Institut Deutsche Adelsforschung
Gegründet 1993
Online seit 1998

Start | Sitemap | Tipps | Anfragen | Publikationen | Neues | Über uns | AGB | Impressum

Desertierte und kassierte Kgl. Preußische Offiziere 1806-1824

Register zu Personalvorkommen von als unzuverlässig eingestuften Militärführern

Adelige Fahnenflüchtige in der preußischen Armee waren zwar nicht die Regel, doch gab es sie trotzdem in nicht unerheblicher Menge. Interessant ist dabei nicht nur die Tatsache an sich, die Diskrepanz zwischen Pflichtauffassung und "typisch" preußischer disziplin, sondern es sind auch die unterschiedlichsten Motivationen zum Verlassen der Truppe ohne Einverständnis.

Betrachten wir uns einmal die verschiedenen Abgangsarten von Offizieren und "Kriegsdienstverweigerern", so stellt sich einem, namentlich wenn man die preußische Armee der friederizianischen Zeit betrachtet, ein sehr differenziertes und vielgliedriges Bild dar.

I. Ehrenhafte Abgangsarten aus preußischem Militärdienst:

  • an den Blattern gestorben,
  • am Fieber gestorben,
  • hat sich erschossen (Premierleutnant v.Neuhoff 1753 aus dem Wolffersdorfschen Rgt),
  • wurde totgeschossen,
  • melancholisch geworden,
  • versetzt, verabschiedet, dimmitiert,
  • an der Blessur gestorben,
  • ein Rgt erhalten,
  • im Irrenhaus wg Krankehit gestorben (Sekondeleutnant Wilhelmy vom Zietenschen Hus.-Rgt. 1765),
  • wegen Unvermögenheit als Salzfaktor eingesetzt,
  • reducirt (zurückgesetzt),
  • vor XYZ geblieben (gefallen),
  • Landrat geworden,
  • in der Gefangenschaft verstorben,
  • wegen blödem Gesicht entlassen (Leutnant Marschall v.Bieberstein 1779 aus dem Rgt. Scholten),
  • mit Pension entlassen,
  • hat sich unvorsichtiger Weise erschossen (Unfall, Fähnrich v.Tettow, 1789 im Rgt. Scholten),
  • wg. Epilespie verabschiedet (Sekondeleutnant Heinrich Baron v.der Goltz vom Schulenburgischen Hus.-Rgt. 1784),
  • hat quittiert,
  • von Verstand gekommen (Fähnrich v.Mahrenholtz aus dem 1740 gestifteten Hagerschen Rgt.),
  • auf seine Güter gegangen.
II. Unehrenhafte Abgangsarten aus preußischem Militärdienst:
  • desertiert,
  • dimmittiert, "weil er zum Dienst unlustig gewesen" (Corporal Friedrich v.Podewils, 20 Jahre alt, nach 4 Jahren und 6 Monaten Dienstzeit, aus dem Platenschen Dragoner-Regiment),
  • kassiert, weil er sich die Fahne hat nehmen lasen (Major v.Auerswald 1779),
  • wegen schlechter Conduite entlassen (Fähnrich v.Eichler 1798 aus dem  Rgt. v.Steinkeller),
  • vom Urlaub ausgeblieben,
  • wegen unanständigen Betragens entlassen (Leutnant v.Briesen 1783 vom Rgt. v.Scholten),
  • wegen übler Conduite dimmittiert,
  • ohne Abschied weggegangen (Leutnant v.Reichmann vom Rgt. v.Lossow 1745),
  • "blieb auf der Werbung aus".
Desertion, um die es hier gehen soll, mußte aber nicht unbedingt das Ende der militärischen Karriere sein. Der Vater eines prreußischen Dargonermajors Friedrich Wilhelm v.Ortel beispielsweise war nach sechs Jahren Cadettenhaus in Stolp 1781 als Junker in die Armee getreten, 1785 aber aus den Diensten des preußischen Königs als Fähnrich desertiert, diente später als Genralmajor in russichen Diensten.

Ein gleiches tat Albrecht Jakob Elsenau-Elsanowsky, der als Sekondeleutnant 1791 die Fahnenflucht ergriff und später als Capitän in russichen Diensten stand; er war zuvor Kulmer Kadett gewesen. Von einem mangelnden soldatischen Geist konnte also bei beiden nicht die Rede sien.

Es müssen vielmehr sehr persönliche Motive gewesen sein, die sie und die anderen Offiziere zur Dersertion trieben. Diese mögen teilweise recht profan gewesen sein, z.B. weil es ihnen in Preußen und in der Armee nicht mehr gefiel und sie glaubten, anderweits bessere Dienste nehmen zu können.

Auf Wunsch senden wir Ihnen gern die genaue Bezeichnung des Fundortes zu und den Standort, damit Sie sich gegebenenfalls Reproduktionen der originalen Quellen aus einer bestimmten deutschen Staatsbibliothek bestellen können.

Für folgende Kgl. Preußische Offiziere von 1806 liegen Kassationsdaten vor:

Czarnotta, Sekondeleutnant v.
Czarnottat v.Wiczlinsky, Sekondeleutnant
Dobrzewinsky, Fähnrich v.
Eschwege, Fähnrich v.
Hartig, Sekondeleutnant v.
Jeetze, Sekondeleutnant v.
Lagerström, Capitän v.
Linckersdorff, Sekondeleutnant v.
Marconnay, Leutnant v.
Massow, Fähnrich v.
Owitzky, Sekondeleutnant v.
Pirch, Sekondeleutnant v.
Rogowsky, Fähnrich v.
Rohwedel, Sekondeleutnant v.
Schack, Leutnant v.
Schlichting, Sekondeleutnant v.
Springenfeld, Fähnrich v.
Straczynski, Fähnrich v.
Sydow, Sekondeleutnant v.
Westerhagen (Westernhagen?), Sekondeleutnant v.
Windheim, Sekondeleutnant v.
Winkelmann, Sekondeleutnant v.
Zeromsky, Sekondeleutnant v.


Jetzt Quellen-Nachweise bestellen!

Der obige Eintrag ist der erste Teil eines von uns exklusiv erstellten Quellen-Nachweises. Ein Quellen-Nachweis ist eine exakte Angabe des Fundortes eines historischen Dokuments in Bibliotheken und Archiven. Nur damit kann man Reproduktionen der Originale bestellen, bisweilen auch als Digitalisate online einsehen. Hier finden Sie ein PDF-Beispiel für einen Quellen-Nachweis. Folgend können Sie vollständige Quellen-Nachweise bestellen; wir berechnen Ihnen dafür 25 Euro je Familienname. Anhand unseren Musterantworten sehen Sie zudem, wie eine Liste mit Quellen-Nachweisen aussieht.

Ja, ich suche den Quellen-Nachweis zum obigen Eintrag:

Ich habe Interesse:
nur an diesem Nachweis
an weiteren Nachweisen zur Familie

Mein Name:

Meine eMail:

Ja, ich akzeptiere die AGB mit Widerrufsrecht und Datenschutz


 


©  Institut Deutsche Adelsforschung - Quellenvermittlung für Wissenschaft, Familienforschung, Ahnenforschung | Seitenanfang