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Adelsforschung als moderne KulturwissenschaftMethodologische Überlegungen zu einem offenen Kanon von Modellen und Theorien [1]I. Geleitwort Noch vor zehn Jahren, kurz vor der Jahrtausendwende, war es problematisch zu fragen, was denn eigentlich das in den Geisteswissenschaften neu aufgekommene Lehrgebiet der Kulturwissenschaften beinhalte, woher sie Anleihen zogen und woraus und worüber sie ihr Selbstverständnis als eigenständige und selbstbewußte Forschungsrichtung nahmen. Diese Frage ist auch bis heute nicht eindeutig zu beantworten. Doch das ist gerade ein wesentliches Zeichen der Kulturwissenschaften: Ihre Heterogenität und ihr Pluralismus in Methoden, Ansätzen, Theorien zeigen eine Vielfalt, die andere Fächer kaum mehr besitzen. Soviel aber ist sicher: Die »historische Kulturwissenschaft« will aber nicht das Skurrile und das Abseitige des verflossenen Alltags, was andere Wissenschaften »übrig gelassen« haben, darstellen, sondern kulturelle Ausdrucksformen einbetten, will sie sozial, kulturell, philosophisch, psychisch und politisch kontextualisieren. Die Kulturwissenschaften unterscheiden sich daher von anderen geisteswissenschaftlichen Disziplinen vor allem durch ihrer Interdisziplinarität. Sie benutzen und entdecken Methoden und Modelle aus den Nachbardisziplinen und geben ihnen einen neuen, einen verknüpfenden Sinn. Kulturwissenschaften wollen daher nichts gänzlich Neues bieten, sondern bieten Altes, bisher jedoch stark fachspezifisch benutztes Wissen, um daraus eine neue Schau, einen neuen Blickwinkel, eine novitäre Perspektive zu schaffen. Sie ergehen sich nicht in Grabenkämpfen um die angeblich »einzige Wahrheit«, Auslegung oder Methode. Angesichts der globalisierten Auffächerung der unterschiedlichsten Erfahrungen der Gegenwart möchten sie jede Festlegung auf »die Wahrheit« vermeiden und bringen erfrischende Diskontinuitäten und Brüche in die von ungesund miteinander konkurrierenden Modellen erfüllte Wissenschaft. Sie verstehen sich als Abbild der Vielfältigkeit der Auffassungen, Meinungen, Kulturen und sind daher in sich nicht strikt nach einem Regelwerk fixiert; sie verbinden das, was für sich genommen bisher strikt getrennt gehalten wurde. Sie stehen in der Tradition des Geisteswissenschaftlers Michel Foucault (1926-1984), der sich ins einem philosophischen, psychologischen und historischen Lebenswerk jeder Disziplinierung verweigerte, sondern eine neue Kanonisierung erfand - so wie er sie für die Bearbeitung seiner Interessengebiete eben brauchte. II. Gründe für das Aufkommen der Kulturwissenschaften Zu verdanken ist diese multidisziplinäre Entwicklung sicherlich mehreren Faktoren. Einer davon ist die mittlerweile erfolgte starke Spezialisierung und Neigung zur Fachvorherrschaft, die die Problematik des wissenschaftlichen Tunnelblicks beinhaltet. So haben sich in fast jedem Fach der Geisteswissenschaften spezielle Forschungsrichtungen herausgebildet, die ihrerseits wiederum auch sehr umfangreich geworden sind - und eifersüchtig darüber wachen, stets klar definiert und abgrenzend zu bleiben. In der Literaturwissenschaft seien nur die Teildisziplinen »Rhetorik« und »Poetik« genannt. In der Geschichte bezieht sich die Spezialisierung unter anderem (neben territorialen Einteilungen) auf Epochen: »Urgeschichte«, »Frühgeschichte«, »Mittelalter«, »Frühe Neuzeit«, »Neuzeit«, neuerdings dann ja auch »Alte Zeitgeschichte« (bis 1945) und »Neue Zeitgeschichte« (ab 1945). Desgleichen mehr Spezialisierungen lassen sich auch für die übrigen Fächer ausfindig machen und bestimmen. Das alles führte zu einer ungeheuer intensiven Auseinandersetzung im Fach selbst, aber nicht mehr über dessen Tellerrand hinaus. Neben der Spezialisierung in den herkömmlichen Fächern ist aber auch die Globalisierung der Welt durch das Kommunikationszeitalter eine weitere Ursache für die Entstehung der »neuen Kulturwissenschaften«. »Fremdheit« wird neu erfahren und erscheint durch den immer weiter wachsenden vor allem durch das Weltnetz bereitgestellten Information und Möglichkeiten des Austausches und der Kulturberührung näher als früher. Die äußere Globalisierung kann daher zugleich auch als innere Globalisierung betrachtet werden. Sie hat zur Folge, daß das analoge Denken zunimmt und erkennbar wird, daß viele Dinge und Erscheinungen des menschlichen Geistes und Zusammenlebens auf gleichen oder ähnlichen Grundlagen beruhen und ineinander verschränkt wahrgenommen werden können. Globalisierung fördert das interdisziplinäre Denken, auch wenn es die Gefahr der Verallgemeinerung und Ausblendung des Speziellen beinhaltet. Fernerhin hat aber die neu empfundene weltweite Globalisierung auch
eine verstärkt auftretende Erfahrung von »Fremdheit« provoziert
sowie die Diskussionen um das Ende beziehentlich die Wandlung der Postmoderne
eingeleitet. »Fremdheit« empfindet nicht nur der Europäer
in der Gegenwart gegenüber Außereuropa oder überhaupt einer
anderen Kultur, sondern »Fremdheit« erfährt der jetzt
lebende Mensch ebenfalls, wenn er den »Kontinent der eigenen Geschichte«
betritt und sich mit deren vergangenen Welten befaßt.
