Alte Offiziersdienstgrade in Preußen und im Reich
Erläuterungen zu verschiedenen Bezeichnungen aus der Militärgeschichte
Auf vielfachen Wunsch bringen wir im folgenden Abschnitt einmal
verschiedene ehemalige Offiziersdienstgrade mit den zuständigen Erläuterungen,
da es in der preußischen Militärgeschichte häufiger vorkam,
daß temporär Ränge eingeführt wurden, die nur ein
kurzes Dasein hatten und deren Funktion heute nicht immer mehr ganz klar
ist.
Ferner hat es sich als notwendig erwiesen, auch eine Konkordanzliste
online zu stellen, die sich auf die Ränge der NS-Organisationen bezieht,
da hierüber doch oft noch Unklarheiten bestehen. Mit dieser Liste
es ist es möglich, Vergleiche der Ränge anzustellen.
I. Offiziersdienstgarde aus der preußischen Armee bis 1918
I. 1. Ränge
Generalfeldmarschall
General der Kavallerie
General der Infanterie
Generalobert
Generallieutnant
-
Gehört zur Gruppe der Generale, seit 1.1.1899 ersetzt durch die
Bezeichnung Generalleutnant (bis 1918)
Generalmajor
Oberst (Obrist)
Oberstleutnant (Obristleutnant)
-
Die Bezeichnung wurde am 1.1.1899 ersetzt durch die Definition "Generalleutnant"
Major (Obristwachtmeister)
-
Gehört zur Gruppe der Stabsoffiziere. Die Bezeichnung Major und
etatsmäßiger Stabsoffizier wurde am 1.1.1899 ersetzt durch die
Definition "Major beim Stabe"
Capitän (Hauptmann, Rittmeister, Hauptmann 3.Klasse, Rittmeister
1., 2. u.3.Klasse, Stabsrittm., Stabshptm.)
-
Gehört zur Gruppe der Hauptleute, die nur aus diesem Dienstgrad
gebildet wird. Capitäne und Hauptleute gab es bei der Infantiere und
der berittenen Infanterie (Dragoner), Rittmeister nur bei der Kavallerie.
Rittmeister waren in der Armee vor 1815 nur solche, die eine eigene Eskadron
kommandieren, also Eskadronschefs waren. Im gleichen Rang stehende Herren
wurden, wenn sie keine eigene Eskadron, sondern die eines Generals hatten,
als Stabsrittmeister bezeichnet. Da die Generale ihre Eskadronstellung
immer behielten, aber andere Aufgaben in der höheren Truppenführung
wahrnahmen, wurden die Stabsrittmeister als Eskadronsführer eingesetzt.
Am 7.6.1815 wurden die Stabsrittmeister abgeschafft und zu Rittmeistern
und Eskadronschefs ernannt. Bei den nach Klassen geteilten Rittmeistern
handelt es sich bei der 1. und 2.Klasse um Gehaltsstufen. Rittmeister 3.Klasse
gab es nur ziwhen 1851 und 1860. Dies waren Rittmeister, die nur zur Führung
einer Landwehr-Eskadron befugt waren (keine gewöhnlichen Eskadronsführer
oder -chefs).
Premiercapitän
Sekondecapitän
Wachtmeisterleutnant ?????
Premierlieutnant (Oberleutnant)
-
Gehört zur Gruppe der Subalternoffiziere. Ab 1.1.1899 nur noch
"Leutnant".
Sekondelieutnant (Souslieutnant, Leutnant)
-
Gehört zur Gruppe der Subalternoffiziere.
Fähnrich (Cornett, Portepee-Fähnrich)
-
Bei der Infanterie gab es seit etwa 1803 den Portepee-Fähnrich,
während er bei den anderen Truppenteilen (Dragonern) nur Fähnrich
hieß. Es waren dies die ältesten Junker-Unteroffiziere, denen
die Erlaubnis zur Führung des Portepees der Offiziere erteilt worden
war. Bei der Neuorganisation der preußischen Armee wurde die Bezeichnung
auf alle Truppenteile ausgeweitet. Meist wurde aber nur die Bezeichnung
Fähnrich benutzt. Der Fähnrich war der der unterste Offiziersdienstgrad,
der im Regiment die fünf bis zehn jüngsten Offiziere eines Regiments
umfaßte. Bei den Husaren und Kürassieren bis 1807 hieß
der Fähnrich analog Cornett (Kornett). Im November 1807 fiel der Rang
Kornett fort; diese wurden zu Leutnants ernannt. Portepee-Fähnriche
gab es noch bis zum 1.1.1899. Danach hießen sie bis 1918 nur noch
"Fähnrich".
