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Erfolgreicher Statuskonsum des Hochadels? Der Fall des Herzogs Moritz von Sachsen-LauenburgBesprechung einer Neuerscheinung des Regensburger Verlages Schnell & SteinerWer „den Zedler“ (1739) – das umfassendste frühneuzeitliche deutsche Allgemeinlexikon – las, konnte recht ehrenvolle Zeilen über einen nachrangigen und nichtregierenden norddeutschen Hochadeligen der Frühneuzeit lesen: „Moritz, Mauritius, Hertzog zu Lauenburg, war des Francisci I. jüngster Printz, und Francisci II. und Magni II. Bruder. Er nahm unter den Kayserlichen Kriegs-Dienste, als es aber in den Niederlanden mit dem Kriegs-Handwercke nicht recht fort wollte, so satzte er sich endlich im Ratzeburgischen auf ein Ritter-Guth, und vermählte sich mit einer Adel.[igen] Dame Spörckin genannt, allwo er 1616 ohne Erben starb.“ [1] Gleichwohl konnte man in diese Zeilen auch hineinlesen, wenn auch noch hier äußeren Ursachen zugeschrieben, daß es nicht allein mit den Diensten, sondern auch mit ihm – dem Herzog – „nicht recht fort wollte“. Genauer erläutert wird die mutmaßliche Devianz des Herzogs sodann, expliziter formuliert, bei Megander (1738); dort ist er im Kapitel „Von hohen Standes- Personen, welche ungleiche Mariagen getroffen“ verzeichnet. [2] Dies läßt aufhorchen und eine spannende Biographie vermuten, ähnlich, wie es bei anderen Personen, die dort eingetragen wurden, angenommen werden kann oder bereits erforscht worden ist. [3] Denn wer bei Megander (1738) eingetragen wurde, deren Familien oder Nachkommen mußten bereits hinnehmen, daß der eigene Familienangehörige – auf die ein oder andere Weise – als abweichend und deviant wahrgenommen worden ist und mittels einer sonderbar-bemerkungswürdigen, in schlimmeren Fällen zwiespältigen oder womöglich gar ehrrührigen Zuschreibung etikettiert worden ist und diese Etikettierung auch durch den Buchdruck in alle möglichen Zukünfte perpetuiert worden ist. Tatsächlich stammte Katharina v. Spörcken, des Herzogs Gattin, die er 1581 heimlich ehelichte, aus einem lüneburgischen Nieder- und Uradelsgeschlecht [4] und galt daher für den Herzog lediglich als unstandesgemäße Partie, [5] zumal er sie als Dienerin seiner Schwägerin kennengelernt hatte. Dieses abweichende Verhalten wurde indes durch neue Handlungen des Herzogs perpetuiert. Nach einem Jahr Ehe verließ er seine Frau um 1582, lebte fortan mit seiner Geliebten, seiner Cousine Gysell Tschammer (geborene Sachsen) zusammen. Sie allerdings war ebenfalls vermählt, indes an ihren Ehemann Adam Tschammer [6] und zusammen lebten die drei Personen in einer Ménage à trois, [7] in einem Bürgerhaus, das Tschammer in Buxtehude gekauft hatte, nachdem der Herzog etliche Zeit wohnungslos umhergezogen war. Als deviant wahrgenommen worden war mithin nicht allein die nichtebenbürtige Ehe, sondern auch die Installierung einer privaten Dreiecksbeziehung, das Leben in einer Bürgerstadt ohne Residenz, das Nichtregieren eines Herzogs. Hinzu kam, daß der Herzog nahezu beständig unter Geldnot litt; er stritt sich des Öfteren mit seiner Familie um Versorgung und Apanage, machte an vielen Stellen Schulden, verdingte sich als Söldnerführer in Spanien und den Niederlanden. Als er 1612 in Buxtehude verstarb, hatte er mit kostbaren Kleidern, einer Kutsche, Pferden und Waffen recht viele Animal- und Dingaktanten hinterlassen, die ihn typischerweise und sehr visibel als adelig auswiesen, doch invisibel blieb dabei die mangelnde Fähigkeit zur langfristigen Finanzierung. Der Kauf auf Kredit galt gemeinhin für Adelige als eine gewöhnliche Alltagspraxis, zählte doch, daß sie oft genug mit ihrem „guten Namen“ und ererbtem Vermögen bezahlten und durch das nicht abgeschlossene, sondern schwebende Kreditgeschäft enge Beziehungen aufrechterhalten blieben. [8] Allerdings ging diese Annahme stets mit der Auffassung einher, daß Adelige, namentlich Hochadelige wie der Herzog, wohlhabend sein müßten. [9] Doch diese Reichtumserwartung seitens sozialer Mit- und Umwelten konnte Edelleute in prekäre ökonomische Lagen bringen, in ungewollte Abhängigkeiten, gar in Konkurse [10] oder Suizide. [11] Nach dem Ableben des Herzogs Moritz wurde sein Vermögen und wurden seine Mobilien wegen übermäßiger Schulden – der Herzog hatte die laufenden Kreditbeziehungen durch seinen Tod gekappt – sofort mit Beschlag belegt, durch die Gläubiger veranlaßt. [12] Da sich diese Geldleiher indes nicht einigen konnten, wurde der Verkauf und die Verteilung des Erlöses blockiert, einige Dingaktanten verschwanden zudem aus dem Nachlaß, [13] da Gysel Tschammer ihn nicht ordentlich verwahrt hatte. Vielmehr wurde der Nachlaß des Herzogs später in Teilen durch Institutionen angekauft; heute liegen sie in unter anderem zwei hannoveranischen Museen und sind überdies durch ein intermediales und interdisziplinäres Forschungsprojekt wieder „zum Leben“ erweckt worden. Dazu hatten sich eine Kostümbildnerin und ein Frühneuzeithistoriker in den Jahren 2020 bis 2024 unter dem Motto „Buxtehude 1612: Ein unbedeutender, hochverschuldeter Herzog mit lasterhaftem Lebenswandel stirbt und hinterlässt [sic!] eine extravagante Garderobe“ zusammengefunden. [14] Aus dieser Zusammenarbeit resultierte ab November 2019 ein Instagramkanal, eine Webseite [15] und zum Abschluß (zum Zeitpunkt von Mitte 2024) ein Buch im Stile eines Ausstellungskataloges, obschon es inn diesen Jahren eine Sonderausstellung über die herzoglichen Kleider dazu nicht gegeben hat. [16] Das Projekt war bemerkenswerterweise offen konzipiert, es wurde zur Mitarbeit durch Interessierte aufgefordert (Seite 7); insofern stellte es auch einen lebendigen Beitrag zur „citizen science“ dar, [17] wobei tatsächlich im Verlauf des Projektes die eine und andere Frage geklärt werden konnte, die am Beginn des Unterfangens noch unklar war (fehlendes Herzogsbildnis, Samtsturmhaubenfunktion); andere Vestimaraktanten bleiben unklar und bergen nach wie vor Rätsel über deren praktische Benützung (so die Verwendungsweise der Brusttücher auf Seite 154-159). [18] Das 1462 Gramm schwere Buch stellt dabei nur eine der verwendeten Medienform dar, mit der das Projekt kommuniziert wurde. Herausgegeben wurde es von Jan Willem Huntebrinker [19] und Maya Brockhaus; es trägt den Titel „Moritz aus Buxtehude. Der Kleidernachlass des Herzogs Moritz von Sachsen-Lauenburg (1551-1612)“, ist in erster Auflage im Juli 2024 erschienen, umfaßt 240 Seiten im Format von 24 x 