Dabei zeichnen sich diese Studiengänge dadurch aus, daß sie mehr als andere Fächer sehr unterschiedlich angelegt sind. Wer heute Kulturwissenschaften in Hildesheim studiert, hat in der Regel andere Inhalte als jemand, der in Lüneburg ebenfalls Kulturwissenschaften studiert. Auch hier: Pluralismus ist Trumpf! Es ist daher gerade ein Kennzeichen und Charakteristikum, daß die Kulturwissenschaften keinen festen und überall gleich geltenden Rahmen an Forschungsmethoden besitzen. Das ist durchaus beabsichtigt, macht aber eben auch die Auswahl und die Frage der Heranziehung von Modellen schwieriger als in streng kanonisierten Einzelfachdisziplinen. Die Kulturwissenschaften importieren sowie kombinieren daher fremddisziplinäre Methoden fernab jeder Form von fachbezogener Engstirnigkeit und fernab von ebensolchem Dogmatismus. Das führt durchaus nicht, wie Kritiker anführen könnten, zu einer schwammigen Beliebigkeit, sondern zur Erkenntnis der Vielfalt der Betrachtungsweisen, die eben nicht nur ausschließlich schwarz oder weiß gemalt werden kann. Mit dieser Einstellung zur Herangehensweise entsprechen die Kulturwissenschaften
einem Konstrukt, welche sich eben nicht der allenthalben in der Multikulturalität
als Gegenpol entwickelnden Fundamentalismusgenese anschließt, sondern
sich ihr durch die Vielfältigkeit ihrer Ansätze einer Diktatur
der Ideen entzieht. Das aber ist durchaus kein »Vormarsch der Gleichgültigkeit«,
sondern ein Erkennen und ein Abbild von der nun einmal vorhandenen Komplexität
von Auffassungen, Handlungen, Meinungen, Verstehensversuchen.
III. Von der Kulturwissenschaft zur Historischen Kulturwissenschaft des Adels Es nimmt daher nicht Wunder, daß sich nun, zu Beginn des XXI.Centenariums, auch in den Kulturwissenschaften wieder Fachdisziplinen herausgebildet haben. So kann man von verschiedener Warte aus Kulturwissenschaften betreiben und betrachten. Oder, um es anders zu sagen: Die bisherigen Fächer verwandelten sich häufig in kulturwissenschaftlich gefärbte Altdisziplinen. Aus der Soziologie sonderte sich beispielsweise die »Soziologische Kulturwissenschaft«, aus der Philosophie sonderte sich die »Philosophische Kulturwissenschaft« ab. Und aus der Geschichte entstand auf dieselbe Weise die »Historische Kulturwissenschaft«. Diese zielt darauf ab, "die historischen Formen von Sinn und Bedeutung, mit denen Gesellschaften der Vergangenheit ihre Wirklichkeit ausgestattet haben", zu bearbeiten. Und aus dieser entstand wiederum auf einer tieferen Ebene die bisher noch nicht diskutierte »Historische Kulturwissenschaft des Adels« oder, wenn man so will, der »Adelsforschung als Historische Kulturwissenschaft«. Auch wenn sich hierbei scheinbar Kontextualisierung und Spezialisierung vordergründig zu widersprechen scheinen, so läßt sich dieser Widerspruch doch mit dem Hinweis auf die mannigfaltigsten Erweiterungen der bisherigen Sichtweisen der Adelsforschung ausräumen: Die Adelsforschung an sich gab es bisher immer, eine kulturwissenschaftlich gefärbte Adelsforschung aber ist relativ neu. Mit der Konstituierung und Einführung der »Historischen Kulturwissenschaft des Adels« wird also zwar zugegebenermaßen ein neues Fach eröffnet, aber eigentlich beinhaltet dasselbe nur die Erweiterung des Blicks, die Auffächerung bisheriger streng historischer Sichtweisen, die Bereicherung um Methoden und Perspektiven durch wissenschaftlichen Nachbargebiete. Die »Historische Kulturwissenschaft des Adels« tritt also bewußt nicht an, um sich für eine Zersplitterung einzusetzen, sondern um eine fachübergreifende Zusammenführung herbeizuführen. Sie betrachtet sich nicht als das »Non plus Ultra«, sondern eher als Bündelung einiger Modelle und Theorien zur Erklärung nobilitärer Vorgänge und Erscheinungen in der deutschen Geschichte. Sie will nicht die alten Disziplinen der wissenschaftlichen Forschung abschaffen, nicht neu erfinden, nicht überflüssig machen, sondern deren Erkenntnis berücksichtigen und fruchtbringend für das eigene Fach in Anwendung bringen. Die »Historische Kulturwissenschaft des Adels« entdeckt daher sehr bewußt seinen beschränkten Tellerrand und überschreitet ihn ebenso bewußt, um in polyhistorischer und universalhistorischer Manier ihre Untersuchungsgegenstände zu besehen und zu betrachten. Historische Kulturwissenschaften sind die Fortentwicklung des alten akademisch gelehrten »Faches Geschichte« mit nach wie vor primärer Ausrichtung auf den historischen Vorgang bei sekundärer Benützung von Methoden, Theorien und Modellen aus der eigenen und aus fremden wissenschaftlichen Disziplinen. Trotzdem ist natürlich zu fragen, wie sich Kultur definiert.
