Institut Deutsche Adelsforschung
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Wahrnehmungen von Harnischen als aristokratisierende Aktanten

Zur Vielfalt von Rüstungsartefakten seit der Renaissance im deutschsprachigen Raum

Im Jahre 1880 hob eine illustrierte Wiener Zeitung den Prunkharnisch des Habsburgers Rudolf II. (1552-1612), Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, als besonderes Kunsthandwerksstück hervor; sie schrieb: „Die Waffen-Sammlung des österreichischen Kaiserhauses im Arsenal enthält eine große Anzahl äußerst seltener und kostbarer Stücke. Eines der hervorragendsten Objecte dieser berühmten Sammlung legen wir heute unseren Lesern in sorgfältiger Nachbildung vor. Es ist aus dem mit besonderer Pracht und besonderem Geschmack ausgestatteten, Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich gewidmeten Werke des Regierungsrathes Quirin v. Leitner, ‚Die Waffen-Sammlung des österreichischen Kaiserhauses im k. k. Artillerie Arsenal zu Wien‘ (Verlag von H. Martin in Wien) entlehnt. Dieser herrliche Harnisch ist, wie neuere Forschungen unzweifelhaft darthun, nach einem Entwürfe des Münchener Malers Christoph Schwarz († 1597) ausgeführt worden.

Der Harnisch ist sowohl durch die geniale Anordnung und die vollendete künstlerische Durchbildung aller Theile der reichen Ornamentirung, als auch durch die unübertreffliche technische Behandlung der hochgetriebenen und mit Gold tauschirten Bilderwerke, nicht allein das werthvollste Stück des k. k. Hof Waffen Museums, sondern es kann sich auch überhaupt keine zweite Samm­lung eines solchen Meisterwerkes rühmen, das selbst die herrlichen Prunkharnische der gleichzeitigen größten italienischen Meister weit überragt. Der Stahl des ganzen Harnisches ist matt grau gehalten und bildet dieser Ton den Grund, aus welchem sich die hochgetriebenen geschmackvollen Arabesken mit den eingestreuten phantastischen, allegorischen und mythologischen Darstellungen abheben. In den figür­lichen Darstellungen sind alle nackten Körpertheile blank gehalten, die Bekleidung und manches Beiwerk aber mit Gold tauschirt.

Diese Tauschirung ist von unaussprechlicher Zartheit, und der Künstler wußte durch weises Maßhalten in der Anwendung des Goldes die in Fülle und Frische die ganze Ornamentirung durchgeistigenden Gestalten zu erwärmen und zu beleben, ohne die harmonische Totalwirkung zu beeinträchtigen. Von diesen figuralischen Darstellungen verdienen vor Allem die aus Brust und Rücken dargestellten Thaten des Herkules besondere Beachtung, u.[nd] zw.[ar] in der Mitte der Brust: Herkules im goldenen Schuppenrock auf die Keule gestützt: – zur Rechten: Herkules, den Cerberus bändigend; – zur Linken: Herkules, die lernäische Hyder bekämpfend; – auf den beiden Vorderflügeln: der Kampf des Herkules mit dem Antäus; – am Rücken, in der Mitte: Hercules die beiden Säulen haltend; – zur Rechten: die Einfangung des kretensischen Stieres; – zur Linken: der Kampf mit dem nemäischen Löwen.

Der tiefreichende Panzerschurz gehörte ursprünglich nicht zu diesem Harnische, sondern ist eine spätere Beigabe, um den Obertheil der Diechlinge, wo zwei Folgen fehlen, zu verdecken.“ [1] Zur Zeit der Publikation des Artikels war mithin der Harnisch als Repräsentationsaktant [2] schon nicht mehr im unmittelbaren Einsatz am Körper des Kaisers, aber immer noch an hervorgehobener Stelle, in der Presse und im Museum, so kann vermutet werden, mittelbar den „splendor familiae“ des Hauses Habsburg miterzeugend. [3]

