Institut Deutsche Adelsforschung
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Mecklenburgischer Adel in der Frühen Neuzeit 1500-1750

Volltext-Edition zu Lebensläufen aus mecklenburgischen Leichenpredigten

Auf diesen Seiten finden Sie kostenfrei den Volltext einer Publikation mit einer thematischen Einleitung und Übersicht aus unserem Hause, die sich mit der Auswertung von Leichenpredigten aus der Landesbibliothek von Mecklenburg-Vorpommern zu Schwerin beschäftigt und vor allem aus kulturgeschichtlichem Blickwinkel verfaßt wurde. Bei Zitaten unserer Texte erbitten wir die entsprechende Quellenangabe.
 

Mecklenburgischer Adel 1500 bis 1750

Betrachtet man sich die nachfolgenden Lebensgeschichten, so muß man den groben geschichtlichen Rahmen für Mecklenburg und Vorpommern vom 16. bis 18.Jahrhundert vor Augen haben.

Im landesherrlichen Leben war das Herzogtum Mecklenburg-Schwerin geprägt von der Regierung der Herzöge aus dem Hause der Obotriten. Die maßgeblichen Fürsten begegnen dem Leser in den einzelnen Lebensläufen immer wieder: beispielsweise Herzog Magnus II. (1441-1503). Er regierte von 1477 bis zu seinem Tode und wird vielfach als frühester Dienstherr der hier erwähnten Edelleute genannt. Von ihm aus kommen nahezu alle Herzöge auch anderer Linien bis ins 18.Jahrhundert vor.

Im politischen Bereich dominierte von 1618 bis 1648 der in Mecklenburg schwer wütende Dreißigjährige Krieg, in den fast alle der hier genannten Edelleute verwickelt waren. Man findet sie als leidende Zivilisten, deren Hab und Gut ausgeplündert wurde und die nicht selten in eine Stadt ziehen mußten, um zu überleben. So geschehen beispielsweise bei Joachim Friedrich v.Holstein (†1638), der zwar Erbherr auf Ankershagen war, aber mitten im Krieg vor der Soldateska nach Rostock fliehen mußte, wo er nicht nur mit seiner Familie im Exil lebte, sondern auch hier verstarb. Ebenso zog Wedig Christoph v.Kardorff (1615-1677) mit seiner Mutter vor 1637 in die Stadt, weil seine ganzen Güter verwüstet worden waren.

Andererseits sind natürlich viele Adelige ihrer Zeit dem Offiziersberuf nachgegangen und haben an den Kriegen auf allen Seiten teilgenommen. Ein vaterländisches Gefühl kannte der adelige mecklenburgische Offizier des Dreißigjährigen Krieges nicht, auch der Nationalismus oder das Streben nach einem unabhängigen Nationalstaat war ihm noch gänzlich fremd. Da es noch keine stehenden Heere gab, wurden die Truppen für bestimmte Zeit angemietet und wie im Handel üblich bestimmten Angebot und Nachfrage Ort und Zeit der Vermietung. Hatte man Truppen einmal zusammen, so war es dem Obristen recht gleichgültig, in wessen Dienste er trat. 

Nur wenige Militärs weigerten sich, in kaiserliche Dienste zu gehen und damit ihr eigenes Land zu verwüsten, obgleich es nicht wenige Edelleute gab, die Gewissensbisse hatten. Stand aber einmal ein solches verlockendes militärisches Angebot, wurde es selten ausgeschlagen. Erst mit der Errichtung des stehenden Heeres bildete sich bei den mecklenburgischen adeligen Offizieren auch so etwas wie ein patriotisches Gefühl und eine beginnende Tradition des Dienens im eigenen Lande.

Im religiösen Leben prägte anfänglich der Katholizismus entscheidend das Leben des Adels. Doch auch hier lebte die Nobilität in der Zeitenwende vom Mittelalter zur Neuzeit. Der Reformation lutherischer Prägung schloß sich der Adel in Norddeutschland meistenteils an. Die sogenannte augsburgische Konfession war anerkannt, alle Andersgläubigen Abtrünnige. 

Jesuitische Bildung war verpönt. Wenn auch in der Neuzeit der Einfluß der Kirche und des Glaubens zurückging, so kann doch eine besonders ausgeprägte religiöse Bindung des adeligen Menschen in Mecklenburg konstatiert werden. In den Leichenpredigten klingt dies immer wieder an: Der ganze Lebenslauf ist christlich bestimmt, von der Taufe als der Reinwaschung bis hin zur vor dem Tod nötigen Absolution. Die Religion und ihre Rituale waren rahmengebend für Leben und Tod der ritterlichen Familien.


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