Nun: Kultur ist zunächst die grundsätzliche Herstellung von Gemeinsamkeiten
und Unterschieden in bestimmten Gruppen, vor allem im Hinblick auf ethnische
(Rasse), soziale (Schicht) oder biologische (Geschlecht) Aspekte. Dabei
kann man ein dreistufiges Modell der Kultur definieren: Der erste oder
selbstreferentielle Kulturbegriff gehört zum menschlichen Individuum
und wird von diesem laufend verkörpert, teils nur tradiert, teils
neu kreiert.
Deutlich wird dies, bezogen hier auf den Adel, vor allem bei Standesunterschieden. Wie begegnete ein Adeliger sich selbst, wie begegnete er anderen Adeligen und wie begegnete er endlich Nichtadeligen? Welche Verhaltensweisen pflegte er oder welche Normen zeigte und repräsentierte er in jeder dieser kulturell grenzüberschreitenden Begegnungssituation? Dabei wird deutlich, wie bedeutend nicht nur das Selbstbewußtsein über die eigene Kultur formend war, sondern auch und vor allem die Kommunikation zwischen den drei Kulturbegriffen. Daraus kann als These aufgestellt werden: Kultur definiert sich nicht unwesentlich über die Formen des Umgangs untereinander und miteinander. Für die Nobilität stellt sich somit die Frage: Was machte adelige Kultur in verschiedenen Jahrhunderten und Epochen aus, in verschiedenen Landschaften, unter verschiedenen religiösen oder wirtschaftlichen Situationen? Und welche Umgangsformen entwickelten sich intrakulturell und wie definierten sie dadurch den Adel als Stand oder Gruppe in der Gesamtgesellschaft eines Staates oder Landes? Nimmt man die vorgenannten Thesen als Richtlinie, so lassen sich zahlreiche Beispiele finden, in denen Kommunikation den Stand bestimmte, wie es exemplarisch das Trauerspiel Emilia Galotti von Gotthold Ephraim Lessing zeigt. [2] Die Art, wie die fiktionalen und damit archetypisch festgelegten
Figuren miteinander umgehen, zeigen prototypische Verhaltensweisen und
definieren erst dadurch Standesunterschiede: Hettore Gonzaga Prinz von
Guastalla langweilt sich mit Bittschriften, geht keiner geregelten Arbeit
nach als nur der, nach Willkür und Gutdünken über das Wohl
und Wehe der arbeitenden Bevölkerung zu entscheiden, was vor allem
deutlich wird, als er einer Supplikantin deren Bitte gewährt, nur
weil sie den Vornamen seiner Geliebten trägt.
