Institut Deutsche Adelsforschung
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Mecklenburgischer Adel in der Frühen Neuzeit 1500-1750

Volltext-Edition zu Lebensläufen aus mecklenburgischen Leichenpredigten

Auf diesen Seiten finden Sie kostenfrei den Volltext einer Publikation mit einer thematischen Einleitung und Übersicht aus unserem Hause, die sich mit der Auswertung von Leichenpredigten aus der Landesbibliothek von Mecklenburg-Vorpommern zu Schwerin beschäftigt und vor allem aus kulturgeschichtlichem Blickwinkel verfaßt wurde. Bei Zitaten unserer Texte erbitten wir die entsprechende Quellenangabe.

Rudolf Friedrich v.Drieberg (1655-1706)

Fürstl. Meckl. Kommissar der Herzogt. Güstrow, Erbherr auf Sprentz, Göldenitz, Dolgen, Schwetz

Am 30.Mai 1655 wurde er als Sohn des Johann v.Drieberg, Erbherrn auf Botthun und seiner Gattin Catharina v.Bahrholt geboren. Mit den Vornamen Rudolph Friedrich wurde er ins Buch des Lebens bei der Taufe eingeschrieben. Bereits jetzt war er Halbwaise, da seine Mutter unmittelbar nach der nicht leichten Geburt verstorben war. Das Ehepaar hatte erst zwei Kinder, nämlich neben dem Sohn eine ältere Schwester Ursula Catharina, die sich nachgehends mit Johann Busso v.Bülow auf Lübtze vermählte. Um die Versorgung seiner beiden Kinder zu gewährleisten, nahm er nach Ablauf des Trauerjahres in zweiter Ehe Catharina v.Hahn aus dem Hause Saltzow zu seiner Frau, die sich der Erziehung der beiden Stiefkinder wie der eigenen Nachkommen annahm. 

Nach der ersten häuslichen Erziehung wurde Rudolf Friedrich bald einem Informator beigegeben, der ihn in den ersten Gründen des Christentums und der Wissenschaften unterrichtete. Allen seinen Seelen- und Gemütsgaben wurde zur breitesten Förderung verholfen. Doch leider starb auch bald seine zweite Mutter, nachdem sie mit ihrem Gatten noch vier weitere Kinder gezeugt hatte. Zur dritten Ehefrau wählte sich der Vater nun Ilsabe Margaretha v.Behr, die ebenfalls mit voller Mutterliebe die Erziehung der Kinder übernahm. Gegen den Wunsch der Eltern, die sich ein Studium des Sohnes ersehnt hatten, trieb es diesen doch zunächst in Kriegsdienste und so begab er sich im Frühling 1672 nach Kolberg in Hinterpommern, um sich beim Regiment des Freiherrn v.Schwerin einzutragen. 

Da in Kolberg aber auch eine Ritterschule vorhanden war, wurde ihm sein Wunsch vom General v.Schwerin erfüllt und er zur Fortsetzung und Ausbildung seiner ritterlichen Übungen unter die Zahl der Schüler aufgenommen. Zwei Jahre blieb er hier, dann wurde er Unteroffizier im Freibataillon des Grafen v.Kanitz, wo er ein Jahr erste militärische Erfahrungen sammelte. Schließlich rückte er, als einige Offiziere vom Bataillon abgingen, zum Fähnrich auf. Er befand sich jetzt als ständiger Begleiter beim General v.Schwerin und sah viele vorpommersche Festungen wie Wollin, Wolgast, Demmin, Anklam und Stettin. Als nach der Eroberung der Festung Stettin der General verstorben war, hatte er einen großen Förderer verloren, doch machte er noch die Belagerungen von Greifswald und Stralsund mit. 

Anschließend trat er der kurfürstlich brandenburgischen Armee bei und kämpfte gegen die Schweden in Pommern. Nach erlangtem Frieden setzte er seine militärische Laufbahn in Schweden fort, wo er sich unter die Fahnen des Regiments des Obristen Maquelier begab. Dann aber beorderte ihn sein alter und kränklicher Vater zurück, der seiner Hilfe bei der Verwaltung der Güter bedurfte. Owohl er gern in Militärdiensten geblieben wäre und er auch von hannoverscher und dänischer Seite verlockende Angebote erhalten hatte, kehrte er doch nach Mecklenburg zurück. 

1686 dann beauftragte ihn der Bruder seines Vaters - Joachim Hinrich v.Drieberg - nach einer Einarbeitungsphase mit der Administraion der Latifundien und mit sogar seinem Begräbnis, da dieser sich seinem Lebensende nahe fühlte. Nach dem bald erfolgten Tode des Onkels sah sich auch der Vater veranlaßt, seine Güter unter den Söhnen zu verteilen und so bekam Rudolf Friedrich das Gut Drüsewitz. Dies bezog er als Hauptwohnsitz, verblieb hier zwei Jahre, übernahm dann aber von seinem Bruder das heruntergewirtschaftete Driebergische Lehngut Sprentz. Dies wurde nun sein neuer Wohnsitz und er schaffte es, mit viel Glück und Verstand die wirtschaftliche Situation zu bessern. 

Anschließend ehelichte er am 20.Juli 1689 auf Sprentz Adelheid Christina v.Vieregge, die Tochter des Generalmajors v.Vieregge. Drei Söhne bereicherten bald die Familie, allein zwei starben schon im jungen Alter. Nur der Jüngste, Carl Friedrich v.Drieberg, wurde zum Stammhalter der kleinen Familie. Sein Vater indes war nicht nur mit der Verwaltung von Sprentz befaßt: Bei der Ritterschaft des Amtes Güstrow, die ihn sehr schätzte, wurde er nämlich mit der Deputation zu den Landeskonventen versehen. Zugleich übergab Herzog Gustav Adolph ihm auch das Amt eines Komissars im Amt Güstrow, da er wegen seiner Aufrichtigkeit und Redlichkeit geachtet wurde.

