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Mecklenburgischer Adel in der Frühen Neuzeit 1500-1750Volltext-Edition zu Lebensläufen aus mecklenburgischen LeichenpredigtenAuf diesen Seiten finden Sie kostenfrei den Volltext einer Publikation
mit
einer thematischen Einleitung und Übersicht aus unserem Hause,
die sich mit der Auswertung von Leichenpredigten aus der Landesbibliothek
von Mecklenburg-Vorpommern zu Schwerin beschäftigt und vor allem aus
kulturgeschichtlichem Blickwinkel verfaßt wurde. Bei Zitaten unserer
Texte erbitten wir die entsprechende Quellenangabe.
Vorwort und QuellenlageWer ein Werk sucht, in dem die Lebenswelten des mecklenburgischen Adels aus der frühen Neuzeit zusammengefaßt verzeichnet sind, der wird auf gewisse Schwierigkeiten stoßen, da keine allgemeindarstellende Untersuchung zu dieser Thematik besteht und auch keine moderne Zusammenfassung der oft nur noch in wenigen Exemplaren vorhandenen Leichenpredigten existent ist, die eine der entscheidenden Quellen für solche Zeiten sind.Als Ausnahme wären die bislang vier Bände "Familien aus Mecklenburg und Vorpommern" von Wolf-Lüdeke v.Weltzien zu nennen, in denen auch manche der nachfolgend beschriebenen Lebensläufe dargestellt worden sind. Da diese umfangreichen Arbeiten jedoch zeitlich vom Mittelalter bis zur Neuzeit reichen, vermitteln sie dem Leser nur einen sporadischen - wenn auch zugegebenermaßen sehr breitgefächerten Einblick - in die Lebenswelt des mecklenburgischen Adels zwischen 1550 und 1750. Ihr Schwerpunkt liegt jedoch auf der familienkundlichen, nicht auf der einzielbiographischen Darstellung. Sie sind deshalb in aller erster Linie hervorragend heranzuziehen für dem familiären und genealogischen Hintergrund, der hier weniger interessiert. Betrachten wir daher die für die mecklenburgische Nobilität bisher recht vernachlässigte aber wichtige Quellengattung der Leichenpredigten einmal genauer. Die Lebensläufe in den Leichenpredigten folgen im allgemeinen einem geregelten Lauf. Nach der Vorstellung der Vorfahren von väterlicher und mütterlicher Seite folgen Geburt und Taufe. Da es sich um christliche Leichenpredigten handelt, wird stets die besondere christliche Einstellung der Verstorbenen und der Eltern erwähnt - andernfalls wäre kaum eine Predigt über sie verfaßt worden. Die Taufe galt als Reinigung vor Gott, da der geborene Mensch in Sünde empfangen worden sei und mit der Taufe wieder in Gottes Gemeinschaft aufgenommen wurde. Die Konfirmation spielte dann eine ganz untergeordnete Rolle und wird - obwohl auch sie für das christliche Leben des Verstorbenen von hoher persönlicher Bedeutung war - fast nie erwähnt, außer bei jungverstorbenen Menschen. Anschließend folgten Ausführungen zur Erziehung und ersten Schulbildung. Mehr oder weniger ausführlich wird auch die folgende Zeit des Jugendalters aufgezeigt, nicht selten mit detaillierten Schilderungen über Dauer und Art der Peregrination oder Kavalierstour (bei den Männern). Der anschließende Lebenslauf befaßt sich mit den Ämtern und Berufen des Beschriebenen, auch mit Ehe und Familie. Es folgte üblicherweise ein Abriß über den christlichen Lebenswandel des Verstorbenen und seine guten Taten, bevor eine für heutige Verhältnisse äußerst breitgefächerte Krankheitsgeschichte folgte, die zum Tod führte. Diese Personalia standen meist neben der eigentlichen Leichenpredigt, einige wenige Werke bringen aber auch beide Abschnitte in einem Teil. Mecklenburgische Leichenpredigten sind bisher kaum veröffentlicht worden. Das lag einerseits daran, daß nur wenige Exemplare dieser Personalschriften vor 1945 nach Westdeutschland gelangt sind und die bedeutendsten Sammlungen sich in Mitteldeutschland befanden und noch befinden. Beispielsweise wurden in der größten gedruckten Leichenpredigtensammlung - der von Fritz Roth mit 10.000 Personen - nur ganz wenige adelige Mecklenburger erwähnt. Auch in manchen mecklenburgischen Bibliotheken schlummerten die Altbestände an Personalschriften lange Zeit einen unbeachteten Schlaf. Der größte und umfangreichste Bestand mecklenburgisicher Leichenpredigten befindet sich heute in der Mecklenburg-Vorpommerschen Landesbibliothek zu Schwerin. Hier gibt es heute Leichenpredigten, Antrittsgedichte und Hochzeitsschreiben in drei verschiedenen, sich aber teilweise überschneidenden Beständen:
Diese stattliche Anzahl von mecklenburgischen Leichenpredigten und die in ihnen enthaltenen Lebensläufe einerseits und der Mangel an brauchbaren Veröffentlichungen andererseits waren Grund und Motivation zur Aufstellung einer großen Lebenslaufsammlung und deren Auswertung. Zu Recht schrieb nämlich Karin Sobotha in einer Veröffentlichung neuester Zeit über die Bestände der Landesbibliothek in Schwerin: "Historiker und Soziologen sehen in den detaillierten Lebensbeschreibungen wertvolle Quellen für die historische Familienforschung. Über das Verhältnis der Ehepartner zueinander und zu ihren Kindern, Säuglingssterblichkeit, Hygiene, Bildungswesen und den Umgang mit Alter und Tod lassen sich vor allem aus den Leichenpredigten authentische Angaben entnehmen. Voraussetzung dafür ist jedoch, daß der Bestand inhaltlich sehr differenziert erschlossen ist." Lebenswege mecklenburgischer Edelleute nachzuvollziehen, wie dies mithilfe der Quelle der Leichenpredigten für andere Adelslandschaften schon früher dargestellt wurde, soll deshalb Aufgabe dieses Werkes sein. Es sollte ergründet werden, wie sich das Leben der Adeligen gestaltete, wie ihre Erziehung war, wie sie sich in ihrer Jugend ausbildeten, inwiefern sie für ihren weiteren Lebensweg selbständig handelten und entschieden oder wie sie von den Eltern oder der Familientradition vorbestimmte Laufbahnen einschlugen. Dem Bereich der Peregrination wird besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Gab es besondere Altersstufen oder Zeiten, in denen man auf studentische Reisen ging? Was erlernte man auf ihnen und wie gestalteten sich die Reisewege? Auch in diesem Forschungsbereich sind andere mitteldeutsche Landschaften durch bereits veröffentlichte Untersuchungen schon längere Zeit vertreten. Das mangelnde Interesse am Adel in der DDR und die damit auch einhergehende schlechte Verzeichnungssituation und Zugänglichkeit der Quellen haben wohl dazu beigetragen, daß kaum Leichenpredigten zusammenfassend für Mecklenburg und auch Vorpommern ausgewertet wurden. Dies soll mit der vorliegen Arbeit geschehen.
Leichenpredigten haben aber noch andere Vorteile: Sie ersetzen oft andere Quellen wie Reiseberichte oder Familienbücher. Wenn solche Quellengattungen zum Lebenslauf und den kulturellen Zeremonien von Kavaliersreise, Heirat oder Begräbnis erhalten geblieben waren, dann meist nur in den privaten Gutsarchiven. Sie aber sind größtenteils alle ein Opfer der Plünderung von 1945 und später geworden, zum geringen Teil wurden sie auch von späteren Gutsbesitzern verkauft, weil sie in der Familie auf kein Interesse stießen (z.B. bei den Grafen v.Schlieffen auf Schlieffenberg)! Auch in den wenigen im Mecklenburgischen Landeshauptarchiv verwahrten Gutsarchiven, den traditionellen Quellenorten für Reiseberichte und persönliche Papiere von Edelleuten, sind derlei Informationen nur sehr selten enthalten, da nur Gutsarchive in den Besitz des Archivs gelangten, die schon vor 1945 abgegeben worden waren. Einige stets sich wiederholende Angaben in fast allen Predigten wurden bei der nachfolgenden Auswertung fortgelassen, nämlich, daß sich die Verstorbenen gegen ihre Gatten, ihr Gesinde und ihre Kinder sehr löblich verhielten, Zank und Streit vermieden und in allem nur das Edle und Gute sahen. Ferner wurden die Orts- und Landschaftsnamen so übernommen, wie sie in der jeweiligen Leichenpredigt angegeben waren; eine Umstellung auf die moderne Schreibweise erfolgte nicht. Abkürzungen und Zeichenerklärungen* = geboren, geborene† = gestorben oo = verheiratet, vermählte, zusätzliche Angabe des Ehenamen (1630-1710) = Lebensdaten einer Person, Geburts- und Sterbejahr Frstl. = Fürstlich, Fürstlicher Fürstl. = Fürstlich, Fürstlicher GehRat = Geheimer Rat, Geheimrat Hptm = Hauptmann |
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