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Diskursivierung der Begrifflichkeiten von Heimat und FremdeExemplifiziert anhand der deutschen Kolonialliteratur um 1900Es ist eine bemerkenswerte Verknüpfung, die Rolf Parr, seines Zeichens Germanistikprofessor an der Universität Duisburg-Essen, in seinem neuen Buch „Die Fremde als Heimat. Heimatkunst, Kolonialismus, Expeditionen“, im Jahre 2014 beim Verlag „Konstanz University Press“ erschienen, zieht. [1] Er interessiert sich vor allem im Sinne des New Historicism für temporäre oder dauerhafte Emigranten in den deutschen Kolonien und deutsche „Schutzgebiete“ zur Wende des XIX. zum XX. Jahrhundert. Und er stellt die These auf, daß diese Emigranten die Heimat verließen, nicht etwa um in der Fremde anzukommen, sondern dort eine neue Heimat zu gründen, [2] eine teils imaginäre Heimat, die durch die Auswanderung in neues „deutsches“ Gebiet zu einer realitären Heimat wurde. Ob in jedem Fall diese Heimaten eine erste oder zweite Heimat wurden, sei dahingestellt und wurde historisch in der Tagespresse und Nichtsachliteratur durchaus unterschiedlich gehandhabt und artikuliert. Aber Parrs Kernthese ist es, daß Heimat ein verflossener Ort sei, der gerade im Zuge der Formierung der Moderne in der alten Heimat unweigerlich verloren gegangen sei, ein nicht mehr realisierbarer Topos. Dazu zählte nach Parr die Heimatkunst- und Heimatschutzbewegung als Gegenbewegung wider Kapitalismus und Industrialisierung, die Utopie einer ländlichen-rhythmischen Landverbundenheit im landwirtschaftlichen Sinne, fernab von Massenkonfektion, Massentourismus, Massenarbeitslosigkeit, Massenunterdrückung und Massenkonsum. [3] Dies wird auch immer wieder deutlich in den Äußerungen und Schriften der Heimatschutz-Protagonisten Robert Mielke, Hermann Löns oder Ernst Rudorff, [4] zirkulierte aber auch stets und umfassend in Ideen der Bevölkerung und in den Ideen von Multiplikatoren wie Schriftsteller*innen und Journalist*innen. Zu ihnen zählte auch Frieda Freiin v.Bülow (1857-1909) mit ihrem 1899 erschienenen Werk „Im Lande der Verheißung“, den man, ebenso wie Dorit Zürns (Pseudonym: Orla Holm) „Pioniere“ (1906) dem Genre des deutschen Kolonialromans zurechnen darf. [5] Diese Genre war äußert vielfältig und und umfaßte mindestens rund 500 deutschsprachige Werke. [6] Parrs These ist es nun unter anderem, daß man über eine kontrafaktische Literaturwissenschaft auch etliche Texte dieses Genres mit einzelnen landestypischen Vokabeln durch wenige deutsche Entitäten ersetzen könnte, um daraus einen deutschen Bauernroman zu machen. Alle diese beschworenen ländlichen Topoi der „Schollenverbundenheit“ hofften nach Parr diejenigen Personen, die von der alten Heimat enttäuscht waren, in einer neuen Heimat, jenseits der Ozeane, zu finden. Möglich sei dies aber nur, so Parr, wenn man die neue Heimat und ihre Sehnsucht zugleich als eine Projektion in einen anderen Raum und eine andere Zeit verstehe. Kolonien fungierten, das weist Parr anhand exemplarischer Schilderungen nach, oft als unberührte und unzivilisierte Natur, die in einer „neuen“ deutschen Anstrengung urbar und zivilisiert gemacht werden müsse. Somit ergaben sich für die Kolonist*innen Aufgaben, die an die Besiedlung Preußens, Mecklenburgs und Pommern aus dem niederdeutschen Raum erinnerten. „Heinrich der Löwe in Deutsch-Südwest“ könnte im übertragenden Sinne ein entsprechendes Motto gewesen sein, mit dem offensichtlich etliche Kolonist*innen