Friedrich der Große und der Adel
Beispiele von Briefen an den Preußenherrscher vom Jahr 1740
bis zu dessen Tode im Jahre 1786
Daß der große Preußenkönig Friedrich (1712-1786)
mit seinem Adel nicht sanft umging, sondern von ihm viel forderte, beweisen
einige der nachstehenden Marginalien (Randnotizen) von seiner Hand, die
er neben Gesuche von Edelleuten mit der Feder aufs Papier setzte.
Dabei ist seine auffallend direkte Art bemerkenswert, mit der er
rücksichtlos Verfehlungen oder Ungerechtigkeiten aufdeckte und zu
verhindern suchte. Dies war aber nur möglich, weil er ein gutes Personengedächtnis
besaß und sich sogar auf einzelne Charaktereigenschaften seiner Offiziere
und Beamten besinnen konnte.
Um keinem falschen Bild Vorschub zu leisten: Friedrich der Große
(Abbildung links in seiner Alltagskleidung, dem Interimsrock der Garde)
hat seinen Adel auch gelobt, doch ist ein Lob eher die Regel gewesen. Tadel
hingegen zeigt abweichendes Verhalten auf, das historisch betrachtet ebenfalls
sehr interessant ist.
Es sei daher gestattet, hier auch einige unterhaltende, jedoch verbürgte
historische Aussprüche darzustellen. Man beachte dabei des Königs
eigenartige (damals freilich noch nicht durch allgemeine Regelwerke festgelegte)
Rechtschreibung und die Anrede seines Gegenübers in der dritten Person.
Die hier vorgestellten Gesuche und Marginalien stammen sämtlich
aus dem Zeitraum zwischen 1740 und 1786, der Regierungszeit des Königs.
Weitere Briefe aus hunderten von anderen Familien an den König lassen
sich übrigens auf unserer Website über die Korrespondenzen mit
Friedrich dem Großen ermitteln.
Die Vornamen der Gesuchsteller waren bei den hier genannten Beispielen
leider nicht angeführt. Als Quelle diente für die unten erwähnte
Zusammenstellung der Aufsatz eines Anonymus: Aus Friedrich`s II. Correspondenz
mit Adeligen, abgedruckt in: Deutsches Adelsblatt, Jahrgang II, Berlin
1884, Seite 83
Begehr der adeligen Gesuchsteller: |
Bemerkungen König Friedrich des Großen: |
Bitte des Generalmajors v.Kleist um Urlaub zu einer Badereise. |
"Keine Narredeien von Bäder, Er soll
nicht hasteliren!" |
Bitte des Kammerherrn Baron v.Müller um Urlaub zu einer
Badereise. |
"Was will Er da? Er wird, was Er noch übrig hat,
dort verspielen und wie ein Bettler zurückkommen!" |
Wiederholung der Bitte des Kammerherrn Baron v.Müller um
Urlaub zu einer Badereise. |
"Er kann zum Teufel geh´n!" |
Bitte der Frau v.Holwede um die Verleihung einer Präbende
(regelmäßiges Einkommen) an ihren Sohn. |
"Ich habe keine Präbende an Müßiggängers
zu vergeben!" |
Klage des Geheimrats v.Brandt, daß mehrere
von ihm geschickte Kolonisten unzufrieden zu ihm zurückgekehrt seien. |
"Er hat Leute geschickt, die Perruquiers [Perückenmacher]
und Kommedianten [Kommödianten] gewesen seindt. Solche Leute kann
man zum Ackerbau nicht gebrauchen!" |
Bitte des Forstmeisters v.Poser, seinen Sohn nicht gewaltsam
zum Militärdienst zu zwingen. |
"Er wird besser bei dem Regiment erzogen als auf einem Dorfe!" |
Bitte der Gräfin v.Paradies, ihrem in bayerischen Diensten
stehenden Sohn eine Stelle im preußischen Militär zu verschaffen,
damit er durch die preußische Disziplin vom übermäßigen
Alkoholgenuß fortkomme. |
"Ich suche gute Officirs, aber was liederlich ist, wirdt wekgejagt,
mit dergleichen Leuten ist mir nicht gedient!"
|
Bitte des Majors a.D. du Moulin, ihm die Stelle eines Kriegsrats
zu verleihen. |
"Das wäre den Bock zum Gärtner machen!" |
Bitte des Generalleutnants v.Diereke für seinen Schwager,
einen Major v.G., damit dieser die nicht standesgemäße Tochter
eines Oberinspektors heiraten dürfe. |
"Pfui, wie kann Er so was vorschlagen!"
|
Bitte des Obersten v.Lassow, daß zwei seiner
Offitziere heiraten dürften. |
"Wenn Husaren Weiber nehmen, so seindt sie selten noch ein Schuß
Pulver werth, aber wenn Er meint, daß sie noch gut dienen können,
so wollte ich es erlauben!" |
Bitte des Kirchenpatrons v.Below um finanzielle
Unterstützung für einen Pastor, da dieser nicht von seinem Gehalt
über 180 Taler leben könne. |
"Die aposteln seindt nicht gewinnsüchtig gewesen, sie haben
umsonst gepredigt. Sein Presiger hat eine apostolische Seele und denket
nicht, daß er alle güther in der Welt vohr nichts ansehen muß!" |
Bitte des Grafen v.Sandretzky, ihm ein Darlehen von 300.000
Talern zu geben. |
"Das kann nicht sein, ich bin der Große Mogul
nicht!" |
Bitte des Landrats v.Wobeser, ihm den durch das Bombardement
von Küstrin entstandenen Schaden zu ersetzen. |
"Am jüngsten Tag kriegt ein jeder alles Wider,
was er in diesem Leben verlorhen hat!" |
Bitte des päpstlichen Generals Graf v.Argelelli,
in preußische Dienste treten zu dürfen. |
"Da Er päpstlicher General, so kann Er nicht in Ketzerdienste
geh`n!" [Vermutliche Anspielung darauf, daß der Papst die Königskrönung
des brandenburgischen Kurfürsten von 1701 nicht anerkannte] |
Bitte des v.Parsenow, ihm den durch die Russen in seinem
Weinkeller verursachten Schaden zu ersetzen. |
"Warum nicht auch, was Er bei der Sindfluth gelitten, Wo Seine
Keller auch unter Wasser gestanden?" |
Bitte des v.Marschall, ein gegen ihn ergangenes gerichtliches
Urteil aufzuheben. |
"Die Gesetze seindt vohr alle Leute und wenn Ihm das nicht ansteht,
so kann Er aus dem Lande geh´n wie sein Bruder!" |
Bitte des Kornetts v.Oertzen, eine Kur in Karlsbad nehmen
zu dürfen, um sein Gehör wiederherzustellen. |
"Das Carels baht Kan nichts vohr die Ohren!" ["Das Karlsbad
kann nichts für die Ohren tun!] |
Bitte des Generalmajors v.Rothkirch, seiner Tochter eine
Präbende (regelmäßiges Einkommen) schenken zu wollen. |
"Er soll hübsch Jungens schaffen, die kann ich alle unterbringen,
mit die Madams weiß ich nicht wohin!" |
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