Fahnenjunker
I. 2. Weitere Begriffe
Einem Regiment aggregiert sein (Aggregierung)
-
Der Betreffende stand nicht im Etat des Regiments und erhielt sein
Gehalt aus anderen Quellen
à la suite gestellt sein
-
Bezeichnung wird ab 1848 in Preußen anstatt "aggregiert" gebraucht
bei Dienststellungen außerhalb des Regiments, dem der Betreffende
eigentlich angehörte (z.B. Adjundantur bei einer Brigade). Auch Offiziere,
die länger ohne Gehalt beurlaubt wurden (z.B. zur vorläufigen
Gutsbewirtschaften und temporären Annahme fremder Kriegsdienste) wurden
bis 1902 à la suite gestellt. Seit 1902 galt in Preußen, daß
die á la sutie Gestellten ausschließlich Ehrenstellen bekleideten.
Abgang
-
Verlassen der Armee. Es gab sehr viele Abgangsarten (siehe auch "dimmittiert
sein"). Mögliche Abgangsursachen waren bis 1807: "wegen schlechter
Conduite entlassen", "wegen übler Conduite dimmittiert", "an den Blattern
gestorben", "am Fieber gestorben", "hat sich erschossen", "hat sich unvorsichtiger
Weise erschossen (Unfall des Fähnrichs v.Tettow, 1789 im Rgt. Scholten),
"wurde totgeschossen", "im Duell erschossen", "melancholisch geworden",
"versetzt", "verabschiedet", "dimmitiert", "an Blessur gestorben" (seinen
Wunden erlegen), "ein Regiment erhalten", "im Irrenhaus wegen Krankehit
gestorben (Sekondeleutnant Wilhelmy vom Zietenschen Husaren-Regiment 1765),
"vom Urlaub ausgeblieben", "wegen Unvermögenheit als Salzfaktor eingesetzt",
"reducirt" (zurückgesetzt), "vor ... geblieben" (bei ... gefallen),
"Landrat geworden", "ohne Abschied weggegangen" (Leutnant v.Reichmann vom
Rgt. Lossow 1745), "in der Gefangenschaft verstorben", "wegen unanständigen
Betragens entlassen" (Leutnant v.Briesen 1783 vom Rgt. Scholten), "wegen
blöden Gesichts entlassen" (= kurzsichtig, Leutnant Marschall v.Bieberstein,
1779 aus dem Rgt. Scholten), "mit Pension entlassen", "wegen Epilespie
verabschiedet" (Sekondeleutnant Heinrich Baron v.der Goltz vom Husaren-Rgt.
v.der Schulenburg 1784), "hat quittiert", "von Verstand gekommen" (Fähnrich
v.Mahrenholtz 1740 im Rgt. Hager), "auf seine Güter gegangen", "kassiert",
desertiert", "kassiert weil er sich die Fahne hat nehmen lassen" (Major
v.Auerswald 1779 aus dem Rgt.Kleist), "weil er zum Dienst unlustig gewesen"
(Corporal Friedrich v.Podewils, 20 Jahre alt, 4 Jahre und 6 Monate Dienstzeit,
aus dem Platenschen Dragoner-Rgt.), "nach Duell entwichen" (Sekondeleutnant
Johan Ernst Frhr.v.Lüdinghausen gen.Wolff aus Sonnart im Kulrändischen,
Offizier im Klingspronschen Grenadier-Batl. zu Königsberg i.Pr., erschoß
in einem Duell unweit Königsberg den aus dem gleichen Batl. stammenden
Sekondeleutnant v.Gablentz im Jahre 1783).
Avancement (Beförderung)
-
Mit jeder Beförderung erhielt der Offizier einen neuen Wirkungskreis
zugewiesen. In der altpreußischen Armee bis 1806 wurden die Offiziere
in der Regel in einem Truppenteil befördert (sogenanntes "Regiments-Avancement")
und erst dann versetzt, wenn sie Generäle und Regimentschefs wurden.
Bis zur Mitte des 19.Jahrhunderts war in geringem Umfang auch ein Stellentausch
möglich, wobei es zu Einbußen im Dienstalter kommen konnte.
Avantageur (Junker, Fahnenjunker)
-
Offiziersanwärter oder -aspiranten. sie wurden in der preußischen
Armee bis 1812 Junker genannt. Von 1816 bis 1900 hießen sie Avantageure.
