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Kleines ABC zum deutschen Adel

Namen, Verbände, Daten, Fakten aus fünf Jahrhunderten

Die vorliegende Webseite ist Teil eines kleinen virtuellen Lexikons betreffend herausragende Persönlichkeiten des deutschen Adels der Neuzeit sowie adelseigene Begriffe und Institutionen. Neben einer thematischen Einleitung zum Gesamtwerk finden Sie hier auch Register aller Artikel im Lexikon auf der Verzweigungsseite.

Behr-Pinnow, Carl v.

Vererbungsforscher, * Pinnow 27.Juni 1864, † Berlin 4.Mai 1941.

B. stammte aus einem im 12.Jahrhundert erstmals erwähnten niedersächsischen Uradelsgeschlecht und war der Sohn des Rittmeisters Carl v.B. (1832-1882) auf Pinnow und Johannishof und der Helene v.Flemming (1841-1872). Er besuchte seit Herbst 1875 das Vitzthumsches Gymnasium in Dresden, machte 1883 Abitur auf dem Gymnasium Anklam und studierte dann in den Jahren 1883 bis 1886 in Berlin und Göttingen. Nach sechs Semestern promovierte er 1886 zum Dr.jur. und wurde zum Gerichts-Referendar ernannt sowie auf eigenen Wunsch dem Amtsgericht in Wolgast überwiesen.

1887 als dauernd untauglich für den Militärdienst ausgemustert, konnte er seine Verwaltungslaufbahn ungehindert fortsetzen und kam im Oktober 1887 zum Landgericht Greifswald. Zugleich studierte er dort noch Verwaltungsrecht, Nationalökonomie und Finanzwissenschaften. 1888 wechselte er als Regierungs-Referendar zur Staatsanwaltschaft in Stettin, 1891 wurde er Regierungs-Assessor in Stralsund und Kammerjunker am preußischen Hof.

Zu Anfang 1895 wurde B. mit der kommissarischen Verwaltung einer Regierungsratsstelle im Polizeipräsidium Frankfurt an der Oder betraut, 1897 aber zum Landrat des Kreises Plön in Holstein ernannt. Als er im Februar 1904 Dienstuender Kammerherr der Kaiserin Auguste Viktoria (1858-1920) wurde und Neigung zum Hofdienst zeigte, arbeitete B. vom September 1904  bis zum Oktober 1911 als Kabinettsrat der Kaiserin. Von großem Vertrauen der Königin getragen, ging er jedoch im Oktober 1911 erst 47jährig in den Ruhestand und zog sich auf seine Güter Pinnow und Johannishof in Vorpommern zurück.

Jetzt widmete sich unter anderem wieder der Vererbungsforschung, für die er sich schon immer interessiert hatte. Sie brachte ihm, der auch Mitglied der Landesabteilung Berlin der Deutschen Adelsgenossenschaft war, die medizinische Ehrendoktorwürde der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin ein, lenkte sein Interesse aber auch auf die Adelserneuerung durch Züchtung. In den zwanziger und dreißiger Jahren trast B. öfters mit Artikeln in der Adelspresse hervor, die sich mit diesem Thema befaßten. Er vertrat darin die Auffassung, daß sich der Adel überlebt habe, wenn er sich nicht der Vererbungsforschung bewßt sei. B. war daher einer der Verfechter der Theorie des "Neuadels aus Blut und Boden", wie ihn 1930 Richard W. Darré populär machte. Wenn der Adel, so B., weiter Elite sein wolle, müsse er sich auch biologisch erneuern. Nur so habe er eine Chance, in einem neuen Staat nach der Monarchie wieder Führungsfunktionen zu übernehmen. B. starb als Privatier im zweiten Weltkrieg und kann als einer der modernen "Adelsreformer" völkischer Prägung gesehen werden, der ähnlich argumentierte wie Fritz v.Bodungen(1879-1943).

Werke (Auswahl): Adel und Inzucht, in: Deutsches Adelsblatt, Jg.XLII, Berlin 1924, S.26-27 ---  Verwandtenehen, in: Deutsches Adelsblatt, Jg.XLII, Berlin 1924, S.53 --- Adelsdämmerung - Adelserneuerung, in: Deutsches Adelsblatt Nr.10 vom 8.3.1930, S.139-140 --- Neuadel aus Blut und Boden, in: Deutsches Adelsblatt Nr.51/52  vom 24.12.1930, S.734-735 --- Geburtenziffern des deutschen Adels im 19.Jahrhundert, in: Deutsches Adelsblatt Nr.51 vom 17.12.1932 --- Erneuerung im bestehenden Adel, in: Deutsches Adelsblatt Nr.10 vom 4.3.1933, S.136-138

Quellen und Schrifttum: Schleswig-Holsteinisches Landesarchiv Schleswig, Einzel- und Sammelpersonalakten des Regierungspräsidiums Abt.309, Nr.8118, Nr.8397 (seit Liste 1897), Nr.8398 (bis Liste 1903) und Nr.27386 --- Genealogisches Handbuich des Adels, Adelige Häuser A, Bd.VI, Limburg 1962, S.8 --- Marcelle und Fritz v.Behr: Urkunden und Forschungen zur Geschichte des Geschlechtes v.Behr Gützkower Linie, Bd.VII, Teil II, Bremen 1989, S.1159-1168, Nrn.2619-2637 --- Jahrbuch der Deutschen Adelsgenossenschaft, Berlin 1938, S.82
 


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