auszogen, die alte Heimat zu verlassen, eine neue nach ihren Imaginationen des „Ganzen“, „Holistischen“, „Heilen“ und „Perfekten“ aufzubauen. So ist es erklärlich, daß in der Endphase der Weimarer Republik im Deutschen Adelsblatt, einem Mitteilungsorgan „klassischer Kolonisatoren“, ein Artikel erschien, der eine gerade Traditionslinie der „Deutschen Kolonisationsarbeit im Laufe der Jahrhunderte“ von den Expansionsbewegungen im Mittelalter nach Osten über Moselbauern im Baltikum, Deutsche in Südamerika, Deutsche in Ungarn unter Maria Theresia, Deutsche in Rußland unter Katharina II. bis hin zum Ruf nach der Wiedererlangung von Kolonien im Jahre 1932 scheinbar widerspruchslos konstruieren konnte. [7] Dies gilt übrigens auch, in Ergänzung zu Parr, ebenso für futurologische Szenarien wie die populärwissenschaftliche Prophezeiung von Dr. phil. Walter Greiling (1900-1986) aus dem Jahre 1954, daß bis zum Jahre 2010 ein globale „Klima-Großtechnik“ erfunden worden sei, die die bis dahin erfolgenden Bodenerosionen, verursacht durch Monokulturen, aufgehalten haben würde. Hinzu kam bei Greiling weiterhin ein erneutes eurozentristisches Superioritätsgefühl, wie es schon im erwähnten Adelsblatt als Germanozentrismus zutage trat, wenn es dazu heißt: „Von den großen Veränderungen wird das kleine Europa kaum berührt. Es bleibt die Heimstätte des Geistes, der Kultur und der Wissenschaft wie die Geburtsstätte neuer Technik, die sich anderwärts voll auswirkt.“ [8] Auch hier zeigt sich, daß angenommene Kontinuitäten in Siedlungs- und Erschließungsfragen nicht nur in die Vergangenheit und auf andere Räume, sondern auch auf die Zukunft, auf ein sagenhaftes „Land Orplid“, prolongiert und projiziert worden sind. Obwohl Parr in seinem Buch den Begriff nicht benutzt, so arbeiten er und das Adelsblatt ebenso wie Greiling mit Anleihen bei der „imaginativen Geographie“ [9] und der Geosemiotik. Ein Beispiel dafür findet sich in den deutschen Namen von afrikanischen Farmen, die von Deutschen angelegt oder übernommen worden waren. Diese sprachliche Verheimatungsstrategie war indes auch in anderen Koloniesiedlungen üblich, wie ein Beispiel von 1869 aus der „Kolonie Alpenburg“ in der Nähe von Richmond „in Virginien“ (USA) zeigte. Hier schrieben erst jüngst Eingewanderte aus dem Tiroler Raum ihren Bekannten in einem ersten Brief in die alte Heimat: „Wir sind 2 1/2 Stunden von Richmond entfernt, es ist dort eine recht schöne Gegend, alles eben. Viele Joch liegen unbebaut Jahre lang, viele Farmer besitzen 200 Joch und mehr, haben aber niemanden zum Arbeiten, seitdem sie keine Sklaven mehr haben dürfen. Schwarze, Mohren nämlich, sind hier genug, sie arbeiten und fuhrwerken, auch sind es ganz gemüthliche Leute und grüßen einen ganz freundlich. Auf den ersten Anblick glaubt man einen Kaminfeger zu sehen, aber man erschrickt nicht. Wir haben einmal 10 Joch Acker genommen, der Franz legt einen großen Garten an, dann müssen wir Türken und Erdäpfel kaufen zum setzen ... Wir bewohnen ein neues Häuschen mit zwei geräumigen Zimmern, Holz zum Kochen und Feuern ist genug da ... Der Baumgartner ist auch bei der Kolonie, er ist sehr brav und arbeitsam und wohnt in einem Häuschen vis-à-vis von uns. Der Maggl Eduard ist heute in die Stadt und hat bei einem Schuster Arbeit genommen, der hat schrecklich Heimweh, der Sauerwein Hanns von Hötting auch, die kommen beide nach Hause, wenn sie sich so viel Geld zusammen bringen ... Unser Haus ist der Blumenhof getauft, der des Baumgartners heißt Stillleben, des Schneiders Karolinenhof. Den Sonntag ging es auf Emils Farm ganz lustig her, Bier genug für alle, Musik, Tanz und Gesang.