Auch in jeder anderen intrakulturellen Begegnung werden diese Verhaltensweisen gepflegt, wie beispielsweise im Verhältnis zwischen dem Prinzen und (erster Akt, achter Auftritt) seinem Rat Camillo Rota. Da spricht Guastalla zu Rota: "Noch ist hier eine Bittschrift einer Emilia Galot ... Bruneschi will ich sagen. Ich habe meine Bewilligung zwar schon beigeschrieben. Aber doch, die Sache ist keine Kleinigkeit, lassen Sie die Ausfertigung noch anstehen. Oder auch nicht anstehen: Wie Sie wollen." Und Rota antwortet im Rahmen seiner Kompetenzen und des Standesunterschiedes ohne eigenen Willen, sondern unterwirft sich der Willkür seines Arbeitgebers und Standeshöheren durch eine entsprechende Kommunikationsform: "Nicht wie ich will, gnädiger Herr." Noch extremer freilich fällt das Verhältnis des Landesherrn Guastalla und des Vaters von Emilie, Odoardo Galotti, auf. Dieser wagt sich teils kaum dem Fürsten zu nähern, wie im fünften Auftritt des fünften Aktes. Lessing läßt dort den um das wohl seiner gefangenen Tochter besorgten Vater devot und demütig sprechen und sich selbst erniedrigen, um sein Gegenüber zu erhöhen: "Gnädiger Herr, ich halte es in allen Fällen für unanständig, sich zu seinem Fürsten zu drängen. Wen er kennt, den wird er fo[r]dern lassen, wenn er seiner bedarf. Selbst itzt bitte ich um Verzeihung ..." Wie diese Beispiele zeigen, die sich nicht nur durch die wenigen Exempel des Lessingschen Trauerspiels ziehen, sondern auch in jeder Art kultureller Kommunikation stattfinden, ist das Verhalten der Kulturen untereinander ein wesentliches Merkmal der Definition von Kultur, von Stand, von Adel. Bei der näheren Untersuchung dessen ist es somit erforderlich, sich vor allem auf Ausdrucksformen und Umgangsformen des Adels zu beziehen, will man den Anspruch erheben, die Nobilität mit kulturwissenschaftlichen Fragestellungen zu durchleuchten oder neu zu besehen. IV. Offerten zu einem Grundkanon der »Historischen Kulturwissenschaft des Adels« Die Grundanlage der Historischen Kulturwissenschaften hat es mit sich gebracht, daß es einen festen Kanon der Forschungsmethoden wie erwähnt nicht gibt. Vielmehr wird für jede einzelne Untersuchung und je spezielle Fragestellung ein neuer Methodensatz oder eine Kombination aus verschiedenen Ansätzen benutzt. Diese Ansätze sind nicht primär neu, aber in diesem Zusammenhang doch zumindest neu verwendet. Ein gutes Beispiel dafür ist der Sammelband »Adel und Umwelt«, im Jahre 2008 in Köln erschienen. [3] Er behandelt vor allem die Frage nach dem Adel in seinem Verhältnis zur natürlichen wie zur sozialen Umwelt und ist dem Ansatz des Soziologen Wilhelm Schütz verbunden. Der Band benutzt also das soziologische Modell der Umwelttheorie zur Erläuterung der deutschen (hier primär niedersächsischen) Adelsgeschichte. Diese spezielle Kontextualisierung macht indes gerade den Reiz der Historischen Kulturwissenschaften insgesamt aus. Trotz der angebrachten Scheu des Faches vor einer Festlegung in den Methoden (denn nur diese Scheu sorgt auch für Weiterentwicklung und Sukzession und erstarrt nicht im einmal kanonisierten Rahmen) wäre es an der Zeit, einmal eine Reihe von Modellen vorzustellen, die mit Gewinn für die ein oder andere Fragestellung in den Kulturwissenschaften, speziell in der »Historische Kulturwissenschaft des Adels« bereits gebraucht wurden und oder auch künftig gebraucht werden könnten. IV.1. Modelle beziehentlich der Kulturdimensionen Hierbei steht nicht die Ereignis-, Staaten-, Politik- oder sachkulturelle Geschichte bei ihr im Vordergrund, sondern das Erkennen, Darstellen und die Dekodierung von Elementen sozialer Wirklichkeit. Darunter ist im Einzelnen zu verstehen: 1) die Erkenntnis von Kulturen als menschliche soziale Konstrukte, 2) die Herausstellung der Bedeutung kultureller Vorgänge oder Zustände, 3) die Darstellung der Rückkoppelung der Kultur in ihrem sozialen Umfeld und ihre Abhängigkeit von dieser sowie 4) die Untersuchung der Modifikationen kultureller Praxis, die sich immer als temporär erweist, auf der chronologischen Ebene. [4] Sie beschäftigt sich dabei - unter anderem und genau wie viele neuere Beiträge in Nobilitas - mit dem »semiotischen Kulturbegriff«, der Kultur als »Zeichenvorrat« versteht, mit den drei folgenden Dimensionen kultureller Ebenen: [5]
