Vierhundertjährige Geschichte von Schloß Holte im Kreis
Gütersloh
Strukturwandel und Besitzerwechsel vom Adel zum Nichtadel
zwischen 1616 und 2016
Nicht nur in Berlin und Wien herrschte im Frühling 1848 während
der deutschen Revolution und dem Begehren etlicher Teile des Bürgertums
nach Teilhabe an politischen Gestaltungsmöglichkeiten allgemeiner
Demonstrationsreichtum. Auch in der Grafschaft Rietberg an der oberen Ems
kam es zu einer politischen Demonstration, zur Ergreifung ungewöhnlicher
Gewalttätigkeiten einer aufgebrachten Bauerngruppe – einer Geiselnahme
– und angeblich zu einem ebenso ungewöhnlichen Wohnsitzwechsel des
Standesherrn. In einer Zeitungsmeldung hieß es dazu zeitgenössisch:
„Detmold, 25. März. Der Standesherr des in unserer Nähe
belegenen Fürstenthums Kaunitz und der Grafschaft Rietberg, Tenge
aus Osnabrück, ist zugleich Besitzer eines Ritterguts im Lippeschen
zu Niedernberkhausen im Amte Oerlinghausen, [1] wo er seine Residenz und
seine Kanzlei hat. Am gestrigen Tage zogen die Bauern aus dem Fürstenthum
Kaunitz, den preußischen Landrath und die Amtmänner an ihrer
Spitze, bewaffnet in großer Anzahl auf das lippesche Gebiet nach
dem Gute Niedernberkhausen und verlangten unter andern stürmimischen
Petitionen vor Allem, daß ihr Standesherr seine Residenz in ihrer
Mitte auf den Schlössern zur Holte oder zu Rietberg nehme.
Da von dem Anrücken der Bauern in dieser bedrohlichen Haltung
Kunde an das fürstl. Amt Oerlinghausen gelangt war, so entsandte dasselbe
einen Kurier nach Detmold, um militairische Hülfe zu requiri[e]ren,
welche such sofort auf Wagen schleunigst dahin befördert wurde. Außerdem
wurde in den Aemtern Oerlinghausen und Lage der Landsturm aufgeboten, welcher
auch, 800 M. stark, in einigen Stunden bewaffnet auf dem Platze erschien.
Die Bauern hatten indessen schon den ältesten Sohn des Standesherrn
Tenge als Geißel mit sich fortgeführt, worauf derselbe sich
entschloß, den Forderungen der Rietberger Bauern nachzugeben und
mit seiner ganzen Familie nach Schloß Holte umzuziehen.“ [2]
Aus mehreren Gründen ist diese Meldung bemerkenswert. Erstens
ist auffallend, daß es sich bei dem Standesherrn um einen Nichtadeligen
handelte. Das war ungewöhnlich, zeigte aber auch, daß der Adel
sich vor allem im 19. Jahrhundert in einem inneren Strukturwandel befand,
daß er zahlreiche teils existenzgefährdende Herausforderungen
und Privilegienverluste, auch Encanaillierung und Landverlust, hinnehmen
mußte, etliche Güter in nichtadelige Hände übergingen.
[3]
Zudem war der wichtigste Punkt der Bauern, mit denen sich Amtsträger
der mittleren Ebene solidarisiert hatten, in dieser Quellenorientierung
nicht deren Freiheit, sondern die Wiederherstellung eines in ihren Augen
verletzten patriarchalischen Verhältnisses: Der Standesherr wurde
mit Gewalt gezwungen, wieder – so wie ehedem – unter ihnen zu wohnen, anwesend,
sicht- und ansprechbar zu sein. Und der Standesherr fügte sich diesem
Begehren, will man zumindest der in ihren Folgen hier nicht weiter überprüften
Zeitungsmeldung Glauben schenken.