Derartige Harnische, die mehr symbolischen Aktantenzwecken denn dem wirklichen Kampf dienten, werden indes auch behandelt in einer neuen Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien. Die unter dem körperertüchtigenden (und daher leicht irreführenden) Titel „Iron Men – Mode in Stahl“ erzeugte Schau hat zudem lobenswerterweise einen Katalog hervorgebracht. [4] Dieser hebt aus multiperspektivischer Sicht die Funktionen der Harnischaktanten, allerdings bedauerlicherweise nur als Objekte oder Artefakte, in den Kulturwissenschaften oder in der Europäischen Ethnologie (Volkskunde) gern mit der Vokabel „Sachkultur“ bezeichnet, hervor. Dennoch ist die Multifunktionalität, die mit den Harnischen in ihrer Gebrauchszeit, vor der Musealisierung, verknüpft war, beeindruckend. Im Katalog wird darauf detailliert in Wort wie Bild eingegangen.

Es kommen dabei Genderaspekte wie männlich konnotierte Rüstungen mit weiblich konnotierten Rockansätzen, Harnische an Frauen und bewaffnete Frauen in der europäischen Vorstellungswelt ebenso zur Sprache wie Harnische als Mittel männlich sich ausdrückender Selbstdarstellung in Form der armierten Schamkapsel in der Mode der Renaissance. Auch wird nicht nur ein Blick auf die metallenen Aktanten selbst geworfen, sondern auch ihr Herstellungsprozeß nachgezeichnet, dabei aufgezeigt, wie viele beruflich spezialorientierte Gewerke daran mitwirkten. Auch das Harnischzubehör wird eigenes beleuchtet, ferner, ausgehend von dieser Materialität, dann aber auch die Rekonstruktion des Gebrauchs des Harnisches zwischen Geburt und Tod eines Edelmanns in der Renaissance. Außerdem werden Selbsterfahrungen der Verfassenden beim Tragen von Harnischen als „Bericht aus der Gegenwart“ präsentiert, um auch Annäherungen an die körperliche und ästhetische Praxis der „performing clothes“ nachzuvollziehen, die mit dem Tragen solcher metallener Kleidung aus miteinander verbundenen Gliederstücken einhergeht. [5] Hier werden Fragen nach dem Tragekomfort, nach Hitze, Belüftung, Bewegungsfreiheit, Gewicht und nach den Bewegungsgeräuschen der Armierung  beantwortet.

Auch weist der Katalog Thematisierungen verschiedener Mode- und Stilrichtungen der Ausfertigungen – so „alla Turca“ als kulturelle Aneignung in einem Orientalismus und „all’antica“ im Rückgriff auf das Vorbild der Antike – auf. Diese Vielfalt wird unterstützt durch einen reichen Abbildungsteil, der in den jeweiligen thematischen Aufsätzen Details hervorhebt, aber auch Ganzkörperabbildungen bringt. Dazu wird in einem den Band abschließenden Dokumentationsabschnitt jedes der 164 Exponate in der Ausstellung – darunter auch Maskenharnische, Kinderharnische, Funeralhelme, flächige Abbildungen, Unterkleidung, Turniergerätschaften, selbst Sättel – in einem jeweils (leider allzu) kleinen Bild mit entsprechenden Objektdaten aufgeführt.

Insgesamt liegt damit ein eindrücklicher Katalog vor, der zudem von einer Reihe von Videos und piktoral dominierten Beiträgen des Kunsthistorischen Museums in den sozialen Medien begleitet werden, die populäre Vermittlungen des Themas in einem „Public history“-Ansatz  beinhalten, um heutige Besuchende anzusprechen. Die populäre Orientierung der ganzen Schau erscheint jedoch ambivalent, macht sich im Band bedauerlicherweise immer wieder negativ bemerkbar, indem die Verfassenden an verschiedenen Stellen des Katalogbandes zwar um die Gunst des Publikums buhlen, dann aber die Verfassenden der Texte mit Schimpfklatsch auf das Alltagswissen um Harnische reagieren. Dieser Versuch, alltagswissentliche Bestände an Auffassungen zu kritisieren, zeugt bedauerlicherweise von einer abwertenden Haltung gegenüber einer kollektiven Meinung. Dazu sollen gern zwei exemplarische Belege herangezogen werden.