28 cm. Als Klappenbroschur fadengeheftet, ist der beeindruckende und reich illustrierte Band, verlegt im Regensburger Verlag Schnell & Steiner, unter der internationalen Standardbuchnummer „978-3-7954-3872-2“ im analogen wie virtuellen Buchhandel erhältlich und um den Preis von 30,00 € erwerbbar. Die beiden Herausgebenden bemühten sich nun in dem Werk, neben den Kleidern auch die Persönlichkeit des schillernden und ungewöhnlichen Herzogs zu erforschen, ausgehend von den noch überlieferten vestimären Entitäten. Der Kleiderfundus aus der Zeit um 1600 ist zunächst ungewöhnlich umfangreich erhalten geblieben; dazu gehörten unter anderem Futterhemd, Überstrümpfe, Pantoffeln, Füßlinge, Halskrause, die erwähnten samtenen Sturmhauben, Kommandostab, Pferdemaulkörbe, Schlupfschuhe, Samtwämser, Brusttücher, Taschentücher, Schmucktaschen und ein schwarzer Samtradmantel, ähnlich wie er bei Gottfried Kellers Figur „Wenzel Graf Strapinski“ in der Erzählung „Kleider machen Leute“, erwähnt worden ist, wo es heißt, das der Schneider-Graf „über seinem schwarzen Sonntagskleide, welches sein einziges war, einen weiten dunkelgrauen Radmantel trug, mit schwarzem Sammet ausgeschlagen, der seinem Träger ein edles und romantisches Aussehen verlieh.“ [20] Die nähere Analyse der Kleider, die in dem Buch detailliert und kontextualisiert nachverfolgt werden kann, ergab nun etliche Erkenntnisse über den Herzog, so dessen vermutliche Rechtshändigkeit (wegen in mehrere linke Wamsärmel eingeführte Schlitze), seine Körpermaße, aber auch die bei Betrachtung der schiefgelaufenen Schuhe entstandene Vermutung, daß er einen Knickfuß gehabt haben könnte. Die Herausgebenden und weitere Autor:innen rekonstruierten außerdem chronologisch aufsteigend bestimmte biographische Ereignisse des Herzogs in mehreren tabellarischen Lebensläufen (Seite 34-38, 214-216 und 218-226). [21] 1551 kam er demnach als nachgeborener Sohn, vermutlich in Lauenburg, auf die Welt, wurde fürstlich erzogen, hielt sich in Flensburg bei seiner Tante auf, bevor ab 1571 Konflikte mit seiner Familie um Thronerbe und Apanagen begannen. Der Herzog erhielt dann 1576 von seinem Vater Haus Lauenburg als Versorgung, nahm aber wohl auch bereits Kriegsdienste an. Um 1583 zog er zum Ehepaar Tschammer nach Buxtehude, fernab eines fürstlichen Hofes, lebte dort als Privatmann. 1585 scheiterte der Versuch des Herzogs, das Land Hadeln zur Versorgung zu erhalten, [22] 1587 scheiterte er ebenso mit dem Ansinnen, eine geistliche Versorgung mit Pfründen am Rhein zu finden. Über den Grafen Johann von Manderscheid hatte er sich 1587 beim katholischen Domkapitel zu Köln beworben, aber seine Bewerbung wurde zurückgewiesen, „weil Moritz Protestant und außerdem wie sein verstorbener Bruder Friedrich sehr zu kriegerischen Unruhen geneigt“ [23] sei. 1606 erhielt er schließlich doch einen Hof in Sarau, hielt sich aber auch bei seiner Geliebten und dessen Mann in Buxtehude auf, [24] bevor er, etwa 61 Jahre alt, schließlich ibidem verstarb. Seine letzte Ruhestätte fand er im Ratzeburger Dom (Seite 38) oder in der Ratzeburger Schloßkirche (Seite 175). [25] Indes scheint der Herzog, verschiedener Indizien halber, die Geduld seiner Gläubiger schon zu Lebzeiten überspannt zu haben. [26] Er wurde 1591 der Stadt Buxtehude verwiesen, unter anderem, weil er seine Schulden nicht bezahlt hatte (Seite 63), er suchte immer wieder Einkünfte, sei es in Kriegsdiensten als Kriegsunternehmer und Söldnerführer, auch plünderte er bisweilen die Bevölkerung bestimmter Landstriche. [27] Wohl vermutlich aus diesen und anderen Gründen legte ihm mindestens zwei Meinungsbildner:innen einen Spitznamen zu, der in seiner Bedeutung indes mehr den Charakter eines Spottnamens angenommen haben dürfte: Herzog „Magerkohl“. [28] Dazu notierte das Grimmsche Wörterbuch: „magerkohl, m. vgl. das folgende. Magerkraut [...], labkraut. auch mager geschmelztes kraut; als spottname für eine dürftige: ich habe jüngst gesehen, dasz ihre mutter, welche hiebevor von allen nachbarn verachtet und Thrin Magerkohl (Catharina Magerkraut) genennet wurde, von vornehmen cavallie[e]rn respectiret und geehret wurde, als wann sie eine von adel were.“ [29]. Der Begriff „Magerkohl“ bezeichnete mithin eine ausschließlich komparatistisch zu ermittelnde Entität, von der man annahm, daß sie ihrem Wesen nach – im Gegensatz einem perfekten Vorbild – zu wenig umfangreich oder zu schlecht ausgestattet sei. [30] Diese Despektierlichkeit, die leicht als ehrmindernd verstanden werden konnte, hatte indes ähnliche Vorläufer. So äußerte sich über den Herzog zuvor auch bereits Lairitz (1686) in analoger Weise und pejorativ, wenn er notierte: „Herz.[og] Moritz wird als eine schöne und stolze Person beschrieben, der sich zu nichts besonders und vornehmes habe gebrauchen lassen. Zwar hat er in Niederland unter Pfalzgr.[af] Johann Casimir gedienet/ und ward von ihm[,] als er in Engeland übersetzte / der Armee vorgestellet/ jedoch von den Spaniern in die Enge getrieben / daß er kaum erhalten können/ daß ihm und den Seinen der Abzug verstattet worden. Von selber Zeit an ist er viel Jahre gleichsam im Elend herum gezogen/ hat doch endlich von Herz.[og] Franzen II. ein geringes Deputat und freye Wohnung auf einem Maierhof am Ratzenburger See erlanget [...] Er hatte sich vorhero eh[e]lichen lassen eine von Adel/ Catharinam Sporkin/aus dem Lüneburgischen Lande/ die er hernach wieder von sich verstossen“. [31] Was hier anklang, war implizit erneut die Meinung, als Hochadeliger müsse man ökonomisch wohlhabend sein und sich zu etwas Besonderem und Vornehmen „gebrauchen lassen“. Jener Konfliktbereich wird im Übrigen auch angesprochen in der dem Buch vorhergehenden und mit ihm verzahnten Podcastserie, die drei Folgen umfaßte. [32] Die erste Folge stammte vom Jänner 2020 und dauerte 20 Minuten, beschäftigte sich mit dem Forschungsprojekt allgemein und den Anfängen und Besonderheiten desselben. In der zweiten Folge, die aus dem Juni 2020 datierte und 45 Minuten andauerte, informierten die beiden Herausgebenden des Buches über sich selbst und ihre Motivationen, aber dann auch die ungewöhnliche – bisweilen erratisch erscheinende – Biographie des Herzogs Moritz. Die dritte und letzte Folge schließlich stammte von November 2020, [33] umfaßte 21 Minuten und hatte die allgemeine historische Bedeutung von Kleidung in der Ständegesellschaft und einzelne Kleidungsstücke zum Inhalt. Dabei wurde rekurriert auf