Erstaunlich mag indes auch sein, daß Schloß Holte bereits
in den 1840er Jahren (zuvor) Ort des regen gedanklichen Austausches von
Demokraten und Sozialisten gewesen ist. Der Amtmann dieser Jahre kennzeichnete
Schloß Holte denn auch mißtrauisch als „Residenzschloß
der Communisten“, weil hier Ferdinand Freiligrath und Friedrich Engels
zu Gast gewesen waren, man mit Karl Marx in Verbindung stand. „Paläste
zu Hütten“ könnte hier das Motto gewesen sein, das Schloß
Holte bereits früh ereilte, wenn auch in einem ambivalenten Sinne.
Denn obgleich hier eine Denkfabrik für künftige Gesellschaftsentwürfe
errichtet wurde und eine Heimstatt gefunden hatte, bemühte sich die
nichtadelige Standesherrenfamilie zugleich auch um die Aneignung von Traditionen,
deren Kostenaufwand sie durch die Erträge bürgerlicher Leistungsbereitschaft
abdecken konnte. [4] Sie kauften 1822 Schloß Holte von dem Wiener
Diplomaten Aloys Fürst von Kaunitz-Rietberg-Questenberg. [5]
Die wechselvolle und vier Jahrhunderte umfassende Geschichte des
ehemaligen Grafschaftssitzes in adeligen wie nichtadeligen Händen
ist nun zudem in einigen Aspekten aufgearbeitet worden, u.a. auch mit Bezug
auf die erwähnte Episode als liberalsozialistischer Musenhof in der
Formierungsphase der Moderne. Carl Philipp Tenge-Rietberg hat dazu den
Band „400 Jahre Schloss Holte – Aus der Geschichte der ehemaligen Grafschaft
Rietberg“ herausgegeben. [6]
Die Publikation enthält acht Beiträge, die sich unter
anderem mit den reformerisch-revolutionären Kräften im langen
19. Jahrhundert befassen, aber auch mit der Geschichte des Herrensitzes
seit dem 17. Jahrhundert unter den Kaunitzens. Ebenso wird die Integration
der einst osnabrückischen Besitzerfamilie Tenge in die Welt des Großbürgertums
und der Industriellen durch mehrere Generationen verfolgt und eindrücklich
nachgezeichnet. Dabei werden nicht nur heimatkundliche Beiträge zum
Holter Schloß und zur dasigen Eisenhütte präsentiert, sondern
auch Analysen zur lokalen Mythenbildung (anhand einer Droste-Hülshoffschen
Sage) abgedruckt. Ungewöhnlich für eine „Heimatschrift“ ist zudem
die detaillierte Erörterung des kulturwissenschaftlichen Konzeptes
der „Erinnerungsorte“ (Seite 11-18). [7]
Diese methodischen Überlegungen werden jedoch auch am historischen
Beispiel der Familie Tenge konkretisiert. Sie war zwar eine bürgerliche
Industriellenfamilie, bemühte sich aber auch um ein Wappen, unterstützte
– wie etliche Landadelige auch – die kostspielige Pferdezucht,[8] erbaute
ein Mausoleum, erhielt das Schloß, ließ sich historisierende
Familienportraits (mit inklusiven wie exklusiven Zugängen von bestimmten
Familienmitgliedern anfertigen, betrieb daher eine aktive Entinnerungspolitik),
[9] pflegte adelige Konnubien, [10] trat in den Offiziersdienst bei der
mit Adelsaffinität versehenen Kavallerie (Husaren) ein und arbeitete
möglicherweise auch an der Nachahmung einer Adelskultur, wie sie von
etlichen Großbürgern angestrebt wurde. [11]
Konersmann, der diese erinnerungskultürlichen Aktivitäten
der Familie in einem seiner im Buch befindlichen Aufsätze beschreibt,
geht allerdings im Gegensatz zu der erwähnten Vermutung davon aus,
daß es sich bei diesen Familienaktivitäten nicht um eine Nachahmung
des Standesbewußtseins des Adels gehandelt habe. Vielmehr glaubt
er mit Bezug auf Rogalla von Bieberstein, [12] diese memorialen Arbeiten
seien vielmehr im Gegenteil Ausdruck eines dezidiert bürgerlichen
Selbstbewußtseins (und Unternehmertums) gewesen. Wegen der Konersmannschen
ungenauen Zitation der Quelle [13] ist diese Haltung indes leider nur über
Umwege überprüfbar, trotzdem letztlich mangels geeigneter weiterer