Gegen sein Gesinde betrug er sich recht christlich, jeden Sonntag holte er sie zur Kirche und sang und betete mit ihnen. Er sorgte dafür, daß die Kirche mit einer Orgel versehen wurde. Gesundheitlich ging es ihm 15 Jahre lang weniger gut, doch war kein Klagen über seinen Zustand zu vernehmen. Seinem schwachen Körper setzte bald ein heftiger Nierenstein zu. Im Frühjahr 1706 warf ihn zudem eine harte Krankheit aufs Lager. Er genaß jedoch wieder und reiste im Sommer zu seinem Bruder nach Gotthun, wo ihn aber unvermutet eine neuer Affekt angriff. 

Schießlich wurde er immer schwächer, litt auch an einer "Obstruction des Urins" und starb nach empfangener Absolution in seinem 51.Lebensjahr nach 16 Ehejahren nachts 1 Uhr am 25.Januar 1706. Erst am 16.Juni wurde sein Leichnam in der Kirche zu Hohensprentz ausgesegnet. Prachtvoll war sein Sarkophag. 

Quelle: LdsBibl. Schwerin, Mkl gen d 96 (1), dazu Trauergedicht des Carl Friedrich v.Drieberg um seinen Vater Rudolf Friedrich v.Drieberg, Bützow 1707  sowie LdsBibl. Schwerin, Mkl gen d 91 (4): Herr Vater, will er schon erblassen...]


Günther v.Fineke (1545-1624)

Erbherr auf Carow

Im Jahr 1545 und darin 14 Tage nach Jacobi kam er als Sohn des gleichnamigen Günther v.Fineke auf Carow und dessen Gattin Ursula v.Stralendorff a.d.H. Goldebee zur Welt. Auferzogen in den üblichen adeligen Tugenden heiratete er später die Jungfrau Ilsabe v.Vieregge, eine Tochter des Matthias v.Vieregge auf Rossewitz. Zwei Töchter entsprossen dieser Verbindung: Ursula, nachmalig vermählte v.Dreiberg und Adelheit, ebenfalls nachmalig vermählte v.Dreiberg. Doch wurde ihm seine Frau bald genommen und elf Jahre lebte er als Herr auf Carow im Witwenstande. 

Dann nahm er sich 1601 Catharina v.Pancker zur Frau, die Tochter des Christoph v.Pancker auf Mattgow. Diese Ehe hielt 24 Jahre lang und brachte noch einmal drei Söhne und drei Töchter hervor: Günther Ernst, Christoph, Joachim Heinrich, Anna Sophia (oo Joachim v.Freiberg auf Dambeck), Clara Maria (oo Curt v.Restorff auf Schönefeldt) und Dorothea (oo Joachim v. Cossenbade auf Torgelow). Da auch diese seine Kinder wieder Nachkommen hatten, konnte er zuletzt auf 17 Enkel zurückblicken. 

Seinen Kindern ließ er mit hohen Unkosten die Erziehung bezahlen, so sandte er seinen Sohn Christoph auf die Rostocker Universität. Bald auch beschloß er sein Leben als rechter Hausvater und gütiger Dienstherr seiner Untertanen. Am 13.Oktober 1624 ereilte ihn ein Schlagfluß am rechten Fuß, so daß er künftig nicht mehr richtig gehen konnte. Seine Frau wachte Tag und Nacht am Bett, als er schließlich bettlägerig geworden war. Am 20.Dezember und acht Tage vor seinem Tode ließ er den Prediger kommen und sich das Abendmahl reichen. Am 27.Dezember 1624 dann beschloß er seine Lebensreise um vier Uhr abends im hohen Alter von 80 Jahren.

Quelle: LdsBibl. Schwerin, Schmidt` sche Bibliothek Bd.LXIX (15)


Hans Heinrich v.Flemming (*1630)

Kgl. Preußischer Geheimer Justiz- und Hofkammerrat, Amtshauptmann zu Kolbatz

Am 1.August 1630 vormittags kam er auf dem alten Stammhause der v.Flemming als Sohn des Hans Friedrich v.Flemming, Landvogts zu Greiffenberg, Burgrichters und Hauptmanns zu Wollin, zu Böcken und Martentin erbgesessen, und der Ilsa Juliana v.Flemming zur Welt. Nach der Taufe wurde er durch seine Eltern einem christlichen Informator zugeführt, dem Magister Staudius. Dann besuchte er ab Ostern 1647 das Kgl. Pädagogikum in Alten-Stettin und lernte hier namentlich viel vom Rektor Dr.Micraelius. Seit Anfang Mai 1650 auf der Universität Jena studierend, belegte er vor allem Vorlesungen in Jura und Theologie. Als sein akademischer Lehrer für Jurisprudenz - Dr.Thomae - Jena verließ, ging auch er weg, jetzt aber im Januar 1652 nach Tübingen, wo er bei Prof. Lauterbach Privatlektionen nahm. Als der erste Reichstag nach dem Münsterschen Friedensschluß nach dem Dreißigjährigen Krieg in Regensburg im Februar 1653 stattfand, hatte er sich dorthin begeben, um eine Stellung in einem landesfürstlichen Dienst zu erlangen, namentlich reflektierte er auf  schwedische Dienste. 