Thorstein Veblens Theorie der demonstrativen Verschwendung seitens der Adeligen selbst, [34] aber auch erklärt, daß es ebenso gesellschaftliche Erwartungen gab, bestimmte Kleidung zu tragen, da man in der vormodernen Gesellschaft an der Kleidung den Stand einer Person erkennen sollte. Angesprochen wird dabei das Phänomen, daß Adelige einer Art von Repräsentationspflicht unterlagen: Adelige wollten demnach nicht allein selbst repräsentativ und ihrem Rang entsprechend aussehen, sondern unterstanden auch sozialen Rollen-Erwartungen ihrer Um- und Mitwelten. [35] Ambivalent war indes nicht nur des Herzogs Prachtkleiderkonsum, sondern auch seine eigene kleine „Hofhaltung“ in einer Bürgerstadt, die er mit eigenen Bedienten (Rat, Hofjunker, Schmied, Barbier, Futterknecht, Kutscher, Schneider, Magd) ausgestattet hatte, die nach Veblen (1953) als „demonstrative Prestige“-Erzeuger fungierten. [36] In eben dieser Hinsicht eröffnete sich für Herzog Moritz ein Spannungsfeld zwischen dem Anspruch kostspieliger Kleidung einerseits, aber mangelnden finanziellen Ressourcen andererseits. Tatsächlich lebte der Herzog über seine Verhältnisse und ruinierte seine knappen wirtschaftlichen Ressourcen. Der erstarrte Nachlaß war für die vielen Gläubiger damals eine ökonomische Katastrophe, ein Ausfall von Geldern, ein Verlust der Waren, [37] für die gegenständliche Überlieferung über einen Zeitraum von mehr als vierhundert Jahren freilich ein Glücksfall. Da sich die Gläubiger und Nachlaßverwalter nicht einigen konnten, verlief die Veräußerung des Sach-Vermögens im Sande; der Bestand blieb mit Arrest belegt – und dadurch über die Zeitläufte hinweg bis heute erhalten. Der über Herzog Moritz erschienene Band indes selbst ist hervorragend gestaltet worden, reich illustriert, wobei Fließtexte teils mit einzelnen Aussprüchen oder prägnanten Quellenzitaten garniert wurden, die jeweils auf einer einzigen Seite präsentiert wurden und dadurch erhöhte Sichtbarkeit erlangten (auch hier galt wie beim Adel, daß Raumverschwendung unbedruckten Papiers Aufmerksamkeit erzeugte). Daneben finden sich experimentell-spekulative Texte wie „Der Herzog zieht sich an“ (Seite 126), ansprechende Visualisierungen und Grafiken (Seite 88-89) indem man nachzuvollziehen versucht, wie und in welcher Reihenfolge die Hemden, Pumphosen Wämser, Seidenstrümpfe und Schuhe wohl angezogen wurden. Negativ ist allein die kleine kursive Schrift für Quellennachweise zu bewerten, die leider an manchen Stellen auch kontrastarm und somit schwer zu lesen ist (Beisetzung: Seite 179; Nachlaßteile: Seite 127 und 155; Reisen: Seite 68-69; Stammbaum: Seite 18-21, wenn auch dort ein wenig unübersichtlich, da die Zusammenführung der Abstammungslinien ein mehrfaches Umblättern nötig macht). Insgesamt präsentiert der Band jedoch auf sehr ansprechende Weise die ungewöhnliche herzogliche Vita eines Adelsdevianten, ist grafisch gut umgesetzt und regt zur vielfachen Auseinandersetzung an, ganz anders noch, als es die eher bescheidene Sachpublikation von 1976 – ein Nachlaßinventar zu denselben Herzogskleidern – zu leisten vermochte. [38] Doch ganz so unbedeutend, wie es das Understatement der Herausgebenden im Podcast [39] und im gedruckten Band suggerieren möchte – er sei „ein unbedeutender hochverschuldeter Herzog“ (Buchrückseite) – war Herzog Moritz dann wohl doch nicht, zumindest nicht aus kostümkundlicher wie auch soziohistorischer Perspektive des XXI. Säkulums, in dem er (er)neu(t) – wenn auch als Skurrilität – entdeckt worden und durch den Band ebenso wie die Podcastserie und den Sozialmedienkanal mit erhöhter Visibilität versehen worden ist. [40] Für die Adelsforschung ist der Band und der Fall indes eine willkommene Bereicherung im Hinblick auf die Statuskonsumfrage. So wird man am Ende der vorliegenden Ausführungen fragen können, ob es sich um einen „gescheiterten Statuskonsum“, wie in der Überschrift angedeutet, gehandelt hat. Befürwortend könnte man dazu argumentieren, daß die beständige Verschuldung des Herzogs dessen Statuskonsum hat scheitern lassen. Andererseits hat gerade die Verschuldung den angemessen erscheinenden Statuskonsum, der unter anderem in der Unterhaltung einer Art von „Miniaturhofstaat“ in Buxtehude, freilich aber auch in der Kleidung, zum Ausdruck kam, ermöglicht. Dabei hat sie jedoch die Problematik der nachhaltigen Finanzierung des sichtbaren Adeligseins durch Dingaktanten lediglich auf kommende Generationen verschoben. Daß diese Strategie durchaus funktioniert hat, auch wenn sie den Herzog zur Regulierung seiner Verbindlichkeiten viel Lebensenergie gekostet haben dürfte, konnte Herzog Moritz überzeugend aufzeigen. Geld konnte man nicht direkt sehen (außer in Form von kleinen Münzen); die für soziale Mit- und Umwelten weithin erkennbare Visibilität von adelsindikatorischen Dingaktanten, die durch Geld ermöglicht wurden, waren daher ein gut visibler Stellvertreter. Insofern war Herzog Moritz mit seiner schwarzsamtenen fürstlichen Kutsche, elf Pferden, 70 Kleidungsstücken, 15 Truhen und rund 300 Waffen (gemäß Inventargrafik auf Seite 84-89 des besprochenen Bandes) ein „Meister der Sichtbarkeit“, [41] während die Schuldenfinanzierung im Verborgenen blieb. Von einem „gescheiterten Statuskonsum“ kann daher nur partiell die Rede sein; der Schein mühelos erscheinender (hoch-)adeliger Repräsentation wurde aufrechterhalten. Zurückführen läßt sich dies auch auf das Ideal des Glanzes beim Adel, wie er bei Wöllner (1842) in dessen Erzählung „Der Sperrsitz des Herren von Rothschild“ formuliert worden ist: „Noch kürzlich, fuhr der Schneider fort, der ein gebildeter Schneider war, ſah ich Sie in der Oper und erſtaunte über die geringe Sorgfalt für ihre Toilette. Alle Teufel! Monſieur, der Adel ſoll glänzen, ſagt man, und Talent[,] ſehen Sie[,] iſt auch ein Adelsbrief. Hier habe ich herrliche Muſter; wählen Sie, vergleichen Sie, befehlen Sie; ich will, daß Sie ehe acht Tage vergehen, eine Autorität der Modewelt ſeien.“ [42] Ob Herzog Moritz in Buxtehude als eine solche Autorität galt, ist nicht mehr zu ermitteln gewesen, ungewöhnlich aber dürfte er mit seinen Prachtkleidern in der Bürgerstadt allemal ausgesehen haben – den Anspruch „der Adel ſoll glänzen, ſagt man“ hatte er indes mustergültig erfüllt. Diese Rezension erscheint zugleich gedruckt in der Zeitschrift für deutsche Adelsforschung und stammt von Dr. Dr. Claus Heinrich Bill, M.A., M.A., M.A., B.A., B.A. (c). Zu den Annotationen: 1 = Johann Heinrich Zedler: Großes Vollständiges Universal-Lexikon, Band XXI, Leipzig / Halle an der Saale 1739, Spalte 1699. 