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Kleines ABC zum deutschen Adel

Namen, Verbände, Daten, Fakten aus fünf Jahrhunderten

Die vorliegende Webseite ist Teil eines kleinen virtuellen Lexikons betreffend herausragende Persönlichkeiten des deutschen Adels der Neuzeit sowie adelseigene Begriffe und Institutionen. Neben einer thematischen Einleitung zum Gesamtwerk finden Sie hier auch Register aller Artikel im Lexikon auf der Verzweigungsseite.

Pfeilschifter, Johann Babtist v.

Journalist, Lebenskünstler, * Höfen bei Cham 27.September 1793, gest. Regensburg 16.November 1874.

In der Oberpfalz geboren, ging er zunächst in Straubing auf das Gymnasium und studierte nach seiner Reifeprüfung die Rechte, Philosophie und Geschichte. P. promovierte in Landshut zum Dr. der Jurisprudenz. Daneben künstlerisch besonders interessiert, hielt er 1815 schon Vorlesungen über dramatische Dichtkunst und Bühnenvorstellungen in München. Da er journalistisch begabt war, nahm er anschließend aber die Mitarbeit an den verschiedensten Presseorganen auf. So war er Verfasser mehrerer Artikel im Konversationslexikon von Brockhaus und der angeschlossenen Beilage "Zeitgenossen", einer Biographiensammlung der Biedermeierzeit.

Auch der Aargauer Zeitung oder dem Weimarer "Oppositionsblatt" war er durch seine Mitarbeit verbunden. Seit 1817 leitete er die von ihm gegründete Zeitschrift "Zeitschwingen oder Weimarisches Unterhaltungsblatt", von 1820 bis 1822 korrespondierte er aus dem europäischen Ausland für die Augsburger Allgemeine Zeitung, ab 1822 gab er die konservative an v.Haller angelehnte Zeitschrift "Der Staatsmann" heraus und leitete diese ebenfalls.

Durch diese Tätigkeit wurde er bald mit allen wichtigen europäischen Konservativen bekannt. In den Jahren 1831 bis 1837 schließlich leitete er die "Katholische Kirchenzeitung", daneben noch den "Zuschauer am Main. Zeitschrift für Politik und Geschichte" (seit 1831 die Nachfolgeschrift des "Staatsmanns"), 1837 bis 1843 erschien unter seiner Regie der "Herold des Glaubens". Durch seine katholische Mission, die er auch in seinen Schriften verbreitete, war der zum Katholizismus übergetretene Herzog Ferdinand v.Anhalt-Köthen auf ihn aufmerksam geworden und berief ihn 1825 zum seinem Legationsrat.

1829 erhielt P. von seinem Dienstherrn den erblichen Adelsstand verliehen. Er gehörte damit in der Geschichte des Nobilitierungswesens  zu den seltenen Männern, die wegen ihrer Verdienste auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften erhoben worden waren. Zuletzt lebte er in Würzburg, Darmstadt und Regensburg, wo er noch manche anderen Periodika begründete, die jedoch in der Regel alle bald wieder eingingen.

Auch standespolitisch wurde P. aktiv und war Herausgeber der "Blätter für den Deutschen Adelsstand", die 1832 kurzfristig in Aschaffenburg als Beilage zum zweiten Jahrgang der Zeitschrift "Der Zuschauer am Main. Zeitschrift für Politik und Geschichte" publiziert wurden.

Obwohl mit der Zeit hoch zu Ehren gelangt, geriet er doch mit den Jahren zunehmend in Armut und verstarb schließlich im Alter von 81 Jahren und bedrückt von finanziellen Sorgen in Regensburg. Seine evangelisch gebliebene Gattin Elise geborene Eckenberg (1809-1891) gelangte schließlich noch ins Armenhaus. E.Reinhard bezeichnete ihn im 1936 erschienenen Lexikon für Theologie und Kirche nicht zu Unrecht als einen "unentwegten Vorkämpfer und Bahnbrecher der konservativen Presse," aber "als Stilist weniger glänzend denn kenntnisreich". Viele seiner Unternehmungen hatten keinen dauerhaften Erfolg, ernährten aber ihn und seine kleine Familie. Da er nur eine Tochter hatte, erlosch das Adelsgeschlecht mit seinem Tode im Mannesstamm.

Quellen und Schrifttum: Deutsches Biographisches Archiv, Alte Folge, Mikrofiche 951, Nrn.387-388 --- Deutsches Biographisches Archiv II, Fiche 1001, S.209-211 --- Allgemeine Deutsche Biographie, Bd.XXV, Leipzig 1887, S.657-658 --- GGTB, Briefadelige Häuser, Jg.I, Gotha 1907, 611 --- Hans-Christof Kraus: Johann Babtist v.Pfeilschifter, in: Caspar v.Schrenck-Notzing (Hg.): Lexikon des Konservatismus, Graz / Stuttgart 1996, S.420-422 


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