In einem der Beiträge heißt es beispielsweise (Seite 133): „Eine der am häufigsten gestellten Fragen zum stählernen Harnisch des späten Mittelalters und der Renaissance betrifft dessen Gewicht. Wie schwer ist er und wie beweglich wäre ich, würde ich einen am Körper tragen? In dieser Frage schwingt zumeist eine vermeintlich logische Antwort mit: Ein Harnisch besteht aus Eisen, daher muss er, so die Annahme, untragbar schwer sein und mich in meiner Beweglichkeit massiv einschränken. Diese Vorstellung ist – mit einzelnen, speziell begründeten Ausnahmen – moderner Unsinn.“ Damit wird die heute weit verbreitete Auffassung, obwohl ihr anfangs noch eine gewisse Logik zugesprochen wird, am Ende der Ausführung leider nicht sachlich behandelt, sondern ad absurdum geführt, indem nun behauptet wird, diese Ansicht sei ohne jeden Sinn, sei sinnlos, habe keinen Sinn. Pierer definiert indes „Unsinn“ als „Schwäche od.[er] Verwirrung des Verstandes, welche sich durch das Bestreben andeutet, Begriffe zu verbinden, welche keiner Verbindung fähig sind“ und bezeichnet dann auch in einer zweiten Bedeutung des Wortes „die verkehrte Ideenverbindung selbst“. [6]

Dass die Annahme, Eisen sei schwer, im Alltagswissen aber Sinn macht, wird hier nicht nur kurzerhand negiert, sondern verurteilt, ihr Sinngehalt wird den Äußernden dieser Meinung abgesprochen. Ein anderes Beispiel begegnet den Lesenden bereits in dem rahmenden Vorwort (Seite 14): „Aus diesem Grund ist es von besonderer Bedeutung, auf die wenigen original erhaltenen Harnische des Spätmittelalters und der Renaissance zu blicken statt auf moderne Filmrequisiten; auf die Lebensrealität adeliger Männer jener vergangenen Epochen statt auf Heldenerzählungen unserer Zeit.“
Weiter wird dann, nun glücklicherweise ohne der gezeigten Schimpfklatschneigung weiteren Raum zu geben, mit einem großen Erstaunen auf die Mannigfaltigkeit des Harnisches eingegangen, als sei dies eine bahnbrechende neue Entdeckung im Gegensatz zum Alltagswissen, denn weiter heißt es:

„Das Thema des stählernen Harnischs stellt sich bei näherer Betrachtung als wesentlich komplexer dar, als wir erwarten würden. Es ist voller Nuancen, die wir im frühen 21. Jahrhundert mitunter nicht mit der Kultur jener Zeit in Verbindung bringen würden.“ (Seite 14-15). Mit Matthiesen aber ist nachgewiesen, daß sich Alltagswissen und Wissenschaftswissen grundsätzlich hinsichtlich ihrer Wissenstiefe unterscheiden [7] und daß dies ein ganz gewöhnlicher Befund ist, der keiner Aufregung oder besonderer Erwähnung bedürfte. An dieser Stelle macht es sich vermutlich bemerkbar, daß diese erstaunten Beurteilungen von Verfassenden stammen, die eher monodisziplinär geschult erscheinen [8] und das Zusammenspiel von wissenschaftlichem und Alltagswissen bekämpfen möchten. Eine sozialhistorische Orientierung hätte hier Abhilfe schaffen können, denn als kollektive Meinung ist das Alltagswissen, um mit Durkheim zu sprechen, eine Art „soziale Tatsache“, die nur langsam und nur kollektiv zu verändern ist, [9] gleichwohl aber eine deontische Macht besitzt, [10] die, auf der Kraft impliziten oder ruhenden Wissens beruhend, bei Bedarf im Alltag aus der Sozialisation jedes Menschen re/aktiviert wird. [11] Immerhin gibt man aber zu, daß dieses Alltagswissen auch eine Aktantenfunktion hat und wirkt, selbst wenn sich die Verfassenden von ihr teils bedroht fühlen. Dieses Verfahren der Wissensdifferenzierung und -diskriminierung hat indes leider Tradition, auch speziell in der Adelsforschung, in der beispielsweise Schwering (1985) betont hatte:

„Als ein weiteres Adelsstereotyp erscheint [...] die an Immoralismus grenzende Zügellosigkeit im erotisch-sexuellen Bereich.“ [12] Diesen Ansätzen gemein ist eine Verachtung des Alltagswissens, das jedoch auch durch die Herabwürdigung nicht zu beseitigen ist, sondern überdauert, zumindest neben wissenschaftlichen Meinungen fortwährend existiert. Wie man mit Watzlawick sagen kann, daß man in Interaktionen nicht nicht kommunizieren könne, so kann auch Alltagswissen nicht nicht bestehen, da es unter Menschen stets Interaktionen gab und diese in einer Gesellschaft nicht einfach „verschwinden“ konnten. Ebenso fruchtlos bleibt der Versuch einzelner Verfassender des Kataloges, Alltagswissen nach wissenschaftlichem Wissen umformen zu wollen, um ihm eine neue Legitimität zu erteilen, weil sie dann, beruhigend für das eigene Weltbild und kognitive Dissonanz vermeidend, der eigenen Auffassung von Wissen entspricht. Man hätte daher eine Versöhnung anstreben oder die Erwähnungen ohne Schimpfklatsch durchführen können. [13] Warum letztlich im Harnisch-Katalog der Schimpfklatschweg beschritten wird, bleibt erklärungsbedürftig und offen, zumal wissenschaftliches Wissen und Alltagswissen ganz unterschiedlichen Zwecken dien(t)en, einmal im wissenschaftlichen Wissen der reflexiven und zeitintensiven Ergründung eines Phänomens, dann im Alltagswissen dem pragmatischen Alltagsvollzug ohne Zeitverzug. [14]

Außerdem hat das Wissenschaftswissen genügend wertvolle Erkenntnisse zu bieten, so daß deren Träger*innen es nicht nötig hätten, das Alltagswissen über den Gegenstand, über den sie eine Deutungshoheit anstreben und beanspruchen, abzuwerten. Dies gilt auch für den Harnisch-Katalog. Denn er bietet eine so reiche Mannigfaltigkeit der Forschungs- und Vermittlungsansätze der „Public history“, daß man am Urteil des Anonymus aus dem Jahre 1880, der rudolfinische Prunkharnisch  sei „das werthvollste Stück des k. k. Hof Waffen Museums“, nicht (mehr) festhalten muß. Die myrioramatischen Verwendungsweisen des Harnischs als Aktant, vor allem im kriegerischen und Hochadel, zeitgenössisch sich wandelnden Gendervorstellungen ebenso wie Moden unterliegend, werden in dem Katalog hinreichend, faszinierend und anschaulich re/präsentiert, und nicht zuletzt ist der Katalog ebenso wie die Ausstellung wiederum selbst ein Aktant, der die Thematik in einen neuen Fokus rückt und an der fortwährend in Wandlung begriffenen Gruppenbildung des Wissensnetzwerks der Harnischkultur mitwebt. [15]

Dieser Aufsatz stammt von Dr. phil. Heinrich Bill, M.A., M.A., M.A., B.A., und erscheint zugleich in der Zeitschrift für deutsche Adelsforschung in gedruckter Form.