Quellen hier nicht entscheidbar. [14]
Unverkennbar erscheint es lediglich, daß sich die Familie
adeliger Darstellungsformen und Memorialtechniken bediente, um dieses Selbstbewußtsein
auszudrücken. [15] Für die Annahme einer Nichtimitation des Adels
spricht zudem die familiäre Anfertigung von Lithografien der industriellen
Produktionsstätten der Familie mit rauchendem Schornstein, der in
seiner Motivlage explizit auf das bürgerliche Leistungsmotiv abhebt
(Abbildung im Buch, Seite 116), auch den Arbeiter*innenalltag bewußt
nicht zeigt. [16] Daß andererseits bewußt Ehen mit adeligen
Frauen geschlossen wurden und die Familie auch mehrfach im Deutschen Adelsblatt
inserierte, [17] spricht wiederum eher für eine gewollte Anlehnung
an den Adel und nicht für eine bewußte bürgerlich-stolze
Distanz. [18]
Wenn daher auch die Frage von Selbständigkeit oder Adelsnachahmung
oder gar kultureller Diffusion in den Adel vorläufig unentschieden
bleiben muß, so hat der heutige Besitzer des Schlosses als Herausgeber
mit dem Jubiläumsband ein buntes Kaleidoskop aufgeschlagen, das besonders
in der Fülle der Abbildungen selbst ein (visueller und literarischer)
Erinnerungsort ist.
Für die Adelsforschung bemerkenswert sind vor allem die Bildzeugnisse,
darunter Wappenabbildungen von Steinreliefs, Portraits, Gebäudeabbildungen,
Pläne und Karten aus der Zeit ab 1616, vor allem aus der Erbauerfamilie
des Schlosses (den Grafen von Ostfriesland), dann auch aus der Familie
der Fürsten Kaunitz-Rietberg und natürlich der Tenges, die aktuell
seit mittlerweile sieben Generationen das Schloß bewirtschaften.
Der Sammelband erschließt inhaltlich zudem verschiedene Perspektiven.
Diese breite Vielfalt von heimatkundlichen und erfahrungsgeschichtlichen
Zeugnissen (ehemaliger Hüttenarbeiter) sowie geschichtsmethodischen
Abhandlungen mit Rückbindung an den Einzelfall kann daher insgesamt
als ein integratives Projekt aller am Ort interessierter Menschen betrachtet
werden und versucht, durch die unterschiedlichen Ansätze einen breiten
Leser*innenkreis anzusprechen.
Diese Rezension stammt von Claus Heinrich Bill M.A. B.A. und erscheint
ebenso gedruckt in der Zeitschrift für deutsche Adelsforschung.
Annotationen:
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[1] = Gemeint war Niedernbarkhausen, nicht Niedernberkhausen (heute
belegen in Leopoldshöhe im nordrhein-westfälischen Kreis Lippe).
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[2] = Deutsche Allgemeine Zeitung (Leipzig), Ausgabe Nr. 90 vom 30.
März 1848, Seite 1053. Eine ähnliche Version, jedoch mit Betonung
auf der Protestaktion (wegen Ermäßigung von Abgaben) findet
sich im hier rezensierten Buch von 2017, Seite 120-122.
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[3] = Hierzu siehe detaillierter die Modelle a) von Eckart Conze: Niedergang
und Obenbleiben, in: Eckart Conze (Hg.): Kleines Lexikon des Adels, München
2005, Seite 187-188, b) von Rudolf Braun: Konzeptionelle Bemerkungen, in:
Hans Ulrich Wehler (Hg.): Europäischer Adel, Göttingen 1990,
Seite 87-95, c) von Walter Demel: Der europäische Adel vom Mittelalter
bis zur Gegenwart, München 2005, Seite 87-90 (speziell zur europäischen
Adelskrise im 19. Centenarium). Zur Gefahr der (kulturellen) Encanaillierung
siehe Claus Heinrich Bill: Encanaillierung des Adels als abweichendes Verhalten,
in: Institut Deutsche Adelsforschung (Hg.): Bildatlas zur deutschen Adelsgeschichte
2 – Adelsgrafiken als Beitrag zur komplexreduzierten Aufbereitung von für
die Adelsforschung dienlichen Theorien und Modellen, Sønderborg
på øen Als 2017, Seite 18-19.