2 = Christoph Günther Megander: Curieuse Sammlungen zur Miscellan-Historie hoher Häupter und fürstlicher Standes-Personen in summarischer Kürtze dargestellet, auch mit verschiedenen Anmerckungen erläutert, Dresden: Ohne Verlagsnennung 1738, Seite 27. 3 = So wird bei Megander (1734) am angegebenen Orte auf Seite 35 „Eines Hof-Tisch[l]ers Tochter aus Zelle: Leopoldus Christianus, Herzog zu Schleswig-Holstein-Frantzhagen“ erwähnt. Zu diesem in ähnlicher Lage befindlichen Angehörigen einer Nebenlinie „abgeteilter Herren“ siehe Carsten Porskrog Rasmussen (Herausgebender): Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg, herausgegeben im Auftrage der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Neumünster: Wachholtz 2008, 479 Seiten, aber auch G. C. Friedrich Lisch: Über die letzten Herzo[e]ge von Holstein-Sonderburg von der Linie Franzhagen, in: Jahrbücher des Vereins für me[c]klenburgische Geschichte und Alterthumskunde, Band XXXI, Schwerin: Schillersche Hofbuchhandlung 1866, Seite 11-21. 4 = Stiftung Deutsches Adelsarchiv (Herausgeberin): Adelslexikon des Genealogischen Handbuches des Adels, Band XIII, Limburg an der Lahn: C. A. Starcke 2002, Seite 482 (Artikel „Spörcken“; erst 1717 erfolgte die Erhebung in den Reichsfreiherrenstand). 5 = Dazu siehe Künßburg-Thurnau, Udo Baron: Disparagium des hohen und niedern Adels in Deutschland, in: Zeitung für den Deutschen Adel, Jahrgang II, Leipzig 1841, Seite 363-364 (Rechtsentwicklung zum Thema Mißheiraten und unebenbürtige Ehen); E. Abt: Mißheiraten in deutschen Fürstenhäusern unter besonderer Berücksichtigung der standesherrlichen Familien, Heidelberg 1911 (Heft 2 des Bandes VII der Reihe „Deutschrechtliche Beiträge“); Nomen Nescio: Geschichte morganatischer und legitimer Fürsten- und Grafen-Ehen in Deutschland. Nebst Mittheilungen über damit verwandte Erscheinungen, Halle, 1874, XII und 428 Seiten; Nomen Nescio: Zur Geschichte deutscher Fürsten, in: Blätter für literarische Unterhaltung (Leipzig), Nr. 42 vom 15. Oktober 1874, Seite 667-670 (detaillierte Kritik an vorgenanntem Werk); Heinrich W. Höfflinger: Lexikon Illegitimorum Europäum oder Sammlung unebenbürtiger, morganatischer, geheimer und Gewissens-Ehen und Liaisons sowie der aus solchen Verbindungen entsprossenen Nachkommen der souveränen Häuser des hohen und niederen Adels in Europa, in: Jahrbuch des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, Doppelband 1/2, Wien 1928/29, 16 Seiten (enthält nebst Vorrede und Programm zum Projekt nur die Nachnamen Aa-Ahlden der ersten Lieferung; mehr nicht ermittelbar). 6 = Röse (1848) bemerkte dazu, daß der Herzog „seinen anstößigen Umgang mit der Frau Tschammer zu Buxtehude stets fortgesetzt, und darüber die Vorwürfe seiner ganzen Verwandtschaft mit aller Macht erneuert hatte. Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel und die Herzogin Witwe Sibylle mahnten ihn davon abzustehen und zu der ihm angetrauten Katharina von Spörken zurückzukehren [...]. Moritz konnte aber, die Warnungen seiner Verwandten verachtend, von dem wollistigen Weibe, das ihn seit Jahren umgarnt und besonders zur Unverträglichkeit mit Franz angeregt hatte, nicht lassen. Endlich griffen dieser und seine Mutter gegen Gysel Sachsen selbst ein, und denunciirten sie sammt Adam Tschammer, ihrem Manne, wegen Kupplerei und Ehebruchs, und erstere besonders wegen verübter Blutschande bei der Behörde zu Buxtehude.“ Zitiert nach B. Röse: Franz III von Sachsen-Lauenburg, in: J. S. Ersch / J. G. Gruber (Herausgebende): Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, Erste Section (A-G), Theil 48 (Franz I.-Freiburg), Leipzig: Brockhaus 1848, Seite 65. 7 = Adam Tschammer wurde bisweilen (möglicherweise aus Tarnungsgründen, so könnte man spekulieren) auch als Domestik des Herzogs Moritz bezeichnet, so in der Akte mit der Signatur „NLA HA, L 1, Nr. 10800“ des Niedersächsischen Landesarchivs zu Bückeburg unter dem Titel „Lieferung von Bauholz aus dem Amt Pinneberg an Adam Tschammern in Buxtehude, Diener des Herzogs Moritz von Sachsen-Lauenburg“ mit der Laufzeit 1597. 8 = Der gute Ruf, die „Bona famae; die Haab deß guten Nahmens“ wurde zudem gelegentlich mit „Ehr / Dignität / Adel / Reputation [...] und Credit“ gleichgesetzt; siehe dazu Franz Joseph von Rodt: Oliva in Campis, Kempten: Dreherr [sic!] 1678, Seite 729. Dazu notierte fernerhin Solterbeck (2018): „Kreditbeziehungen waren damit auf vielfältige Weise eingebettet in die vormoderne moralische Ökonomie, die nicht allein von profitorientierten Verhaltensweisen geprägt war, sondern von sozialen Normen überwölbt wurde, denen sich rein ökonomische Erwägungen unterzuordnen hatten“. Zitiert nach Sven Solterbeck: Blaues Blut und rote Zahlen. Westfälischer Adel im Konkurs 1700-1815, Münster / New York: Waxmann 2018, Seite 394. Das Schuldenmachen war daher oft als typisch adelig bezeichnet worden, so wie es bei Oscar Wilde (1893) in dessen „Eine Frau ohne Bedeutung“ hieß: „Lady Stutfield: Wirklich ganz entzückend, Ihre Zigaretten mit dem Goldmundstück, Lord Alfred. Lord Alfred: Vor allem sind sie schrecklich teuer. Ich kann sie mir nur leisten, wenn ich mich in Schulden stürze. Lady Stutfield: Es muß furchtbar, ganz furchtbar bedrückend sein, wenn man Schulden hat. Lord Alfred: Irgendeine Beschäftigung braucht schließlich jeder. Ohne Schulden wüßte ich gar nicht, worüber ich überhaupt nachdenken sollte. Alle meine Freunde haben Schulden.“ Zitiert nach Oscar Wilde: Eine Frau ohne Bedeutung, Stuttgart: Reclam 2000, Seite 19. 9 = Dazu notierte exemplarisch E. Fahrow: Die Prozeßnachbarn, in: Mährisches Tageblatt (Olmütz), Ausgabennummer 129 vom 9. Juni 1909, Seite 2: „Für ihn war ein armer Edelmann ein Unding. Hatte man kein Geld, so mußte man den Adel ablegen, denn es war unwürdig, das sogenannte glänzende Elend gespreizt wie ein Pfau zu tragen. Ein reicher, solider Edelmann, nun ja, den respektierte er [...]