Annotationen:
  • [1] = Neue Illustri[e]rte Zeitung. Illustri[e]rtes Familienblatt (Wien), Band 8, Ausgabe Nr. 26 vom 21. März 1880, Seite 406 (Text) und 413 (Abbildung).
  • [2] = Statt der Begriffe Objekt oder Artefakt wird hier vorwiegend der Begriff des Aktanten benützt, um die Handlungsempfehlungen von Materialität hervorzuheben. Siehe dazu den französischen poststrukturalistisch orientierten Soziologen und Bruno Latour: Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft. Einführung in die Akteur-Netzwerk-Theorie; aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt von Gustav Roßler, Frankfurt am Main: Suhrkamp 5. Auflage 2019, 488 Seiten (Band 1967 der Schriftenreihe „Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft“). Ehedem erschienen als Bruno Latour: Reassembling the social. An introduction to Actor-Network-Theory, Oxford: Oxford University Press 1. Auflage 2005, X und 301 Seiten).
  • [3] = Dazu siehe Eckart Conze: Splendor familiae, in: Eckart Conze (Hg.): Kleines Lexikon des Adels, München: C. H. Beck Verlag 2005, Seite 216-217.
  • [4] = Über die materielle Beschaffenheit des Kataloges können Aussagen hier nicht getroffen werden, da dem Rezensenten nur eine elektronische Version zur Einsicht zur Verfügung gestellt werden konnte. Es soll sich indes, ohne daß diese Umstände per Autopsie überprüft werden konnten, um folgende bibliographische Angaben und Ausstattungen handeln: Stefan Krause (Hg.): Iron Men. Mode in Stahl. Katalog des Kunsthistorischen Museums in Wien zur gleichnamigen Expositionhrsg, Köln: Wagner 2022. Die vorgeblichen Maße des materiell erschienenen Kataloges seien 24 x 28 cm, er bestünde aus 206 Seiten mit 100 farbigen, teils ganz- oder doppelseitigen photographischen Abkonterfeiungen, enthalte zusätzlich Bibliographie und Glossar mit Texten jeweils in deutscher und englischer Sprache. Der Katalog soll angeblich hardcovergebunden sein und über die ISBN 978-3-7533-0143-3 verfügen sowie zum Preis von 39,80 Euro erwerbbar sein.
  • [5] = Zum Thema allgemein siehe auch a) Anna-Brigitte Schlittler / Katharina Tietze (Hg.): Mode und Bewegung. Beiträge zur Theorie und Geschichte der Kleidung, Emsdetten / Berlin 2013, 191 Seiten (Band 5 der Reihe „Textile studies“; Sammelband mit Beiträgen der Tagung „Mode und Bewegung“ vom Herbst 2011 an der Züricher Hochschule der Künste; betrifft Modekinästhetik, Modeperformanz, Ermöglichung und Verunmöglichung von Bewegung durch historische Kleidung auch beim Adel, Ankleiderituale) sowie b) Maren Ch. Härtel / Kerstin Kraft / Dorothee Linnemann / Regina Lösel (Hg.): Kleider in Bewegung. Frauenmode seit 1850, Petersberg 2020, 263 Seiten (Band 39 der Reihe „Schriften des Historischen Museums Frankfurt am Main“; beruht auf der am Lehrstuhl für Kulturwissenschaft der Mode und des Textilen der Universität Paderborn angesiedelten Forschungsprojekt „Kleidung in Bewegung versetzen. Eine objektbasierte Untersuchung von Kleidung zur textilen Rekonstruktion von Bewegung“; zugleich Begleitband zur Ausstellung „Ausstellung Kleider in Bewegung. Frauenmode seit 1850 in Frankfurt am Main vom 19. März bis 19. Juli 2020; betrifft unter anderem Adelskleidung, Reitrock, Tenniskleid, Sportkleidung, Gesellschaftskleider, Straßenkleider, Tanzkleider).
  • [6] = Pierers Universal-Lexikon, Band 18, Altenburg: Pierer 1864, Seite 248.
  • [7] = Ulrich Matthiesen: Wissensformen und Raumstrukturen, in: Rainer Schützeichel (Hg.): Handbuch Wissenssoziologie und Wissensforschung, Band 1, Konstanz: UVK-Verlagsgesellschaft 2007, Seite 648-662.
  • [8] = Der Verfasser der Zitate der Seiten 14-15 und 133 ist gemäß der Webseite des Kunsthistorischen Museums Wien und dort der Unterseite „Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen“ gemäß Abruf vom 2. Mai 2022 diplomierter und promovierter Museologe und Kunsthistoriker.