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[4] = Siehe zum zeitgenössisch als Antagonismus wahrgenommenen
Zusammenhang zwischen „Tradition“ und nichtadeliger „Leistung“ (ohne Traditionshintergrund)
Friedrich Wilhelm Basilius von Ramdohr: Über das Verhältniß
des Geburtsadels, in: Berlinische Monatsschrift, Ausgabe Nr. 1, Berlin
1791, Seite 124-174.
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[5] = Zu seiner Vita siehe Susanne Feigl / Christian Lunzer: Das Mädchenballett
des Fürsten Kaunitz. Kriminalfälle des Biedermeier, Wien 1988,
Seite 193-247. Als der Fürst Schloß Holte in Wien am 12. September
1822 verkaufte, befand er sich in einer persönlichen Krisenzeit, da
er als Verdächtiger einer Straftat in Untersuchung vor dem Wiener
Kriminalgericht stand, dort jedoch – durch massive Einflußnahme
Metternichs – einen drohenden persönlichen Adelsverlust abwenden konnte,
da das Verfahren am 18. September 1822 mangels Beweisen eingestellt worden
war (siehe zum Datum und Sachverhalt die erwähnte Quelle, Seite 243).
In einem inneren Zusammenhang standen Verkauf und Untersuchung aber wohl
eher nicht, da dem Verkauf jahrelange Verhandlungen vorausgegangen waren
(Angabe aus dem rezensierten Werk von Tenge-Rietberg, Seite 45).
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[6] = Erschienen im Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2017,
206 Seiten mit 52 schwarzweißen und 107 farbigen Abbildungen, gebunden,
178 x 250 mm im Maß, ISBN: 978-3-7395-1026-2, erhältlich zum
Preis von 24,00 Euro.
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[7] = Der auch theoretisch-methodisch bedeutende und über die
Holteuntersuchung hinausreichende Beitrag stammt von dem Frühneuzeit-Historiker
Dr. Frank Konersmann von der Universität Bielefeld. Zum Konzept „Erinnerungsort“
siehe ferner a) Stephan Günzel (Hg.): Lexikon der Raumphilosophie,
Darmstadt 2012, Seite 104-105 und 121-133, b) Anne Kwaschik / Mario Wimmer
(Hg.): Von der Arbeit des Historikers, Bielefeld 2010, Seite 65-69, c)
Christian Gudehus (Hg.): Gedächtnis und Erinnerung. Ein interdisziplinäres
Handbuch, Stuttgart 2010, Seite 184-188, d) Ansgar Nünning (Hg.):
Grundbegriffe der Kulturtheorie und Kulturwissenschaften, Stuttgart 2005,
Seite 131, e) Ansgar Nünning (Hg.): Metzler Lexikon Literatur- und
Kulturtheorie, Stuttgart 5.Auflage 2013, Seite 445-446, f) Julia Lossau
/ Tim Freytag / Roland Lippuner (Hg.): Schlüsselbegriffe der Kultur-
und Sozialgeographie, Stuttgart 2014, Seite 212-226.