“. Des Öfteren bemerklich war aber auch die Neigung von Nichtadeligen, Adeligen aus finanziellen Verlegenheiten zu helfen, um das gestörte gesellschaftlich kursierende Ideal des reichen Edelmanns und die dadurch eingetretene kognitive Dissonanz bei Nichtadeligen zu reparieren. Dazu sei beispielhaft eine Episode benannt bei Jaques Vermont: Reisebrief aus Rom vor 200 Jahren, in: Das interessante Blatt (Wien), Ausgabennummer 52 vom 26. Dezember 1935, Seite 26: „Ich entschloß mich also, in die Herberge zu gehen, in der der Prinz nachtmahlte, um ihn zu fragen, ob er die Grausamkeit haben würde, uns Hungers sterben zu lassen, während er so üppig aß. Auf der Treppe begegnete ich einem Lakai, oder vielmehr einem rettenden Engel, dem ich sagte, ich sei ein armer Edelmann, der seit einer Woche nichts gegessen hätte und der ihm für ewige Zeiten dankbar sein würde, wenn er mir die Ueberreste vom Mahl verschaffen könnte. Dabei steckte ich ihm einen halben Louis zu. Mein Mann war weg wie der Blitz; ich sah ihm nach, wie er an die Tafel ging. Noch nie habe ich einen Lakai gesehen, der beim Abservieren der Gerichte so flink war. Beladen mit einer ausgezeichneten und kaum angerührten Vorspeise kam er zurück, dazu hatte er vier Brote und eine dickbäuchige Flasche. Das Ganze wurde mit größter Schnelligkeit in unseren Keller gebracht, wohin der brave Lakai noch sechs Reisen machte, jedesmal mit einem neuen Gang beladen. Wir speisten wie Könige“. 10 = Joachim Sebastian Graf: Insolventer Adel? Gant-Prozesse gegen Angehörige des mediatisierten Adels im Königreich Württemberg zur Umbruchzeit im Kontext der Rechtsvorgaben des sich wandelnden Staates, Tübingen 2021, 442 Seiten (Dissertation Universität Tübingen 2021; analysiert Adelskonkurse in der Sattelzeit, insbesondere, wie Adelige in Konkurs gerieten, wer die Kreditgeber waren, wie der Adel trotz Konkursen durch berufliche und soziale Netzwerk-Diversifikation „obenbleiben“ konnte und welche Folgen Konkurse hatten); Josef Hrdlicka: Kommunikation durch Geld. Zur Rolle des Kredits am südböhmischen Adelshof der Frühen Neuzeit (1550-1600), in: Gerhard Fouquet / Jan Hirschbiegel / Werner Paravicini (Herausgebende): Hofwirtschaft. Ein ökonomischer Blick auf Hof und Residenz in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, Ostfildern 2008, Seite 361-380; Christine van den Heuvel: Amt und Kredit. Justus Möser als Kreditgeber des Osnabrücker Adels, in: Jürgen Schlumbohm (Herausgebender): Soziale Praxis des Kredits [vom] 16. -20. Jahrhundert, Hannover 2007, Seite 81-97; Sebastian Tzschoppe: Kredite und Schulden, in: Martina Schattkowsky (Hg.): Adlige Lebenswelten in Sachsen. Kommentierte Bild- und Schriftquellen, Köln / Weimar / Wien 2013, Seite 171-180. 11 = Dazu weiterführend die Analyse von rund 1165 Adels-Suizidfällen bei Claus Heinrich Bill: Erwartungen und Praxis von Selbstentleibungen im Adel in der Formierungsphase der Moderne (Teil 1/3), in: Institut Deutsche Adelsforschung (Hg.): Zeitschrift für deutsche Adelsforschung, Jahrgang XXVI, Folge Nr. 127, Sonderburg 2023, Seite 30-52; Claus Heinrich Bill: Erwartungen und Praxis von Selbstentleibungen im Adel in der Formierungsphase der Moderne (Teil 2/3), in: Institut Deutsche Adelsforschung (Hg.): Zeitschrift für deutsche Adelsforschung, Jahrgang XXVI, Folge Nr. 128, Sonderburg 2023, Seite 2-52; Claus Heinrich Bill: Erwartungen und Praxis von Selbstentleibungen im Adel in der Formierungsphase der Moderne (Teil 3/3), in: Institut Deutsche Adelsforschung (Hg.): Zeitschrift für deutsche Adelsforschung, Jahrgang XXVI, Folge Nr. 129, Sonderburg 2023, Seite 2-38 12 = Die wiederum fürstliche Beisetzung mit allen Ehren kostete die Angehörigen wiederum 1.154 Reichsthaler (Seite 179). 13 = Seite 180-181 und 184 des hier besprochenen Werkes. 14 = So ein Ausspruch auf der Buchrückseite des hier besprochenen Werkes. 15 = Diese Kanäle waren unter den virtuellen Adressen „instagram.com/moritz_aus_buxtehude“ und „moritzausbuxtehude.de“ auch noch gemäß Abruf vom 6. November 2024 erreichbar. 16 = Das Projekt kann daher als ressourcenschonend bezeichnet werden, wurde initiiert mit der relativ preiswert und unaufwendig einrichtbaren bilateralen Gesprächsaufnahme und einem Sozialmedienkanal, während eine Ausstellung wesentlich mehr Geld und Zeit gekostet hätte. Allein für die anspruchsvolle Publikation konnten Gelder von Drittmittelgebenden eingeworben werden, so unter anderem von zwei deutschen Stiftungen und einer nordamerikanischen Ostküsten-Firma für ein dreidimensionales virtuelles Modeschnittentwurfsanwendungsprogramm. 17 = Zu diesen partizipativen Bürgerwissenschaftsansätzen siehe weiterführend René Smolarski / Hendrikje Carius / Martin Prell (Herausgebende): Citizen Science in den Geschichtswissenschaften. Methodische Perspektive oder perspektivlose Methode?, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht Unipress 2023, 269 Seiten (Band III der Schriftenreihe „Schriften des Netzwerks für digitale Geisteswissenschaften und Citizen Science“). 18 = Hier macht sich bemerklich, daß die aus der verflossenen Alltagspraxis alter Zeitläufte enthobenen Dingaktanten isoliert überliefert worden sind und die Einordnung der Kleidungsstücke aus der späten Nachgeborenenwarte schwerer macht. Es genügt mithin nicht allein, zur Rekonstruktion allein die Kleidungsstücke zu untersuchen. Wenn keine eindeutigen Kontextualisierungsmöglichkeiten, keine Vergleiche zur damaligen Praxis ermittelt werden können, kann die genaue Verwendung nicht geklärt werden. In die Gegenwart überlieferte Dinge ehemaliger Zeiten garantieren daher noch nicht die Erkennung auch der Praxis dieser Dinge. So verhält es sich auch mit den herzoglichen Brusttüchern. Hier versucht der entsprechende Verfassende mithilfe von Fecht- oder Winterkleidungsanleihen zu arbeiten, kommt letztlich jedoch nicht zu einem eindeutigen Ergebnis, so daß man weiterhin auf Vermutungen angewiesen bleibt, wie denn Herzog Moritz diese Tücher angewendet haben wird. 19 = Der in der Museumspädagogik Tätige fiel in der Vergangenheit bereits durch allerlei weitere innovative Geschichtsvermittlungen auf, nachgewiesen unter anderem bei Nadine Conti: Eine bunte Tüte Geschichte. Momentan betreibt das historische Museum Hannover einen Kiosk. In dem bietet es Geschichts-Snacks an und zeigt Präsenz, solange sein Gebäude wegen Umbaus zu ist, in: Die Tageszeitung (Berlin), Ausgabe vom 2. Oktober 2024, Seite 28; Joachim Göres: Mit dem Bulli auf der Suche nach Geschichten und Geschichte. Museumsmacher gehen auf Tour, während ihre Häuser jahrelang saniert werden, in: Meppener Tagespost (Meppen), Ausgabe vom 13. November 2023, Seite 24; Simon Benne: Der Weg in den Wahnsinn. Eine Installation im Beginenturm erzählt von der Hexenverfolgung in Hannover und schlägt mit Audio- und Videoprojekten einen Bogen zu Verschwörungserzählungen von heute, in: Göttinger Tageblatt (Göttingen), Ausgabe vom 7. September 2022, Seite 10; Simon Benne: Ein Museum erfindet sich neu. Das Historische Museum wird von Grund auf umgebaut. Die Dauerausstellung wird für 2,8 Millionen modernisiert, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung (Hannover), Ausgabe vom 22. November 2017, Seite 19. 