Der für Bremen, Pommern und Verden zuständige abgesandte Regierungsrat v.Bärenklau nahm ihn daraufhin in seine Suite auf und so diente er ihm zu verschiedenen Aufgaben. Nach Schluß des Reichstages im Mai 1654 reiste er mit dem Gesandten zurück nach Alten-Stettin und fand seine Eltern in "harter Kranckheit" vor. Ihr Kummer war außerdem durch eine jüngst verstorbene Tochter noch vermehrt worden. In Hinterpommern fand er anschließend eine angemessene Anstellung in der justitiaren Verwaltung. Er war zuletzt Ritter des Johanniterordens, Kgl. Preußischer Geheimer Justiz-, Hofkammer und Consistorialrat sowie Amtshauptmann zu Kolbatz, Kommendator und Landvogt zu Schievelbein, Erbherr auf Martentin und Boeck mit Zebbin. 

Quelle: LdsBibl. Schwerin, Personalschriften, Sign.: v.flem 3


Joachim Friedrich v.Ganss (1623-1700)

Fürstl. Mecklenburgischer Oberpräsident, Amtshauptmann zu Güstrow

Aus einem altadeligen Geschlecht vom Rhein und später von Thüringen her stammend, wurde er am 23.November 1623 in Braunschweig als Sohn des Friedrich Wilhelm v.Ganß, Obristleutnants und Fürstl. Braunschweigisch-Lüneburgischen Geheimen, Kriegs-, Land- und Schatzrats und seiner Gattin Hedwig v.Rheden aus dem Hause Rheden geboren. Da er sich schon früh zu den geisteswissenschaftlichen Fächern hingezogen fühlte, ließen ihn die Eltern in solcher Wissenschaft gründlich unterweisen und bestellten ihm gelehrte Informatoren. Von ihnen lernte er den ersten Grund in den "disciplins Instrumetalibus". Mit 17 Jahren ging er auf die braunschweigische Universität Helmstedt, weil sie seinen Eltern als "Werkstaett aller guten Künste" bekannt war. Zwei Jahre studierte er hier die Rechte und die Geschichte, kehrte dann zu seinem Vater zurück und reiste anschließend zur Vervollkommnung seiner Künste auf die Universität Leiden nach den Niederlanden. 

Von hier aus begab er sich nach einem weiteren Jahr auf Peregrination nach Frankreich. Dort brachte er mehrere Jahre namentlich zur Erlernung der Sprache zu, bevor ihn sein Vater nach Braunschweig zurückforderte. Doch wurde er bald von Herzog Adolph Friedrich von Mecklenburg bei dessen Pflegesohn Gustav Adolph Herzog von Mecklenburg als Kammerjunker angenommen. Der Herzog selbst war erst 16 Jahre alt und so nahm v.Ganß für die folgenden Jahre bei ihm die Hofmeisterstellung ein. 

Sie reisten gemeinsam nach Lübeck, Hamburg und Lüneburg und nahmen dann ihre vierjährige Grand Tour auf. Die Reise führte zuerst über Bremen, Oldenburg, Emden und Groningen nach Harlingen und Amsterdam, dann für ein ganzes Jahr nach Leiden. Anschließend wurden die 17 niederländischen Provinzen besucht und die vornehmsten Rheinstädte besichtigt: Aachen, Düsseldorf, Köln, Bonn, Koblenz, Ehrenbreitstein und Mainz. Die Städte Frankfurt, Darmstadt, Worms und Speyer waren die wichtigsten Stationen ihrer weiteren Kavalierstour. Ein halbes Jahr blieb man dann in Straßburg, besah sich folgend Frankreich und Italien. 

Nun ging die Reise über Basel, Zürich, Luzern, Bern und Genf nach Lion, Orleans, Tour und Poictier, wo sich damals der königliche Hof aufhielt. In Italien wurden Pavia, Milano, Mantua, Verona,  Rom, Florenz und Neapel besichtigt, wobei sie zum Teil mehrere Wochen an einem Ort verblieben. Über Augsburg und Nürnberg zogen sie nach Regensburg, wo sie den feierlichen Einzug Kaiser Ferdinand III. beobachten konnten. Von dort aus langten sie schließlich Anfang Januar 1653 wieder in Mecklenburg an und ließen sich in Güstrow nieder. 

Zu Beginn des Jahres 1654 übernahm der ehemalige Absolvent der Grand Tour die Regierung im Herzogtum Güstrow und so lag es nahe, daß er v.Ganß zu seinem Hofmarschall bestellte. Anläßlich eines Besuches in Jütland bei König Friedrich III. von Dänemark wurde eine fürstliche Verbindung durch Heirat zwischen dem mecklenburgischen und dem schleswig-holsteinisch-gottorfischen Haus besprochen. Zu diesem Zweck reiste der Herzog. Im November 1654 nach Gottorf, wo Ende des Monats das Eheverlöbnis vollzogen wurde. Bei alledem spielte v.Ganß keine unerhebliche Rolle als Hofmarschall und so betraute ihn der Herzog mit der Amtshauptmannschaft in Boizenburg und einer Geld-Donation in Höhe von 10.000 Talern. 