“ [10] Deutlich wird hier nicht nur die sprachliche Verheimatung der Fremde, sondern auch ein pragmatischer Abbau des Exotismus in Bezug auf die interkulturelle Begegnung mit den anderen Bevölkerungsgruppen vor Ort in der „neuen Heimat“, die gemäß der „alten Heimat“ konstruiert und „eingerichtet“ wurde. Dieser Abbau aber wurde durchaus nicht überall in gleichem Maße rasch vollzogen. Daher habe, so Parr weiter in seinem Werk, Exotismus vor allem irritierend gewirkt (z.B. auf das deutsche Bürgertum), denn er habe die „Verheimatung der Fremde“ konterkariert und untergraben. So zeigt denn Parr auch anschaulich (mit eigens entworfenen und
sehr gelungenen sowie nachahmenswerten Grafiken auf den Seiten 45, 107
und 147, die die wichtigsten Positionen zusammenfassen) am Erzählwerk
„Südafrikanische Novellen“ von Hans Grimm (1913), wie hier mit den
literarischen Figuren Amalgamisierungen zwischen den Dichotomien „Schwarz“
und “Weiß“ geschaffen werden, die den Exotismus der alten Heimat
gegenüber der neuen Heimat zu egalisieren suchten – in erster Linie
ästhetisch verarbeitet als Literatur für die Betroffenen selbst,
gleichwohl aber auch für alle Rezipierenden in der „alten“ Heimat“,
zu Hause, im Reich.
Dennoch besticht sein Konzept, so daß auch eine Übertragung des zeitgenössischen Heimatdiskurses in die Kolonien ebenso für die kulturwissenschaftliche Historiographie fruchtbar gemacht werden kann. Hier böten sich Heimat-Fremde-Diskurse eben nicht nur für die deutschen Kolonien an, sondern auch für die beiden „deutschen“ Ostsiedlungen“, d.h. friedliche wie auch gewaltsame Eroberungen in Mittelalter und im Dritten Reich, ferner Projektionen auf deutsche Siedlungen in Nord- und Südamerika, aber auch im Wasgau oder in Elsaß-Lothringen. Allerdings läßt sich die Parrsche These nicht immer und überall halten, nach der Heimat eine utopisch-idyllische Projektion auf etwas „Naives“ und „Unverdorbenes“ in der Fremde sei und daher als Gegenbewegung zum kapitalistischen, urbanistischen und industrialisierten Europa verstanden werden muß. Ebenso gab es auch den Stolz auf die modernen Errungenschaften, die es eben gerade erst möglich zu machen schienen, fremde Länder und Menschen zu kolonisieren. So schrieb im Jahre 1907 eine deutsche Zeitung: „Tausendfältig haben schon jetzt die Kolonien zurückgewirkt auf die Erhöhung der Löhne, auf die Vermehrung der Arbeitsgelegenheit. Wie wird es erst sein, wenn die Kolonien in fruchtbarer Arbeit der Heimat die auf sie verwandte Mühe zu lohnen anfangen! Ja, selbst die Agrarier brauchen auf unsere Kolonien nicht scheel zu sehen. Denn die `zweiten Söhne´ ziehen hinaus, um sich in der Fremde eine neue Heimat zu suchen und zu dem Vaterlande ein Kinder- und Enkelland zu gewinnen. Auch die Spuren früherer Kolonialunternehmungen brauchen uns, wie Dernburg versichert, nicht zu schrecken. Einst hat man mit Z e r st ö r u n g s m i tt e l n kolonisiert, heute kolonisiert man mit E r h a l t u n g s m i tt e l n. [11] Wir kommen heute nicht mehr als Konquistadoren, sondern wir arbeiten mit den modernen Mitteln der Erschließung fremder Erdteile, mit der Hebung niedriger Kulturen und mit der Verbesserung der Lebenslage für Schwarze und Weiße.