20 = Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, Band II, Berlin: Wilhelm Hertz 16. Auflage 1896, Seite 11 (aus: „Kleider machen Leute“). 21 = Die bemerkliche Vorliebe der Verfassenden des Bandes für Tabellen ist indes an der Stelle unpassend, an der es um personelle Netzwerke geht (Seite 72-77). Hier hätte man besser eine Netzwerkvisualisierung, entweder einzeln oder in den schon dort ermittelten Gruppen (Familie, Domestikenschaft, Gläubiger, Bürgen et vetera) und keine Tabellenform wählen können. 22 = Siehe dazu supplementierend auch die Akte des österreichischen Haus-, Hof- und Staatsarchivs zu Wien mit der Signatur „AT-OeStA/HHStA RHR Judicialia APA 179-3“ unter dem Titel „Sachsen-Lauenburg, Herzog Moritz von contra Sachsen-Lauenburg, Herzog Franz II. von, vice versa; Klage wegen rückständiger Alimente und Gesuch um Einsetzung in das Land Hadeln“ mit der Laufzeit 1592-1602. 23 = Stephan Ehses (Herausgebender): Nuntiaturberichte aus Deutschland nebst ergänzenden Aktenstücken 1585 (1584)-1590, Band I/2, 1. Abteilung (Die Kölner Nuntiatur), Paderborn: Ferdinand Schöningh 1899, Seite 49-50. Diese Literaturposition wird hier mitgeteilt, da sie im Literaturverzeichnis im besprochenen Bande auf Seite 236 nicht verzeichnet ist zwischen „Dühren“ und „Eisenbarth“. 24 = Zu seinen unehelichen Kindern siehe zudem Franziska Hormuth: Strategien dynastischen Handelns in der Vormoderne. Die Herzöge von Sachsen-Lauenburg (1296-1689), Kiel / Hamburg: Wachholtz 2020, Seite 179. 25 = Hier widersprechen sich die Angaben in dem zu besprechenden Bande; jedenfalls heißt es mit Bezug auf den Dom bei einem Anonymus (1896): „In den Grabgewölben stehen die Särge der alten lauenburgischen Herzöge“. Zitiert nach dem Gemeinnützigen Verein zu Ratzeburg (Herausgebender): Ratzeburg und Umgegend. Kleiner Touristenführer, Ratzeburg: Freystatzky 1896, Seite 17. 26 = Dazu siehe auch mehrere Schuldakten, die im besprochenen Band auf den Seiten 214-216 unter den „Quellen zur Biografie“ [sic!] und im Literaturverzeichnis auf Seite 236 nicht zu ermitteln sind. Auf Seite 236 befindet sich irreführenderweise auch ein Verzeichnis namens „Ungedruckte Quellen“, die man indes nicht unter „Literaturverzeichnis“ hätte einordnen sollen, da es sich nicht um gedrucktes Material handelt. In diesem Verzeichnis befinden sich jedoch auch Aktensignaturen aus verschiedenen deutschen Staats- und Stadtarchiven, nicht aber aus Österreich; sie sollen daher hier ergänzend zu dem Band mitgeteilt werden. Es handelt sich um Akten, die im österreichischen Haus-, Hof- und Staatsarchivs zu Wien am Minoritenplatz 1 verwahrt werden. Dort lagert die Akte mit der Signatur „AT-OeStA/HHStA RHR Judicialia Antiqua 623-1“ unter dem Titel: „Röde contra Sachsen-Lauenburg; Gesuche um ein Zahlungsmandat zur Begleichung einer aus einer Bürgschaft herrührenden Schuld des Herzogs Moritz von Sachsen-Lauenburg in Höhe von 2.000 Reichstalern samt Zinsen“ mit der Laufzeit 1611-1612. Dazu gehört aber fernerhin auch die Akte mit der Signatur „AT-OeStA/HHStA RHR Judicialia APA 187-9“ unter dem Titel „Stempl, Margaretha contra Sachsen-Lauenburg, Herzog Moritz von; Gesuch um verschärften Befehl zur Befriedigung einer Schuldforderung bzw. um Befehl an Herzog Franz von Sachsen-Lauenburg, sie aus Moritz' jährlichen Alimenten zu befriedigen“, Laufzeit 1605. Außerdem ist hinzuweisen auf die Akte mit der Signatur „AT-OeStA/HHStA RHR Judicialia APA 119-6“ unter dem Titel „Meuß, Markus, Kinder contra Sachsen[-Lauenburg], Moritz Herzog von; Auseinandersetzung wegen Forderungen aus Kredit und Warenlieferung; Antrag auf kaiserliches Mandat“ mit der Laufzeit 1611. Weiters wäre zu nennen die Akte mit der Signatur „AT-OeStA/HHStA RHR Judicialia APA 15-29“ unter dem Titel "Busch, Bartholomäus contra Sachsen-Lauenburg, Moritz Herzog von; Auseinandersetzung wegen Schuldforderung“ mit der Laufzeit 1591-1593. Anführen läßt sich zusätzlich die Akte mit der Signatur „AT-OeStA/HHStA RHR Judicialia miscellanea 60-25“ unter dem Titel „Hudenberg, Levin von contra Sachsen-Lauenburg, Moritz Herzog von; Mandat zur Zahlungsaufforderung“ mit der Laufzeit 1610. Ferner ist hinzuweisen auf die Akte mit der Signatur „AT-OeStA/HHStA RHR Judicialia miscellanea 102-55“ unter dem Titel „Riß, Gall contra Sachsen-Lauenburg, Moritz Herzog von, und Bettendorf, Christoph von; Mandat wegen Schulden“ mit der Laufzeit 1595-1597. Zu den nämlichen Akten gehört zudem die mit der Signatur „AT-OeStA/HHStA RHR Judicialia miscellanea 70-38“ unter dem Titel „Knesebeck, von, Witwe contra Sachsen-Lauenburg, Moritz Herzog von; wegen Schulden“ mit der Laufzeit 1597 und die Akt emit der Signatur „AT-OeStA/HHStA RHR Judicialia APA 100-9“ unter dem Titel „Loß, Christoph von contra Sachsen[-Lauenburg], Moritz Herzog von; Auseinandersetzung wegen Schuldforderung“ mit der Laufzeit 1599-1600. Zu benennen ist aber auch die Akte mit der Signatur „AT-OeStA/HHStA RHR Judicialia miscellanea 59-3“ mit dem Titel „Hasenburg, von contra Sachsen-Lauenburg; Mandat wegen der Bezahlung“ mit der Laufzeit 1611. Über Schuldenregelungen zeitlich weit nach dem Tode des Herzogs Moritz siehe auch die Akte mit der Signatur „AT-OeStA/HHStA RHR Judicialia APA 121-6“ und dem Titel „Mithobius von Mitthoff, Daniel contra Sachsen-Lauenburg, August Herzog von; Auseinandersetzung wegen Schuldforderung“ mit der Laufzeit 1647. Weitere nicht schuldenbezügliche Akten des Staatsarchivs zu Wien, so beispielsweise Empfehlungsschreiben für Herzog Moritz, werden hier indes nicht aufgeführt, sind dort jedoch noch zusätzlich vorhanden. Genannt dagegen wird im Buch auf Seite 236 die Schuldakte im Nordrhein-Westfälischen Landesarchiv der Abteilung Ostwestfalen-Lippe in Detmold unter der Signatur „L 83 G / Lippische Justizkanzlei, Schulden und Depositen, Nr. 247“ mit dem Titel „Schulden Herzog Moritz‘ von Sachsen Lauenburg“ aus dem Bestand der Lippische Justizkanzleiabteilung für Schulden und Depositen mit der Laufzeit 1596-1608. – Man ersieht daraus im Übrigen paradoxerweise, daß der Herzog seinem standesgemäßen Konsum unter anderem durch Darlehen bei wohlhabenden Bürgerlichen und Niederadeligen finanzieren ließ. Das Leben des Herzogs erinnert angesichts dieser Schuldaktenberge an Franz Lehárs Operette „Graf von Luxemburg“ (1909), in welcher der Sozialtypus „der Aristokrat“ grundsätzlich als Verschwender karikiert worden war: „Mein Ahnherr war der Luxemburg, von dem die Dichter schrieben, dasz ihm von seinem Hab und Gut kein Pfennig ist verblieben; er war derselbe Lustikus, dem einst in schwachen Stunden […] sein Erbteil ist verschwunden. Und auf der Stammbaumleiter, da saszen immer heiter, die edlen Sprossen ohne Geld und pfiffen auf die ganze Welt. Refrain: So liri, liri, lari, das ganze Moos ging tschari, verjuxt, verputzt, verspielt, vertan, wies nur ein Luxemburger kann. Mich plagen keine Zweifel, drum ruf ich: Hols der Teufel. Das Leben liri, lari, lump ist nur ein Pump!