Seither bis 1918 trugen sie die Bezeichnung Fahnenjunker.
dimittiert sein (Dimission genommen)
-
übliche Bezeichnung für eine Entlassung aus dem Dienst, steht
auch für "Abschied genommen", "verabschiedet". wurde bis 1848 in Preußen
angewendet für alle freiwilligen und unfreiwilligen Abgangsarten,
wie mit Pension entlassen, ohne Pension entlassen, mit dem Recht die Regimentsuniform
zu tragen entlassen, "in allen Ehren entlassen", auch "cassiert". ein kassierter
Offizer hat jedoch ein Fehlverhalten begangen und ist nicht in ehren entlassen
worden (z.B. Subordinationsvergehen, Duell, Feigheit, Befehlsmißachtung).
Seit 1848 lautete die Bezeichnung für die ehrenvolle entlassung "Abschied
genommen". Bei dem Abschied mit Uniform handelte es sich um eine ehrenvolle
Entlassung, bei dem der langjährig gediente Offizier die Erlaubnis
erhielt, auch weiterhin die Uniform zu tragen (ohne Befehlsbefugnis).
Freiwillige
-
Bezeichnung der Offiziersaspiranten in den Freiheitskriegen 1813 bis
1815
II. Konkordanztafel der Dienstgrade zu NS-Verbänden
II. 1. Offiziersdienstgrade
Heer / Luftwaffe |
Marine |
Schutzstaffel (SS) |
Sturmabteilung (SA) |
Reichsmarschall |
- |
- |
- |
Generalfeldmarschall |
Großadmiral |
Reichsführer-SS |
Stabschef |
Generaloberst |
Generaladmiral |
Oberstgruppenführer |
- |
General |
Admiral |
Obergruppenführer |
Obergruppenführer |
Generalleutnant |
Vizeadmiral |
Gruppenführer |
Gruppenführer |
Generalmajor |
Konteradmiral |
Brigadeführer |
Brigadeführer |
- |
- |
Oberführer |
Oberführer |
Oberst |
Kapitän zur See |
Standartenführer |
Standartenführer |
Oberstleutnant |
Fregattenkapitän |
Obersturmbannführer |
Obersturmbannführer |
Major |
Korvettenkapitän |
Sturmbannführer |
Sturmbannführer |
Hauptmann |
Kapitänleutnant |
Hauptsturmführer |
Hauptsturmführer |
Oberleutnant |
Oberleutnant z.S. |
Obersturmführer |
Obersturmführer |
Leutnant |
Leutnant zur See |
Untersturmführer |
Untersturmführer |
II. 2. Unteroffiziersdienstgrade
Heer / Luftwaffe |
Marine |
Schutzstaffel (SS) |
Sturmabteilung (SA) |
Stabsoberfeldwebel |
|
Sturmscharführer |
Haupttruppführer |
Oberfähnrich |
Oberfähnrich z.S. |
- |
- |
Oberfeldwebel |
|
Hauptscharführer |
Obertruppführer |
Feldwebel |
|
Oberscharführer |
Truppführer |
Fähnrich |
Fähnrich z.S. |
- |
- |
Unterfeldwebel |
Matrosenobermaat |
Scharführer |
Oberscharführer |
Unteroffizier |
Matrosenmaat |
Unterscharführer |
Scharführer |
II. 3. Mannschaftsdienstgrade
Heer / Luftwaffe |
Marine |
Schutzstaffel (SS) |
Sturmabteilung (SA) |
Stabsgefreiter,
Hauptgefreiter |
Stabsgefreiter,
Hauptgefreiter |
- |
- |
Obegefreiter |
Obegefreiter |
- |
- |
Gefreiter |
Gefreiter |
Rottenführer |
Rottenführer |
Obersoldat |
- |
Sturmmann |
Obersturmmann |
Soldat |
- |
SS-Mann |
Sturmmann |
- |
- |
SS-Anwärter |
SA-Anwärter |
III. Quellen
Für Teil I. wurde benutzt das Werk von Victor Köhler:
Das Kürassier-Regiment v.Seydlitz (Magdeburgisches) Nr.7, seine Geschichte,
Halberstadt 1935, S.599 (Erläuterungen zu den Personal-Notizen der
aktiven Offiziere), Die Bestände der Staatsbibliothek Berlin - Preußischer
Kulturbesitz, Mss.Boruss., fol.311-316, Mikrofilm B 843, 1-6 (Abgangsarten
der friederizianischen Offiziere) und für die Teile II.1. bis II.3.
das Werk von Heinz Atzt: Mörder in Uniform. Organisationen, die zu
Vollstreckern nationalsozialistischer Verbrechen wurden, München 1979,
S.198 sowie Bernd Wegner: Hitlers Politische Soldaten. Die Waffen-SS 1933-1945,
S.357 |