IV.2. Modelle beziehentlich einer Gruppe Gruppenspezifische Untersuchungen eignen sich überall dort, wo sich in der Geschichte Gruppen bildeten; dies traf auch auf die Gruppe des Adels zu. Daher werden Modelle wie der »Vertikale Gruppenschnitt« auch für die Nobilitätsforschung interessant. Mit diesem Modell lassen sich äußere und innere Umwelt, in deren Mitte die Gruppe steht, definieren und Konflikte zwischen Mitgliedern und der Gruppe sowie der Außenwelt besser kennzeichnen. [8] Ebenso ist die Theorie der »Rollen in Gruppen« sind interessant und aussagekräftig bei Konflikten. Hier geht es um die Beschreibung und Kenntlichmachung der Mechanismen, die zwischen den differenzierten Rollen in Gruppen vorherrschen. [9] IV.3 Soziale Funktion von Prestige Eine größere Gruppenuntersuchung in einer interessanten und aufschlußreichen Perspektive bietet zudem der amerikanisch-norwegische Sozialphilosoph Thorstein Bundle Veblen mit seiner gesellschaftskritischen »Theorie der feinen Leute«, [10] eigentlich vielmehr einer Lehre der Betrachtung sozialer Oberschichten im Lichte und vom Standpunkt der ökonomischen Theorie aus besehen. Obzwar Veblen sein Werk bereits 1899 verfaßte und darin hauptsächlich die amerikanische »Geldaristokratie« seiner Zeit beschrieb, lassen sich die Erkenntnisse Veblens auch ebenso gut auf die Geschichte der europäischen Geblütsaristokratie übertragen. Hier lohnt es sich insbesondere in Bezug auf die Adelsforschung, einmal die genauen Definitionen seiner bereits über ein Jahrhundert alten soziologischen Lehre kurz zusammenfassend abzubilden. Diese Lehre macht es möglich, wie ein Ethnologe eine fremde Kultur zu erforschen, indem man sein Modell für die Adelsforschung fruchtbar macht und vereinzelt, wenn auch noch viel zu selten, ist dies auch schon bereits geschehen. [11] Veblens Theorie besteht aus seinen Beobachtungen der Verbindung zwischen Güterkonsumption und gesellschaftlichem Wohlstand. Demnach bewegten sich ökonomische Prozesse (wie Produktion, Distribution, Konsumption) immer nur im Zusammenhang mit der Existenz von gesellschaftlichen Institutionen (Stände, Klassen, Schichten, Gruppen) und ihren ideellen Normen (Glaubenseinstellungen, Kanonfestlegungen, gruppen- und geschlechterspezifischen Verhaltensweisen). Alle drei Faktoren wären dabei unabdingbar voneinander abhängig: 1.) Die Zugehörigkeit zu einem Stand bedinge den Konsum spezieller Produkte und zog bestimmte Normen nach sich. 2.) Die Konsumption bestimmter Normen zog den Verbrauch gewisser Produkte nach sich und würde dadurch das Hineinwachsen in einen bestimmten Stand befördern. 3.) Die Konsumption bestimmter Produkte zog die Bevorzugung spezieller Normen nach sich und würde dadurch das Hineinwachsen in einen bestimmten Stand ebenfalls fördern. Die Änderung einer der drei Faktoren bedinge dabei auch die Modifikation der anderen Faktoren. Veblen unterteilte in seiner Theorie, die als »eine Soziologie des Prestiges« und »klassisches Werk der Gesellschaftskritik« gelten kann, die modernen Gesellschaften in zwei Klassen. Zu diesen beiden Klassen zählte er die arbeitenden, werkinstinktgesteuerten, »produktiven Arbeiter« und die müßigen, ehrinstinktgesteuerten »unproduktiven Arbeiter« (Seite 21). Die Ersteren würden häufig quer durch die nationalen und kontinentalen Gesellschaften als »Arbeiter«, »Handwerker« oder »Gewerbetreibende«, die Letzteren meist als »Adel«, »Kriegertum« oder »Priesterschaft« bezeichnet. Deren Hauptaufgabe sei hier der unmittelbare Einsatz von Arbeit zur Produktion von Gütern und dort der Einsatz des Geldes zum »verschwenderischen Konsum«. Die Produktivgruppe verdiene mit ihrer Arbeit Geld zum Leben, die Unproduktivgruppe gäbe Geld aus, um Verschwendung und Müßiggang demonstrativ zur Schau zu stellen. Diese Zweiteilung der modernen Gesellschaft sei dabei eine Folge des Kapitalismus, in dem das Streben der Individuen nach Geld jene beiden Gruppen hervorgebracht habe, so Veblen. [12] Veblen analysierte in seinem Werk nun fast ausschließlich die Unproduktivgruppe oder Oberschicht, so daß es sich hier um eine soziologisch-ökonomische