Als im Februar 1658 Herzog Adolph Friedrich von Mecklenburg-Schwerin starb und sich ein streitlustiger Nachfolger in Herzog Christian Ludwig fand, sandte der Güstrower Herzog v.Ganß zu den Verhandlungen um die Nachfolge zu Kaiser Leopold I. nach Wien. Zwar konnte er hier nicht die entstandenen "schweren irrungen und Mißhelligkeiten" zwischen den Fürsten beschwichtigen, aber den Standpunkt seines Fürsten vertrat er energisch. Erst im Juni 1660 kehrte er nach Güstrow zurück und avancierte zum Dank nun zum Geheimen Rat und daher zum Mitglied des Geheimen Ratskollegiums. 

Endlich dachte er auch an eine eigene Familie, die er zusammen mit Trude v.Brockdorff a.d.H. Windeby im Schleswigschen gründete, nachdem er bei den Eltern der Braut um deren Hand angehalten hatte. Die Hochzeit fand in Windeby statt, dann zog sie mit ihrem Gatten nach Güstrow, wo sie aber in 14 Ehejahren nur eine jung verstorbene Tochter bekam. Im April 1686 starb sie überdies an einer "gefährlichen Schwachheit" und machte ihren Gatten zum Witwer. 

Zwei Jahre nach seiner Rückkunft aus Wien - also um 1662 - legte er auf eigenen Wunsch die Charge als Hofmarschall nieder, um sich im Auftrag des Herzogs nun ganz neuen Verhandlungen in Rostock und Sternberg zu widmen. 1663 zeichnete ihn der Fürst durch die Entsendung als diplomatischen Vertreter Mecklenburg-Güstrows zum Reichstag nach Regensburg aus, von dem er Ende August 1664 wieder zurückkehrte. 

Eine Reise mit der Schwester des Herzogs, der damals verwitweten Herzogin von Liegnitz, Brieg und Goldberg, brachte ihn nach Schlesien, wo er auf Kosten der Herzogin weite Reisen zur Erkundung der Landschaft unternehmen durfte. Nachdem er im November 1664 wieder zurückgekehrt war, versah er erneut Dienste für seinen Herzog auf den Landtagen. Er übernahm anschließend wieder das Amt des Hofmarschalls und als Ende August 1673 der Geheimrat und Oberpräsident Dietrich v.der Lühe verstorben war, erhielt er dessen Amt als Geheimrat und Premierminister des Herzogstums Mecklenburg-Güstrow. 

In vielen diplomatischen Angelegenheiten war v.Ganß noch für seinen Fürsten tätig, so holte er im Dezember 1687 zur Vermählung die Tochter des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm aus Potsdam nach Güstrow. Als Ende Oktober 1695 der Fürst starb und der Kaiser zur Klärung der Nachfolgefrage eine interimistische Provinzialregierung einsetzte, wurde v.Ganß in den Jahren 1695 bis März 1697 ihr Vorsitzender - eine höhere Auszeichnung gab es kaum. 

Bei allen hohen politischen Verrichtungen vergaß er doch nicht den täglichen Kontakt zu Stadt und Leuten. In Güstrow hatte er viel Umgang mit gelehrten Leuten und den Pastoren. In französischer, lateinischer und italienischer Sprache las er Bücher, besuchte gern Freunde oder ergötzte sich mit Spazierfahrten vor die Stadt. Etliche Jahre hatte er allerdings an Podagra und Ischias gelitten, bis er am 2.März von einem schweren Katarrh befallen wurde. Nachdem er den 15.März mit inbrünstigem Gebet verbracht hatte, starb er morgens früh zwei Uhr am 16.März 1700 in seinem 77.Lebensjahr. In der fürstlichen Stiftskirche in Güstrow ließ ihn das Fürstenhaus am 19.Juli 1700 zum Dank beisetzen. 

Quelle: LdsBibl. Schwerin, Mkl gen g 4


Friedrich Wilhelm v.Grabow (1702-1746)

Erbherr auf Schlieven, Fürstl. Mecklenburgischer Assessor beim Meckl. Hof- und Landgericht

Als Sohn des Viktor v.Grabow auf Lüsewitz und seiner Frau Gustava Magdalena v.Mecklenburg wurde er am 10.Mai 1702 in Parchim "auf den Schauplatz der Welt gestellet". Früh schon zeigte er ein munteres, aufgewecktes Leben, auch wenn ihm beide Elternteile durch einen frühzeitigen Tod entzogen worden waren. Informatoren bereiteten ihn jetzt auf seine Lebensbahn vor. Bis zu seinem 16.Lebensjahr verbrachte er viel Zeit bei dem General-Superintendenten Albert Joachim v.Krackewitz, dann besuchte er die Universität Rostock und verfügte sich nach drei bis vier Jahren auf die Akademie nach Halle, wo er Schüler der Dozenten Gundling und Thomasius wurde. 

In Jena perfektionierte er sich immer mehr in den Wissenschaften, hörte Kollegien zum Recht und zur Philosophie. Die Mutter des Grafen v.Solms suchte ihn dann als Hofmeister für ihren kleinen Sohn - den später (1747) regierenden Grafen v.Solms und seinen Bruder - aus. Mit ihnen zusammen erwarb er neue Erkenntnisse in der Mathematik, Politik, im Natur-, Völker- und Lehnrecht und in der "unentbehrlichen Geschichts-Kunde". 

