Institut Deutsche Adelsforschung
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Kleines ABC zum deutschen Adel

Namen, Verbände, Daten, Fakten aus fünf Jahrhunderten

Die vorliegende Webseite ist Teil eines kleinen virtuellen Lexikons betreffend herausragende Persönlichkeiten des deutschen Adels der Neuzeit sowie adelseigene Begriffe und Institutionen. Neben einer thematischen Einleitung zum Gesamtwerk finden Sie hier auch Register aller Artikel im Lexikon auf der Verzweigungsseite.

Mirbach, Johann Wilhelm Freiherr v.

Adelsorganisator, * Düsseldorf 3.Februar 1784, † Dresden 23.Dezember 1849.

M. war der Sohn des Freiherrn Gerhard v.M zu Harff und seiner Gattin Auguste Gräfin Velbrück, wuchs zunächst in Harff auf, mußte aber mit seinen Eltern beim Einmarsch der Franzosen in die linksrheinischen Gebiete das Stammschloß verlassen und lebte dann auf dem mütterlichen Gut Vorst, wo 1794 der Vater starb.  1814 starb auch seine Mutter. Nach einer gründlichen wissenschaftlichen Ausbildung in Köln und Düsseldorf war M. als glühender Patriot und Konservativer Teilnehmer an den deutschen Freiheitskriegen teilzunehmen; 1813 trat er als Offizier daher in das Bergische Husaren-Regiment ein. Der Ausgang des Krieges brachte ihm nun auch das väterliche Harff zurück, dessen Bewirtschaftung er sich fortan widmete.

Schon seit Oktober 1814 in Wien, erlebte er dort in gespannter Erwartung den Wiener Kongreß, kehrte ihm aber enttäuscht den Rücken, da er feststellen mußte, daß sein Traum eines freiheitlichen und geeinten Deutschlands nicht erfüllt werden würde. Seither beschäftigte er sich mit dem, was seine wesentliche Lebensaufgabe war: Der Restauration des rheinischen Adels und der verfassungsmäßigen Gestaltung der Rheinlande im neuen preußischen Staatsverband.

"Es gibt Familien, unter denen die Erhabenheit der Gesinnung und der Handlungen erblich ist, in derem edlem Geschlecht große Tugenden vom Enkel bis zum Urahnherrn aufbewahrt werden - solche Geschlechter sind die Säulen des Staates. Das allgemeine Wohl zu fördern, ist das würdigste Streben des edlen Mannes, dessen Bestimmung es ist, in Krieg und Frieden allezeit der Ritter seines Volkes zu sein. Für diese durch hohe glänzende Beispiele alle anderen leben und sterben zu lehren, ist ewig seine heiligste Pflicht. Der Edelmann soll in Zukunft gewöhnlicher Krieger sein. Im Frieden und im Kriege soll des Vaterlandes Wohl sein ganzes Streben umfassen", schrieb er beispielsweise 1814 in seinem Tagebuch.

Unterbrochen vom erneuten Militärdienst als Rittmeister in den Jahren 1815 bis 1816, in denen er unter anderem die Schlacht bei Waterloo im 11. preußischen Husaren-Regiment mitmachte, widmete er sich fortan vor allem seinen standespolitischen Zielen. Im Dezember 1815 trat er mit einer Denkschrift zur Neugestaltung der Verfassung der Rheinlande an den Staatskanzler Fürsten v.Hardenberg und an Freiherr vom und zum Stein heran. 1822 wurde er Mitglied der Kommission zur Bildung der Provinzialverfassung, 1826/27 Mitglied des ersten Rheinischen Provinziallandtages. Hier kämpfte er in langen Verhandlungen bis 1830 erfolgreich um die Wiederherstellung und Manifestierung des Adelsstandes, bevor er sich aus gesundheitlichen Gründen vom Landtag verabschieden mußte.

Sein Streben mündete schließlich 1835 in die Gründung der Genossenschaft des Rheinischen Ritterbürtigen Adels, dessen erster Ritterhauptmann M. in den Jahren 1837 bis 1849 war. Nach 1830 überwiegend privatisierend, war M. auch schriftstellerisch interessiert, schrieb eine unvollendete Biographie des westfälischen Edelmannes Freiherrn v.Romberg, seines alten Husaren-Kommandeurs,  unterstützte materiell und ideell das bekannte Quellenwerk "Monumenta Germaniae historica" und schrieb noch als 64jähriger 1848 in der Kreuzzeitung gegen die von der Frankfurter Paulskirchenversammlung beschlossene Auflösung der Fideikommisse. Als Edelmann von Format nicht nur Rechte einfordernd, sondern auch seine Standesgenossen an Pflichten erinnernd, aristokratischen Geistes und doch volksverbunden, war M. einer der markantesten Persönlichkeiten des deutschen Adels der Restaurationszeit.

Quellen und Schrifttum: W.Kisky: Johann Wilhelm v.Mirbach, der Gründer der Genossenschaft und erste Ritterhauptmann, in: Ritterrat der Genossenschaft des Rheinischen Ritterbürtigen Adels (Hg.): Die Genossenschaft des Rheinischen Ritterbürtigen Adels 1837-1937. Festschrift zur Erinnerung an den 100.Jahrestag ihrer Gründung, Schloß Gemünden im Hunsrück 1937, S.26-48 --- Ernst Moritz Arndt: Die rheinischen ritterbürtigen Autonomen, Leipzig 1844, S.54 --- Bernhard Gondorf: Die Genossenschaft des Rheinischen Ritterbürtigen Adels. Herausgegben zur Erinnerung an den hundertundfünzigsten Jahrestag ihrer Gründung vom Ritterrat, o.O. 1987, S.209-223 mit Portrait 


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