Untersuchung handelt, die mit Gewinn auch auf den deutschen Adel anwendbar ist; diese Oberschicht nannte Veblen meistens »müßige Klasse«. Demnach war dieser Stand stets mit allen Kräften und viel Phantasie darum bemüht, Tätigkeiten zu vermeiden, die eine zu starke soziale Angleichung an die Tätigkeiten der produktiven Masse der Bevölkerung ergaben. Im Gegenteil wurde mithilfe der Schaffung und Erhaltung des Privateigentums viel Aufwand betrieben, um in bemerkenswerten Formen und auf sehr vielen Gebieten immer wieder soziale Abgrenzungen zu demonstrieren und zu praktizieren . Es ging darum, Prestige durch Konsum zu erschaffen sowie Geltungs- und Statuskonsum (»conspicuous consumption«) zu betreiben. Der Oberschichtler besah sich die Möglichkeiten und Formen materieller und ideeller Kultur, stellte einen »neidvollen Vergleich« zu anderen Individuen oder Gruppen an und handelte entsprechend, um sich selbst verorten und absetzen zu können. Der Oberschichtler hielt dadurch Aspekte, die »mit dem täglichen Leben vertraut« waren, für »ehrlos« und »unrein« und Aspekte, die sich Idealen im weitesten Sinne widmeten, für »ehrenvoll« und »rein«. [13] Weiter ausgeführt könnte man dies wie folgt sehen. Tabelle 1: Schichtspezifische Kulturideale (stark vereinfacht dargestellt)
Veblen war außerdem der Auffassung, daß die außergewöhnliche Stellung der »müßigen Klasse«, des Adels oder der Oberschicht in der Gesellschaft davon abhängig war, wie sehr diese ihre pekuniären Talente einzusetzen vermochte. Der überaus gern vom Adel gepflegte Antikapitalismus und das stets hochnäsig verunglimpfte Verdienstdenken war damit eigentlich eine Voraussetzung für den Erhalt der »müßigen Klasse« und nicht etwa ein Gegenpol (S.182). [14] Die Oberschicht sei, so Veblen, weiterhin darum bemüht, sich durch alle verfügbaren Mittel sozial von den großen Mittel- und Unterschichten der Bevölkerung eines Sozialwesens abzugrenzen. Dies würde mit den Mitteln des demonstrativen Müßiggangs bewerkstelligt, für den viel Geld ausgegeben werde. Das sei ein Verhalten archaischer und barbarischer Kultur. Zu deren Merkmalen zähle vor allem »der Kampf« als grundlegender Lebensinhalt, eine Form rücksichtslosen und letztlich egoistischen Wettbewerbs, wie er nicht nur im Krieg, in der Jagd (als Ausfluß »abenteuerlicher Heldentaten und dem Willen anderen Schaden zuzufügen«, »systematischer Schlächterei« und »Zustand chronischer Verwüstung«) oder im Duell (Seite 184-185), in der studentischen Mensur (Seite 185), sondern auch in vielen Sportarten sichtbar werde. Beispiele, in denen Veblens ökonomische Theorie zum Tragen und sichtbar wird, gibt es im Adel zahlreich, der sich besonders eignet dafür, die Theorie der »müßigen Klasse« zu beobachten. So berichtete Hermann v.Boyen (1771-1848) über seine jugendlichen Besuche im ostpreußischen Landadel um das Jahr 1790: "Der Landadel jener Zeit lebte übrigens damals im allgemeinen sehr einfach, aber recht gastfrei. Für bessere Erziehung seiner Kinder zeigte sich hin und wieder ein rühmliches Streben, doch kann man nicht behaupten, daß die gnädigen Fräuleins und Herren Junker von den gewöhnlich etwas unerfahrenen Hauslehrern beim Lernen zu sehr angestrengt wurden; darüber wachte die adelige Zärtlichkeit der Mutter." [15] Damit lieferte Boyen einen Nachweis für Veblens Theorie, da sich der hier von dem späteren Generalfeldmarschall beobachtete Adel mit nutzvollem praktischem Wissen nicht sonderlich umgab und andere Wissensgebiete wichtiger erschienen. Ein weiteres Beispiel bietet aber auch der musikalisch sehr interessierte
Friedrich der Große. Er unterhielt seit mindestens 1755 eine eigene
Königliche Kapelle mit 40 Mitgliedern. Diese Kapelle produzierte pro
Jahr zwei neue Opern, die zusätzlich, außer den laufenden fixen
Ausgaben, 1.400 Taler verschlangen. Die Solisten der Oper sangen zudem
nur zweimal wöchentlich in der Karnevalszeit zwischen November und
März, hatten aber im Übrigen Ferien. [16] Dies kann als Zeugnis
von ökonomischer Verschwendung von Geldmitteln gedeutet werden, welches
die »Wohlanständigkeit« in Form sinnlosen Statuskonsums
für den Adel geradezu vorschrieb: Wer Herr sein wollte, mußte
Vergeudung praktizieren.