Schon auf den Universitäten war sein bibliophiler Hang aufgefallen, jetzt hielt er sich viel in Büchereien berühmter Dozenten auf und beschaffte sich auch selbst viele gelehrige Werke. Anschließend begab er sich mit seinen beiden fürstlichen Schützlingen auf die Grand Tour und verbrachte auch ein fünfviertel Jahr in Wetzlar. Hier machte er sich beim Reichskammergericht so bekannt, daß er dort als Assessor angenommen wurde. Dabei erhielt eine Protektion durch den ihm bekannten Grafen v.Wied, der in Wetzlar als Reichskammerrichter tätig war. Auch der Geheimrat v.Frießberg konnte ihm für seine dortige Tätigkeit nur das beste Zeugnis ausstellen. Über das Gericht lernte er auch die Äbtissin des Kaiserl. Freien Reichsstiftes Quedlinburg kennen, die eine geborene Herzogin von Schleswig-Holstein war. Ihr sollte er fortan als Kammerjunker dienen, wollte aber vor Antretung seiner neuen Stelle erst noch nach Lüsewitz, um einige Dinge zu erledigen. 

Hier aber bot man ihm eine Stelle als Assessors beim Mecklenburgischen Land- und Hofgericht an, die er glaubte nicht ausschlagen zu können. So sagte er der Äbtissin kurzerhand ab und blieb in seinem Vaterlande. 
Endlich gedachte er zu heiraten und führte Friederica Elisabeth v.der Kettenburg am 14.Februar 1739 zum Traualtar. Zwar war die Ehe gänzlich ohne Kinder geblieben, aber glücklich gewesen. Viel zu früh wurde die junge Ehefrau durch einen plötzlichen "Stichfluß" des Gatten am 16.Oktober 1746 zur Witwe gemacht. In der Stadt-Pfarrkirche zu Güstrow fand der erst 45jährige Mann seine letzte Ruhestätte. 

Quelle: LdsBibl. Schwerin, Mkl gen g 55


Christian v.Graevenitz (1640-1685)

Erbherr auf Thurow und Voigtstorff, Fürstl. Mecklenburgischer Hauptmann

Am 15.September 1640 als Sohn des Hans v.Graevenitz - Mecklenburgischen Oberhauptmanns, Fürstl. Oldenburgischen Hofmarschalls, Fürstl. Mecklenburg-Güstrowischen Amtshauptmanns in Feldberg, Erbherrn auf Schlän, Schilde und Dodow und seiner Frau Ingeborg v.Cossenbade geboren, wurde er nach seiner ersten Erziehung als Page an den Fürstl. Sachsen-Lauenburgischen Hof gebracht. Hier erlernte er alle nötigen adeligen Übungen und Wissenschaften. Weil er aber schon in jungen Jahren mit so vielen Krankheiten behaftet war, nahmen ihn seine Eltern wieder zu sich, um ihn zunächst gesund zu pflegen. Nach seiner Wiederherstellung ging er nach Güstrow an den dortigen Hof und wurde hier als Page angenommen. Da er eine Neigung zum Militärstand spürte, gab ihm der Herzog auf sein Ansuchen einige Zeit später den Abschied und er trat in die Dienste des Bischofs von Münster.

Hier kam er in die Leibkompanie des Regiments v.Lützow, wo er bald die Charge eines Kornetts bekleidete. Er machte den Krieg in den Niederlanden mit, bekam dann im v.Knußdorffschen Regiment eine Leutnantsstelle. Als ihm der mecklenburgische Herzog von Güstrow aus aber die schon länger versprochene Amtshauptmannschaft von Feldberg offerierte, nahm er seinen Abschied und kehrte nach Mecklenburg zurück. 

Zu jener Zeit vermählte er sich mit Louisa v.Horn, der Tochter des Statthalters Philipp v.Horn auf Divitz, Frauendorff und Schlatkow. Neun Kinder gingen aus jener glücklichen Ehe hervor, sechs Töchter und drei Söhne. Doch allein sieben Kinder starben früh, so daß nur Hans Friedrich v.Graevenitz und seine Schwester Trude Catharina v.Graevenitz überigblieben. 

1674 erhielt der mehrfache Familienvater noch die Amtshauptmannschaft über Stargard verliehen, behielt dabei aber die Bestallung für Feldberg bei. Als er Mitte April 1681 an einem hitzigen Fieber erkrankte, schien sein Ende gekommen zu sein. Trotz aller angewandter Hilfsmittel von Professoren aus Rostock konnte sein Leben nicht gerettet werden. Er verstarb am 22.April 1685 im 44.Lebensjahr. In seinem Erbbegräbnis in der Greifswalder St.Marienkirche fand er am 7.November desselben Jahres seine letzte Ruhestätte. 

Quelle: LdsBibl. Schwerin, Mkl gen g 70


Daniel Nikolai v.Greiffencrantz (1613-1670)

Kgl. Schwedischer Regierungrat und Kanzler in den Herzogtümern Bremen und Verden

In Parchim wurde er am 16.Oktober 1613 als Daniel Nicolai bürgerlich geboren. Sein Vater war Gabriel Nikolai, vornehmer Bürger und Rentier in Parchim, die Mutter die Bürgermeisterstochter Anna Meyer. Kaum ein Jahr alt, verlor er seinen Vater. Nach dem gehaltenen Trauerjahr hatte die Mutter den Rektor des Parchimer Gymnasiums Joachim Taumann geheiratet. Nach dem Tode der Mutter - er war jetzt erst vier Jahre alt - kümmerte sich der Stiefvater um die Erziehung von Daniel und seiner einzig noch lebenden Schwester, denn ein kleinerer Bruder Johann war noch vor dem Vater verstorben. Von ihm wurde er "zum studiren treulich angewiesen und gehalten" bis er im 14.Lebensjahr auch außerhalb seiner Heimatstadt - nämlich in Güstrow - lernen wollte. Der Stiefvater riet ihm davon ab, so daß er noch bis zum 18.Lebensjahr in Parchim lernte. 

