und Macht hätte“ – Wolf Dietrich von Maxlrain (1523 oder 1524-1586) in der Adelsfronde von 1563, in: Rebellen, Visionäre, Demokraten, Regensburg 2013, Seite 23-24, g) Katrin Iffert: Gescheiterte Ehen im Adel. Trennung und Scheidung des Herzogspaares Alexius Friedrich Christian und Marie Friederike zu Anhalt-Bernburg (1794-1817), in: Eva Labouvie (Hg.): Adel in Sachsen-Anhalt. Höfische Kultur zwischen Repräsentation, Unternehmertum und Familie, Köln / Weimar / Wien 2007, Seite 95-120, h) Georg Fingerlos: Verlottertes Blaublut. Entadelte Schwerverbrecher in Österreich 1912-1918, Wien 2016, 176 Seiten, i) Katrin Gäde: Umstrittenes Eherecht. Handlungsstrategien und Aushandlungsprozesse in Ehescheidungsverfahren adliger Paare vom 18. bis zum 19. Jahrhundert, in: Institut für die Erforschung der Frühen Neuzeit (Hg.): Frühneuzeit-Info, Band 26, Wien 2015, Seite 142-151.
 

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