Wie ökonomische Vergeudung als Ausfluß des Konzeptes der »Wohlanständigkeit« auf den Höhepunkt getrieben wurde, ergab sich außerdem aus einem Bericht über französische Adelige aus dem 18.Jahrhundert, denn in Horchheim emigrierte französische Prinzen während des Feldzuges von 1792 oblagen dem Müßiggang auf besondere Art: "In der Überzeugung, in kurzer Zeit wieder im Vaterland und im Besitz ihrer Reichthümer zu sein, warfen sie, wie man erzählte, das Geld im eigentlichen Verstande weg, z.B. benutzten sie bei dem Spiele, flache Steinchen so auf die Oberfläche des Wassers zu werfen, daß sie mit mehreren Sprüngen über das Wasser weghüpften, Kronentaler statt Steine. Die Krume des feinen Weizenbrotes warfen sie beim Essen zum Fenster hinaus und aßen nur die Rinde, und die Kammerjungfer der Maitrisse des Grafen Arois konnte nicht eher sich auf den Nachtstuhl setzen, bis für 1 Gulden Eau de Cologne in den Topf geschüttet war." [18] Ein anderes französisches Beispiel erschien dazu im Deutschen Adelsblatt von 1885. Wenngleich bedacht werden muß, daß dieser frankophobe Artikel nur wenige Jahre nach der Einverleibung von Elsaß-Lothringen geschrieben und im deutschen Adel verbreitet wurde, so läßt sich an ihm doch erkennen, welche Auswüchse das Gebot der Verschwendung im Adel annehmen konnte: "Raimund V., Graf von Toulouse, gab um das Jahr 1180 ein großes Bankett, dessen Zweck die Aussöhnung der Fürsten von Arragonien und der Narbonne war. Bei dieser Gelegenheit prahlte man gegenseitig mit seiner Verschwendungssucht und führte die größten Tollheiten aus. Ein Graf Carlisle, ein Schotte, ritt durch das Volk mit einem Pferde, das lose angeschlagene massiv silbern Hufeisen trug. Bei jedem Sprung des Thieres flogen zwei oder drei Hufeisen unter die Menge und sofort mußte der dem Grafen folgende Waffenschmied dem Pferde aus gleichem edlen Metall unter die Hufe legen. Ritter Rambourd ließ das Feld des Turniers, welches nach dem Bankette stattfand, mit Münzen durchpflügen, die einen Werth von 30.000 Unzen Silber repräsentirten. Graf Raymond ließ in seiner Küche sämtliche Speisen für seine einige hundert Mann zählende Gäste über Wachslichtfeuerung bereiten, und der Graf von Venois befahl, vor seinem Abschiede dreißig seiner edelsten Pferde zu verbrennen." [19] Mit diesen Nachweisen der Veblenschen Thesen soll die Beschäftigung mit dessen ökonomischen Theorie an dieser Stelle indes abgeschlossen werden. Es ist jedoch an der Zeit, sich Modellen zuzuwenden, die die Entwicklung der historischen Einzelpersönlichkeit erklären helfen können IV.4. Modelle beziehentlich eines Individuums In dem Modell zu den »Orientierungsdimensionen des Lebensstils«
wird infolge verschiedener Kategorisierungen deutlich, welche polaren Einflüsse
auf den Lebensstil Wirkung haben, beispielsweise die liberalen und konservativen
Einstellungen einer Gruppe, Person oder Sozialisationsgemeinschaft. Mit
einer Reihe von weiteren Items lassen sich hier konkrete Abfragen in Sachen
Lebenslaufbeeinflussung faßbar machen. [20] Eine umfangreiche Liste
zur Bestimmung und Faßbarmachung biographischer Items findet man
außerdem in der Organisationspsychologie, was sich besonders bei
der Beschreibung von Lebensläufen oder prosopographischen Studien
durch vergleichbare Kategorisierungen anbietet. [21]
Für die Frage nach den Stadien der Heranbildung eines jungen
Mannes oder einer jungen Frau »von Stand« läßt sich
dahingegen das Erklärungsmodell zum Ablauf des »Sozialisationsprozesses«
in zeitlich aufsteigender Darstellung gut verwenden. [23] Hier werden Bezugspunkte
zur kindlichen Entwicklung und die jeweiligen Aufgaben und Erweiterungen
der einzelnen Lebensphasen von der Geburt bis zur Erreichung der Adoleszenz
eingeführt, die Aufschluß über Erziehungswirkungen in der
adeligen Pädagogik beantworten können.
Auch das Modell der drei »Sozialisationssektoren« verspricht neue Erkenntnisse aus dem Bereich der menschlichen Entwicklung und geht der Frage nach, wie Menschen zu dem geworden sind, was sie sind und darstellen. Hier wird die Frage nach familiarer, schulischer und schließlich beruflicher Sozialisation gestellt, die man jeweils bei Betrachtung von Adeligen untersuchen kann. [25] Das nächste hier zu besprechende Modell, die »Theorie der Lebenszyklen« und ihrer Krisen, lehnt sich stark an das vorherige Modell an, geht jedoch über die Erreichung des Erwachsenenalters hinaus bis zum Tode eines Menschen und erweitert daher die Lebenszyklen noch um den fehlenden Teil. Zusätzlich werden hier für jeden Lebenszyklus psychosoziale Funktionsweisen, Merkmale des sozialen Gefüges, relevante Bezugspersonen und die jeweils anstehenden psychosozialen Krisen angesprochen.[26] Ein detaillierteres Alternativmodell zum Thema der persönlichen Lebenszyklen eines menschlichen Individuums bietet außerdem die anthroposophische sogenannte »Biographiearbeit«. Auch sie gliedert Lebensabschnitte eines Menschen in bestimmte Bereiche ab, faßt sie genauer besehen in drei Lebenseinundzwanzigste oder in neun Lebensjahrsiebte und beschäftigt sich zudem ganzheitlich mit den äußeren und inneren Aufgaben von Körper, Geist und Seele. [27] In den ersten 21 Lebensjahren (Lebenseinundzwanzigst I.) steht dabei zuvörderst die körperliche oder physische Entwicklung im Vordergrund, die folgenden 21 Jahre (Lebenseinundzwanzigst II.) dienen der seelischen Entfaltung und das letzte oder Lebenseinundzwanzigst III.) dient nach Rudolf Steiner der geistigen Reife. Detaillierter besehen sieht das Modell folgende kleinere Zeiteinheiten von jeweils sieben Jahren vor.