Dann aber zog er zum akademischen Studium mit seinem Verwandten Joachim Baalck nach Wittenberg und nach Halle, wo ihn "auff vornehmer Leutte Recommendation" der beliebte Rektor Christian Gueintzius zu sich ins Haus nahm. Bei ihm studierte er zwei Jahre Philosophie und verteidigte erfolgreich öffentlich einige Disputationen. 1633 ging er von Halle wieder nach Wittenberg, wo er nun Philiosophie und Jurisprudenz studierte. Diesmal kam er zu Tisch und Bett bei seinem Landsmann, dem Prof.jur. Friedrich Praetorius. Das Verhältnis zwischen Student und Professor wurde bald so eng, daß er ihn wie ein eigenes Kind behandelte, zumal er selbst ohne Erben war. 

Der Umgang mit dem befreundeten Vizekanzler Friedrich Lentius und die Bibliothek des Ziehvaters eröffneten ihm jetzt die Möglichkeit, sich umfassend über seine Fächer zu informieren. Im Frühling 1640 gab er ihm Georg Hagens als Hofmeister bei, den Sohn eines Rats und Assessoren der Grafen v.Mansfeld und zusammen besuchten sie die Universität Helmstedt. Gemeinschaftlich mit einem v.Marenholtz und einem v.Hardenberg hielt er sich dann drei Jahre in Holland und Frankreich auf. Nach Rückkehr bat ihn der Edelmann Guntzel v.Bartensleben, mit dessen Neffe und dessen beiden eigenen Söhnen eine Reise durch die Niederlande, Frankreich und Deutschland zu machen. Zunächst wollte er nicht, aber als v.Bartensleben ihn inständig bat, sagte er doch zu und wurde so zum Hofmeister. 

Er hielt sich dann eine Zeit in Straßburg und Speyer auf, später in Frankreich, wo er in Bourges seine Inauguraldissertation hielt und zum Dr.jur.utr. promovierte. Er blieb an der dortigen Universität bis 1646, dann kehrte er nach Parchim zurück. Von Herzog Adolph Friedrich von Mecklenburg wurde er zum Hofkammer- und Kanzleirat ernannt. 1649 sah man ihn als Abgesandten Mecklenburgs auf den in Nürnberg stattfindenden General-Friedens-Traktaten, wo er 35 Wochen tätig war. Danach wegen eines dem Herzog zustehenden Kanonikats nach Straßburg gereist,  kehrte er Ende November wieder nach Mecklenburg zurück. Wegen Herzog Gustav Adolph, damals noch minderjährigen Fürsten von Mecklenburg, sandte ihn der Landrat v.Rieben 1655 auf den Reichstag nach Regensburg, wo er ein Jahr und neun Monate tätig war. Er erreichte für Mecklenburg verschiedene Vorrechte, u.a. die Volljährigkeitserklärung des minderjährigen Fürsten und das Recht "de non appellando" für Mecklenburg. 

Später war er als fürstlicher Deputierter auf den Landtagen in Malchin und Sternberg tätig. Im Februar 1655 wollte er in schwedische Dienste wechseln, da ihm der König von Schweden ein verlockendes Angebot gemacht hatte. Der Herzog aber versuchte ihn zum Bleiben zu bewegen, da er ihn nicht verlieren wollte. Nach 15 Monaten fragte der schwedische König erneut an, diesmal sagte er zu und wurde nun Kgl. Schwedischer Regierungrat und Kanzler in den Herzogtümern Bremen und Verden. 1664 erhielt er vom König in Stockholm den erblichen Adelsstand. 1647 verlobt, ehelichte er zum 8.Februar 1648 in Hadersleben die Jungfrau Sophia v.der Lippe, die Tochter des Christoph v.der Lippe, Kgl. Dänischen Kanzlers in den Herzogtümern Schleswig und Holstein. Sechs Kinder, davon drei Söhne überlebten den Vater. 

Tieffromm, waren seine theologischen Bücher sehr abgenutzt, "daß daher seine Begierde darinnen zu forschen gnug zu ermessen". In den letzten Lebensjahren wurde ihm kontinuierliches Arbeiten schwer durch hitzige Fieber; langes Gehen bereitete ihm Beschwerden. Ärzte und Medizin brachten keine anhaltende Besserung. Namentlich litt er auch an einem podagrischen Stein, obwohl er nur selten bettlägerig war. In der letzten Lebenswoche hatte er sich von seinem Kollegium nach Hause führen lassen müssen und wurde von einer "häfftigen Kranckheit" befallen. Schließlich starb er am 13.Mai 1670 in Stade "nach dem Glocken Schlag Zehen" mit "säuberlichen Geberden, zusammen gethanen Händen und Füssen ... im 57.Jahr seines Alters." 

Quelle: LdsBibl. Schwerin, Personalschriften, Sign.: v.grei 1
 


Henning v.Gristow (1597-1645) 

Fürstl. Meckl. GehRat, Obrist, Pfandinhaber des Amtes Barth, Erbherr auf Schlechtemühl

Am 20.Dezember 1597 abends 6 Uhr erblickte er als Sohn des Gabriel v.Gristow auf Schlechtemühl und der Ursula geb. v.Bär die Welt. Die Eltern hielten ihn zur täglichen Buße und Gottesfurcht an, ließen ihn taufen und lehrten ihm Gottes Wort "sampt allen christlichen vnd Adelichen Tugenden". Da der Vater verstorben war, als er vier Jahre alt war, unterrichtete ihn seither nur die Mutter privatim im Hause, als auch später durch Präzeptoren und in der Schule in Stralsund. 1614 verschickte sie ihn 17jährig, da er gut im Lehrstoff vorangekommen war und ein gutes Fundament mit seinem Wissen gelegt hatte, auf die Universität Rostock, wo er zwei Jahre seinen Studien oblag und hier öffentliches Recht sowie Geschichte studierte. 

