Institut Deutsche Adelsforschung
Gegründet 1993
Online seit 1998

Start | Sitemap | Tipps | Anfragen | Publikationen | Neues | Über uns | AGB | Impressum

Kleines ABC zum deutschen Adel

Namen, Verbände, Daten, Fakten aus fünf Jahrhunderten

Die vorliegende Webseite ist Teil eines kleinen virtuellen Lexikons betreffend herausragende Persönlichkeiten des deutschen Adels der Neuzeit sowie adelseigene Begriffe und Institutionen. Neben einer thematischen Einleitung zum Gesamtwerk finden Sie hier auch Register aller Artikel im Lexikon auf der Verzweigungsseite.

Brockhusen, Dr.phil. Hans-Joachim v.

Gutsherr, Politiker, * Hannover 20.August 1869, † Bad Reichenhall 16.Oktober 1928.

B. gehörte dem pommerschen Uradel an und war der Sohn des Königlich Preußischen Rittmeisters Gotthilf v.Brockhusen von den Blücherhusaren und Rittergutsbesitzers auf Groß-Justin im Kreis Cammin, Regierungsbezirk Stettin, Hinterpommern. Zuerst besuchte er das Bugenhagianum in Treptow an der Rega, 1887 machte er dort sein Abitur und schloß dann ein Jurastudium in Göttingen, Heidelberg und Berlin an. In Berlin schloß er sich der Bewegung des sozial-konservativ orientierten Pastors Stöcker an. Der farbentragende Corpsstudent der Saxonia und der Saxo-Borussia promovierte er anschließend zum Dr.phil. und trat 1891 als  Gerichts-Referendar in die preußische Verwaltung ein.

1894 Regierungs-Referendar in Koblenz, kam er 1897 als Assessor und Hülfsarbeiter des Landratsamtes nach Tondern und genügte als Einjährig-Freiwilliger und später Sekonde-Leutnant der Reserve des Ersten Garde-Regiments zu Fuß seinem Militärdienst. Versetzt nach Eschwege, war er bald als Hülfsarbeiter im Polizeipräsidium in Frankfurt am Main tätig und übernahm 1903 das Landratsamt des Kreises Grünberg in Schlesien.

Ab 1911 Landrat des Kreises Kolberg in Hinterpommern, wure er 1914 eingezogen und diente als Hauptmann der Reserve und Führer einer Kompanie im Ersten Garde-Regiment zu Fuß in Frankreich. Etwa 1915 dem Stabe Oberost zugeteilt, bewerkstelligte er als Mitarbeiter Erich Ludendorffs den Aufbau eines Verwaltungssystems für das Baltikum ("Land Oberost"), mußte jedoch 1916 aufgrund einer schweren Erkrankung in die Heimat zurückkehren.

Er war nun wieder Landrat, ging nach seiner Genesung aber wieder als stellvertretender Verwaltungschef des deutsch besetzten Baltikums nach Kurland. Ende 1918 erfolgte durch die Revolution seine erneute Abberufung und endgültige Heimkehr auf das väterliche Gut Groß-Justin. Jetzt begann sein standespolitisches Wirken. Er, der wie selbstverständlich auch Mitglied in der Landesabteilung Pommern der Deutschen Adelsgenossenschaft war, plante den deutschen Adel in einer monarchisch orientierten Organisation zusammenzuführen, um beide Grundanschauungen (Notwendigkeit eines Adels und einer Monarchie im deutschen Staatsleben) - deren Existenz seit dem 9.November 1918 in ärgster Gefahr waren - zu erhalten und zu modifizieren.

Er gab diesen Plan aber wieder auf, da die Adelsgenossenschaft sich zu einer immer stärkeren Organisation entwickelte, welche beide Ziele ohnehin verfolgte. So wurde B. stattdessen 1919 Vorsitzender des Arbeitsauschusses "Der Aufrechte" zur Wiedereinführung der Monarchie, dann noch im gleichen Jahre erster Vorsitzender des daraus entstandenen "Bundes der Aufrechten". Hoffnungen eines politisch größeren Einflusses, die sich manche von seiner Ehe mit Irmengard v.Beneckendorff und v.Hindenburg, der Tochter des Generalfeldmarschalls und Reichspräsidenten Paul v.Beneckendorff und v.Hindenburg, erhofften, traten nicht ein.

Der Bund der Aufrechten, dessen Losung "Mit Gott für König und Vaterland, Mit Gott für Kaiser und Reich!" alle Volkskreise errreichen wollte und die Reorganisation des Adels nicht mehr verfolgte, wurde keine Massenbewegung. B. versuchte jedoch, durch eine auslandende publizistische Tätigkeit den monarchischen und Adels-Gedanken zu stärken. Zuletzt Königlich Preußischer Landrat a.D., gehörte B.als gläubiger und tätiger Protestant auch der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St.Johannis vom Soital zu Jerusalem als Rechtsritter an und verstarb knapp 60jährig auf einer Kur in Bayern.

Quellen und Schrifttum: Schl.-Holst. Landesarchiv Schleswig, Abt.309 Nr.8397 (seit 1897) --- GHdA Adelige Häuser A, Bd.V, Limburg 1960, S.73 --- Der Aufrechte. Ein Kämpfer für christlich-deutsche Erneuerung, Jg.III, Nr.23, Berlin 1921, S.216-218 (mit Portrait) sowie desgleichen, jedoch Jg.X, Berlin 1928, S.235-236 / Carsten Reuß: Der Bund der Aufrechten. Wesen, Wirkung, Widersprüche. Ein Beitrag zur Geschichte der monarchischen Bewegung in Deutschland, Münster 1993, S.43 / Erich Ludendorff: Meine Kriegserinnerungen, Berlin 1919, S.152 --- Jahrbuch der Deutschen Adelsgenossenschaft, Berlin 1927, S.368


©  Institut Deutsche Adelsforschung - Quellenvermittlung für Wissenschaft, Familienforschung, Ahnenforschung | Seitenanfang