Welche Schwerpunkte ein Mensch in seinem Leben und in einzelnen Lebensabschnitten setzt, läßt sich indes nicht nur auf physiologische Gesetzmäßigkeiten zurückführen, sondern auch auf Motive. Und um herauszufinden, welche Motive hinter einem bestimmten Handeln stehen, kann dahingegen die Theorie der »Wertorientierungen im Leben« herangezogen werden. Sie unterscheidet sechs verschiedene Grundhaltungen, mit denen humane Individuen an die Bewältigung und Gestaltung ihres Lebens herantreten. Bedacht werden muß hier aber, daß es sicherlich nicht nur eine Wertehaltung gibt, die das Leben eines Menschen bestimmte und daß die Wertehaltungen im Laufe des Lebenszyklen sich auch ändern können. Dennoch bietet die Einteilung in die theoretische, ökonomische, ästhetische, soziale, politische und religiöse Wertehaltung eine große Bandbreite an Erklärungsmodellen vor allem für die Adoleszenzphase an.[28] Hilfreich bei der Bestimmung von Verhaltensweisen eines oder einer historischen Adeligen kann weiters auch das »Vier-Quadranten-Modell der Persönlichkeit« sein, welches erklären helfen kann, wie die vier griechischen Temperamente mit weiteren Persönlichkeitsmerkmalen ausgestattet werden können. Dies ermöglicht in der historischen Rückschau möglicherweise einen Aufschluß über Grundkonzepte des Individuums bei der Reaktion auf Herausforderungen und Entwicklungen des täglichen Lebens oder besonderer Situationen.[29] Eine Kategorisierung der möglichen negativen und positiven Einflüsse infolge von Extraversion und Neurotizismus auf das menschliche Glücksempfinden eines Individuums kann weiters helfen, Krisensituationen oder auch Grundhaltungen zur Bewältigung von persönlichen Krisen bei historisch auftretenden Personen des Adels besser zu verstehen.[30] In diesem Zusammenhang seelischer Strategien zur Lebensbewältigung ist auch noch hinzuweisen auf die Aufschlüsselung der »Faktoren psychischer Gesundheit«, bei denen es darum geht, Konzepte der Fähigkeit zur Bedürfnisbefriedigung zu kennen, zu erkennen und zu analysieren. Mit dieser Methode läßt sich beispielsweise aufschlüsseln, wie Suizide in der Nobilität entstehen konnten oder wie es wiederum anderen Adeligen gelang, ein »glückliches« Leben zu führen. [31] Hingewiesen sei außerdem noch im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung auf den sogenannten »Stern menschlicher Existenz«, der zwar in erster Linie der Selbsterfahrung eines lebenden Ichbefragers dient, aber auch historisch angewendet werden kann; hierbei werden das jeweilige soziale, intellektuelle, geistige, emotionale und das körperliche »Ich« hinterfragt.[32] V. Conclusum Mit der vorliegenden Darstellung wurde erstmals versucht, einen
Bandbreite an wissenschaftlichen Modellen und Methoden, Theorien und Kategorisierungen
für eine »Historische Kulturwissenschaft des Adels« aufzustellen.
Diese versteht sich, wie erwähnt, jedoch nicht als unverrückbarer
oder dogmatischer Kanon, sondern nur als eine von vielen Möglichkeiten,
Fragen historischer kulturwissenschaftlicher Dimension am Beispiel des
Adels durchzuführen. Man kann diese oder jene der oben erwähnten
Methoden benutzen oder auch andere Modelle in Erwägung ziehen. Insofern
versteht sich das obige Angebot an Ansätzen nur als Offerte und nicht
als festgeschriebene Richtlinie. In erster Linie soll die Zusammenstellung
aufzeigen, welche Möglichkeiten in einer »Historische Kulturwissenschaft
des Adels« stecken und in welche Richtungen sie ihre Fühler
ausstrecken kann. Obgleich als spezielle Fachwissenschaft noch nicht so
bezeichnet, existiert die »Historische Kulturwissenschaft des Adels«
doch bereits zahlreich; auf entsprechende Arbeiten wurde bereits oben verwiesen.
Dieser Aufsatz stammt von Claus Heinrich Bill und wurde erstmals publiziert in unserer Zeitschrift Nobilitas, Jahrgang XIII. (2010), Folge 62, Seiten 126-139. Annotationen:
[32] = Wolfgang Jeserich: Top-Aufgabe. Die Entwicklung von Organisationen und menschlichen Ressourcen, München 1989, Seite 254-257 mit Hinweis auf Lehr: Der Weg der sicheren Menschenkenntnis (1981) |
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