Dann peregrenierte er von Rostock nach Holland, wo er 1616 "allerhand Ritterliche Kriegsübun- gen" vollzog und diente zwei Jahre als "Pieckentierer" bei des Prinzen Moritz Garde. Da er jedoch die französische Sprache erlernen und sich in "allerhand Adelichen vnd Rittermessigen exercitijs" üben wollte, nahm er seinen Abschied und ging 1618 nach Frankreich für weitere zwei Jahre. 1620 kehrte er nach Deutschland zurück. Da gerade der Feldzug gegen Böhmen stattfand, ließ er sich beim Kaiserlichen Regiment zu Fuß des Obersten v.Linstow einstellen und erhielt hier eine Untercharge, damit er die Rangleiter von unten auf ersteigen konnte. Dann aber wollte er lieber zur Kavallerie und bewarb sich daher beim Obristen des Regiments zu Pferde v.Mörder; auch hier trat er als einfacher Reiter ein. Wegen seines ritterlichen Wohlverhaltens wurde er bald zum Korporal befördert und zum Standartenträger. Dann ging er ins Altsächsische Regiment des Prinzen Julius Heinrich, in dem er Leutnant wurde. Nach acht Monaten erhielt er hier die Ernennung zum Rittmeister, was er nun die folgenden neun Jahre blieb. 

An vielen Schlachten nahm er teil, an der gegen den dänischen König bei Königslutter, dem Treffen an der Löhner Heide und dem Feldzug in Polen. Dann nahm er seinen Abschied und hielt sich einige Zeit in Stettin auf, reiste nach Italien und ging dann für ein halbes Jahr an den Fürstenhof von Weimar. Als der Generalwachtmeister v.Hoffkirchen im Auftrag des sächsischen Kurfürsten ein Regiment Kürassiere aufstellte, wurde er als Obristwachtmeister (Major) eingestellt, sechs Monate später wurde er in Dresden zum Obristleutnant bestellt. In Vertretung des v.Hoffkirchen hatte er das Regiment im Lager von Nürnberg und im Treffen von Lützen kommandiert, als es vom sächsischen Kurfürsten an den schwedischen König vermietet war. Dank seiner Tapferkeit ward er nach Lützen zum Obrist befördert. Als nach 35 Jahren der Krieg geendet hatte, "hat er ein sonderlich bedencken getragen, für dißmal länger also zu dienen", und begab sich nach seinem erbetenen Abschied nach Pommern, wo er zwei Jahre wohnte. Vom Hochdeutschmeister Grafen v.Schwartzenberg wurde er an einem 13.Juli zum Ritter geschlagen und mit der Kommende Nehmerow belehnt. 

Da Pommern 1637 durch erneute Kriegswirren verwüstet wurde, ging er nach Lübeck. Hier heiratete er Elsa Catharina v.Alvensleben, des Joachim Werner v.Alvensleben, Erbherrn auf Calbe und Fichtow, Tochter. Die am 10.Januar 1638 geschlossene Ehe hielt aber nicht sehr lange; seine Frau starb bereits am 26.Mai 1639. Nun ließ sich der Obrist in niedersächsischen Diensten beim Herzog Franz Albrecht einstellen und erhielt 1641 ein Regiment zu Pferde. 18 Wochen war er wegen eines angeblichen Dienstvergehens in Arrest, doch wurde er kriegsgerichtlich freigesprochen und im Februar 1644 freigelassen. Er nahm aus Verbitterung seinen Abschied und zog sich ganz ins Privatleben zurück. Herzog Adolph Friedrich von Mecklenburg indes bestellte ihn noch zum Geheimen Rat und Mitglied des Engeren Consiliums. 

In seiner Freizeit las er viele theologische Bücher, befaßte sich aber auch mit der Militärliteratur, namentlich der über den Festungsbau. Da er vielfach beliebt war, schenkte ihm der brandenburgische Kurfürst unter anderem ein Haus in dessen Residenz. Da er auf seinen Kriegszügen viele Sünden begangen hatte, war er oft ein reuiger Sünder und gottesfürchtiger Mann. Nach Dienstgeschäften im Auftrag des Kurfürsten von Brandenburg reiste er eines Tages nach Lübeck zurück und wurde auf dem Nachtlager von einem Fieber angefallen. Am 26.Mai brach ein Lebergeschwür hervor. Er wurde nach Schwerin gebracht, ließ den Hofprediger und Superintendenten zu sich bitten und erhielt die Absolution. Er starb am 7.Juli 1645 nachmittags 3 Uhr im Alter von 48 Jahren weniger 23 Wochen. Zuletzt war er noch Pfandinhaber des Frstl. Pommmerschen Amtes Barth und Herr auf Schlechtemühl gewesen. Sein Leichnam wurde nach Lübeck überführt und am 2.September in "volckreicher Versammlung" in der dortigen Domkirche beigesetzt. 