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[8] = Diese Angabe beruht auf folgendem Inserat in der Renn-Bahn. Organ
für die Interessen des Renn-Sports (Beilage zu Illustierten Sport-Zeitung
aus Wien), Nr. 2 vom 9. Jänner 1878, Seite 4: „Den nach dem Tode meines
Neffen, des Rittmeisters de Pottere verbliebenen Bestand an Zuchtpferden
und Fohlen auf Haus Astrup bei Osnabrück (Station Vehrde der Venlo-Hamburger
Bahn) beabsichtige ich, um die bisher mit Erfolg betriebene Pferdezucht
unter günstigen Orts- insbesondere Weide-Verhältnissen auf Astrup
thunlichst zu erhalten, im Ganzen und, soweit es gewünscht wird, mit
Nutzung von Schloss, Park, Weiden, Wiesen und Acker, unter erleichternden
Bedingungen abzugeben. Freunde der Pferdezucht und des Landaufenthalts
in angenehmer Gegend werden ersucht, sich an mich zu wenden. Herrschaftsbesitzer
Tenge-Rietberg, Westfalen.“
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[9] = Siehe dazu Claus Heinrich Bill: Memoriale Kybernetik bei Fällen
von Adelsdevianz, in: Institut Deutsche Adelsforschung (Hg.): Bildatlas
zur deutschen Adelsgeschichte 1 – Adelsgrafiken als Beitrag zur komplexreduzierten
Aufbereitung von für die Adelsforschung dienlichen Theorien und Modellen,
Sønderborg på øen Als 2017, Seite 16-17.
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[10] = Ein Beispiel dafür ist die folgende Meldung aus dem Salzburger
Volksblatt (Salzburg), Nr. 36 vom 13. Februar 1931, Seite 7: „Dora Hohlfeld,
Plainbergstraße 1 ist am Mittwoch die Schriftstellerin Frau Theodore
Hohlfeld, geb. Tenge-Rietberg wenige Tage vor ihrem 65. Geburtstage gestorben
[so in diesem Satzbau im Original!]. Die Verstorbene stammte aus Nieder-Barkhausen
in Westfalen, und war in erster Ehe mit Baron M. v. Reitzenstein, in zweiter
mit
dem akad. Maler Bruno Hohlfeld vermählt, der am 18. Jänner 1917
in Salzburg freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Sie schrieb Romane,
Novellen und Essays. Ihr Roman `Im Freudensaal´ spielt größtenteils
auf Salzburger Boden.“ Scheidungen, obschon sie auch im Adel vorkamen,
gehörten jedoch nicht zum Idealkanon adelstypischen Verhaltens, da
sie dem adeligen Netzwerkgedanken (Akkumulationsgebot sozialen Kapitals)
widersprachen. Siehe dazu Monique de Saint Martin: Der Adel. Soziologie
eines Standes [Band 8 der Reihe Édition discours], Konstanz 2003.
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[11] = Zum „Vorbild Adel“ für das höhere Bürgertum siehe
die – nicht unumstrittene – These einer Feudalisierung des Bürgertums
bei Dieter Ziegler: Das wirtschaftliche Großbürgertum, in: Peter
Lundgreen (Hg.): Sozial- und Kulturgeschichte des Bürgertums – Eine
Bilanz des Bielefelder Sonderforschungsbereichs (1986-1997), Seite 114-115.
Gegner der Feudalisierungsthese ist Heinz Reif: Adel im 19. und 20. Jahrhundert,
München 1999, Seite 67.
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[12] = Johannes Rogalla von Bieberstein: Adelsherrschaft und Adelskultur
in Deutschland, Frankfurt 1989, 335 Seiten.
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[13] = Es ist auf Seite 115 angegeben, es würde sich um die Rogallaquelle
handeln. Bei den Endnoten auf Seite 181 (Endnote Nummer 11) steht dann
aber nur der Kurztitel verzeichnet, es fehlt jedoch beim Nachweis eine
Seitenzahl. Auch ist nur über das Literaturverzeichnis auf Seite 186
ermittelbar, daß es sich um die (erste) Auflage von 1989 handelte.
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[14] = Im Rogallaschen Namensverzeichnis der dritten Auflage von 1990
findet sich auf der dortigen Seite 530 indes ersatzweise immerhin ein Verweis
auf den Haupttext eines Vorkommens zur Familie Tenge-Rietberg auf Seite
87. Dort schreibt Rogalla von Bieberstein: „Auch die Osnabrücker Kaufmannsfamilie
Tenge […] hatte kein Interesse an einer Nobilitierung“. Damit zeigt sich,
daß sich die Aussage Rogallas grundsätzlich von der Konersmannschen
Aussage unterscheidet und aus Rogallas Aussage mithin nicht abgeleitet
werden kann, daß die ergriffenen Maßnahmen kein am Adel orientiertes
Standesbewußtsein ausgedrückt haben sollen. Denn der Wunsch,
die eigene Identität mit einer Nobilitierung auch aus landesherrlicher
und damit öffentlicher Sicht aufzuwerten, war etwas anderes als der
Wunsch, in den Adel per kulturellen Anneigungsaktivitäten hineinzudiffundieren.