“. Zitiert nach A. M. Willner / Robert Bodanzky / Franz Lehar: Der Graf von Luxemburg. Operette in drie Bedrijven. Tekst der Zangnummers, ohne Ort [in den Niederlanden]: Lindenbaum 1938, S. 7-8 (Arie des Renée in der 3. Szene des 1. Aktes). 27 = Stüve (1874) überlieferte für das Jahr 1591, mithin zu der Zeit, als „Moritz aus Buxtehude“ Männer für spanische Kriegsdienste anwarb: „In denselben Tagen hatte jenes Kriegsvolk, das Herzog Moriz von Sachsen-Lauenburg für Spanien warb, und zu deſſen Musterung er vergebens Vechte als Laufplatz hatte einnehmen wollen, sich wieder ins Vechtesche zurückgezogen. Das Volk gab ihm den Spottnamen seines Oheims, des Bischofs Johann von Hildesheim. [Fußnote: Magerkohl] Das dortige Land war bald erschöpft. Nun zog er wieder über Batbergen, Ankum, Bramsche, Neuenkirchen im H., das er ausplünderte, ins Tecklenburgische, lagerte am 26. September in Glandorf und erzwang dort 1500 Th[a]l[e]r., zog dann nach Reckenberg, wo er die Leute ebenfalls zu Grunde richtete, hierauf durch Wittlage, Hunteburg und Vörden ins Amt Vechte zurück, um am 11. October aufs neue in Batbergen und Ankum, am 13. zu Quackenbrück, dann in Bippen und Berge zu lagern und nun endlich das Land zu verlassen. Der Schaden dieser großen Räuberei, neben der die kleinen bis Ende Jahres fortdauerten, wurde von den Unterthanen eidlich auf mehr als 40,000 Th[a]l[e]r. Angegeben.“ Zitiert nach Johann Karl Bertram Stüve: Geschichte des Hochstifts Osnabrück, Band II, Osnabrück: Kißling 1872, Seite 350. Diese Literaturposition wird hier mitgeteilt, da sie im Literaturverzeichnis im besprochenen Bande auf Seite 238 nicht verzeichnet ist zwischen „Stone“ und „Tiramani“. In jenen Tagen der Werbung (1591) wurde Herzog Moritz tituliert wie bei Fahne (1860) als der „durchleuchtige vnnd hochgebornen Fursten vnd hern, hern Moritz Hertzogen zu Sachsen, Westualaenn vnnd Engern, Kön. Maytt. zu Hispanien vber ein Regimentt teuttscher Knecht vnd drey Lorsnett Reutter bestabten Obristenn“. Zitiert gemäß Anton Fahne: Die Dynasten, Freiherren und jetzigen Grafen von Bocholtz: Beitrag zur alten Geographie, Rechts-, Sitten- und Culturgeschichte des Niederrheins, Band II, Cöln: Heberle 1860, Seite 176. Diese Literaturposition wird hier mitgeteilt, da sie im Literaturverzeichnis im besprochenen Bande auf Seite 236 nicht verzeichnet ist zwischen „Ellwardt“ und „Fastenau“. Waffen für Herzog Moritz könnten möglicherweise (die personelle Zuschreibung ist nicht ganz eindeutig) unter anderem im Essen an der Ruhr gefertigt gemäß Karl Mews: Aus Essens industrieller Vergangenheit, in: General-Anzeiger für Essen und Umgebung und Tages-Anzeiger für den rheinisch-westfälischen Industriebezirk (Essen), Jahrgang XXXIII, Ausgabennumer 211 vom 12. September 1908, Seite 4. 28 = A. von Düring: Geschichte des Stifts Börstel, in: Verein für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück. Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück, Band XIX, Osnabrück: J. G. Kisling 1894, Seite 27. Daneben benennt auch Stüve diese spöttische Zuschreibung; frühere (insbesondere zeitgenössische) Nennungen sind vorläufig indes nicht ermittelbar gewesen. Es handelt sich daher möglicherweise um eine späte Zuschreibung und Einschätzung, was jedoch die Etikettierung an sich nicht beeinträchtigt. 29 = Artikel „magerkraut, n.“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/23, abgerufen unter der URL „woerterbuchnetz.de/DWB?lemid=M00328“ gemäß Stand vom 6. November 2024. 30 = Ähnlich verwendet auch beim Hildesheimer Bischof Johann IV. von Sachsen-Lauenburg (1483-1547); von ihm hieß es bei, er halte „sich oft in Steuerwald auf und erbaute dort die Schlosskapelle. Auch liess [sic!] er daselbst zur Beseitigung des schnöden Missbrauchs stiftjunkerlichen Zehrbesuchs einen Krug anlegen, in welchem, während er die Junker selbst bei ihrem Besuch gastfreundlich aufnahm, deren Gefolge mit den Rossen auf eigene Rechnung zehren sollten. Diese Anordnung zog ihm den Spitznamen Hans Magerkohl zu.“ Dies zitiert nach Hector Wilhelm Heinrich Mithoff: Kunstdenkmale und Alterthümer im Hannoverschen, Band III (Fürstenthum Hildesheim nebst der ehemals freien Reichsstadt Goslar); Hannover: Helwing 1875, Seite 232. 31 = Johann Georg Lairitz: Neu-Angelegter Historisch-Genealogischer Palm-Wald: Worinnen Die itzo in Deutschland Ruhm-blühende Kaiser-Churfürstliche, Erz- und Herzog- auch Fürstliche Stamm-Bäume [...] untersuchet [...] beschrieben, und in ihren Stamm-Gliedern bis auf unsere Zeiten fürstellig gemachet werden […]. Nach Anleitung bewährter Urkunden [...] neben dazu gehörigen Land-Charten, einer Zugabe, auch nothwendigen Registern entworffen und fürgestellet von Johann Georg Lairitzen, Hoch-Fürstlichen Brandenburg-Baireuthischen Hof-Diacono, und Historiae sacrae & civilis Professore Publico, Nürnberg: Hofmann 1686, Seite 645. 32 = Erreichbar gewesen unter der URL „https://open.spotify.com/show/4lNeWQ5RpLzmfjmdOcFnza“ beim Sprechaufnahmendienst Spotify gemäß Abruf vom 9. 33 = In der dritten Folge wurde am Ende des Podcasts zwar eine vierte Folge über die Digitalisierung der Kleidung angekündigt, er ist jedoch nicht mehr publiziert worden. 34 = Gemeint war Thorstein Bundle Veblen: Theorie der feinen Leute. Eine ökonomische Untersuchung der Institutionen, aus der englischen in die deutsche Sprache übersetzt von Suzanne Heintz und Peter von Haselberg, Köln: Kiepenheuer & Witsch 1950, 381 Seiten. 