Quelle: LdsBibl. Schwerin, Personalschriften, Sign.: v.gris 1


Henning v.Hagen (1581-1626)

Fürstl. Wolgastischer Kammerjunker, Erbherr auf Gerdes- und Willerswalde

Am 2.Februar 1581 erblickte er als Sohn des gleichnamigen Henning v.Hagen senior, Erbherrn auf Falkenhagen und Willerswalde, und seiner Frau Anna v.der Lancken a.d.H. Lancken das Licht der Welt. Nach seiner Taufe wurde er zuhause von den Eltern, dann von privat bestellten Praezeptoren unterrichtet. Praezeptor wurde bei ihm Johann Bretsprecher, späterer Fürstl. Wolgastischer Hofgerichtsadvokat und Bürgermeister. Dieser hielt ihn in den Jahren 1594 bis 1597 zu den Wissenschaften an. Da sein Vater früh verstorben war, erlangte er mit Curt v.Bonow, Erbherrn auf Turow, Joachim v.der Lancken auf Lancken und Hermann Westphalen, J.U.D. und Fürstl. Wolgastischen Rat, drei neue Vormünder, die nun die Verantwortung für seine weitere Ausbildung übernahmen. 
Als er 1597 sein 18.Lebensjahr erreicht hatte, ging er auf Rat seiner Vormünder mit Bretsprecher im Herbst auf die Universität Greifswald. 1598 dann nach etwa einem Jahr der Studien verfügte er sich mit seinem Praezeptor und einen anderen von Adel, den er in Greifswald kennengelernt hatte, nach Rostock. Hier lernte er die freien Künste und ritterlichen Übungen, bis er 1599 von Mutter und Vormündern nach Hause zurückgefordert wurde. Am 14.August 1600 schließlich begab er sich samt Bretsprecher auf seine Peregrination, die wiederum auf Geheiß seiner Vormünder begonnen wurde. In seinem Stamm- und Reisebuch, welches noch bei seinem Tode vorhanden war, hatte er alle besichtigten Stätten und Sehenswürdigkeiten akribisch notiert. 

Zunächst besuchte er verschiedene Städte in Deutschland, dann ging er nach Straßburg. Hier machte er die Bekanntschaft des Herzogs Joachim Ernst zu Braunschweig und Lüneburg sowie seiner Junker Jost Knigge und Peter v.Kleist. Ferner lernte er hier die ebenfalls auf ihrer Grand Tour befindlichen jungen Herren Graf v.Wallstein aus Mähren und einen Edelmann v.Awestein aus Österreich kennen. Diese wollten sich nach einem Aufenthalt in Frankreich mit ihrem Hofmeister v.Ropal gerade nach Italien begeben. Und da sie einander sehr sympathisch waren, bat Henning v.Hagen Bretsprecher, sie zu fragen, ob man sich ihnen anschließen dürfe. Am 20.Oktober brach man gemeinsam auf und wurde dabei auf drei Meilen von 50 Straßburgern zu Pferd begleitet. Die Reiseroute führte über Württemberg und Schwaben, über Ulm, Augsburg zuerst nach München. Dort besah man die Kunstkammer, nahm dann den Weg nach Innsbruck und Trient und kam über Tirol nach Italien. 

Am Tage nach Martini langte die fünfköpfige Reisegesellschaft in Padua an. Nach einigen Tagen Aufenthalt reisten sie nach Venedig, blieben hier zwei Wochen und verfügten sich dann wieder nach Padua. Hier schrieb sich Henning v.Hagen an der Universität ein und erlernte die adeligen Exerzitien sowie die Festungslehre. Über die Lombardei ging er dann nach Nürnberg und auf die Universität Altdorf, wo er sich an den Prof. und Amtspfleger Hübner hielt und viel von ihm lernte. Ein besonderes Erlebnis war es ihm, daß er mit vielen Pferden und Kutschen vom Rat der Stadt Nürnberg empfangen worden war und einen ganzen Tag als Gast der hohen Herren verweilen durfte. Die weiteren Reisestationen waren Thüringen, Sachsen, Meißen, Braunschweig, die Seestädte und sehr viele fürstliche Häuser, Festungen und Kunstkammern. Schließlich kam er nebst seinen Gefährten wieder in Falkenhagen an, man schrieb den Johannistag 1601. 

In kommender Zeit lebte er auf Falkenhagen, nahm aber auch an dem fürstlichen Lager teil, das Herzog Ulrich von Mecklenburg zu Ehren des sächsischen Kurfürsten in Dresden veranstaltete. Da es ihn wieder zum Hof zog, nahm er eine Stelle als Kammerjunker bei der Gemahlin des Herzogs Philipp Julius zu Pommern-Stettin an. Hier verblieb er 23 Jahre in Lohn und Brot. Dazwischen machte er viele Reisen, unter anderem nach Frankreich und England; einige Jahre wohnte er auch in Wolgast, wo er der Fürstlichen Kanzlei des Herzogs Philipp Julius vorstand. Nach dem Tode des Herzogs verließ er aber diese Stelle und zog zurück nach Falkenhagen.

Seinen Untertanen war er ein christliches Vorbild, auch ließ er sich nicht von der baptistischen oder kalvinistischen Religion beeinflussen, sondern hielt hart an den Evangelien Luthers fest. Bald aber war auch seine Zeit abgelaufen. Das Pfingstfest 1625 verbrachte er noch bei bester Gesundheit, nach Bartholomäus aber bekam er einen "fast ungleublichen Fluß" und mußte sich etliche Wochen des Morgens und des Abends übergeben. Bald darauf suchten ihn ein "kalter Fluß" und ein heftiges Fieber auf. Im 45.Lebensjahr verstarb er schließlich unverheiratet am 3.Januar 1626 und wurde in Reinberg am 20.April desselben Jahres beerdigt.

Quelle: LdsBibl. Schwerin, Schmidt` sche Bibliothek Bd.LXVIII (38)


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