“ [12] Auch die Behauptung, es seien lediglich illusionistische Utopien des verhinderten Eigenen gewesen, die auf die Kolonien projiziert worden seien, ist durchaus nicht durchgängig haltbar. Moderate Kritiker der deutschen Kolonialpolitik bemängelten beispielsweise öffentlich in der Presse, wie hier im Jahre 1907, den Import scheinbar typisch deutscher Eigenschaften ins abhängig gemachte überseeische Ausland: „Aber so gewiß wir mit Dernburg darin übereinstimmen, daß das deutsche Volk kolonisieren muß, und so gewiß wir uns unsere Kolonien nicht aussuchen können, sondern behalten müssen, was wir einmal mit vieler Mühe von dem spärlichen noch zur Verfügung stehenden Rest bekommen haben, so gewiß ist es doch, daß bisher unsere Kolonialpolitik in keiner Weise dem von Dernburg gezeichneten Bilde entsprochen hat. Dernburg zeichnet ein Ideal, das zur Wirklichkeit in schroffem Kontrast steht. Bisher schalteten und walteten in unseren Kolonien ganz gewiß nicht die edelsten Vertreter des Volkes der Denker und Dichter. Wohl aber machten sich ein öder A s s e s s o r i s m u s, M i l i t a r i s m u s und B u r e a u k r a t i s m u s darin breit. Man hat es glücklich fertig gebracht, dem deutschen Volke seine Kolonien ganz gründlich zu verleiden.“ [13] Trotzdem kann man Parr darin beipflichten, daß wohl die Heimatverlagerung in die Kolonien ein bestimmter auslandsbeziehentlicher Teil der peripheren Lebensreformbewegungen gegen die Moderne und ihre als Auswüchse empfundenen Entwicklungen sein konnte, die sich in gewisser Weise in die Phalanx von Gartenstadt-, Vegetarismus-, Nacktkultur-, Kleidungsreform-, Frauenemanzipations- und Kunstreformbestrebungen einsortieren läßt. Parrs Verdienst liegt daher sicherlich in der Aufdeckung des Heimatfremdediskurses ebenso wie in der scharfen Analyse von den in ausgewählten Literaturbeispielen ausgebreiteten Nationalstereotypen (mit denen sich Parr auch schon an anderer Stelle befaßt hat, z.B. im Forschungsgebiet Fußball). Drei Verhältnisdimensionen zwischen Heimat und Fremde macht Parr nun in der deutschen Literatur des Jahrzehnts 1910 bis 1920 aus: 1. In der Heimat durch Modernisierung des Alltagslebens nicht umsetzbare Visionen von Heimatkunst und -schutz wurden auf die Fremde „out-of-area“ projiziert, 2. Transformationen der Fremde zur neuen Heimat wurden durch historische Akteure vollzogen, die zugleich dadurch von der alten Heimat entfremdet wurden [14] und 3. Expeditionen konnten als temporäre Eroberung und anschließende visuell-audiobezüglich Aneignung durch Massenmedien unter Bild-, Ton- und Schrifteinsatz verstanden werden. [15] Parr kontextualisiert seine Kernthesen exemplarisch anschließend an vier größeren Themenkomplexen. Zu diesen zählt zuerst die literarische Beschäftigung mit den Buren als Projektionsfläche deutscher Schriftsteller*innen (Seite 21-131), wie sie auch bei Hermann Elß und seinem Werk „Die Buren, der deutsche Bruderstamm in Südafrika“ (4.Auflage, Bielefeld 1900) deutlich wird. Parrs zweiter Schwerpunkt ist die Analyse der „imperialen Verheimatung der Fremde“ anhand der Untersuchung der Stereotype und Figurenkonstellationen in zwei Erzählwerken von Hans Grimm (Südafrikanische Novellen von 1913) und von Gustav Frenssen (Peter Mohrs Fahrt nach Südwest von 1906). [16] Der dritte und letzte große Abschnitt schließlich widmet sich den Expeditionen der deutschen Postkolonialzeit als einer Form „symbolischer Inbesitznahmen der Fremde für die Heimat“ (Seite 169-195), wozu Parr beispielhaft u.a. den Ozeanflieger Plüschow anführt. Dazu können freilich aber auch gleichrangig