  • [9] = Die „faits sociaux“ werden beschrieben bei Hans Abels: Soziale Interaktion, Wiesbaden: Springer VS 2020, Seite 23-27; zurückgehend auf Emile Durkheim: Die Regeln der soziologischen Methode, herausgegeben von René König, 8. Auflage, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2014, 247 Seiten (Band 464 der Schriftenreihe „Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft“) beziehentlich im Original bei Emile Durkheim: Les règles de la méthode sociologique, Paris: Alcan 1895, XXIV und 186 Seiten.
  • [10] = Dieses Konzept wurde entnommen bei Kai-Olaf Maiwald / Inken Sürig: Mikrosoziologie. Eine Einführung, Wiesbaden / Heidelberg: Springer VS 2018, Seite 53.
  • [11] = Dazu siehe das Lemma zum „Alltagswissen“ bei Gerd Reinhold (Hg.): Soziologie-Lexikon, München: Oldenbourg 4. Auflage 2000, Seite 11-12; bei Karl-Heinz Hillmann: Wörterbuch der Soziologie, Stuttgart: Kröner 5. Auflage 2007, Seite 19; bei Günter Endruweit / Gisela Trommsdorff / Nicole Burzan (Hg.): Wörterbuch der Soziologie, Konstanz: UVK-Verlagsgesellschaft 3. Auflage 2014, Seite 15-16; bei Fritz Schütze: Zur Einführung. Alltagswissen, Interaktion und gesellschaftliche Wirklichkeit, in: Arbeitsgruppe Bielefelder Soziologen (Hg.): Alltagswissen, Interaktion und gesellschaftliche Wirklichkeit, Band 1 (Themnband zu „Symbolischer Interaktionismus und Ethnomethodologie“), Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1973, Seite 11-53.
  • [12] = Markus Schwering: Epochenwandel im spätromantischen Roman. Untersuchungen zu Eichendorff, Tieck und Immermann, Köln: Böhlau 1985, Seite 111.
  • [13] = Zum Schimpf- und Lobklatsch zwischen unterschiedlichen Gruppenbildungen im Kampf um Ressourcen allgemein (hier jedoch speziell um Deutungshoheiten über den Harnisch mittels Empörungserzeugung und Emotionalisierung) siehe das Konzept bei Norbert Elias / John L. Scotson: The established and the outsiders. A sociological enquiry into community problems, London: Frank Cass & Company 1965, XI und 199 Seiten.
  • [14] = Dazu siehe überblicksartig Peter L. Berger / Thomas Luckmann: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie; mit einer Einleitung zur deutschen Ausgabe versehen von Helmuth Plessner und übersetzt von Monika Plessner, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch 28. Auflage 2021, XIX und 217 Seiten; zurückgehend ursprünglich auf Peter L. Berger / Thomas Luckmann: The social construction of reality. A treatise in the sociology of knowledge, Garden City im Staate New York: Doubleday & Company 1966, VII und 203 Seiten. Bemerkenswerterweise gibt es auch schimpfklatschlastige Angriffe auf das Alltagswissen seitens der Vertreter*innen des Alltagswissens wie bei a) Anne Feldkamp: Harte Schale, in: Der Standard (Wien), Ausgabe vom 29. März 2022, Seite 25 (Einführung in die Ausstellung, die „mit stereotypen Bildern von Männern in Rüstungen aufräume“), b) Susanne Rakowitz: Stahlharte Hülle mit weichem Kern, in: Kleine Zeitung (Wien), Ausgabe vom 10. April 2022, Seite 98 (Kritik an „verklärenden“ Bildern der Populärkultur „von Artus aus Camelot bis zu Game of Thrones“ als „Fortschreibung eines falsch im Mittelalter verorteten Helden“), c) Veronika Ellecosta: Harnisch Couture. Das Kunsthistorische Museum hinterfragt das populäre Bild von Ritterrüstung und Männlichkeit, in: Wiener Zeitung (Wien), Ausgabe vom 13. April 2022, Seite 18. Weiters bemerkenswert ist zudem, daß die Kurator*innen der Ausstellung sich ausgerechnet des populären Titels „Iron Men“ in Anspielung auf den Begriff „Iron Man“ als außerwissenschaftliche Figur aus dem Comicbereich bedienen und damit Anknüpfungspunkte gerade in dem von ihnen verachteten Alltagswissen suchen. Möglich, wenn auch weniger wahrscheinlich, ist es aber auch, daß Bezug genommen wird auf einen anderen populären Begriff in Rückgriff auf die Dreidisziplinen-Wettkämpfe der us-amerikanischen Sportwettbewerbefirma „World Triathlon Corporation“.
  • [15] = Zu den Gruppenbildungen und ihrer Dynamik siehe Bruno Latour: Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft. Einführung in die Akteur-Netzwerk-Theorie; aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt von Gustav Roßler, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2010, Seite 52-63.


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