35 = Was dies genau war, wurde situativ entschieden. Siehe dazu indes auch strukturalistisch orientierte Versuche, Kernmerkmale von Adeligkeit zu eruieren, beispielsweise bei Gerhard Dilcher: Der alteuropäische Adel. Ein verfassungsgeschichtlicher Typus?, in: Hans-Ulrich Wehler (Hg.): Europäischer Adel, Göttingen 1990, Seite 87-95 (These von vier Kernmerkmalen und -charakteristika des vormodernen Adels). Auch in dem besprochenen Bande neigt man bisweilen zu diesen nicht mehr empfehlenswerten und veralteten Sichtweisen. So heißt es auf Seite 156, ohne daß jene Behauptung näher reflektiert worden wäre, es sei „für Moritz selbstverständlich, dass [sic!] auch er eine grundlegende Ausbildung im Umgang mit verschiedenen Waffen erhielt“. Dieser viel zu normierungsorientierte Ansatz mag zwar einer Sehnsucht der Forschenden nach Klarheit in Bezug auf den Terminus „Hochadel“ oder „Herzog“ herrühren, allein wird damit die tatsächlich abgelaufene individuelle Praxis verfehlt, da nicht jeder Adelige Fechtunterricht belegen konnte (beispielsweise aus Gründen der Armut bei sozial absteigenden oder bereits abgestiegenen Adeligen). Gegen die Essentialisierung von Adelswerten siehe vielmehr Claus Heinrich Bill: Die Büssersche Adelstheorie „doing noble“ im Lichte poststrukturalistischer historischer Soziologie des Adels, in: Institut Deutsche Adelsforschung (Hg.): Zeitschrift für deutsche Adelsforschung, Jahrgang XXVII, Folge Nr. 130, Sonderburg 2024, Seite 34-46. 36 = Thorstein Bundle Veblen: Theorie der feinen Leute. Eine ökonomische Untersuchung der Institutionen, Köln: Kiepenheuer & Witsch 1958, Seite 67 (Genesis der Dienerschaft); 69 (Domestik:innen dienen der Demonstration von Prestige), 72 (Merkmale und Charakteristiken), 73 (symbolisieren Zahlungsfähigkeit des Herrn), 74 (symbolisieren Vergeudung) und 76-78 ( erforderlich bei Reichtum). 37 = Dazu notierte Peter von Kobbe: Geschichte und Landesbeschreibung des Herzogthums Lauenburg, Band II, Altona: Hammerich 1836, Seite 365: „Seine vielen Gläubiger erregten ärgerliche Verhandlungen, durch welche sogar die Abführung der Leiche nach Ratzeburg bis zum 19. December verzögert ward. Acht Jahre später war das Verfahren wegen des Nachlasses noch nicht beendet.“ 38 = Alheidis von Rohr: Der Kleider-Nachlass des Herzogs Moritz von Sachsen-Lauenburg von 1612, in: Gesellschaft für Historische Waffen- und Kostümkunde (Herausgebende): Waffen- und Kostümkunde. Zeitschrift für Waffen- und Kleidungsgeschichte, Band XVIII, Sonnefeld: Louis Hofmann 1976, Seite 118-128. Zur nämlichen Quellengattung siehe unter anderem Václav Bužek: Adelige und bürgerliche Nachlaßinventare des 16. und 17. Jahrhunderts in den böhmischen Ländern, in: Josef Pauser / Martin Scheutz / Thomas Winkelbauer (Hg.): Quellenkunde der Habsburgermonarchie (16.-18.Jahrhundert). Ein exemplarisches Handbuch (Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung), Wien 2004, Seite 468-476. 39 = In Folge 1 „Das Projekt: Moritz und seine Kleider“, heißt es bei 03:09 min, er sei lediglich ein „Apanagenfürst“ (historisch verbreiteter war der Begriff „Titularfürst“ für einen Fürsten ohne Territorium) und eine „Art Loser aus dem Standesdenken seiner Zeit heraus“; er sei fernerhin „wenn man ganz ehrlich ist, ein ziemlich unbedeutender Adeliger, der niemals wirklich regiert, geherrscht hat über ein Land und der auch ziemlich erfolglos gewesen ist“, abrufbar gemäß Version vom 7. November 2024 unter der URL „https://open.spotify.com/episode/7JSwZt1ELDofOIUzCmIa9H?si=eP05GjqlTsiJ3TrU_NlWVw“. Dort wird daher die „Verlierer“- und „Versager“-Etikettierung, die, wie oben näher besehen, bereits in der Frühneuzeit aufgekommen war, weiter verfolgt, möglicherweise, um ein interessierendes, aufmerksamkeitserzeugendes und ungewöhnliches Narrativ für die Öffentlichkeit fortzuweben. Angebrachter wäre es indes aus wissenschaftlicher Sicht gewesen, diese doch deutlich erkennbare subjektive Abwertung nicht fortzuführen, da sich der Begriff der „Devianz“ als eine sachlichere Formulierung angeboten hätte. Siehe dazu das Lemma „Devianz“ bei Friedrich Jaeger (Hg.): Enzyklopädie der Neuzeit, Band II., Stuttgart 2005, Spalte 953-956; Gerd Reinhold (Hg.): Soziologie-Lexikon, München 4.Auflage 2000, Seite 112; Hermann Korte / Bernhard Schäfers (Hg.): Einführung in Hauptbegriffe der Soziologie, Wiesbaden 2010, Seite 107-127; Johannes Kopp / Bernhard Schäfers (Hg.): Grundbegriffe der Soziologie, 10.Auflage, Wiesbaden 2010, Seite 337-340; Sina Farzin / Stefan Jordan (Hg.): Lexikon Soziologie und Sozialtheorie, Stuttgart 2008, Seite 206-209. 40 = Mit dieser Aufarbeitung ist auch eine Reihe weiterer Projekte verbunden, die im besprochenen Band auf den Seiten 196-201 näher erläutert und angerissen worden sind. Dazu zählt die Photoserie eines Photographen mit einer historisierend inszenierten Spielfigur als „Herzog Moritz“, die der Photograph in Hannover an unterschiedlichen Plätzen positionierte und dann in einer Serie von 68 Folgen ablichtete. Dazu gehörte aber auch eine Digitalisierung der Kleider in einem dreidimensionalen virtuellen Herzog-Moritz-Avatar, ein Projekt der Hochschule Hannover, zu dem auch die Schnittmuster der Kleider zählten (im Band abgedruckt großformatig auf den Seiten 202-213). 41 = Zu diesem Terminus siehe Elizabeth Harding: Sehen und gesehen werden. Landadlige Distinktionspraktiken, deren Wahrnehmungen und Wirkungen im ständischen Gefüge des 18. Jahrhunderts, in: Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen (Herausgebende): Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Band LXXXIV, Hannover 2012, Seite 147-170 (betrifft Sichtbarkeit des Adels in Kleidung, Zeremoniell und Amtskalendern als Lebensstil); Claus Heinrich Bill: Adel als Meister der Sichtbarkeit? Prolegomenon zu einer differenzierten Theorie der Adelsvisibilität (1/2), in: Institut Deutsche Adelsforschung (Hg.): Zeitschrift für deutsche Adelsforschung, Jahrgang XX., Folge Nr. 95, Sønderborg på øen Als 2017, Seite 10-52; Claus Heinrich Bill: Adel als Meister der Sichtbarkeit? Prolegomenon zu einer differenzierten Theorie der Adelsvisibilität (2/2), in: Institut Deutsche Adelsforschung (Hg.): Zeitschrift für deutsche Adelsforschung, Jahrgang XX., Folge Nr. 96, Sønderborg på øen Als 2017, Seite 2-40. 42 = Theodor Wöllner: Der Sperrsitz des Herrn von Rothschild, in: Adolf Bäuerle (Herausgebender): Allgemeine Theaterzeitung. Originalblatt für Kunst, Literatur, Musik, Mode und geselliges Leben (Wien), Ausgabennummer 118 vom 18. Mai 1842, Seite 1. |
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