Ferner gibt Rogalla keine Quelle für seine Behauptung an. Ob er Tagebücher
gelesen hatte oder andere Selbstzeugnisse, ist unbekannt. Die Behauptung
könnte allerdings auch vom Hörensagen stammen, da Rogalla in
seinem Werk viel mit publikumsfreundlichen (und für den Adel in seiner
Selbstsicht interessanten) Anekdoten arbeitet, die sich mündlich überliefert
haben und irgendwann einmal einen Niederschlag in der Literatur gefunden
haben. Zur Kritik dieser Erzählform siehe u.a. die Beiträge zum
Lemma bei a) Klaus Weimar (Hg.): Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft,
Band I., Berlin 1997, Seite 86-89 sowie b) bei Dieter Lamping (Hg.): Handbuch
der literarischen Gattungen, Stuttgart 2009, Seite 12-16.
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[15] = Zu diesen ständischen Techniken und Wesenskernen des europäischen
Adels siehe im Einzelnen a) Norbert Elias / John L. Scotson: Etablierte
und Außenseiter, Frankfurt Main 2002, Seite 7-56 und 244-246, b)
Heinz Reif: Adeligkeit, in: Heinz Reif: Adel, Aristokratie, Elite, Berlin
2016, Seite 324-326, c) Max Weber: Wirtschaft u. Gesellschaft (Studienausgabe),
Tübingen 5. Auflage 1972, Seite 177-180 und 534-540, d) Dilcher: Der
alteuropäische Adel, in: Wehler (Hg.):Europäischer Adel, Göttingen
1990, Seite 87-95, e) Oexle: Aspekte der Geschichte, in: Wehler (Hg.):
Europäischer Adel, Göttingen 1990, Seite 19-56, f) Zeitschrift
für deutsche Adelsforschung, Nr. 86, Jahrgang XVIII., Sønderborg
på øen Als 2015, Seite 21-35, g) Georg Simmel: Soziologie,
München 2. Auflage 1922, Seite 545-552 mit einem Exkurs über
den Adel, h) Hartmann: Was ist Adel?, in: Raasch (Hg.): Adeligkeit – Katholizismus
– Mythos, München 2014, Seite 29, i) Hennig: Klatschjournalismus –
Fragment einer adligen Kultur in der bürgerlichen Gesellschaft, Hamburg
2013, Seite 205-207.
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[16] = Siehe dazu a) Christoph Bertsch: Industrielle Revolution in
der bildenden Kunst des 19. Jahrhunderts, in: Dietmar Guderian: Technik
und Kunst, Düsseldorf 1994, Seite 233-261, b) Gudrun Danzer: Das steirische
Eisenwesen in der Malerei und Graphik des 19. und 20. Jahrhunderts, Frankfurt
am Main 1995.
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[17] = Siehe dazu a) die Niederbarkhausener Trauerannonce zum Tode
von Maximilian-Albrecht Tenge-Edler v.Daniels-Spangenberg, in: Deutsches
Adelsblatt, Jahrgang XXXIX. (2000), Seite 162 sowie b) die Trauerannonce
zum Ableben des Landrats außer Diensten (Nomen Nescio) Tenge-Rietberg,
in: Ibidem, jedoch Jahrgang LIX. (1941), Seite 185.
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[18] = Zum Topos der Verweigerung angebotener Nobilitierungen aus Bürgerstolz
bei deutsch-jüdischen Großbürgern siehe ausführlich
Kai Drewes: Jüdischer Adel. Nobilitierungen von Juden im Europa des
19. Jahrhunderts, Frankfurt am Main / New York 2013, Seite 39-81.
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