die Erinnerungen des Majors Rudolf v.Colditz stehen, der mit seinen Jagdmemoiren „Streifzüge durch die Wildnisse Südamerikas“ (Berlin ) exotistische Bedürfnisse bediente. Der ehemalige Offizier und Verleger Wilhelm Graf v.Schlieffen (1882-1945) indes, Rezensent im Deutschen Adelsblatt, las die Colditzschen Memoiren zudem im Jahre 1927 als Aufforderung, sich künftig diese „unzivilisierten“ Gebiete als Kolonialbesitz einzuverleiben, sie nicht nur zu be- sondern auch zu erjagen. [17] Das kann als Bestätigung der Parrschen These gelesen werden, weil derlei Berichte Surrogathandlungen für den offiziell beendeten deutschen Kolonialismus nach 1918 waren. Dieses deutliche Beispiel einer dichotomistisch angelegten Projektion („wild“ versus „zivilisiert“) zeigt indes stark die konstruktive Seite derartiger Verheimatungen an. Und übrigens wird die Diskursivität der „Heimatfremde“ auch schon am von Parr ausgewählten zeitgenössischen - da von 1909 stammenden - Titelbildnis seines Buches mit dem Titel „Bergdamarakinder mit Straußeneiern“ sichtbar, auf denen „Fröhliche Ostern!“ steht. Auch dies war eine Amalgamisierung, freilich nur eine bilddiskursiv erzeugte Imagination, da die Worte „Fröhliche Ostern!“ nicht etwa auf den Eiern selbst aufgemalt, sondern von Bildbearbeitern auf das ursprüngliche Photo nachträglich aufgedruckt worden sind. Mithin zeigt das Bildnis nicht nur die von Parr genannte Dimension der Angleichung von Fremde an Heimat, sondern in zweifacher Weise nicht eben eine abgebildete, sondern eine epistemisch hergestellte Konstruktion von „heimatlicher Fremde“ (Seite 8). Hingewiesen sei noch auf die schon oben angerissenen deutschen Nationalstereotype, die Parr grafisch erläutert und aus seinen Quellen herausgeschält hat (Seite 45 und 107). Sie sollten Muster sein für ähnliche Untersuchungen und lassen sich mit der Parrschen Verortung zwischen Idealismus und Realismus durchaus auch gut auf andere Forschungsbereiche übertragen. Dies gilt vor allem, wenn man bedenkt, welche Vorurteile positiver wie negativer Art über Nationen und ihre Angehörigen jeweils bestehen und wie diese Stereotype auch das interkulturelle Verhältnis und Verhalten in der Begegnung und Behandlung steuern. Parrs Buch ist inspirierend,weit über den Kreis der Literaturwissenschaft hinaus. Und seine Thesen könnten Ausgang neuer Forschungen sein, die anhand anderen Materials und anhand weiterer Methoden, z.B. aus der Geschichtswissenschaft, gern und mit erwartbarem Erfolg ergänzt, ausgebaut und verifiziert werden könnten. Den Parrschen Gedanken ist daher weiteste Verbreitung zu wünschen, auch und gerade in anderen Disziplinen als der kulturwissenschaftlich orientierten Literaturwissenschaft. [18] Daß das Thema auch gegenwärtig und künftig von hoher Bedeutung sein wird, namentlich in Deutschland, belegen die hohen Zahlen an Einwanderern, die sich vermehrt die Frage nach der Heimatfremde stellen, nach Diaspora- und Identitätsbildung, nach den Gewichtungen von „Heimat“ und „Fremde“ im eigenen Leben. Dies wird ein Forschungsgebiet sein, das, ebenso wie alle Fragen von Interkulturalität, namentlich in der kulturwissenschaftlichen Migrationspsychologie – oder migrationspsychologisch orientierten Kulturwissenschaft – noch vielfältig zu erörtern sein wird. Diese Rezension erscheint ebenso gedruckt in der Zeitschrift für deutsche Adelsforschung und stammt von Claus Heinrich Bill, B.A. Annotationen:
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